Profilbild von Lesezauber_Zeilenreise

Lesezauber_Zeilenreise

Lesejury Star
offline

Lesezauber_Zeilenreise ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesezauber_Zeilenreise über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.12.2022

Wenn die Geschichte sich wiederholt – zwei Familien, drei Generationen, eine Fehde

Das Geheimnis des Mädchens
0

Die Hebamme Tessa James wird 1945 verurteilt, weil sie angeblich den Tod von Evelyn Hilton und deren Neugeborenem verursacht hat. Sie ist unschuldig, doch Frauen hatten damals kaum einen Stand und Hebammen ...

Die Hebamme Tessa James wird 1945 verurteilt, weil sie angeblich den Tod von Evelyn Hilton und deren Neugeborenem verursacht hat. Sie ist unschuldig, doch Frauen hatten damals kaum einen Stand und Hebammen schon gar nicht. Diese Intrige setzt Ereignisse in Gang, die über Generationen hinweg einen Keil zwischen die Familien James und Hilton treibt. Als 1969, also 25 Jahre später, Alice Hilton, (Urenkelin von Evelyn) spurlos von Yew Tree Manor verschwindet, wird Bobby James (Urenkel von Tessa) beschuldigt, etwas damit zu tun zu haben. Beweisen konnte man jedoch nichts und Alice wird nie gefunden. Im Jahr 2017 verschwindet erneut ein Mädchen vom Anwesen, diesmal ist es Sienna, die Ur-Enkelin von Evelyn. Verdächtigt wird Alfie, der Enkel der Hebamme Tessa. Willow, die Tochter von Bobby James erkennt, dass hier etwas im Gang ist, was man dringend ans Licht bringen und damit beenden muss. Sie recherchiert ihre Familiengeschichte und bringt damit so manches dunkle Geheimnis ans Licht.

Sehr komplex erzählt die Autorin die Geschichte der beiden Familien über drei Generationen hinweg. Nicht in einer zeitlichen Linie, sondern hin und her springend. Es gibt sehr viele Personen und das zusammen mit den Zeitsprüngen macht es anfangs etwas schwer zu folgen. Hilfreich ist da der Stammbaum vorne im Buch, den ich tatsächlich oft zu Rate gezogen habe. Doch als mir alle Figuren bekannt waren, eröffnete sich mir eine absolut fesselnde, spannende, komplexe und vielschichtige Story. Ich kann gar nicht so viel schreiben, ohne zu viel zu verraten. Doch hier geht es um Klassendenken, um die schlechte Stellung der Frau in der Gesellschaft, um den damals teils umstrittenen Berufszweig der Hebamme, um Familienkonflikte, um Schuld und Vergebung, um tiefgreifende Geschehnisse. Die Vermischung der Zeiten ist reizvoll, da hier nicht nur Spannungsfreunde auf ihre Kosten kommen, sondern auch Fans historischer Romane. Die Figuren sind allesamt detailreich beschrieben und werden dadurch sehr lebendig. Emotionen bringt die Autorin pur und greifbar rüber. Ich musste oft schlucken, weil ich mir alles direkt vorstellen, es fühlen konnte, was teilweise schon sehr emotional war.

Ich mochte Emily Gunnis Schreibstil schon bei ihren beiden vorherigen Büchern sehr und wurde auch jetzt nicht enttäuscht. Ein Buch, dass man nur schwer aus der Hand legen kann und das trotz seiner Komplexität sehr gut zu lesen ist und mich schlicht in seinen Bann gezogen hat. Hier passiert so viel und alles hängt irgendwie zusammen. Die verknüpften Schicksale zweier sehr unterschiedlicher Familien. Grandios! Daher 5/5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2022

Bezaubernde Adventsgeschichte, stimmungsvoll und zuckersüß

Maximilian und der verlorene Wunschzettel (Maximilian 1)
0

Maximilian ist eigentlich auf der Suche nach einem trockenen, warmen Plätzchen, als er einen Brief findet, der an den Weihnachtsmann adressiert ist. Das ist wichtiger, denn wenn der Brief nicht ankommt, ...

