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Veröffentlicht am 18.01.2023

Auf der Schwelle des Todes wird Frieden geschlossen

Die Träume der Sterbenden
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In „Die Träume der Sterbenden“ berichtet ein junger Arzt, wie er aus dem Krankenhaus in ein Hospiz wechselt und bei der Begleitung der Sterbenden eine Entdeckung macht. Bereits im Vorwort schildert er ...

In „Die Träume der Sterbenden“ berichtet ein junger Arzt, wie er aus dem Krankenhaus in ein Hospiz wechselt und bei der Begleitung der Sterbenden eine Entdeckung macht. Bereits im Vorwort schildert er einen Vorfall, der mich sehr berührt und ebenso neugierig gemacht hat. Denn die Träume in den letzten Zügen, Tagen oder Wochen der Sterbenden verändern sich. Die Kranken begegnen in ihren Träumen ihren lieben Angehörigen und Freunden, die bereits verstorben sind. Je nachdem, wie sie gelebt haben, durchlaufen sie verschiedene Traumphasen, um von der Welt Abschied nehmen zu können. Sie schließen mit ihrem schlechten Gewissen ab, kommen mit ihren Freunden oder Familienangehörigen ins Reine und durchlaufen eine Entwicklung, die ihnen den Abschied von der Welt einfacher macht. Nicht alles, aber vieles davon wird komplett in ihren Träumen geregelt.
Zitat: „Dabei geht es darum, das Drehbuch unseres Lebens, das uns zufällig oder auch irgendeinem Plan folgend zugeteilt wurde, zu überdenken und gegebenenfalls neu zu schreiben.“

Nachdem ich den Titel des Buches gelesen hatte, war meine Neugierde geweckt und ich musste dieses Buch lesen. Gerade wenn man Menschen belgeitet, bei denen man weiß, dass ihre Tage gezählt sind, beschäftigt man sich mit der Frage, wie die letzte Phase des Lebens ablaufen wird. Um diesem letzten Schritt entspannter gegenüberzutreten, eignet sich dieses Buch hervorragend. Es ist ein Buch zum Loslassen. Es vermittelt das Gefühl, dass ein jeder in Frieden mit seinem Leben abschließen kann und wohlbehalten bei seinen bereits verstorbenen Angehörigen ankommt, egal was zuvor in seinem Leben auch passiert ist. Nicht selten sogar bekommt man den Eindruck, dass der ein oder andere im Buch sogar von seinen bereits verstorbenen Lieben abgeholt wurde. Nicht nur den Sterbenden haben ihre Lebensendträume geholfen loszulassen, sondern auch deren Hinterbliebenen. In einem Fall sogar wurde durch die Veränderung, die der Sterbende durch seine Träume durchlebte, ein kaum vorstellbarer Frieden mit seiner Tochter geschlossen, die zwar noch lebte, der Kontakt aber abgebrochen war. So hat die letzte Begegnung für beide Seiten eine riesige Veränderung bewirkt. Der Vater konnte die Erde in Ruhe verlassen und für die Tochter hat sich ihr Leben seither grundlegend und positiv verändert.
Das Buch beantwortet zwar nicht die Frage auf das, was nach dem Tod folgt, es mildert aber die Angst vor dem Sterbeprozess und gibt einem das Gefühl, dass wirklich jeder die Schwelle zum Tod in Frieden gehen kann.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Kleines Büchlein mit großem Wohlfühleffekt

Sterne glitzern auch im Schnee
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Anni und Thies wohnen in einem gemütlichen Häuschen in Bremen. Es ist Dezember, doch anders als bei den Nachbarn, sieht es in diesem Jahr in ihrem Vorgarten sowie im inneren des Hauses überhaupt nicht ...

