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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2024

Einfach nett

Liebe kann doch jedem mal passieren
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Der Roman „Liebe kann doch jedem mal passieren“ ist eine absolut gelungene RomCom. Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen, weil sie einfach nett ist - unterhaltsam, lustig, ans Herz gehend. Zahnärztin ...

Der Roman „Liebe kann doch jedem mal passieren“ ist eine absolut gelungene RomCom. Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen, weil sie einfach nett ist - unterhaltsam, lustig, ans Herz gehend. Zahnärztin Julie zieht für eine dringend benötigte Auszeit in Brighton in ein Zimmer ein, nur um festzustellen, dass ihr gemietetes Zimmer doppelt vergeben wurde – an den angehenden Anwalt Alex. Von Anfang an entsteht eine charmante Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Und ja, das ist vorhersehbar, aber durch die sympathischen Charaktere sehr unterhaltsam zu lesen. Die ungewöhnliche Wohnsituation und zahlreiche exzentrische Nachbarn im Wohnhaus sorgen von Anfang an für viele humorvolle und herzerwärmende Momente, die mich sofort gefesselt haben und mich richtig in die Nachbarschaft in Brighton haben eintauchen lassen.

Ein Pluspunkt des Romans war für mich, dass die Beziehung zwischen Julie und Alex ohne unnötige Missverständnisse und übertriebene Dramen aufgebaut wird, bei denen die Protagonisten aneinander vorbeireden, um den Roman in die Länge zu ziehen. Insgesamt bietet „Liebe kann doch jedem mal passieren“ eine gelungene Mischung aus Witz, Romantik und liebevoll gezeichneten Charakteren, die den Roman zu einer perfekten Lektüre für alle macht, die nach einer herzerwärmenden Geschichte ohne kitschige Klischees suchen.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

In kalter Tiefe

Was das Meer verspricht
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Ein bisschen hat mich der Roman an die Atmosphäre im Roman „In blaukalter Tiefe“ erinnert - auch wenn „Was das Meer verspricht“ hauptsächlich auf einer kleinen, norddeutschen Insel spielt und weniger auf ...

Ein bisschen hat mich der Roman an die Atmosphäre im Roman „In blaukalter Tiefe“ erinnert - auch wenn „Was das Meer verspricht“ hauptsächlich auf einer kleinen, norddeutschen Insel spielt und weniger auf dem Meer. Vom Meer geht aber auch in diesem Roman nicht nur Urlaubsstimmung aus, denn es geht um enttäuschte Erwartungen, Selbstfindung und das Verdrängen und Ausleben von Gefühlen.

Vida, die Protagonistin, hat ihr gesamtes Leben auf der abgelegenen, rauen Insel verbracht. Sie erfüllt ihre Pflicht, ohne den vorgezeichneten Weg zu hinterfragen: das Geschäft der Eltern übernehmen und ihren Kindheitsfreund heiraten. Als eine junge Frau, Marie, auf die Insel kommt, fängt Vida an, an ihrem Weg zu zweifeln. Als schließlich ihr großer Bruder zurückkehrt, geraten Vidas neue Lebensvorstellungen allerdings wieder in Gefahr.

Die Sprache ist lyrisch und bildreich, kurze Kapitel treiben die Handlung voran, wobei dies meinen Lesefluss teilweise auch gestört hat. Ich habe an mir selbst beobachtet, dass ich mich beim Lesen öfter habe ablenken und unterbrechen lassen. Die melancholische Atmosphäre des Romans, gepaart mit seinen dramatischen Wendungen und poetischen Beschreibungen, macht „Was das Meer verspricht“ aber dennoch zu einer lesenswerten Lektüre.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Nein heißt leider nicht Nein

Ich stelle mich schlafend
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„Ich stelle mich schlafend“ ist ein eindringlicher Roman, der die tiefen Wunden, die Missbrauch und Manipulation hinterlassen können, auf erschütternde Weise darstellt. Die Geschichte beginnt mit der Zerstörung ...

„Ich stelle mich schlafend“ ist ein eindringlicher Roman, der die tiefen Wunden, die Missbrauch und Manipulation hinterlassen können, auf erschütternde Weise darstellt. Die Geschichte beginnt mit der Zerstörung des Hauses, in dem Yasemin bis vor kurzem gelebt hat. Diese Zerstörung symbolisiert den Neuanfang, nach dem sich Yasemin sehnt, nachdem sie die Beziehung mit ihrem Freund Vito hinter sich gelassen hat. Die Beziehung der beiden reicht zurück bis in ihre Jugend, als Yasemin sich im Alter von dreizehn Jahren in den drei Jahre älteren Vito verliebt. Doch nach einem Aufenthalt im Sanatorium, wo ihre Skoliose behandelt wird, distanziert sie sich. Zu groß ist die Scham wegen ihres Korsetts, zu fremd der eigene Körper. Zwanzig Jahre später begegnen sich Yasemin und Vito erneut. Yasemin interpretiert dieses späte Wiedersehen als Schicksal, doch bald zeigt sich Vitos wahres Wesen: bedrohlich und zerstörerisch. Yasemins Nein akzeptiert er nicht und so verfällt sie in eine Passivität, die nur schwer auszuhalten ist.