Maximilian ist eigentlich auf der Suche nach einem trockenen, warmen Plätzchen, als er einen Brief findet, der an den Weihnachtsmann adressiert ist. Das ist wichtiger, denn wenn der Brief nicht ankommt, bekommt ein Kind keine Weihnachtsgeschenke. Maximilian kann das nicht zulassen, schnappt sich den Brief und macht sich auf den Weg, ihn dem Weihnachtsmann persönlich zuzustellen. Doch, wie kommt er da am besten und schnellsten hin? Weihnachten ist schon in ein paar Stunden! Unterwegs trifft er den einen oder anderen tierischen Gesellen und alle wollen ihm gerne weiterhelfen. Schafft Maximilian es, den verlorengegangenen Wunschzettel dem Weihnachtsmann zu überbringen? Das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Diese Geschichte ist so zauberhaft weihnachtlich und stimmungsvoll – es ist ein echtes kleines Erlebnis, sie anzuhören. Nicht nur die Story selbst ist mit ihren liebenswerten Figuren, den detailreichen Beschreibungen und der dadurch so gut vorstellbaren winterlichen Landschaft ist trägt dazu bei, sondern auch der Sprecher, der seinen Job exzellent macht! Beim Zuhören kommt direkt Weihnachtsstimmung auf und vor meinem geistigen Auge entstanden Bilder von verschneiten, kleinen Gassen, festlich dekorierten Schaufenstern voller Leckereien und Spielzeug, stimmungsvollen Lichterketten und einem zauberhaften, schneebedeckten Setting in England. Und mittendrin dieser liebenswerte Mäuserich, der bis obenhin angefüllt ist mit Mut, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und Empathie. Er friert, ist hungrig und erschöpft und gibt trotz aller Widrigkeiten nicht auf. Das wärmt das Herz ganz gewaltig. Hinzu kommen dann noch die ebenfalls liebenswerten Nebencharaktere wie Taube, Rotkehlchen, Katze und Ratte.

Ein durch und durch stimmungsvolles, lustiges, spannendes und zauberhaftes Adventsmärchen, welches man sich Tag für Tag ein bisschen weiter anhören kann. Es ist eigentlich in 24 ½ Kapiteln gestaltet, beim Hörbuchdownload klappt das nicht so, da sind es 34 Sektionen, was ein Einteilen in Adventstage leider etwas schwierig macht. Aber ich habe es ohnehin in einem Rutsch angehört.

Für mich ganz klar ein kleines Schätzchen und ich habe mir gerade eben die Printausgabe in meiner Buchhandlung vor Ort bestellt. Für das Hörbuch ganz klar die vollen 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2022

Stricken ist tödlich! Oder: der Tod kommt auf wollenen Socken

Maschenmord
0

So wirklich beliebt war Nicole, die in Ariadne Schäfers Handarbeitsladen Wolllust arbeitet, im Dorf nicht. Dennoch: den Tod hat ihr eigentlich keiner an den Hals gewünscht. Nichtsdestotrotz liegt sie eines ...

So wirklich beliebt war Nicole, die in Ariadne Schäfers Handarbeitsladen Wolllust arbeitet, im Dorf nicht. Dennoch: den Tod hat ihr eigentlich keiner an den Hals gewünscht. Nichtsdestotrotz liegt sie eines Morgens mit einem selbstgestrickten Schal im Laden. Kommissar Tim Wallenstein aus Köln muss also an seinem allerersten Arbeitstag im bayerischen Idyll direkt in eine Mordermittlung einsteigen. Tatkräftig unterstützt wird er, ob er will oder nicht, von den resoluten Frauen des Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclubs (MKHC). Auch die Ladenbesitzerin Ariadne macht sich verdächtig, hat sie doch ganz offensichtlich was zu verbergen. Wenn sie doch nur nicht so hübsche zimtfarbene Sommersprossen hätte. Wallenstein schwankt zwischen Entzücken und Entsetzen.

