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Veröffentlicht am 11.11.2021

Ein urkomisches Fantasiefeuerwerk – irre lustig und einfach nur genial

Das Haus am Rande der Magie
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Das Mädchen Neun ist Waisenkind und als Elster (Straßendiebin) verdient sie sich Unterkunft und ein bisschen was zu Essen. Eines Tages stiehlt sie ein Miniaturhaus. Dieses verwandelt sich in ein riesengroßes, ...

Das Mädchen Neun ist Waisenkind und als Elster (Straßendiebin) verdient sie sich Unterkunft und ein bisschen was zu Essen. Eines Tages stiehlt sie ein Miniaturhaus. Dieses verwandelt sich in ein riesengroßes, völlig abstruses Haus. Als sie an die Tür klopft, öffnet ihr ein Troll mit Staubwedel und bittet sie hinein. Drinnen kommt ihr ein durchgeknallter Zauberer namens Eiderdaus in Pantoffeln entgegen und ein sprechender Holzlöffel im Schottenrock. Die erzählen ihr, dass das Haus verflucht worden sei und seit dem alles drunter und drüber geht. Die Toilette befindet sich jedes Mal woanders (gelegentlich sieht man sie durchs Haus flitzen, mit spitzen Zähnen), wenn man den Küchenschrank berührt, verwandeln sich alle in der Küche kurzfristig in die verrücktesten Wesen (was dazu führt, dass man keinen Tee machen kann – was für ein Jammer), die Zuckerdose rülpst grünen Rauch, die Kochbücher sind in Zwergisch geschrieben, was zur Folge hat, dass der Haustroll Erik nur noch grauenhafte Gerichte kochen kann und überhaupt: alles funktioniert nicht so, wie es soll. Um den Fluch der Hexe zu brechen, muss ein Rätsel gelöst werden – und Neun soll das für die Hausbewohner tun und erhält dafür als Belohnung ein wertvolles Juwel. Davon angespornt setzt Neun nun – anfangs widerwillig – alles daran, das Rätsel zu lösen und erlebt dabei so manches absurde Abenteuer.

Was für ein überbordendes, fantasievolles und unfassbar witziges Buch! Ich würde alles dafür geben, dieses Haus betreten und dessen so liebenswerte Bewohner treffen zu können. Allen voran den herzensguten Troll Erik, den ich wirklich liebe! Amy Sparkes versteht es vorzüglich, ihre Leser in das Buch hinein zu saugen und sie fortan mit den abstrusesten, witzigsten und fantasievollsten Erlebnissen und Situationen zu fesseln. Alles in einem Schreibstil, der lebendiger nicht sein könnte und der mich jede Szene und alle Charaktere voller Genuss und mitunter laut lachend erleben ließ. Zwischendurch ist es mal ein klitzekleines bisschen gruselig, aber immer mit ordentlich Humor unterlegt, so dass es nie zu dolle wird. Und mal im Ernst: in welchem Buch gibt es einen lebendigen Holzlöffel namens Dr. Löffel, der mit einem Schottenrock bekleidet ist und durchaus schlagfertig daher kommt?

„Darf ich vorstellen, Dr. Löffel. Und das hier…“
„Dr. Löffel?“, unterbrach Neun ihn. „Komischer Name.“
„Ach ja?“ Der Löffel richtete sein Schwert auf sie. „Und wie heißt du?“
„Neun.“
Er hob eine Augenbraue. „Aye. Damit steht´s wohl unentschieden.“
(Kapitel 3)

Die Dialoge sind allesamt erfrischend, frech, witzig. Leider ist das Buch viel zu kurz, ich hätte gerne noch ewig weitergelesen. Schaut euch nur mal dieses umwerfende Cover an, auf dem das verrückte Haus zu sehen ist ebenso wie fast alle Protagonisten (sogar das wandelnde WC und Dietrich, das sprechende Wandschrankskelett).

