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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2019

Fantastischer Roman im Sinne von Fantasy- nicht weihnachtlich

Ich, Santa
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Anders als das Cover vermuten lässt, spielt diese Geschichte weder in der Weihnachtszeit noch sind Schnee- oder Weihnachtsmänner das zentrale Motiv...
stattdessen beschreiben die ersten ca 80 Seiten das ...

Anders als das Cover vermuten lässt, spielt diese Geschichte weder in der Weihnachtszeit noch sind Schnee- oder Weihnachtsmänner das zentrale Motiv...
stattdessen beschreiben die ersten ca 80 Seiten das Leben des Ich-Erzählers nach dem Tod seiner Mutter - mit 16Jahren zieht er zu seinem Onkel und den zwei Cousins. Erst nach diesen Seiten hält das Phantastische Einzug in den Roman und es entwickelt sich eine Geschichte abseits des Vorstellbaren... :)

Die Sprache erfreut durch ihre Details und transportiert dadurch die Stimmung der jeweiligen Szenerie und die Gefühle der Personen sehr lebendig. Sätze wie „ Es war Ende Februar und der Morgen hatte verschlafen“ lässt jeden den Moment vorstellbar machen!

Die Kapitel sind eher kurz (260 Seiten sind unterteilt in 33 Kapitel) und mit jeweils 3 zentralen Wörtern aus dem folgenden Kapitel betitelt, die aber nichts inhaltlich vorwegnehmen - die Bedeutung erhalten sie erst beim Lesen! :)

Ein lesenswerter Roman für Fantasy-, nicht unbedingt für Weihnachtsfreunde.

Veröffentlicht am 09.06.2019

Ein richtig, richtig guter Krimi PLUS Kultur und Geschichte von Sylt

Finsteres Kliff
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Ein Krimi, der von der ersten bis buchstäblich letzten Seite spannend ist!!
Schon das Cover gibt sehr gut die Atmosphäre wieder, wie sie auf der Insel Sylt zum Biikebrennen im Februar wohl geherrscht hat. ...

Ein Krimi, der von der ersten bis buchstäblich letzten Seite spannend ist!!
Schon das Cover gibt sehr gut die Atmosphäre wieder, wie sie auf der Insel Sylt zum Biikebrennen im Februar wohl geherrscht hat. Die Geschichte trägt ein Übriges dazu bei, um sich vor dem Schlafengehen zu versichern, ob auch wirklich alle Türen und Fenster geschlossen sind... ;) also ein richtig guter, spannender Krimi!
Zusätzlich werden in den Buch noch Informationen über die Kultur und Geschichte Sylts mitgegeben - die dänische Minderheit sowie vor allem die Wikingerepoche werden mit einigen Details in die Handlung eingeflochten. Alles sehr passend! Einzig, dass für mich noch Fragen bezüglich der Person Liv Lammers und ihrer Familiengeschichte offen blieben, fand ich schade - es war das erste Buch dieser Serie für mich, von daher „muss“ ich wohl die vorherigen bald lesen bzw. auf eine Fortsetzung hoffen :)

Veröffentlicht am 04.06.2019

Eine Stadt im Ausnahmezustand

Die Welt im Viertel
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An die hitzigen Gipfeltage im Juli 2017 hat wohl jede/r in Hamburg so seine eigenen Erinnerungen : das unangemessene Verhalten der abgeordneten Polizisten im Vorfeld, das wahnsinnige Verkehrschaos am Anreisetag, ...

An die hitzigen Gipfeltage im Juli 2017 hat wohl jede/r in Hamburg so seine eigenen Erinnerungen : das unangemessene Verhalten der abgeordneten Polizisten im Vorfeld, das wahnsinnige Verkehrschaos am Anreisetag, die ausufernden Demos, brennende Fahrzeuge, geplünderte Geschäfte; die gemeinsame Aufräumaktion hinterher - ach ja, und um Weltpolitik ging es ja auch noch...
vor diesem Hintergrund einen Krimi zu schreiben, der die Atmosphäre wiedergibt und möglichst allen Beteiligten gerecht wird, ist eine ordentliche Herausforderung!

Cord Buch hat die, meinem Empfinden nach, in vielen Punkten sehr ordentlich gemeistert!
Seine ersten beiden Hamburg-Krimis um den gleichen Personenkreis kenne ich nicht, aber konnte der Handlung auch so problemlos folgen. Die eingangs erwähnten Folgen für die Hamburger Bürger, speziell die rund um den Tagungsort Messehalle wohnenden (St Pauli, Schanze) , sind alle wie noch vieles weitere erwähnt, was die Stimmung gut einfängt und ggf. Erinnerungen weckt.
Die Unterteilung in recht genaue Zeitabschnitte (Tag + Uhrzeit) hat mir nicht so gefallen, da es zu vielen kleinen Kapiteln und damit Unterbrechungen führte.
Die „Weltpolitik“, um die es dieser Tage ja eigentlich ging, ist auf eine sehr interessante Weise erwähnt: mit der kurzen Erzählungen von Betroffenen... hier hätte ich mir eine inhaltliche Einbindung zu Gipfelbeschlüssen gewünscht, um diese bestürzenden Szenen zueinander einordnen zu können.
Was den Krimi um die (fiktiven) Todesopfer angeht: hier wird inhaltlich nichts verraten! Gut gemacht, als Leser tappt man lange Zeit im Dunkeln. Klar, mit mehr als 280 Seiten für diese Themenvielfalt hätte man vielleicht den einen oder anderen Strang weiter ausbauen können, aber für den Umfang sind es gut herausgearbeitete Charaktere und Motive!