Anni und Thies wohnen in einem gemütlichen Häuschen in Bremen. Es ist Dezember, doch anders als bei den Nachbarn, sieht es in diesem Jahr in ihrem Vorgarten sowie im inneren des Hauses überhaupt nicht weihnachtlich aus. Obwohl Thies sonst immer einer der ersten ist, der die Lichterketten aus der Ecke holt und leckere Zimtsterne backt, hält er sich unauffällig zurück. Anni spürt, dass etwas anders ist und dass Thies sich sowohl bei der Weihnachtsdeko als auch beim Essen zurückhält. Jedoch ist sie so sehr mit ihrem strammen Arbeitsplan beschäftigt, dass sie dem eigenartigen Verhalten ihres Freundes, vorerst keine große Bedeutung zumisst. Als dann plötzlich auch noch unerwarteter Besuch vor der verschneiten Haustür steht, ist es vorerst vorbei mit inniger Zweisamkeit. Dieses Weihnachten fällt definitiv anders aus.
Mir sind schon oft die wunderschönen Buchcover von Meike Werkmeister ins Auge gefallen. So auch dieses, bei dem sogar der Titel des Buches glitzert. In echt sieht das Exemplar noch viel schöner aus als auf der Abbildung im Internet. Ich bin ehrlich gesagt total verliebt in dieses zauberhafte Cover. Schon lange wollte ich ein Buch der Autorin lesen. Geradezu perfekt fand ich daher diesen kleinen, aber feinen Weihnachtsroman, der auch in einer stressigen Vorweihnachtszeit noch Platz finden könnte. Ich habe ihn zwischen den Feiertagen genießen können und finde, dass er allein wegen seiner winterlichen Umgebung auch in den ersten Wochen des neuen Jahrs noch ausgezeichnet gelesen werden kann. Ideal liest er sich allerdings im Advent, denn im hinteren Teil des Buches findet sich ein kleiner Adventskalender mit niedlichen Bastelideen, Rezepten und weihnachtlichen Sprüchen. Überhaupt ist das Buch im Innenteil sehr farbenfroh und liebevoll gestaltet, was mir ausgesprochen gut gefällt und eine angenehme Stimmung zaubert. Ich habe mich beim Lesen so dermaßen pudelwohl gefühlt. Der Schreibstil ist mehr als harmonisch und die Protagonisten durch und durch sympathisch. Es enthält kleine Krisen und dazu tolle Lösungen mit einem wunderbaren Happy End. Ich kann nicht genau erklären, was ich erwartet habe, aber ich war überrascht, dass die Autorin diese Geschichte auf so jugendliche und frische Weise rübergebracht hat. Die Protagonisten sind zwischen 35 und 40 Jahren, genau das Alter, in dem Gedanken an die Zukunft mehr Bedeutung finden und sich die Wege unter Freunden oft in unterschiedliche Richtungen entfalten. Ich finde selten ein Buch, in dem diese Altersgruppe vorkommt. Genau das hat mir aber ausgezeichnet gut gefallen. Diese kleine Wintergeschichte hat mein Herz im Schneesturm erobert. Sie hat wirklich alles, was man sich von einem gemütlichen Weihnachtsroman wünscht. Ich bin auf den Geschmack gekommen und möchte unbedingt mehr Wohlfühlbücher der Autorin kennenlernen.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Heiß und grenzenlos - Wer verführt hier wen?

year of apprenticeship
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Olivia ist eine selbständige, erfolgreiche junge Frau. Sie hat genügend Geld, um sich ihre Wünsche zu erfüllen, doch den richtigen Mann hat sie bisher nicht gefunden. Ihre sexuellen Erlebnisse enden oft ...

Olivia ist eine selbständige, erfolgreiche junge Frau. Sie hat genügend Geld, um sich ihre Wünsche zu erfüllen, doch den richtigen Mann hat sie bisher nicht gefunden. Ihre sexuellen Erlebnisse enden oft nach einer Nacht und hinterlassen einen faden Beigeschmack. Doch als der junge Handwerker Isaak in ihrer Wohnung steht, spürt sie plötzlich ein ungewohntes Verlangen. Ist es seine Schüchternheit, die Olivia herausfordert oder steckt mehr dahinter? Eins ist jedoch klar, Olivia möchte diesen Mann wiedersehen. Sie täuscht einen weiteren Schaden in ihrer Wohnung vor und fordert einen zweiten Besuch ein und desselben Handwerkers. Als Isaak in ihrer Olivias Wohnung ankommt, findet er allerdings etwas anderes vor, das zwar keiner Reparatur bedarf aber dringend nach seinen kräftigen Händen verlangt.

