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Veröffentlicht am 22.05.2022

Düster, skurril, voller Fantasie und seltsamer Ideen – Reihenauftakt, der mir Lust auf mehr macht

Die dunklen Geheimnisse von Heap House
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Clod ist klein und schwächlich und seltsam, weswegen er von seiner Familie bestenfalls gemieden, schlimmstenfalls gemobbt wird. Als eines Tages Lucy Pennant von der Stadt ins Heap House zieht, um dort ...

Clod ist klein und schwächlich und seltsam, weswegen er von seiner Familie bestenfalls gemieden, schlimmstenfalls gemobbt wird. Als eines Tages Lucy Pennant von der Stadt ins Heap House zieht, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten, ist Clod hingerissen von ihren roten Haaren und ihrer so ganz anderen Art. Doch mit ihrer Ankunft geschehen auch seltsame Dinge: die Geburtsobjekte und andere Gegenstände im Haus verschwinden, scheinen sich zusammenzurotten und gegen die Menschen zu wenden. Clod und Lucy wollen herausfinden, was da los ist und kommen einem schrecklichen Ironmonger-Geheimnis auf die Spur, das das Leben aller bedroht.

Du meine Güte, was für ein seltsames, schräges, skurriles, düsteres, fantasievolles Buch! Ich kann den Schreibstil gar nicht so richtig in Worte fassen. Er ist ausgefeilt und besonders, er ist gut zu lesen und gleichzeitig echt schräg, er ist düster und dennoch mit speziellem Humor gespickt. Mich hat die Geschichte gepackt, ich wollte unbedingt wissen, was da los ist in Heap House, mir hat der Aufbau super gefallen, die Art und Weise, wie das Zusammenleben der Iremongers im Mittelpunkt stand, die verwandtschaftlichen Verknüpfungen und natürlich wollte ich wissen, warum sie in so einem überaus seltsamen Haus leben, inmitten von riesenhaften Müllbergen am Rande Londons. Und was zum Geier es mit diesen Geburtsobjekten auf sich hat und den Namen, die sie sagen und die nur Clod hören kann. Zeitlich sehe ich die Geschichte im 19. Jahrhundert – aber auch wieder nicht. Wie gesagt: schräg!

Ich fühlte mich gut unterhalten, der Spannungsbogen ist meistens oben, auch wenn man gefühlt zwischendurch immer mal wieder wegdriftet, um auf der nächsten schrägen Welle mitzureiten. Die Atmosphäre ist durchgehend düster und ein bisschen bedrückend (wozu sicher auch die dunklen s/w-Zeichnungen beitragen) und gleichzeitig skurril und crazy und voller schwarzem, nicht unbedingt gewöhnlichem Humor. Manch einem mag das vielleicht zu viel sein, ich fand´s ziemlich cool. Das empfohlene Alter ab 12 Jahren kann ich so unterschreiben – jünger sollten die Kids nicht sein, da es dann doch eher schwer zu verstehen sein dürfte. Es ist halt ganz speziell, dieses Buch.

Ein gelungener Auftakt der Trilogie und ich werde sicher auch die Fortsetzungen lesen. Von mir gibt´s 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Eine neue Fantasywelt und ganz viel Magie – toller Reihenauftakt

Die Marveller – Magie aus Licht und Dunkelheit - Das gefährliche erste Jahr
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Aufgrund einer Änderung der Gesetze ist es der 11-jährigen Ella möglich, als erste Fabuliererin überhaupt im Marveller-Internat Arkanum aufgenommen zu werden. Der Empfang durch die anderen Marveller-Schüler ...