Fazit: ein kurzweiliger Krimi mit Hamburg im Vorder- und Weltpolitik im Hintergrund!

Veröffentlicht am 31.05.2019

Welches Kind ist schon normal...

Mein Leben als Sonntagskind
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... heutzutage gibt ja gefühlt fast kein Schulkind mehr ohne Diagnose wie ADHS, ADS, Legasthenie, Dyskalkulie, muss zur Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie etc; aber vor einigen Jahren sah das ja ...

... heutzutage gibt ja gefühlt fast kein Schulkind mehr ohne Diagnose wie ADHS, ADS, Legasthenie, Dyskalkulie, muss zur Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie etc; aber vor einigen Jahren sah das ja noch anders aus. Nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch im Nachbarland, den Niederlanden, wo Jasmijn im Januar 1978 geboren wird. Ein Sonntagskind, das gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Emiel und den Eltern aufwächst und mit zwei Jahren die Hündin Senta bekommt, die schnell für sie zum wichtigsten Bezugspunkt wird. Menschen sind ihr oft zu laut, Gespräche strengen Jasmijn an, da sie zB keine Ironie versteht und alles wörtlich nimmt und Nebengeräusche wie Radio oder TV nicht ausblenden kann. Schon als Vorschulkind mit 4Jahren fällt sie dadurch auf; fremden Menschen (zB der Lehrerin...) antwortet sie nicht und findet keinen Anschluss an die Mitschüler. Ihr Anderssein, wie dass sie sich gern abkapselt, es ihr schnell zu laut und zu hell wird, wird einfach von Eltern und Lehrern hingenommen. Heute unvorstellbar... aus Jasmijns Perspektive erzählt jedoch sehr gut, absolut logisch und leicht nachspürbar geschrieben. Sätze in einer so einprägsam bildlichen Sprache wie „Warm und weich wie dicht behaarte Tierhaut; so musste Fell klingen, wenn es Klang wäre“ oder „In meinem Kopf wurde es hell vor Erleichterung“ tragen absolut zum Lesegenuss bei. Es gibt Höhen und Tiefen; Szenen zum Lachen, aber auch zum Weinen; zum Schmunzeln und trocken Schlucken. Unterteilt ist die autobiographische Geschichte in 134 Kapitel, was bedeutet, das einige sehr kurz sind - manchmal hätte ich mir mehr Informationen zu bestimmten Szenen gewünscht. Auch der Sprung zwischen dem letzten Kapitel mit 18Jahren, also 1996, und 1999 fand ich persönlich schade - gerade in diesem Zeitraum passierte noch mal viel bei Jasmijn, was sicher nicht leicht war für sie als (noch nicht diagnostizierte) Asperger-Autistin. Die Jahre von der Vorschule mit 4 Jahren bis zum Ende der Schulpflicht mit 18Jahren werden jedoch insgesamt ausführlich beschrieben. Jasmijn wird im Buch also erwachsen - aber sie trinkt auch als Jugendliche nach Möglichkeit nur mit Strohhalm, um nichts zu verschütten; ihre Mutter markiert Schuhe mit L und R; bei Familienbesuchen bleibt sie konsequent auch während der Mahlzeiten im Zimmer etc. So manches mal fragt man sich, wenn man wie eingangs geschrieben die heutige, alltägliche Diagnosevielfalt vor Augen hat, wie das alles mit einem lapidaren „so ist sie nun mal“ durchgehen konnte. Das scheint mir irgendwie so unwahrscheinlich, dass es mir die sonst so realitätsnahe Geschichte dann doch fiktiver wirken lässt als es sich für ein autobiographisches Buch gehört... Dennoch: Für mich ein sehr lehrreicher, 608 Seiten langer Ausflug in das Leben eines ganz besonderen Sonntagskindes, den ich jedem ans Herz legen kann - auch denen, die Elvis oder Hunde nicht mögen ;)

Veröffentlicht am 30.05.2019

Ein bisschen von allem ist hier die perfekte Mischung!

Der Wal und das Ende der Welt
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Ein bisschen Fischerdorf-Idylle im englischen Cornwall; ein bisschen Tierliebe für den Wal; ein bisschen Stochastik; ein bisschen Vergangenheitsbewältigung des Protagonisten; ein bisschen Welt- und Finanzpolitik; ...

Ein bisschen Fischerdorf-Idylle im englischen Cornwall; ein bisschen Tierliebe für den Wal; ein bisschen Stochastik; ein bisschen Vergangenheitsbewältigung des Protagonisten; ein bisschen Welt- und Finanzpolitik; ein bisschen Herzschmerz - all das macht hier eine perfekte Mischung aus!

Ohne die Handlung vorwegzunehmen: ich finde es im Nachhinein sehr gut, dass der Klappentext kaum etwas über den Inhalt des Buches verrät und man eigentlich gar nicht so genau weiß, worauf man sich einlässt... um so besser waren die drei (langen) Leseabende, an denen ich dieses Buch verschlungen habe! Es ist toll geschrieben und der Verlauf der Geschichte, die man über längere Passagen auf andere, „echte“ Ereignisse übertragen kann, regt zum Nachdenken an. Was würde ich machen; wie würde mein Nachbar reagieren; könnte nicht dies oder jenes vielleicht sogar tatsächlich eintreten?!

Ein schön anzusehendes und noch viel besser zu lesendes Buch, das ich vielen -jungen und auch älteren LeserInnen- nur empfehlen kann und spätestens zur (im Buch über die christlichen Werte enthaltenen) Weihnachtszeit bestimmt verschenken werde.