Ein Buch, in dem eine erfolgreiche Geschäftsfrau einen jungen Mann verführt und zu einem Sexexperten ausbildet, habe ich bisher noch nicht gelesen. Meine Neugierde war geweckt. Es dauerte auch nicht lange, da waren die ersten Seiten schon gelesen und ließen erahnen, was mich auf den folgenden erwartet. Der Schreibstil ist flüssig und leicht. Die Geschichte wird jedoch von einer dritten Person erzählt und nahm mir dadurch leider die Nähe zu den Protagonisten. Ich konnte zwar sehr gut aufnehmen, was gerade vor sich ging, doch hätte ich gern noch ein paar Gedanken gehört oder etwas mehr Gefühl gespürt. Da Olivia sowieso schon eine sehr selbstbewusste und starke, dominante Persönlichkeit ist, brauchte ich ein Weilchen, bis ich richtig warm mit ihr wurde. Isaak wirkte allein durch seine Schüchternheit süß und sympathisch. Lange dauerte es allerdings nicht, bis auch Isaak förmlich aufblühte. Schnell verlor ich den Eindruck, dass Isaak zum Sexmeister ausgebildet werden sollte. Denn hinter dem verlegenen und schüchternen Handwerker versteckte sich ein ausgesprochen kreativer Liebhaber. Ich war überrascht wie viel Abwechslung sowohl Olivia als auch Isaak in ihre Liebesspielchen hineinbrachten. Es wirkte so als hätten die Zwei nur aufeinander gewartet. Sie ergänzten sich perfekt. Besonders die Hintergrundstory um Olivia und Isaak hat mir gefallen. Sie kam nicht zu kurz, dennoch nahm sie mir noch zu wenig Raum ein. Ich spürte, wie immer mehr Nähe zwischen den Beiden entstand. Als Fan von romantischen Sezen hätte ich davon gern mehr gelesen. Der Großteil dieser erotischen Geschichte handelte jedoch von diversen Liebesspielen. Grenzenlos und voller Lust und Leidenschaft gaben sich Olivia und Isaak ihren Fantasien hin. Die Autorin hat hier allerlei bekannte wie auch neue Szenen eingeflochten und geschickt miteinander kombiniert. Ihr Einfallsreichtum hat mich regelrecht beeindruckt. Nicht eine einzige Szene war vergleichbar mit der nächsten. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Leidenschaft und die Erotik in diesem Roman eine so bedeutende Rolle einnehmen. Mir hat ein wenig die Balance zwischen Lust und Alltag gefehlt. Für meinen Bedarf waren es zu viele heiße Szenen. Hier sollte aber jeder selbst herausfinden, wo seine Grenzen liegen und wieviel Sex er sich in einem Roman wünscht. Wer aber eine erotische Geschichte mit jeder Menge Einfallsreichtum und heißen Verführungsszenen sucht, wird mit diesem Buch einen wahren Gewinn erzielen. Da das Ausbildungsjahr mit diesem Band beendet ist, ich aber weiß, dass bereits ein zweiter Band erschienen ist, würde mich natürlich brennend interessieren, ob Olivia und Isaak noch einmal zueinander finden und ihre heißen Liebesspiele in diesem Umfang weiterführen können.

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Veröffentlicht am 20.12.2022

STOPP! Gib der Angst keine Chance und trau dich!

Von hier bis zum Ende
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Mias Freund Frank ist ein Monster. Er spielt der Außenwelt etwas vor und lässt seine Aggressionen an Mia aus. Als es immer schlimmer wird und Mias Freundin Nina davon erfährt, nimmt sie Mia bei sich auf. ...