Aufgrund einer Änderung der Gesetze ist es der 11-jährigen Ella möglich, als erste Fabuliererin überhaupt im Marveller-Internat Arkanum aufgenommen zu werden. Der Empfang durch die anderen Marveller-Schüler ist eher frostig, waren Fabulierer bei den Marvellern doch schon immer schlecht angesehen. Der Kampf gegen diese Vorurteile ist für Ella immens schwierig, zum Glück findet sie in Jason und Brigit zumindest zwei Freunde, auf die sie zählen kann. Gemeinsam meistern sie mehr oder weniger erfolgreich das erste Schuljahr mit dem Ziel, ihr Marvel, also ihre magische Kraft zu erhalten und zu erfahren, welchem Paragon sie angehören werden. Als Ella dann einiger Vergehen bezichtigt wird, die sie nicht begangen hat, ihr Mentor Master Thakur verschwindet und dann auch noch eine gefürchtete Verbrecherin Gia Trivelino, die es auf die Marveller abgesehen hat, aus der Gefangenschaft flieht ist für alle schnell klar: die Fabulierer sind Schuld an allem und man muss diese schnell loswerden. Ella und ihre Freunde setzen alles daran, diese Anschuldigungen zu widerlegen und Master Thakur zu finden. Dabei geraten sie in große Gefahr durch Gia Trivelino, die Böses im Schilde führt.

Eine richtig coole neue Welt hat die Autorin da geschaffen. Einerseits spielt es ganz normal auf der Erde, aber auch in den Wolken, wo sich das Arkanum befindet. Die Fabulierer sind ein eher naturverbundenes Volk und sanftmütig, während die meisten Marveller sich sehr viel auf ihre Privilegien einbilden. Ella ist ein bezaubernder Charakter, sanft, liebenswert, klug, loyal und es macht Spaß, sie durch das erste Jahr am Arkanum zu begleiten. Überhaupt sind alle Figuren sehr bildhaft beschrieben, ebenso wie das fantasievolle, sehr schöne Setting, so dass man direkt eintauchen kann in diese neue, magische Welt. Hier geht es ganz viel um Vorurteile, Ausgrenzung, Mobbing, Freundschaft. Alles verpackt in eine richtig spannende, abwechslungsreiche, bunte, magische Geschichte, die es versteht, zu fesseln. Nicht nur durch den locker zu lesenden Schreibstil, sondern auch durch die Optik. Das eher dunkel gehaltene, ansprechende Cover sowie die Innengestaltung mit ihren s/w-Vignetten und den abgebildeten Briefen bzw. Sternenpostnachrichten machen einfach Lust auf das Buch. Zudem ist es erfrischend, dass hier nicht einfach gezaubert wird, sondern gemarvelt und fabuliert. Das ist einfach mal was anderes.

Eine rundum gelungene, mitreißende Fantasystory mit fabelhaften Charakteren und Geschehnissen, diversen Wendungen und Überraschungen, ganz viel Spannung und Gefühl und auf jeden Fall ein Leseerlebnis – nicht nur für Kinder ab 10, sondern durchaus auch für die älteren Semester. Daher von mir 4,5/5 Sterne. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Ein Erbe, ein altes Familiengeheimnis und viele Rätsel – spannendes Kinderbuchdebut!

Das Glashaus-Geheimnis
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Großtante Adele hat Rosa und ihren Eltern das Haus sowie ihren kleinen Antiktrödelladen vererbt. Rosa ist traurig über den Tod von Adele und tut sich schwer damit, all ihre Sachen herzugeben. Da stößt ...

Großtante Adele hat Rosa und ihren Eltern das Haus sowie ihren kleinen Antiktrödelladen vererbt. Rosa ist traurig über den Tod von Adele und tut sich schwer damit, all ihre Sachen herzugeben. Da stößt sie auf ein Beutelchen mit Meerglassteinen, auf denen Buchstaben und Zahlen stehen, sowie auf eine Karte von Adele mit einem ihrer berühmten Rätsel. Zusammen mit ihrem Freund Sami und Äffchen Uma geht Rosa nun also auf Spurensuche und wird von einem Rätsel zum nächsten geleitet. Als wäre das nicht schon spannend genug, stellen die Kinder bald fest, dass noch jemand anderes hinter dem Geheimnis her ist und dafür auch nicht vor Diebstahl zurückschreckt. Geht es womöglich um ein großes Erbe? Oder steckt doch etwas anderes dahinter?

