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Veröffentlicht am 10.11.2020

Die großen dunklen Steine der Vergangenheit lassen sich nur schwer bewegen

Draw - Saylor und Cord
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Saylor hat nicht nur eine unglückliche Vorgeschichte, sondern auch einen gewalttätigen Freund. Als er dieses Mal zu weit geht, packt sie ihre Sachen und haut ab. Zurück in ihre Heimatstadt, die voller ...

Saylor hat nicht nur eine unglückliche Vorgeschichte, sondern auch einen gewalttätigen Freund. Als er dieses Mal zu weit geht, packt sie ihre Sachen und haut ab. Zurück in ihre Heimatstadt, die voller negativer Erinnerungen steckt, möchte sie nicht. Also flieht sie zu ihrem Cousin und besten Freund Brent. Dort trifft sie allerdings nicht wie erwartet auf ihren Cousin, sondern auf einen ganz bestimmten Typen, den sie am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen würde, und zwar auf Cord Gentry. An das was sie mit ihm erlebt hat, möchte sie nie wieder zurückdenken und diese Erfahrung samt Typ am liebsten aus ihrem Leben verbannen. Doch als er ihr heute seine Hilfe anbietet, hat sie fast keine andere Wahl, als diese anzunehmen.
Die drei Gentry-Brüder waren schon immer eine Gefahr, der man am Besten aus dem Weg ging. Und noch heute verdienen sie ihr Geld nicht auf normalem Weg, sondern durch Schlägereien und den Wetteinsätzen anderer. Nicht umsonst ist die ganze Sippe, die unter diesem Namen herrscht, als der Abschaum ihrer Heimatstadt bekannt. Doch sind die Brüder tatsächlich derart miese Typen, für die sie gehalten werden, oder haben sie auch noch eine andere Seite? Denn eigentlich ist den drei Jungs nichts lieber, als der Welt zu zeigen, was wirklich in ihnen steckt.
Dieses Buch ist der erste Teil einer Trilogie über die Gentry-Brüder und betrifft besonders Cord, einen der Drillinge. Abwechselnd aus Cords und Saylors Perspektive offenbart die Geschichte einen Blick auf ihre Gedanken und negativen Erfahrungen ihrer Vergangenheit. Denn sowohl Saylor als auch Cord haben nicht gerade eine schöne Kindheit hinter sich. Sie sind aufgewachsen in einem Ort, in dem ein Gefängnis schon am Eingang der Stadt thront, und ihm somit auch seinen Charakter verleiht. Gewalt, Drogen, Alkohol und Armut sind ein klares Markenzeichen dieser Gegend. Wer hier rauskommt, hat schon eine ganze Menge erreicht und kehrt so schnell nicht zurück.
Vielleicht ist gerade die trostlose Vergangenheit oder aber der Vorfall vor Jahren der Grund, warum Saylor und Cord heute zueinanderfinden. Zwischen ihnen entsteht eine Verbindung voller Lust und Leidenschaft und die dennoch nicht einfach zu pflegen ist.

Besonders der Einstieg in den ersten Teil dieser Trilogie hat mir sehr gut gefallen. Es war ein Genuss zu beobachten, wie sich die Empfindungen wandeln und der einst verhasste Gegenüber plötzlich ein grenzenloses Verlangen auslöst. Saylor und Cord können sich eigentlich gegenseitig nicht ausstehen und trotzdem hat das Schicksal etwas anderes für sie vorgesehen. Zu beobachten, wie diese Verbindung unter knisternden und prickelnden Momenten entsteht, war ein Vergnügen.
Leider hat die Geschichte für mich mit der Zeit etwas an Charme verloren. Nachdem Saylor und Cord einander gefunden hatten, waren neben dem häufigen Sex der beiden nur noch die brutalen Kämpfe der Gentry Brüder ein Thema. Die innige Verbindung unter den Drillingsbrüdern war deutlich spürbar. Ein liebevoller Zusammenhalt, der im völligen Kontrast zu ihrem sonst so groben Erscheinungsbild steht. Gemeinsam teilen sie den Wunsch nach einer besseren Zukunft. Diesen jedoch mit guten Taten in die Realität umzusetzen, scheint aber den impulsiven Brüdern nicht immer leicht zu fallen. Vermutlich ist es schwer, in eine Story mit derart harten Jungs noch etwas mehr Gefühl und Tiefe hineinzustecken, aber ich glaube gerade das habe ich vermisst. Möglicherweise waren es auch die vielen negativen Erfahrungen, die den Protagonisten das Leben schwer machen und etwas auf die Stimmung drücken. Ich kann es schlecht beurteilen. Irgendwie konnte die Geschichte mich nicht so sehr berühren, wie ich es mir gewünscht hätte. Wer aber nicht unbedingt auf eine tiefsinnige Geschichte aus ist und viel mehr eine kurzweilige, heiße Story für Zwischendurch sucht, für den liefert das Buch sicher gute Unterhaltung. Ich hoffe darauf, dass mich die anderen beiden Gentry-Brüder etwas mehr beeindrucken können. Ich gebe diesem Buch 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Von der Stimmung enttäuscht und vom Ende überrascht

Zweimal im Leben
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Catherine leidet an einer dissoziativen Störung, in der sie weder spricht noch auf ihre Mitmenschen reagiert. Seit vier Monaten befindet sie sich in diesem Zustand und niemand weiß, ob sich jemals etwas ...

