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Veröffentlicht am 23.07.2022

Die (biografische) Geschichte einer starken Frau – unglaublich fesselnd!

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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Die junge Minna liebt ihre Familie, möchte aber aus der Armut ausbrechen und sehnt sich nach geordneten Verhältnissen, einer eigenen Familie und einem Ende der Armut. Als sie Fred kennenlernt, gutsituiert ...

Die junge Minna liebt ihre Familie, möchte aber aus der Armut ausbrechen und sehnt sich nach geordneten Verhältnissen, einer eigenen Familie und einem Ende der Armut. Als sie Fred kennenlernt, gutsituiert und charmant, heiraten sie schnell. Minnas Mutter, eine Toilettenfrau, ist skeptisch, warnte sie Minna doch schon immer vor kleineren Männern mit braunen Augen – die bringen nur Unglück. Doch Minna geht ihren Weg und eine Zeitlang sind sie und Fred auch sehr glücklich. Minna baut Dank seiner finanziellen Starthilfe ein eigenes Nähatelier auf und macht sich im reichen Düsseldorf bald einen Namen. Bald ist sie erfolgreicher als ihr Mann, der das alles eigentlich nur als kurzfristige Spinnerei abgetan hat. Doch letztlich geht die Ehe schief, Fred verspekuliert ihrer beider Vermögen und Minna landet auf der Straße. Sie beschließt, zurück in das Dorf Minden zu ziehen, in die Nähe zu Mutter und Bruder. Der 2. Weltkrieg hält Einzug, die Zeiten sind schwer und Minna verliebt sich in Fritz, mit dem sie endlich die ersehnten zwei Kinder bekommt. Lange Zeit sind sie glücklich, doch die kräftezehrenden, von Armut und Gewalt geprägten Kriegsjahre fordern ihren Tribut, Fritz wird eingezogen und kommt als gebrochener Mann zurück. Die Ehe scheitert. Minna geht in ihrer Mutterrolle auf und muss einen weiteren schrecklichen Schicksalsschlag erleben.

Ich begleite Minna und ihre Familie vom Jahr 1924 an bis ins Jahr 1951 und ich muss schon sagen: eine tolle, sehr starke Frau, die mich schwer beeindruckt hat. Selbstbewusst packt sie ihr Leben an, sucht das Glück und wird sehr erfolgreich. Sie ist fleißig und ehrgeizig und zielstrebig. Dennoch ist ihr die Karriere nicht wichtiger als ihre Familie, die in ihrem Leben eine zentrale Rolle spielt. Ihrer einfachen Herkunft zum Trotz steht Minna ihre Frau und beweist, was in ihr steckt. Sie lässt sich nicht unterkriegen, macht aus jeder noch so schwierigen Situation immer das Beste und pfeift auf jegliche Konventionen. Bewundernswert!

Minna ist übrigens die Großmutter der Autorin. Es ist also ihre Familiengeschichte, die ich das lesen durfte und meine Güte – die hat es in sich. Auf dem Cover sehen wir Minna und ihre Tochter. Die Geschichte ist gründlich recherchiert und in einem Schreibstil niedergeschrieben, der mich absolut fesseln konnte. Ich hatte alles immer klar vor Augen und sämtliche Charaktere waren greifbar und real. Kopfkino. Mit 608 Seiten ist es kein schmales Büchlein, sondern ein rechter Wälzer, der mir jedoch an keiner Stelle langweilig wurde. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten, mitgeweint, mitgelacht. Ergreifend, kurzweilig, historisch super interessant und wunderbar lebendig erzählt. Von mir gibt es dafür ganz klar 5/5 Sterne und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Vielen Dank an das Bloggerportal Penguin Random House, über das ich das Buch lesen durfte und natürlich an den Heyne-Verlag, für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Ein wunderbares Buch über Armut und Scham - und über eine Freundschaft, die unbezahlbar ist

Feuerwanzen lügen nicht
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Nits (eigentlich Nityananda, halb Inder) und Mischa sind beste Freunde seit dem Sandkasten. Sie sitzen in der Klasse nebeneinander und verbringen viel Zeit zusammen. Eines Tages fällt Nits auf, dass Mischa, ...

Nits (eigentlich Nityananda, halb Inder) und Mischa sind beste Freunde seit dem Sandkasten. Sie sitzen in der Klasse nebeneinander und verbringen viel Zeit zusammen. Eines Tages fällt Nits auf, dass Mischa, der immer korrekt und strebsam ist, seinen Klassenlehrer anlügt. Kurz darauf stellt er fest, dass Mischa auch ihn selbst angelogen hat und seine Welt gerät ein bisschen ins Wanken. Er stellt Mischa zur Rede und so nach und nach zeigt sich, dass Mischas Leben so ganz anders ist, als das von Nits. In seiner Wohnung (in die Mischa Nits bis jetzt nie eingeladen hat) gibt es kaum Möbel, sie kaufen bei der Tafel ein, er läuft immer in ziemlich abgerissenen Klamotten herum. Nits fragt sich, wie er das die ganze Zeit übersehen haben kann. Und warum Nits Mischas Mama noch nie gesehen hat, sondern nur den in seinen Augen ziemlich coolen Dad, hat auch einen Grund. Als dieser Dad in Schwierigkeiten gerät und das Jugendamt quasi schon vor der Tür steht, gilt es, zusammenzuhalten. Nits beweist, dass eine Freundschaft wichtiger ist, als alles andere.

Dass Kinderarmut auch in unserem reichen Deutschland leider keine Ausnahme ist, wissen wir alle. „Feuerwanzen lügen nicht“ dreht sich um dieses Thema und behandelt es mit einer Direktheit, die wehtut, aber auch mit einer Wärme, die Hoffnung macht. Mischas Scham geht unter die Haut und seine Art, mit der Situation umzugehen ebenso. Nits Gefühlswelt wird einmal über den Haufen geworfen und wie er es schafft, diesen Haufen wieder glattzuziehen, mit welchem Vertrauen und Mut er das angeht, seine Erkenntnisse darüber, wie privilegiert er mit einer ganz normalen Familie ist und wie glücklich er sich schätzen kann – das ist wirklich berührend. Genau so wie seine Freundschaft zu Mischa, die ihm so wichtig ist wie kaum etwas anderes.
Zum Ende hin wandelt sich das Buch in einen kleinen Kinder-Krimi, was frischen Wind reinbringt und nochmal ordentlich spannend ist.

Der Schreibstil ist recht außergewöhnlich. Nits ist ein Sprücheklopfer, reimt gerne und rappt schon fast. Diese „Reime“ findet man immer wieder im Buch und das passt einfach gut, auch wenn es anfangs ein bisschen seltsam war. Jedes Kapitel beginnt zudem mit einem gereimten Spruch/Rap über Tiere. Die Sprüche ziehen sich durch das ganze Buch und passen einfach super! Das Buch lässt sich gut und schnell lesen, es ist so fesselnd geschrieben, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Die Charaktere (nicht nur Nits, Mischa und Amy – sondern alle) sind detailliert und herrlich lebendig beschrieben, so dass man jeden förmlich agieren sehen kann.

Ein Buch, das zu Herzen geht, wichtig ist, zum Mitfiebern und unheimlich gut zu lesen. Voller Gefühl, Witz, Wärme und Spannung ist es nicht nur für Kinder ab 11 Jahren eine tolle Lektüre (und vielleicht ein kleiner Augenöffner, ein Anstoß, vielleicht manchmal etwas genauer hinzusehen), sondern auch für ältere und Erwachsene.
Ganz klar: 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Ausgefeilter und höchstvergnüglicher Krimi über einen Richter, der doch nur seine Familie schützen will

Richter morden besser
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Siggi Buckmann, über 50 und glücklich getrenntlebend, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, ist Richter am Amtsgericht und einer von denen, die das aus Idealismus machen und der Justizverwaltung eher skeptisch ...

Siggi Buckmann, über 50 und glücklich getrenntlebend, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, ist Richter am Amtsgericht und einer von denen, die das aus Idealismus machen und der Justizverwaltung eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen. Als eines Tages Ferdi stirbt, weiß jeder, wer dafür verantwortlich ist: ein gefährlicher Bandenchef, der schon einige Leichen in seinem Keller hat. Doch offenbar auch einige Fürsprecher – Dank des korrupten Systems. Der Fall soll zu den Akten gelegt werden. Richter Bruckmann, dessen Tochter vor einigen Jahren von Ferdi beschützt und vor einem Übergriff gerettet wurde, kann da nicht tatenlos zusehen. Damit sticht er in ein Wespennest und plötzlich ist seine Familie, seine Tochter in Gefahr. Da er das System in und auswendig kennt und sehr gute Kontakte zu einigen Gleichgesinnten in Justiz und bei der Polizei hat, reift in ihm ein Plan. Ein Plan, wie er den Bandenchef ein für allemal unschädlich machen kann – ohne dafür selbst zu Verantwortung gezogen werden zu können.

Das ist so ein Buch, durch das man einfach so hindurchrauscht. Der Schreibstil ist herrlich kurzweilig, flüssig und lebendig. Es strotzt nur so vor trockenem Humor, Sarkasmus und Einblicke in unser Justizsystem. Und auch wenn es ein Roman, also eine fiktive Geschichte ist, beschleicht mich das Gefühl, das hier schon ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert wird. Das alles und natürlich die Tatsache, dass der Autor im echten Leben tatsächlich Richter ist, macht das Buch zu einem echten Pageturner. Selbstjustiz ist natürlich nichts, was ich gutheiße, doch hier ertappe ich mich, wie ich denke: „dieser Drecksack hat es nicht anders verdient“. Wie der Fall aufgebaut ist und wie es letztlich alles vonstattengeht, macht einfach Spaß und ist herrlich ausgeklügelt.

Die Charaktere sind greifbar und bildhaft, die Dialoge spritzig, auf den Punkt und fesselnd. Mir gefällt vor allem dieser Humor, der die Story ständig begleitet. Das „Gespräch“ zwischen Bruckmann und seinem Kater Grisu über das schlechte Gewissen – zu köstlich! Ich mag hier alles: die Protagonisten, die Story, den Schreibstil, den Aufbau, die Seitenhiebe auf unser System. Ein rundum super gelungener Auftakt der Siggi Bruckmann-Reihe – denn eine Reihe soll es wohl werden, was der Cliffhanger am Ende auch vermuten lässt. Ich werde diesem äußerst sympathischen Richter Bruckmann auf jeden Fall treu bleiben und freue mich darauf, bald mehr von ihm zu lesen. 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Rasant, gefährlich und sehr düster geht es weiter – super spannende Fortsetzung

Keeper of the Lost Cities – Die Flut (Keeper of the Lost Cities 6)
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Immer noch geschockt vom Tod von Mr. Forkle setzt Sophie alle Hebel in Bewegung, um ihre menschlichen Eltern aus den Händen der Neverseen zu befreien. Ihre Schwester Amy ist glücklicherweise in Sicherheit ...

Immer noch geschockt vom Tod von Mr. Forkle setzt Sophie alle Hebel in Bewegung, um ihre menschlichen Eltern aus den Händen der Neverseen zu befreien. Ihre Schwester Amy ist glücklicherweise in Sicherheit und wird in Atlantis versteckt. Keefes Mutter mischt sich ein will die Kinder dazu bringen, ihr zu vertrauen, weil die Neverseen sie selbst verraten haben. Da ihnen kaum eine andere Wahl bleibt, gehen sie auf dieses Bündnis ein. Um nach Nightfall zu kommen, wo Sophies Eltern angeblich gefangen gehalten werden, müssen sie viele Rätsel lösen und sogar den Ogerkönig in einem Duell besiegen. Sie wissen immer noch nicht, wem sie trauen können und wem nicht und nur das feste Vertrauen der Kids untereinander lässt sie vorwärtskommen. Auf ihrem Weg erfahren sie immer mehr schreckliche Dinge über die Vergangenheit von Elfen und Menschen und Sophie fragt sich einmal mehr, zu welchem Zweck sie geschaffen wurde.