Ein besonderes Element des Romans ist die Darstellung von Yasemins Skoliose. Der gewaltsame Eingriff in ihren Körper, der medizinisch notwendig ist, scheint auch eine tiefere Botschaft zu tragen: Yasemins Körper gehört nicht ihr allein, und in seinem natürlichen Zustand ist er unzureichend. Diese körperliche und psychische Verletzlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch Yasemins Leben und beeinflusst ihre Beziehungen und ihr Selbstbild.

Ohdes Sprache und die Atmosphäre, die sie schafft, sind von einer Sogwirkung, die mich trotz der Schwere der Thematik immer weitergezogen haben. Dies ließ jedoch im Laufe des Romans immer mehr nach, insgesamt wurde mir dann zu oft mit dem Zaunpfahl auf Zusammenhänge und Bedeutungen verwiesen.

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Unerwartet und besonders

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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„Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ ist ein Roman, der Elemente des Abenteuerromans, der Fantasy und des Entwicklungsromans verbindet, was ich vor dem Lesen so nicht erwartet hätte. ...

„Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ ist ein Roman, der Elemente des Abenteuerromans, der Fantasy und des Entwicklungsromans verbindet, was ich vor dem Lesen so nicht erwartet hätte. Eingebettet in die Kulisse des späten 19. Jahrhunderts, nimmt der Roman seine Leser mit auf eine Reise durch das geheimnisvolle und gefährliche Ödland, das zwischen China und Russland liegt. Diese riesige, verlassene Wildnis wird nur vom Transsibirien-Express durchquert, einem Symbol für Fortschritt und Zivilisation, der jedoch in jüngster Zeit durch düstere Gerüchte überschattet wird.

Der Roman folgt drei Hauptfiguren, die alle aus verschiedenen Gründen den riskanten Weg durch das Ödland antreten und die man schnell näher kennenlernt. Aufgrund der Fantasyelemente, ein für mich ungewohntes Genre, ist es mir dennoch erst schwergefallen, in den Text zu finden. Im Laufe des Romans wurde die Atmosphäre dann jedoch dichter und packender. Das Ödland, eine fast mythologische Landschaft, wird durch lebendige Beschreibungen zum Leben erweckt. Auch die Fahrt des Zuges, war so beschrieben, dass ich sie während des Lesens fast selbst spüren konnte. Insgesamt ist der Roman ruhig erzählt, man muss sich Zeit nehmen, um sich auf die Welt des Zuges und des Ödlands einzulassen.

Aus meiner Sicht beleuchtet der Roman die Auswirkungen des Reisens auf die menschliche Psyche und den veränderten Blick auf die Welt. Die Charaktere entwickeln sich durch ihre Reise, werden mit ihren Ängsten und Hoffnungen konfrontiert. Darüber hinaus wird der Umgang des Menschen mit seiner Umwelt dargestellt und die Hybris, zu glauben, man könne sich die Welt Untertan machen und sei nicht mit ihr verbunden, ziehen sich als roter Faden durch die Erzählung. Das hat mich tatsächlich auch sehr berührt, weshalb ich den Roman allen empfehlen kann, die offen sind für ein ungewöhnliches, besonderes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Scharfer Blick auf GenZ

Das glückliche Paar
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Das glückliche Paar“ dreht sich um Celine, eine Konzertpianistin, und Luke, der irgendetwas mit IT und Marketing macht und dabei viel Geld verdient. Beide wollen sich in einem Jahr das Ja-Wort geben. Beide ...

Das glückliche Paar“ dreht sich um Celine, eine Konzertpianistin, und Luke, der irgendetwas mit IT und Marketing macht und dabei viel Geld verdient. Beide wollen sich in einem Jahr das Ja-Wort geben. Beide sind sich aber während dieses Jahres überhaupt nicht so sicher, ob sie das wirklich wollen.

Der Roman erinnert stark an Sally Rooneys Romane, sowohl in der Art und Weise, wie moderne Beziehungen und menschliche Schwächen dargestellt werden, als auch in der melancholisch-sarkastischen Erzählweise. Doch während Rooney mich mit einer distanzierten Kühle in ihren Charakteren oft doch nicht so richtig überzeugen kann, ist es Dolan gelungen, mich richtig gut zu unterhalten. Die Sprache ist prägnant mit einem bissigen Witz, der die melancholischen Untertöne ausgleicht.

Celine und Luke stehen im Mittelpunkt, doch die Erzählung ist durchsetzt von den Perspektiven anderer zentraler Figuren wie Celines Schwester Phoebe und Lukes (Ex-)Freunde Archie und Vivian. Diese multiperspektivische Struktur verleiht dem Roman Dynamik, da jeder Charakter eigene Wünsche, Zweifel und Vergangenheiten mitbringt, die die Handlung vorantreiben und die Beziehungen komplexer gestalten. Deutlich wird dabei auch, dass Celine und Luke, beide bisexuell, eventuell mit der Partnerschaft doch alte heteronormative Vorstellungen von Beziehungen und Sicherheit umsetzen möchten, um nicht allein zu sein. Dafür sind sie beide bereit, einige - zu viele? - Kompromisse einzugehen.

Insgesamt ist „Das glückliche Paar“ ein brillanter Roman, der die komplizierten Facetten moderner Beziehungen mit einem scharfen Blick und viel Empathie darstellt. Ich werde definitiv mehr von der Autorin lesen und kann dieses Buch allen empfehlen, die sich für tiefgründige und gleichzeitig unterhaltsame Geschichten über Liebe, Zweifel und menschliche Beziehungen interessieren.

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