Catherine leidet an einer dissoziativen Störung, in der sie weder spricht noch auf ihre Mitmenschen reagiert. Seit vier Monaten befindet sie sich in diesem Zustand und niemand weiß, ob sich jemals etwas daran ändert. Ausgelöst wurde ihr Schweigen durch ein traumatisches Ereignis. Heraus aus diesem schrecklichen Zustand findet sie nur, wenn sie sich ihrer Vergangenheit stellt.
Alles begann vor fünfzehn Jahren, als Catherine den gutaussehenden Lucian, die Liebe ihres Lebens kennenlernte. Sie verlieben sich schnell und verbrachten eine glückliche, ausgelassene Zeit. Eine besondere Liebe, so schien es ihnen. Doch von einem Tag auf den anderen änderte sich alles. Catherine beendete überstürzt die Beziehung und verschwand aus Lucians Leben. Schließlich heiratete sie nicht den reichen Lucian, sondern den bodenständigen Sam und gründete mit ihm eine Familie. Doch vergessen konnte sie ihre erste Liebe nie. Auch Lucian fühlte genauso und konnte die Frau, die sich so plötzlich und unbegründet aus seinem Leben schlich, gedanklich nicht von ihr lösen. Als die Zwei sich schließlich nach fünfzehn Jahren wiedersehen, scheint ihr Glück ein zweites Mal so intensiv, wie vor all den Jahren. Allerdings schweben nicht nur zahlreiche Erinnerungen an ihre gemeinsame schöne Zeit zwischen ihnen, sondern auch etliche unausgesprochene Worte. Ein grausiges Unglück zerstört die kurz wiederaufgeblühte Liebe ein zweites Mal, und Catherine verschwindet erneut aus Lucians Leben.
Dramatischer und schwerer als die Geschichte von Catherine, habe ich noch nie eine Liebesgeschichte erlebt. Dieses Buch ist an Tragik kaum zu übertreffen. Der Einstieg in das Buch beginnt erst einmal etwas verwirrend, denn er wechselt zwischen drei verschiedenen Zeiten und zwei verschiedenen Personen. Ich konnte mich aber trotz dieses Wechsels, schnell daran gewöhnen und in die Geschichte einsteigen. Allerdings zog sich aus meiner Sicht die erste Hälfte des Buches enorm. Auch wenn auf den ersten Seiten die vielen Beschreibungen noch recht spannend waren, so wurden sie mir zur Mitte hin wirklich etwas zu viel. Denn ich wollte von Anfang an eigentlich nichts mehr, als dem Geheimnis von Catherine auf die Spur kommen. Schon zu diesem Zeitpunkt war aber zu erahnen, dass man erst zum Ende hin dem Rätsel und dem Grund der Trennung näherkommt. Außerdem hatte ich, als ich den Klappentext las und zur Buchlieferung sogar ein Taschentuch geliefert bekam, tatsächlich mit einer sehr bewegenden und emotionalen Geschichte gerechnet. Doch traurigerweise blieben die großen Gefühle komplett aus und das Taschentuch leider trocken. Ich schiebe das aber allein darauf, weil die Geschichte aus der Erzählperspektive geschrieben wurde und die Gefühle so für den Leser nicht erreichbar waren. Was mich in dieser Geschichte aber ständig begleitete, war die unglaubliche Schwere in Catherines Leben. Auch das Leben von Lucian schien mir alles andere als glücklich. Ihm und seinen Freunden schien der ganze Luxus, von dem sie umgeben waren, regelrecht zu Kopf zu steigen. Ihr Verhalten wirkte nicht nur kühl und distanziert, sondern teilweise abstoßend auf mich.
Ab der Mitte des Buches konnte mich die Story aber tatsächlich packen und sie wurde immer spannender. Die Geschichte nahm immer mehr an Fahrt auf. Ich fragte mich zwar ständig, wie es möglich ist, diesem Buch noch ein positives Ende abzugewinnen, aber die Autorin hat es hier wirklich geschafft, mich zu überraschen. Ich fand das Ende nicht nur absolut passend, sondern auch gut gewählt. Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können. Leider kann ich dem Buch aber aufgrund seiner Stimmung nicht mehr wie drei Sterne verleihen. Denn diese dramatische Liebesgeschichte hat mich regelrecht runtergezogen und ich war froh, dass ich sie endlich abschließen konnte.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Bedrückende Stimmung hinter der gefallenden Mauer

Verlassene Nester
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Nüchterne und bedrückende Erzählung über das Leben in Ostdeutschland rund um die Wende. Leider konnte sie mich nicht überzeugen.