Dieser kurzweilige, humorvolle Bayernkrimi besticht durch seine herrlichen Charaktere, die es, typisch bayerisch, eher gemütlich mögen und mit einer gar herrlichen Goschn gesegnet sind. Man muss sie allesamt einfach gernhaben – allen voran die resoluten Damen vom MKHC. Mit viel Wortwitz und schönem Tempo lese ich mich durch die erste Arbeitswoche des Kommissars Wallenstein, bemitleide ihn ab und zu, freue mich aber meistens mit ihm an der schönen Landschaft, die wunderbar beschrieben ist und echt Fernweh auslöst. Kein Krimi für Bierernste und auch keiner für diejenigen, die es gern actiongeladen und blutig mögen. Hier geht es gemütlich zu und durch und durch humorvoll und liebenswert. Was dem Lesespaß aber keineswegs abträglich ist. Die Spannung ist jetzt nicht immer so präsent, dafür gibt’s einiges Zwischenmenschliches. Ich war trotz mancher Längen nicht gelangweilt, sondern habe das Buch mit einigen Schmunzlern und viel Freude gelesen. Die Auflösung hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich sie so in etwa schon ein bisschen geahnt habe.
Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen und ich mag auch die Gestaltung des Buches mit dem s/w-Wollknäuel und dem einleitenden Satz vor jedem Kapitel. Am Ende gibt es dann sogar noch die Anleitung zum Stricken der Mordwaffe, also des Schals. Das Cover ist sehr passend und gefällt mir ausgesprochen gut.

Ich gehe mal davon aus, dass es sich hier um einen Reihenauftakt handelt, was mich freuen würde. Gerne möchte ich die Madlfinger, den MKHC, sowie Tim und die anderen Polizeikollegen bei weiteren Fällen begleiten. Sehr gute 4/5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2022

Viel Cosy, wenig Crime – die Story plätschert gemütlich vor sich hin

Die Krimi-Ladys von Dedley End
0

Die wohlhabende Familie Roth, die in dem Örtchen Dedley End das Herrenhaus bewohnt, gibt sich schon seit Jahren nicht mehr mit den Dorfbewohnern ab, sondern verschanzt sich hinter ihren Toren. Doch eines ...

Die wohlhabende Familie Roth, die in dem Örtchen Dedley End das Herrenhaus bewohnt, gibt sich schon seit Jahren nicht mehr mit den Dorfbewohnern ab, sondern verschanzt sich hinter ihren Toren. Doch eines Tages kommt für die wichtigsten Dorfbewohner eine Einladung zur Verlobungsfeier der Enkelin des Hauses. Klar, dass sich die Leute das nicht entgehen lassen, auch nicht Nancy und ihre Großmutter, die Betreiberinnen eines kleinen Krimi-Buchladens. Und just an diesem Abend geschieht im Herrenhaus ein Mord: die wenig geliebte Schwiegertochter wird über die Brüstung gestoßen. Während die Polizei ermittelt, schließt Nancy mit ihrem bester Freund Jonathan eine Wette ab, dass Nancy und ihre Oma den Fall schneller lösen als die Polizei. Und so steigen sie in die Ermittlungen ein und wirbeln dabei einiges an Staub auf.

Warum auf dem Cover eine Katze ist, erschließt sich mir nicht, es kommt keine einzige im Buch vor. Dafür der Beagle Charlie, wie die Autorin auch nicht müde ist, zu erwähnen. Ich weiß nicht, wie oft in diesem Buch „Beagle Charlie“ steht. Vielleicht liegt das auch an der Übersetzung, es kommt nämlich auch überproportional oft das bayerische Wort „heuer“ (also dieses Jahr) vor, was so gar nicht in einen englischen Krimi passt. Das Setting (kleines englisches Dorf, schrullige Bewohner, Weihnachtszeit) ist wirklich schön, doch macht halt allein noch keinen Krimi. Die Ermittlungen zum Mordfall gehen ein bisschen unter, weil Nancy sich viel zu oft selbst bemitleidet (Mutter hat sie verlassen, Vater bei einem Unfall ums Leben gekommen, erste und einzige Liebesbeziehung mit Richard in die Brüche gegangen, der dann jetzt plötzlich wieder in ihrem Leben auftaucht) und sich dann auch noch in einer Art Dreiecksbeziehung befindet (sie, Richard und Jonathan), die schlicht langweilig ist und auch nicht so recht in einen Krimi passt. Puh, es hat sich wirklich oft gezogen und war stellenweise schlicht langweilig. Gefallen hat mir allerdings, dass Nancy nicht zu einer unglaubwürdigen Überfliegerin mutierte, die der Polizei zeigt, wo der Hammer hängt, sondern den Fall durch gute alte Recherche löst. Mehr davon und weniger Drumherum wäre schön gewesen. Bis auf Jonathan ist mir zudem keiner der Figuren erwähnenswert im Gedächtnis geblieben oder wenigsten sympathisch gewesen. Die Auflösung fand dann Agatha-Christie-like statt, nämlich im Kreis aller Verdächtigen, die sich in einem Raum eingefunden haben. Ich mag das ja.