Jetzt geht´s langsam ans Eingemachte! Die Neverseen schrecken vor keiner noch so grausamen Tat zurück und gehen dabei ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen. Ich erfahre – wie Sophie – immer mehr über die Vergangenheit und die Dinge, die dazu geführt haben, dass Elfen und Menschen nun in getrennten, geheimen Welten leben. Was da auf uns zurollt ist schrecklich und ich befürchte, dass in den Folgebänden noch so einiges an Wahrheiten offengelegt wird, dass einmal mehr die Sichtweise auf Elfen, Menschen und andere Wesen ändert. Die Story ist fesselnd ohne Ende und ich möchte gar nicht mehr aufhören, zu lesen. Die Spannung ist permanent ganz oben und es werden kleine Andeutungen eingestreut, die mich furchtbar neugierig machen (was z.B. ist mit dem Alicorn Sylvenie los? Warum verhält sie sich so seltsam?).

Neben ganz viel Action und Spannung und Gefühlen ist auch hier der Humor wieder mit dabei. Habe ich schon gesagt, dass ich Keefe einfach klasse finde? Seine witzige, neckische, freche Art ist so liebenswert und was ich wegen ihm schon gelacht habe!

Gut gefällt mir der Zusammenhalt der Kids untereinander und dass jeder mit seiner eigenen Fähigkeit einen Teil zum Großen und Ganzen beiträgt. Nur zusammen sind wir stark!

Shannon Messenger schafft es jedes Mal aufs Neue, mich in Sophies Welt hineinzuziehen und dafür zu sorgen, dass ich am liebsten gar nicht mehr raus will. Ich freue mich auf Ende August, wenn es weitergeht mit KOTLC. Süchtigmachend, fesselnd, spannend, detailliert, bunt, magisch – 5/5 Sterne! Love it!

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Noch nie so viel gelacht bei einem Rezeptbuch – quadratisch, praktisch, gelb! Na dann Prost!

Zum Pissen reichts
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In diesem kleinen, quadratischen, quitschegelben Büchlein sind insgesamt 25 Cocktailrezepte versammelt. Wie jetzt? Nur 25 Rezepte, aber 148 Seiten? Ja – und ich sage euch: jede Seite ist ein (Trink-)Genuss! ...

In diesem kleinen, quadratischen, quitschegelben Büchlein sind insgesamt 25 Cocktailrezepte versammelt. Wie jetzt? Nur 25 Rezepte, aber 148 Seiten? Ja – und ich sage euch: jede Seite ist ein (Trink-)Genuss! Neben den Rezepten gibt es viel Wissenswertes und Kurioses aus der Welt der Säufer und des Alkohols. Kleine Anekdoten, harte Fakten, witzige Zitate, Fußnoten zum Brüllen.

Innen ist das Buch komplett in schwarz/weiß gehalten. Es gibt keine Hochglanzfotos, sondern einfache, witzige und passende Illustrationen im Strichmännchendesign.
Das Buch ist ein bisschen frech (logisch, schon allein der Titel), aber mit viel Liebe gemacht – da bin ich mir sicher. Hier waren zwei Herren am Werk, die mit viel Humor durchs Leben gehen. Die Texte sind mit einigen Fußnoten versehen, die rotzfrech, anstößig und echt zum Wegschmeißen komisch sind. Sicherlich nicht jedermanns Humor aber hey! Wer ein Buch mit diesem Cover und Titel kauft weiß, dass das hier mit seriös, ernst und politisch korrekt nichts zu tun haben wird.

Mir persönlich hat „Zum Pissen reichts“ super gefallen! Ich musste viel lachen und kichern und fühlte mich bestens unterhalten. Die Aufmachung ist genial und es macht einfach Spaß, durch die Seiten zu blättern und immer wieder was neues frivoles, gemeines, versoffenes oder witziges zu entdecken. Und die Cocktailrezepte haben Hand und Fuß – also keinesfalls Fake-Rezepte. Die Rubriken Kurioses und Wissenswertes, oft in Verbindung mit prominenten Persönlichkeiten, sind informativ und echt interessant.

Für jeden, der zum Lachen nicht in den Keller geht, der Cocktails mag und deren schräge, teils freche, sehr direkte Präsentation nicht scheut, kommt hier auf seine Kosten. Ich liebs! 5/5 Sterne!

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