Ein wundervolles, irre lustiges, fantasievolles Buch für Jungs und Mädels von 10 bis 100! Wer hier nicht lachen kann, ist nicht lebendig. Doch nicht nur Jux und Dollerei ist hier Programm, sondern natürlich werden auch Botschaften vermittelt zu den Themen Freundschaft, Vertrauen, Mut, Mitgefühl, Loyalität. In meinen Augen ein rundum empfehlenswertes Buch! Lest es.

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Veröffentlicht am 06.11.2021

Zwei Kinder, ein Opa, zwei Fohlen, Island, Natur und ganz viel dazwischen – ein wundervolles (Vor-)Lesebuch

Doppel-Galoppel 1. Zwei wie Sonne und Wind
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Als die Geschwister Jon und Fanndis wie so oft wieder einmal streiten, weckt Opa Valdi ihr Neugier mit dem Satz: „Vielleicht solltet ihr euch mal an Kappi und Skoppa ein Beispiel nehmen“. Und so erzählt ...

Als die Geschwister Jon und Fanndis wie so oft wieder einmal streiten, weckt Opa Valdi ihr Neugier mit dem Satz: „Vielleicht solltet ihr euch mal an Kappi und Skoppa ein Beispiel nehmen“. Und so erzählt er von Kappis Geburt und wie die am selben Tag geborene Skoppa ihn stürmisch begrüßt und gleich zu ihrem allerbesten besten Freund erklärt. Kappi ist ruhig, etwas klein geraten und wird dadurch von den anderen Pferden immerzu aufgezogen. Skoppa dagegen ist ein kleiner Wirbelwind, immer gut gelaunt, immer Flausen im Kopf und sehr abenteuerlustig. Eines Tages führt Skoppa Kappi weg von der Herde, runter zum Strand. Dort treffen sie auf eine Menge Spaß und toben den Strand entlang. Bis sie auf das gerade schlüpfende Gelege einer Küstenseeschwalbe stoßen, das von einem hungrigen Polarfuchs bedroht wird. Kappi wird selbstbewusst und mutig („…meine Mama hat mir beigebracht, mich nicht rumschubsen zu lassen, nur weil ich klein bin!“) und beschützt die „Vogelfohlen“ vor dem Fuchs.

Hier sind auf wunderbare Weise zwei Geschichten miteinander verknüpft und werden abwechselnd in kurzen Kapiteln erzählt. Zum einen die Geschichte der ewig streitenden Geschwister Jon und Fanndis und dann die von Opa Valdis erzählte Geschichte von Kappi und Skoppa. Die Kapitel sind schön kurz, der Schreibstil kindgerecht und leicht verständlich, ohne platt zu wirken und die vielen bunten und sehr schönen Illustrationen lassen einen noch tiefer in die Story eintauchen. Aus jeder Seite dringt so viel Liebe, Wärme und Spaß, die Botschaft hinter der spannenden und lustigen Geschichte (Selbstbewusstsein, seinen Mut finden, Freundschaft, Familie, Zusammenhalt) ist wichtig und deutlich und das ganze Buch ist von vorne bis hinten absolut liebens- und lesenswert! Die Figuren sind allesamt herzallerliebst und ich glaube, jedes Kind würde sich so einen Opa wie den Opa Valdis wünschen, der so viel Wärme und Geborgenheit und Ruhe ausstrahlt.


Schon allein der Titel „DoppelGaloppel“ ist ja wohl mal megasüß und das Cover ebenso. Die Optik und Haptik ist matt und ein wenig rau und vermittelt dadurch direkt ein Gefühl von Natur und Freiheit und passt so sehr gut zum Schauplatz Island. Die Zeichnungen sind so schön lebendig mit Mimiken, die einfach passen und die das gerade Gelesene direkt widerspiegeln.


Ein zauberhaftes, lustiges, spannendes und lehrreiches (Vor-)Lesebuch für Kinder ab 4 Jahren mit Charakteren, die einem ans Herz wachsen und die man unbedingt wieder treffen möchte. Gut, dass eine Fortsetzung kommen wird.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Drei Kinder, drei Hunde und die gefährliche Suche nach einem bestimmten Ort – düster, dystopisch und sowas von fesselnd!

Streuner - Auf der Suche nach Hoparion
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Erste Regel: Hunde sind gefährlich. Alle.
Zweite Regel: Halt dich fern von ihnen.
Dritte Regel: Überlebe.

Seit dem die Eltern von Judith und Abrogast gemeinsam mit so vielen anderen Menschen an oder ...

Erste Regel: Hunde sind gefährlich. Alle.
Zweite Regel: Halt dich fern von ihnen.
Dritte Regel: Überlebe.



Seit dem die Eltern von Judith und Abrogast gemeinsam mit so vielen anderen Menschen an oder nach dem TAG gestorben sind, sind die beiden Kinder auf sich allein gestellt und auf der Suche nach Hoparion, dem Ort, an dem das Leben wieder lebenswert sein soll, voller Nahrung, voller Menschen und ohne Hass und Leid. Vor seinem Tod hat ihr Vater ihnen diese drei Regeln mit auf den Weg gegeben. Denn: seit dem TAG haben sich die Hunderudel vermehrt, greifen andere Tiere und Menschen an, um diese zu fressen und zu überleben. Die Kinder wandern durch eine trostlose Landschaft, die Sonne kommt hinter dem über alles liegendem Staub und der Asche nicht mehr hervor, es gibt kaum noch Leben und die wenigen, die den TAG und die gefährliche Zeit danach überstanden haben, können niemandem trauen. Es gibt keinen Strom, die Häuser sind verlassen, jeder ist darauf aus, sich selbst zu schützen und geht dafür über Leichen. Eines Tages treffen die Geschwister auf Bilkis, ein Mädchen in Judiths Alter. Fortan gehen sie ihren Weg gemeinsam, doch Judith ist sich sicher: Bilkis hat etwas zu verbergen. Und dieses Etwas hat mit Salomon zu tun, dem selbsternannten Elektrokönig, Herrscher des Gebiets und seiner Armee aus Kamelreitern. Als eines Tages Nipper, Dash und Stubby – drei Streunerhunde – auftauchen, verstoßen die Kinder gegen Regel Nr. 1 und 2 und bilden mit den Hunden gemeinsam ein eigenes Rudel. Werden sie Hoparion finden? Oder kommt ihnen Salomon oder eins der großen Hunderudel in die Quere?

Egal, was ich hier als Inhaltsangabe schreibe, es wird der Story nicht gerecht. Diese ist eigentlich einfach und dennoch so umfassend. Diese drückende Stimmung, dieses Düstere, die Trockenheit, der Hunger, die Gefahr, die das Leben der Kinder Tag und Nacht bestimmt, die gefährlichen Hunderudel und nicht minder gefährlichen Überlebenden der Menschen, die nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, die Ungewissheit, wie es weitergeht oder ob überhaupt. All das auf der einen Seite. Und auf der anderen dann diese Warmherzigkeit, dieses Verstehen, der Zusammenhalt zwischen den Kindern und den drei Hunden. Diese Story hat mich total gepackt und nicht mehr losgelassen. Kopfkino vom Feinsten und Charaktere (Kinder und Hunde), die einen nicht mehr loslassen.

Das Ganze wird dadurch noch intensiver, dass die Kapitel jeweils aus der Sicht von Judith und dann aus der Sicht von Nipper erzählt werden. Das ist erkennbar erst mal rein Optisch, da es jeweils ein anderer Schrifttyp ist, aber auch von der Art der Sprache. Wenn Nipper aus seiner Hundesicht erzählt, sind die Sätze kürzer, pregnanter, auf den Punkt, ohne groß außen rum zu reden. Das ist so gut gelungen und hat mich echt beeindruckt! Die Gefühle – Judiths Liebe zu ihrem kleinen Bruder, die bedingungslose Pflicht, diesen zu beschützen, die Gefühle der Hunde, die sie ihren früheren Menschen immer noch und den drei Kindern jetzt entgegenbringen und die sie untereinander haben und die zwar instinktgesteuert sind, aber eben nicht nur, die Angst, die allesamt umtreibt und jeden von Ihnen jede Minute des Tages und in der Nacht begleitet. Das ist schon großartig umgesetzt. Spannung von vorne bis hinten, ich konnte „Streuner“ nicht aus der Hand legen und war völlig im Sog der Geschichte. Sehr düster, traurig, gefühlvoll, spannend, emotional und einfach irre gut!