Mias Freund Frank ist ein Monster. Er spielt der Außenwelt etwas vor und lässt seine Aggressionen an Mia aus. Als es immer schlimmer wird und Mias Freundin Nina davon erfährt, nimmt sie Mia bei sich auf. Sie hilft ihr, sich von Frank zu trennen und in einer eigenen kleinen Wohnung ein neues Leben aufzubauen. Leider kommt Frank den beiden auf die Spur und stattet Mia einen Besuch ab. Grausam misshandelt er seine Freundin und beginnt sie zu erpressen. Jeden einzelnen ihrer Schritte kontrolliert er und macht damit der jungen Frau das Leben zur Hölle. Vor der Polizei hat Mia zu viel Angst, denn die Androhungen von Frank sind noch viel schlimmer als alles, was bisher geschah. Auch Nina und die junge Ärztin Charlotte, zu der Mia Vertrauen aufbauen konnte, haben trotzt all des Zuspruchs nicht die Chance Mia zu überreden sich professionelle Hilfe zu suchen.
Wird Mia es jemals schaffen von diesem Monster loszukommen oder wird sie ein Leben lang mit Angst und Schrecken leben müssen? Hat solch ein Leben überhaupt einen Sinn?

Gerade erst in die Geschichte eingestiegen, geht es auch direkt zur Sache. Bereits auf den ersten Seiten lernte ich den Schrecken von einem Mann kennen und hassen. Es ist kaum vorstellbar zu was Menschen fähig sind. Frank zeigt es uns in diesem Buch. Sein Opfer ist seine Freundin Mia und er lässt an bösen Spielchen nichts aus. Es hat mich geradezu sprachlos und geschockt zurückgelassen. Ich fand es unbegreiflich, wie gemein und brutal ein Mensch sein kann, der doch eigentlich seinen gegenüber liebt. Was geht in diesem Psychopathen nur vor? Dieser Mann ist krank! Jedenfalls war schnell klar, dass nicht nur Mia, sondern ganz besonders Frank, dringend Hilfe benötigt.
Ich war erschüttert über Mias Verhalten. Warum hatte sie so wenig Selbstwertgefühl und unterwarf sich diesem Mann dermaßen? Die Gründe dafür fand ich. Leider machten sie die Situation nicht besser, sondern eher auswegloser. Die gesamte Buchlänge über habe ich mir gewünscht, dass Mia endlich Mut fasst und zur Polizei geht. Leider nahm der Terror kein Ende. Neue Drohungen erreichten Mia und führten ihr klar und deutlich vor Augen, was passiert, wenn sie den Schritt an die Öffentlichkeit wagt.
Mias Freundin Nina war in dieser Geschichte Gold wert. Sie stellte ihr eigenes Leben zurück und machte alles möglich, um ihrer Freundin aus der schrecklichen Situation herauszuhelfen. Leider reichten ihr guter Zuspruch nicht aus, um Mia davon zu überzeugen, sich Hilfe zu suchen. Den letzten Schritt musste Mia allein gehen.
Trotzt des Gefühls unter ständiger Beobachtung und Kontrolle zu stehen, schaffte Mia es, einen Teil ihres Lebens weiterzuführen. Sogar lernte sie zwei beeindruckende Männer kennen. Die Autorin schaffte es auch hier, sie unglaublich geheimnisvoll wirken zu lassen. Manchmal konnte ich die Spannung in diesem Buch kaum ertragen.
Ganz sicher kann ich sagen, dass mich ein Buch selten so viel Nerven kostete wie dieses. Ich finde es unglaublich bewundernswert, ein solches Thema aufzugreifen und daraus eine so tolle Geschichte zu zaubern. So viele unterschiedliche Stimmungen und Gefühle hat Fine Sturm hier untergebracht. Der Schmerz, die Angst, das Schamgefühl und der Druck, dem Mia ausgesetzt war, erschütterten mich. Im nächsten Moment schaffte die Autorin dann aber wieder absolut wohltuende Momente. Knisternde, prickelnde, liebevolle und sogar humorvolle und ziemlich überraschende Szenen wurden eingeflochten und machten das Buch zu einem unbeschreiblich aufwühlenden und trotzdem ausgesprochen angenehmen Erlebnis. Von ganzem Herzen wünsche ich mir, dass die Autorin mit ihrer Geschichte die richtigen Menschen erreicht und sie zum Handeln ermuntert. Ich erhebe meinen Hut vor ihrem Talent, eine so bedeutende Geschichte so grandios rüberzubringen. Unbedingt möchte ich in Zukunft weitere Geschichten aus ihrer Feder kennenlernen.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Sie hatten Träume und mussten sich fügen