Die dreizehnjährige Pilly wohnt mit ihrem Vater in Ostdeutschland. Die ...

Nüchterne und bedrückende Erzählung über das Leben in Ostdeutschland rund um die Wende. Leider konnte sie mich nicht überzeugen.


Die dreizehnjährige Pilly wohnt mit ihrem Vater in Ostdeutschland. Die Mutter hat sich auf dem Staub gemacht und nun sorgen der Vater und zum Teil auch die Tanten für das Mädchen. Pilly befindet sich mitten in der Pubertät und macht ihre ersten Begegnungen mit der Liebe, denn für ihre Freundin Katja empfindet sie mehr als üblich. Doch da gibt es auch noch Bine, die ebenfalls an Katjas Seite ist und die deutlich zu verstehen gibt, was sie von Pilly hält.
Der Roman erzählt über das Leben im ostdeutschen Raum kurz nach der Wende. Die Menschen sind unzufrieden und oft ohne Perspektive. Viele von ihnen sehnen sich die Zeit vor dem Mauerfall zurück. Seite für Seite versetzt mich die Autorin in dieses Leben und ich lerne Pillys Umfeld kennen. Die Nachbarn, Tanten und weitere Bewohner der Umgebung werden umfangreich beschrieben. Der Vater verbringt viel Zeit in der Kneipe. Die Jugendlichen sind sich größtenteils selbst überlassen. Für die meisten Menschen ist das Geld knapp.
Für mich klang das Buch von Anfang an sehr spannend. Ein historischer Roman über die Zeit kurz nach der Wende und dann aus der Sicht des Ostens. Das konnte nur interessant werden. Dass ich aber mit dem bedrückenden Schreibstil der Autorin nicht wirklich warm werden konnte, nahm mir die Freude am Lesen. Das Buch strahlt für mich eine durch und durch pessimistische und negative Atmosphäre aus. Der Begriff Dunkeldeutschland bekommt hier eine neue Bedeutung. Ich bin mir nicht sicher, ob die Autorin gewünscht hat, dass man ein derart bedrückendes Bild vom Osten Deutschlands erhält. Sie beschreibt sehr bildhaft und ich hatte die Umgebung und die Menschen sehr genau vor Augen. Jedoch driftet sie bei ihren Erzählungen sehr häufig weit in die Vergangenheit ab und ich hatte Mühe bei den Charakteren zu bleiben. Ihre Sätze beinhalten so viele Informationen, bei denen ich mir nie sicher war, ob ich sie überhaupt brauche. Oft wusste ich nicht mehr, in welcher Zeit ich mich gerade überhaupt befand. Ich musste mich schon sehr genau auf das Geschriebene konzentrieren, um alle Informationen richtig aufzunehmen, denn viel zu oft gab es nur Andeutungen und keine genauen Aussagen. Es blieb unglaublich viel Platz für Spekulationen. Ein gewisses geschichtliches Vorwissen sollte ebenfalls bestehen, um überhaupt alles richtig aufnehmen zu können. Hin und wieder war der Drang nach Antworten so groß, dass richtig Spannung aufkam, manchmal aber schweiften die Ausflüge in die Vergangenheit so stark aus, dass ich Mühe hatte in der Geschichte zu bleiben. Was mich aber besonders gestört hat, war die Beziehung zu Tieren. Die Autorin schreibt von einem wunderschönen naturbelassenen Garten, einem üppigen Gemüse- und gleichzeitig verwunschenen Hexengarten. Die Liebe zur Natur kommt hier deutlich an. Doch das Verhältnis zu den Tieren konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Sie beschreibt alles sehr kalt, nackt und vor allem makaber, ohne jegliche Gefühle und ein wenig schaurig, damit gewisse Szenen, die absolut natürlich sind, auch möglichst abscheulich rüberkommen. Ähnlich verhielt es sich unter den Jugendlichen. Um dazuzugehören, musste eine Herausforderung nach der anderen angenommen werden und dabei ging es keinesfalls ungefährlich oder harmlos zu. Ich fand es zum Teil sehr erniedrigend und man spürte sehr deutlich, dass hier die Grenzen stark ausgetestet wurden.
Ich bin ein Mensch, der sich mit Büchern ohne Emotionen schwertut. Ich konnte leider kaum Sympathie für die Protagonisten aufbauen. Zudem bin ich der Meinung, es können auch schwierige Lebenssituationen mit Gefühl rübergebracht werden, ohne dass sie an Dramatik verlieren. Wer dieses Bedürfnis beim Lesen nicht hat, der mag vermutlich mit dem Buch gut zurechtkommen. Für mich war es zwar ein interessanter Ausflug in den Osten, aber das erwartete Hochgefühl beim Lesen blieb leider aus.

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