Verschiedene Rätsel, exotische Pflanzen, Antiquitäten, Trauer, Neid und ein Familiengeheimnis. Das Buch hat viel zu bieten. So wundert es nicht, dass es spannend zugeht und auch das Miträtseln nicht zu kurz kommt. Alle Charaktere sind bildhaft beschrieben, so dass es mir leichtfiel, sie mir vorzustellen und mich in sie hineinzuversetzen. Mit dem Äffchen Uma ist dann auch mal ein anderes Tier Teil der Story und sie macht alles ein bisschen lebendiger und lustiger. Der Schreibstil ist detailliert, bunt und lebhaft, sehr gut zu lesen und schön kindgerecht. Die vielen s/w-Zeichnungen, die übrigens von der Autorin selbst stammen, sind super gelungen und lockern die Kapitel schön auf. Mir gefällt auch die „Geschichte in der Geschichte“, also der Teil, wo es um Adeles Vergangenheit geht, richtig gut. Es gab einige Wendungen und Unvorhersehbares, vor allem zum Ende hin. Die Rätsel sind für den Leser schwer zu knacken, machen aber Spaß. Der Titel spricht ja von einem Glashaus und ich habe mich immer wieder gefragt, was es damit wohl auf sich hat. Die Antwort auf diese Frage bekam ich – wenn auch erst sehr spät im Buch, was mich aber nicht störte.
Mir ist vor allem aufgefallen, dass in dem Buch sehr viel Liebe steckt (in der Story, wie auch in der Cover- und Innengestaltung), was auch auf die Charaktere übertragen wurde. Ich mag sie alle sehr und sie sind einfach tolle, liebenswerte Menschen.

Für Rätselfreund:innen ab 9 Jahren ein spannendes Leseabenteuer zum Mitraten – daher von mir sehr gute 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Den wahren Sinn des Lebens erkennt manch einer erst, wenn es schon fast zu spät ist

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Wallace Price, um die 40, erfolgreicher Anwalt, stellt seine Arbeit über alles und so wundert es nicht, dass er alleine lebt und auch sonst keine Freunde hat. Seine Angestellten fürchten ihn, seine Kanzleipartner ...

Wallace Price, um die 40, erfolgreicher Anwalt, stellt seine Arbeit über alles und so wundert es nicht, dass er alleine lebt und auch sonst keine Freunde hat. Seine Angestellten fürchten ihn, seine Kanzleipartner mögen ihn nicht. Eines Tages fällt er in seinem Büro tot um… und wird auf seiner eigenen Beerdigung vom Sensenmann abgeholt und zum Wächter der Zwischenwelt, Hugo Freeman, gebracht. Er kann nicht glauben, dass er tot ist und will nicht ins Jenseits hinübergehen. Hugo, Sensenmann Mei, Geist Nelson und Geisterhund Apollo stehen ihm bei, auch wenn das manchmal alles andere als leicht ist. So nach und nach erkennt Wallace, dass er zu Lebzeiten falsche Prioritäten gesetzt hat und wie wichtig es ihm ist, anderen uneigennützig zu helfen. So versucht er, einiges gerade zu biegen.