Goldener Boden
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1896 bricht Gustav Hirsch von Deutschland nach Amerika auf. Er trägt nicht mehr bei sich als einen Koffer voller Hoffnungen. In Amerika möchte er das große Geld verdienen, um sich und seiner Familie eine ...

1896 bricht Gustav Hirsch von Deutschland nach Amerika auf. Er trägt nicht mehr bei sich als einen Koffer voller Hoffnungen. In Amerika möchte er das große Geld verdienen, um sich und seiner Familie eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Doch so einfach, wie er, und sein auf dem Schiff neugewonnener Freund Max, sich das vorgestellt haben, ist es nicht. Täglich kommen etliche Menschen am Hafen von Manhattan an und versprechen sich ein besseres Leben. Allerdings findet nicht jeder direkt eine Arbeit. Durch einen Zufall landet Gustav in einem Warenhaus und anschließend beim Friseur. Wer hätte gedacht, dass diese Arbeit von jetzt an sein Leben bestimmt und finanziert. Gustav sammelt viele Erfahrungen. Er erlebt glückliche Zeiten, bemerkt aber auch die Schattenseiten des Lebens in solch einer gigantischen Metropole. Auch wenn er sich gut einlebt in dem Land, dessen Sprache er kaum beherrscht, hält sein Aufenthalt nicht ewig an. Sein Traum vom großen Glück platzt. Er erhält eine Nachricht und muss zurück in die Heimat.
Das Buch ist in zwei Teile unterteilt. Allein vom Stoff her hätte das Buch mit 608 Seiten auch gut in zwei Einzelbände unterteilt werden können. Denn im ersten Teil berichtet Gustav von seinen Erlebnissen in New York. Im zweiten Teil, der deutlich später spielt, übernimmt Tochter Clara die Regie. Gustav bekommt wohl oder übel nur noch eine Nebenrolle und muss sich den Ideen seines nationalsozialistischen Schwiegersohnes beugen. Claras Familie besteht aus dem Ehemann Rudolf und vier Töchtern. Sie alle bekommen das Grauen des 2. Weltkrieges deutlich zu spüren. Für mich hat dieser zweite Teil des Buches an Fahrt aufgenommen. Die Kriegszeit und die Jahre danach waren so unglaublich spannend, dass ich das Buch nur widerwillig bei Seite legen konnte. Die Schreckensberichte waren breit gefächert und gingen mir sehr nahe. Vieles was ich bisher über die Kriegsjahre erfahren hatte, kam auch im Buch vor und ebenso war mir einiges neu. Die Entwicklung jeder einzelnen Person durch den Krieg war deutlich wahrzunehmen. Es gab unerfüllte Träume und jede Menge Schicksalswendungen. Interessant fand ich, welche Eigenarten die Familienmitglieder durch die Erlebnisse entwickelten und auch auch in den Jahren des Aufbaus und weit später nicht ablegen konnten. Jeder einzelne von ihnen trägt seine Narben aus der schlimmsten Zeit ihres Lebens. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass dieses Buch zum Nachdenken anregt. Mir wurde wieder einmal deutlich bewusst, in welchem Wohlstand wir leben und wie schnell sich das Blatt wenden kann. Die bildreichen Beschreibungen versetzten mich in diese andere Welt. Zum Schluss hatte ich mich so sehr an die Friseurfamilie gewöhnt, dass ich mir vorkam, als sei ich selbst ein Nachbar von ihnen. Aus meiner Sicht hätte der Beruf des Friseurs noch etwas ausgeprägter dargestellt werden können. Er war auch der Grund, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte. Trotzdem bin ich mit diesem Werk sehr zufrieden. Es hat mir intensive Momente aus der Vergangenheit geschenkt.

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