Mich hat der Krimi leider nicht überzeugt, da ich ihn zu langatmig (Handlung) und flach (Figuren) fand. Es ist wohl der Auftakt einer Reihe, doch werde ich diese nicht weiterverfolgen. Da mir das Setting gut gefallen hat und auch, dass die Figuren keine unglaubwürdigen Superhelden, sondern ganz normale Leute sind, gebe ich gute 3 Sterne. Für Fans sehr leichter Unterhaltung sicher geeignet, für Krimi-Liebhaber, die zwar Cosy mögen, aber auch Crime haben wollen, vielleicht eher nicht so.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.11.2022

Homophobie im Namen des Herrn – grandioser 2. Teil der Krimireihe

Was wir verbergen
0

Polizist Henrik Oksman lebt privat sein Leben ganz geheim als Frau. Als diese amüsiert er sich eines Tages in einem Nachtclub und verlässt diesen bald darauf in Begleitung eines Mannes, um mit ihm in einem ...

Polizist Henrik Oksman lebt privat sein Leben ganz geheim als Frau. Als diese amüsiert er sich eines Tages in einem Nachtclub und verlässt diesen bald darauf in Begleitung eines Mannes, um mit ihm in einem Hotelzimmer Sex zu haben. Kurz darauf geht in dem Nachtclub eine Bombe hoch, Menschen sterben. Das Bekennervideo zeigt einen vermummten Mann, der sich selbst als der Abgesandte bezeichnet, der im Namen Gottes und der Bibel die Welt von den Homosexuellen befreien will. Der Mann muss geschnappt werden, bevor er noch weitere Attentate verübt und bevor er die Menschen weiter aufstacheln und von seiner Gesinnung überzeugen kann. Oksman ermittelt gemeinsam mit seinem Team, versucht aber um jeden Preis zu verbergen, dass er in dem Club war, noch dazu als Frau verkleidet. Damit verstößt er gegen alle Regeln, doch vor einem Comingout hat er noch viel größere Angst.

Wie auch schon in Band 1 erzählt Arttu Tuominen auf eine ruhige, unaufgeregte Art eine Story, die es in sich hat. Dieses Ruhige, Leise führt dazu, dass es umso eindringlicher wird. Die Geschichte ist aktuell und so realistisch, dass es einem Angst und Bange werden kann. Diese andere, so verletzliche und ängstliche Seite von dem „knallharten Bullen“ Henrik Oksman zu entdecken, geht unter die Haut. Genauso wie sein Verhältnis zu seinem Elternhaus. Ich habe regelrecht mit ihm mitgelitten. Die Ermittlungen sind durchweg spannend, die Charaktere mindestens genauso. Die Auflösung war dann echt überraschend und ein ziemlicher Knaller – im wahrsten Sinn des Wortes. Ich war von Anfang bis Ende gefangen und durchweg begeistert von Tuominens ganz besonderem Schreibstil, der mir die Seiten nicht nur in den Kopf, sondern direkt unter die Haut transportiert hat. Mir hat auch gut gefallen, dass ich über die Figuren, die ich ja schon aus Band 1 kannte, jetzt wieder ein bisschen mehr erfahren habe, sie mir vertrauter geworden sind.

Ich hoffe, dass diese Reihe rund um die Polizisten Jari Paloviita und Henrik Oksmann noch weitere Bände haben wird. Großes Kino! 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere