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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ligurienliebe

One last shot - Macht es am Ende doch noch Klick?
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„One Last Shot“ ist ein Roman, der sich zunächst als bezaubernde Liebesgeschichte in der malerischen Kulisse Liguriens präsentiert. Die Handlung verspricht, wie auch das wunderschöne Cover mit dem geschmackvollen ...

„One Last Shot“ ist ein Roman, der sich zunächst als bezaubernde Liebesgeschichte in der malerischen Kulisse Liguriens präsentiert. Die Handlung verspricht, wie auch das wunderschöne Cover mit dem geschmackvollen Farbschnitt (gefällt mir sonst eigentlich nie!), eine romantische und dennoch erfrischend unkitschige Erzählung.

Im Zentrum der Geschichte stehen Emerson, gefragtes Supermodel, und Theo, Fotograph, die sich nach zehn Jahren auf einem Fotoshooting für ein großes Unternehmen wiederbegegnen. Die Wiederentdeckung ihrer Jugendliebe bildet das Herzstück des Romans. Die ersten drei Viertel des Buches haben mich dabei ausgesprochen gut unterhalten. Emersons starker und eigenwilliger Charakter sowie die spannende Darstellung der Modewelt und großer Fotoshootings bieten eine interessante Lektüre.

Leider verliert die Geschichte auf den letzten 100 Seiten, als die Handlung wieder in die USA verlagert wird, etwas von ihrem Charme und ihrer Faszination. Die Rückkehr in die USA und die dortigen Entwicklungen konnten das vorherige Niveau und die besondere Atmosphäre der italienischen Szenen nicht halten, auch wenn die Story eigentlich auf diesen Seiten an Tiefe gewinnt. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass die Autorin die Geschichte weiterhin in Ligurien belässt und uns mehr von der schönen Region und dem Leben dort zeigt.

Insgesamt bleibt „One Last Shot“ jedoch eine lesenswerte und unterhaltsame Lektüre, die besonders durch ihre ersten drei Viertel besticht. Für Fans von romantischen Geschichten mit starken Charakteren und einem Hauch von italienischer Lebensart ist dieses Buch definitiv zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Nett, aber nicht weltbewegend

Das Gegenteil von Erfolg
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Ich muss zugeben, dass ich mir mehr von diesem Roman erhofft habe. Der Roman wird angekündigt als „irre komischer […] schlauer Roman […] über Arbeit, Mutterschaft, Freundschaft, Kapitalismus und den Mutzu ...

Ich muss zugeben, dass ich mir mehr von diesem Roman erhofft habe. Der Roman wird angekündigt als „irre komischer […] schlauer Roman […] über Arbeit, Mutterschaft, Freundschaft, Kapitalismus und den Mutzu scheitern“. Ein unterhaltsamer Roman über eine sympathisch chaotische Protagonistin, der dann aber auch noch Kapitalismuskritik übt? Das musste ich lesen!

Der erste Drittel hat mich dann tatsächlich auch nicht enttäuscht. Der Schreibstil ist locker und unterhaltsam, die beiden Freundinnen Lorrie und Alex sind jeweils nicht zu perfekt und deshalb sympathisch, dennoch haben eine Vorgeschichte, die den Figuren Tiefe gibt. Außerdem sind beide richtig kluge Frauen. Anschließend verlor der Roman aus meiner Sicht allerdings zunehmend an Tempo, es gab zu weitschweifige Überlegungen der beiden Frauen, die jedoch kaum irgendwohin führten oder dazu führten, dass die beiden ihre Handlungen anpassten.

Gestört hat mich dann am Roman in der Gesamtschau, dass mit wichtigen Themen dann doch zu unkritisch umgegangen wird. Das fat shaming, dem z.B. Lorrie ausgesetzt ist, von dieser zwar reflektiert wird, aber dennoch bis zum Schluss nichts dagegen unternommen wird - da wird auch eine ernste Krankheit von Lorries Mutter noch als gute Abnehmmaßnahme kommentiert. Das wird zwar von Lorrie als unmöglich wahrgenommen, sie tut allerdings nichts dagegen. Auch die Kapitalismuskritik fällt lahm aus - Lorrie betont, dass sie am liebsten als Hausfrau bei ihren Töchtern bleiben würde anstatt zu arbeiten. Vielleicht möchte sie auch noch einmal studieren. Das blendet sicher viele Schwierigkeiten, die damit einhergehen aus, wie z.B. die finanzielle Abhängigkeit von ihrem Mann, in die Lorrie sich begeben würde. Auch die Klimaaktivisten werden vom Roman als zu radikal dargestellt, Alternativen dazu scheint es nicht zu geben. Und als wären das nicht schon genug Themen, gibt es auch noch ein Eifersuchtsdrama zwischen Alex und Lorrie und weiteren Figuren. Mein Fazit also: Kann man lesen, muss man aber vielleicht auch nicht.

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Veröffentlicht am 14.05.2024

Leicht verständliche Einführung

Das Ende der Erschöpfung
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"Das Ende der Erschöpfung" ist eine leicht verständliche Einführung zur dringenden Notwendigkeit einer nachhaltigen Umgestaltung des Wirtschaftssystems. Die Autorin präsentiert wichtige Ideen und Weichenstellungen, ...

"Das Ende der Erschöpfung" ist eine leicht verständliche Einführung zur dringenden Notwendigkeit einer nachhaltigen Umgestaltung des Wirtschaftssystems. Die Autorin präsentiert wichtige Ideen und Weichenstellungen, die in Richtung einer zukunftsfähigen Wirtschaft lenken könnten. Ihre Betrachtungen sind dabei sowohl informativ als auch inspirierend, insbesondere aber für Leser:innen, die sich erstmalig mit diesem Thema auseinandersetzen.

Die Autorin beginnt mit einleuchtenden Alltagsbeobachtungen zu Wachstum und Konsum. Die These, Unzufriedenheit und der Wunsch nach mehr komme erst durch den Vergleich mit anderen, fand ich dabei besonders treffend. Ich wohne in einer sehr reichen Stadt und staune teilweise, was in meinem Viertel die „Norm“ ist, da überkommt mich dann tatsächlich öfter der Wunsch, eigentlich auch eine größere Wohnung mit Balkon haben zu wollen, obwohl meine jetzige Wohnung mein Grundbedürfnis nach einem Dach über dem Kopf eigentlich schon gerecht würde. Auch an weiteren Beispiel zeigt die Autorin, von welchen Vorstellungen und Fehlverständnissen unser Blick auf das Wirtschaften und Wachstum geprägt ist. Darauf aufbauend geht sie dann auf viele konkrete Ideen von Degrowth-Strömungen ein und erläutert sie auch für Laien sehr verständlich. Dabei wird sie teilweise wenig konkret, allerdings ist das auch nicht das Ziel des Buches: Die Autorin möchte erst einmal einen Möglichkeitsraum im Denken aufmachen und eine Diskussion anstoßen. Richtig gut gelingt das jedoch immer, wenn Alltagsbeispiele eingebracht werden, von denen es ruhig noch mehr hätte geben dürfen.

Insgesamt bietet "Das Ende der Erschöpfung" damit eine wichtige Perspektive auf die notwendigen Veränderungen im Wirtschaftssystem. Allerdings liefert es für einige bereits informierte Leser:innen möglicherweise nicht viele neue Erkenntnisse, da vor allem verschiedene Ansätze zusammengefasst und in einen Zusammenhang gebracht werden. Die Autorin baut also stark auf bereits bekannte Konzepte auf, was ich grundsätzlich positiv sehe, sie fügt aber nur begrenzt neue Einsichten hinzu. Ich persönlich kannte mehrere Sachbücher und wissenschaftliche Ansätze, auf die sich die Autorin bezieht (Ulrike Herrmann, Maja Göpel, Kate Raeworth, John Maynard Keynes,…), weshalb es nur einige Kapitel gab, die für mich inhaltlich wirklich neu waren. Und trotzdem: Gerade deshalb ist dieses Sachbuch sicher für viele Leser:innen ein guter Ausgangspunkt für den Einstieg in die Debatte.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Harte Realität in poetischer Sprache

Die Schönheit der Rosalind Bone
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In "Die Schönheit der Rosalind Bone" taucht man ein in die düstere und beklemmende Welt eines walisischen Dorfes, in dem zwar jeder jeden beobachtet, aber bei Problemen intensiv wegschaut und geschwiegen ...