Als ich das Cover zum ersten Mal gesehen habe dachte ich: „oh wow! Das gefällt mir! Das muss ich lesen“ – und ich bin so froh, dass ich es lesen durfte und dass das Buch meine Erwartungen von Cover und Klappentext weitaus übertroffen hat.

Ich empfinde das vom Verlag empfohlene Lesealter ab 10 Jahren als zu früh. Ich denke, dass 12 oder sogar erst 13 Jahre besser wäre, da doch auch einiges an Gewalt, Tod, Blut, Brutalität vorkommt und es generell ein eher düsteres Buch ist.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Vom finsteren Mittelalter in die heutige Zeit - verrückt, spritzig, rasant und überaus komisch!

Merdyns magische Missgeschicke – Zaubern will gelernt sein!
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Rosie´s sehnlichster Wunsch ist es, Sängerin zu werden. Merdyns sehnlichster Wunsch ist es, in seine Zeit (Mittelalter, Jahr 511) zurück zu kommen. Als die beiden aufeinandertreffen ist schnell klar: wenn ...

Rosie´s sehnlichster Wunsch ist es, Sängerin zu werden. Merdyns sehnlichster Wunsch ist es, in seine Zeit (Mittelalter, Jahr 511) zurück zu kommen. Als die beiden aufeinandertreffen ist schnell klar: wenn Merdyn Rosie einen Sangeszauber braut, hilft sie ihm dabei, einen Weg zurück zu finden. Doch keiner hat damit gerechnet, dass dies ein überaus schwieriges Unterfangen ist und überhaupt: ein echter Hexenmeister zieht einfach mal viel Aufmerksamkeit auf sich. Gut, dass Rosie´s depressive Mutter meint, in Merdyn den Bruder von Rosie´s verstorbenen Vater, Onkel Martin, wiederzuerkennen. Er darf also bei ihnen wohnen. Doch auch das ist nicht ideal – er ist einfach zu auffällig und Rosei wird so schon von ihren Mitschülern geschnitten und findet keine Freunde. Dann stiftet Merdyn mit einem Liebestrank Verwirrung, bringt Pupsie zum Sprechen, fährt das Auto des Nachbarn zu Schrott, zerstört fast ein Einkaufszentrum, landet beinahe im Knast, sabotiert eine Zauberbühnenshow und wird plötzlich gar zum gefeierten Superstar! Doch als sein Erzfeind Jerabo auftaucht, der über Leichen geht, um Merdyn zu vernichten, wird es für alle gefährlich.

Ich war ein paar Mal direkt an Catweazle erinnert und fühlte mich mindestens so gut unterhalten, wie bei der damaligen TV-Serie. Farnaby schreibt wunderbar witzig und entführt in eine magische Geschichte voller Fantasie und Verrücktheit, die einfach mal erfrischend anders ist, als die Zauberergeschichten, die man sonst so kennt. Er erzählt die Geschichte aus seiner Sicht, wendet sich dabei oft direkt an den Leser, was richtig genial ist. Auch die diversen Fußnoten sind super witzig (und lehrreich). Aufgelockert werden die Kapitel (die übrigens schön kurz sind und jeweils mit einem Reim beginnen) durch einzelne Wörter und Sätze, die durch abweichende Schriftypen und -größen hervorstechen. Auch die vielen schwarz-weiß Zeichnungen tun das ihre dazu (auch wenn mir persönlich deren Stil nicht sooo gut gefällt). Das Cover dagegen, mit den auffälligen Farben, mit Merdyn, Rosie und Pupsie darauf, finde ich ausgesprochen toll. Ein echter Blickfang.

