Fesselnd, berührend, humorvoll und tieftraurig – großes Kino
Was auf das Ende folgtDer dreijährige Harry verschwindet eines Nachts spurlos. Seine verzweifelte Mutter gibt an, dass er von einem Mann in Clownskostüm aus seinem Bett entführt wurde. Die Polizei ermittelt, die Presse berichtet, ...
Der dreijährige Harry verschwindet eines Nachts spurlos. Seine verzweifelte Mutter gibt an, dass er von einem Mann in Clownskostüm aus seinem Bett entführt wurde. Die Polizei ermittelt, die Presse berichtet, die Bewohner von Tall Oaks sind entsetzt. Auch, weil offensichtlich einer von ihnen der Täter sein muss. Harrys Mutter sucht ihn noch immer pausenlos und flüchtet sich in Alkohol und Männergeschichten, um kurzfristig dem Schmerz zu entgehen. Währenddessen geht das Kleinstadtleben weiter und jeder hat so sein Päckchen zu tragen.
Anfangs war ich durch die schiere Menge an Figuren erst mal etwas überfordert. Ich kam mit den Namen nicht mehr richtig mit, zumal 4 der Hauptfiguren mit J beginnen und ich immer überlegen musste, wer jetzt wieder wer ist. Auch fragte ich mich, wo die Reise denn bitte hingeht? Ausgangspunkt ist das Verschwinden des kleinen Harry. Doch die Ermittlung spielt hier eher eine untergeordnete Rolle, vielmehr wurden mir nach und nach mehrere der Bewohner von Tall Oaks beschrieben, deren Geschichte erzählt und ihre Geheimnisse so nach und nach entpackt. Das war interessant, keine Frage, doch war mir der Zusammenhang nicht klar. Doch dann wurde alles immer präsenter, die ganze Story hat sich vor mir entblättert und ich war nur noch gefesselt und gefangengenommen von dem wirklich einmaligen Schreibstil des Autors. Jeder der hier vorgestellten Bewohner hat so seine Probleme und geht mit Erlebnissen und Schicksalsschlägen anders um. Alles zusammen war schlicht berührend, tieftraurig, unglaublich witzig, überraschend und tat mal weh, um dann wieder einfach nur lustig zu sein. Mir haben sich vor allem der Schüler Manny und sein nicht immer einfaches, aber von tiefer Liebe geprägtes Leben zusammen mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester tief beeindruckt. Über ihn bzw. wegen ihm musste ich so oft lachen beim Lesen und fand ihn schlicht nervig, aber so sehr liebenswert. Eine tolle Figur! Das Ende hat mich dann eiskalt erwischt, damit habe ich so gar nicht gerechnet.
Als ich das Buch weglegte, dachte ich mir nur „wow!“. Ein einmaliger Aufbau, bildhafte Beschreibungen, Figuren, die berühren einen nicht kalt lassen und ein grandioser Schreibstil. Kein typischer Krimi, wie man ihn kennt, sondern ein Blick in eine Kleinstadt und hinter die Fassaden. Von mir 4,5/5 Sterne.