In "Die Schönheit der Rosalind Bone" taucht man ein in die düstere und beklemmende Welt eines walisischen Dorfes, in dem zwar jeder jeden beobachtet, aber bei Problemen intensiv wegschaut und geschwiegen wird. So ist Rosalind Bone von mehreren Jahrzehnten vom Erdboden verschwunden, aber erst ihre Nichte Catrin stellt Nachforschungen an.

Besonders beeindruckend ist McCarthys Fähigkeit, auf wenigen Seiten ein dichtes Bild dieses Dorfes zu entwerfen. Durch die Augen verschiedener Figuren lernen wir die Verstrickungen innerhalb der Dorfgemeinschaft nach und nach kennen. Dabei wird schnell deutlich, wie viel Gewalt, Angst, Trauer und Wut in den scheinbar idyllischen Kulissen verborgen liegt. Die poetische Sprache des Autors verleiht der Geschichte eine ganz eigene Atmosphäre und ermöglicht es dem Leser, tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere einzutauchen. Dabei schreckt die Autorin nicht zurück, auch die Perspektive von Tätern zu übernehmen. Zudem werden dadurch die unterschiedlichen Sichtweisen auf dasselbe Ereignis deutlich. Hoffnung macht die Figur Catrin, die mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit das Wegschauen und Nichtstun in Frage stellt und damit den Kern der gesellschaftlichen Missstände im Dorf offenlegt.

"Die Schönheit der Rosalind Bone" ist mehr als nur ein Roman, es ist eine eindringliche Auseinandersetzung mit Themen wie Gewalt gegen Frauen, Verdrängung und dem Streben nach Gerechtigkeit. McCarthy gelingt es, diese schwierigen Themen mit Sensibilität und Tiefe zu behandeln, ohne dabei an Intensität zu verlieren. Ein Buch, das noch lange nachklingt und zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Keine leichte Kost

Windstärke 17
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"Windstärke 17" präsentiert eine düstere Fortsetzung zu „22 Bahnen“, die die Leserinnen und Lesern auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt. Im Mittelpunkt des Romans steht dieses Mal Protagonistin ...

"Windstärke 17" präsentiert eine düstere Fortsetzung zu „22 Bahnen“, die die Leserinnen und Lesern auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt. Im Mittelpunkt des Romans steht dieses Mal Protagonistin Ida. Es sind Jahre vergangen, seit Tilda Ida mit der alkoholkranken Mutter allein zu Hause gelassen hat. Ida hat sich durchgeschlagen, aber der Selbstmord der Mutter, als sie nicht zu Hause ist, wirft sie vollkommen aus der Bahn. Spontan flüchtet sie nach Rügen und lernt dort das ältere Ehepaar Marianne und Knut kennen, bei denen sie Stabilität und Wärme findet. Zusätzlich ist da noch Leif, dem sie ebenfalls näher kommt und der seine eigenen Päckchen zu tragen hat. Doch dann erhält Marianne eine Krebsdiagnose und Ida muss sich dem Umgang mit Angst, Nähe und möglichem Verlust stellen.

Die Sprache von Autorin Caroline Wahl hat mir erneut richtig gut gefallen, sie findet poetische und treffende Metaphern für Idas Gefühle und die Geschichte entfaltet schnell einen Sog. Dieses Mal ist nicht das Freibad der Rückzugsort, sondern die mal als ruhig, mal als stürmisch beschriebene Ostsee, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Ich bin aber unsicher, ob ich den Roman wirklich hätte lesen wollen, wenn ich gewusst hätte, dass Mariannes Krebserkrankung so eine große Rolle spielen würde. Im Vergleich mit 22 Bahnen hat dieses Buch inhaltlich deutlich weniger Leichtigkeit und Hoffnung zu bieten. Am Ende bleibt Vieles offen und auch das Verhältnis zwischen den beiden Schwestern Ida und Tilda bleibt ungeklärt, da Ida ihre Wut auf Tilda selbst nicht näher bestimmen kann.

Insgesamt bietet "Windstärke 17" eine tiefgründige Reflexion über Verlust, Angst und die Suche nach Stabilität. Wer sich auf eine emotionale Herausforderung einlassen möchte und Caroline Wahls poetische Sprache schätzt, sollte einen Blick riskieren, aber Vorsicht walten lassen, denn dieser Roman ist keine leichte Kost.

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