Doch es geht nicht nur rasant, actionreich und lustig zu zwischen den Buchdeckeln. Es stecken auch Botschaften darin und es geht um so wichtige Themen wie Familie, Trauer, Freundschaft, Mobbing und – ganz vorne mit dabei – Selbstbewusstsein.
Die Geschichte spielt im (erfundenen) englischen Bashingford und teils am (echten) Schauplatz Stonehenge. Das Setting hat man Dank der guten Beschreibungen immer vor Augen. Sämtliche Charaktere sind so bildhaft und detailliert aufs Papier gebracht, dass es einfach Spaß macht, mit diesen das Abenteuer mitzuerleben.

Alle kleinen und großen Magie-Fans ab 8 Jahren (nach oben hin offen) können mit Merdyn, Rosie & Co. für einige Stunden in ein irrsinnig witziges Zauberabenteuer eintauchen und finden ganz hinten auf einer Doppelseite sogar noch einen informativen Gräser-Leitfaden. Für mich von A-Z absolut ein empfehlenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Packender Auftakt einer dänischen Krimireihe – ein echter Pageturner

Winterland
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Während Signe Kristiansen in Kopenhagen den verheerenden Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt mit 19 Toten untersucht und aufzuklären versucht, wird Junckers als leitender Ermittler im Todesfall „Larsen“ ...

Während Signe Kristiansen in Kopenhagen den verheerenden Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt mit 19 Toten untersucht und aufzuklären versucht, wird Junckers als leitender Ermittler im Todesfall „Larsen“ in dem Örtchen Sandsted eingesetzt. Junckers wohnt nach seiner „Strafversetzung“ wieder dort, genauer: in seinem Elternhaus, bei seinem schwer an Demenz erkrankten Vater, mit dem ihm ein zwiespältiges Verhältnis verbindet. Zusammen mit zwei sehr jungen Kollegen (Polizeianwärterin und Polizeischüler) untersucht er eben jenen Mord, sowie eine Vergewaltigung, derer zwei Asylbewerber bezichtigt werden, die ebenfalls in Sandsted im Asylheim leben. So nach und nach kommen einige Dinge ans Tageslicht, die rechte Szene sowie islamistischer Terror sind Teil davon und bald schwant den Ermittlern, dass die Geschehnisse (Mord und Bombenanschlag und irgendwie auch die Vergewaltigung) nicht mehr einzeln betrachtet werden können. Dass sogar der dänische Geheimdienst seine Finger im Spiel zu haben scheint, setzt dem Ganzen die brisante Krone auf.

Ich bin durch die 591 (die restlichen sind eine Leseprobe zu Teil 2) geradezu geflogen. Der fesselnde, sehr gut zu lesende Schreibstil macht es einem leicht, sich in die Geschichte einzufinden. Ganz toll ist dabei die Struktur: die einzelnen Kapitel, die alle nicht so lang sind, wechseln sich ab. Erst wird aus Sicht von Signe erzählt, dann aus Sicht von Juncker. Immer im Wechsel. So erlebt der Leser einerseits die Geschehnisse in der Großstadt Kopenhagen, Signes Ermittlungen und ihre privaten Päckchen, die sie zu tragen hat. Andererseits dann die Mordermittlung Junckers in dem Provinzkaff Sandsted, in dem jeder jeden kennt sowie seine privaten Probleme mit Vater und derzeit getrenntlebender Ehefrau. Der Mix aus sehr interessanter und spannender Ermittlungsarbeit und privaten Anteilen der beiden Hauptcharaktere ist für meinen Geschmack perfekt gelungen. Hinzu kommen die politischen Einflüsse, das aktuelle Zeitgeschehen, beides sehr realitätsnah und brisant. Wie alle Stränge so nach und nach miteinander verwoben werden, ist meisterlich und ich war bis zum Schluss absolut gefesselt. Der Schreibstil mit Sogwirkung, die detaillierten, tiefgründigen Charaktere, der Bezug zur politischen Aktualität, die kriminalistischen Details – all das trug dazu bei, dass ich einen unheimlich packenden dänischen Krimi nicht nur gelesen, sondern erlebt habe. Große Klasse und ich werde diese Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen.

Für alle, die Wert auf realistische, sehr packende Thriller mit politischen Anteilen und fesselndem, unverschnörkeltem Schreibstil legen, ist Winterland absolut zu empfehlen.

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