Eine Zusammenfassung dieses Buches fällt mir schwer, weil es so dermaßen vielschichtig ist. Es ist kein Drama, keine Komödie, keine Fantasy, keine Lovestory – es ist von allem etwas und doch ganz anders. Das fängt damit an, dass der Sensenmann Mei eine asiatische junge Frau ist, Hugo der Wächter ein schwarzer Homosexueller mit Panikattacken, Geist Nelson ist Hugos Großvater, der ihn nicht allein lassen wollte – auch nicht nach dem Tod und Geisterhund Apollo war Hugos Therapiehund. Und alles spielt in einem kuriosen Teehaus. Wallace mutiert nach und nach vom Unsympathling zum Herzensmenschen. T.J. Klune erzählt dieses so ernste Thema Tod auf eine irre humorvolle und gleichzeitig warmherzige und sanfte Art. Es ist zwischendurch albern und berührend, traurig und beklemmend. Die sanften Bande, die sich zwischen Wallace und Hugo anbahnen sind herzerweichend, wunderschön, mitreißend und so wundervoll sensibel erzählt. Mir geht jetzt noch das Herz auf, wenn ich an die Story und an die Figuren denke, die unwiderruflich und ohne Umwege einen Platz in meinem Herzen eingenommen haben. Für mich ein absolutes Wohlfühlbuch mit Gefühlsachterbahn, dümmlichem Grinsen, Kloß im Hals, Tränen, Lachen, welches mir ganz viel Wärme geschenkt hat. Eins der Bücher, die man ganz schnell lesen will, die aber bitte niemals enden sollen.

Ganz klar 5/5 und das Prädikat HIGHLIGHT! Ich liebe es! Lest es, wenn ihr mit queeren Geschichten zurechtkommt, die gleichzeitig tiefgründig und humorvoll sind, die ein nicht ganz einfaches Thema behandeln und dennoch manchmal fast albern sind und die einen wundervollen, einzigartigen Schreibstil haben.

Das Einzige, was ich doof finde, ist der deutsche Titel, der m.M.n. überhaupt nicht passt. Der Originaltitel („Unter der flüsternden Tür“) wäre perfekt gewesen.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Nervenzerreißender Psychothriller – unglaublich fesselnd und nix für zarte Gemüter

Das Versteck
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Audrey, Autorin von Thrillern, fehlt etwas in ihrem Leben. Sie ist nicht direkt unglücklich, aber perfekt ist es eben auch nicht. So entschließt sie sich, für ein paar Tage weg von Mann und Kind in Louisiana ...

Audrey, Autorin von Thrillern, fehlt etwas in ihrem Leben. Sie ist nicht direkt unglücklich, aber perfekt ist es eben auch nicht. So entschließt sie sich, für ein paar Tage weg von Mann und Kind in Louisiana eine Auszeit zu nehmen, um dort in Ruhe an ihrem zweiten Buch zu schreiben. Brandon Petou, ein gutaussehender, sympathischer Mann, vermietet ihr ein kleines, abgeschiedenes Haus im Wald und kümmert sich auch sonst charmant um Audrey. Doch fühlt sie sich beobachtet und vermutet, dass Brandon nicht der ist, der er zu sein scheint. Sie untersucht das Haus genauer und entdeckt Entsetzliches. Und schon ist sie mittendrin, in ihrer eigenen, ganz echten und sehr gefährlichen Thrillerstory.

Nach kurzem, harmlosen Vorgeplänkel befand ich mich auch schon mittendrin in einem nervenaufreibenden Psychothriller, der mich unglaublich gefesselt hat. Die Story spielt 2019, in Louisiana und das Setting ist so perfekt und atmosphärisch – es hätte nicht besser passen können! Zwischendurch springen wir zurück ins Jahr 1997 und erfahren dort einiges über die Kindheit Brandons und seines besten Freundes Mitch, bevor wir dann einen Blick ins Jahr 2014 werfen und wieder zurück nach 2019 wandern. Dieses Hin und Her ist keinesfalls verwirrend, sondern unfassbar gut durchdacht. Ich erfahre immer mehr über die Zusammenhänge, die Vorgeschichte, alles verdichtet sich immer mehr und so lande ich letztlich beim großen Showdown, der unglaublich spannend ist.

Es ist keine leichte Kost, hier geht es hart zur Sache und wer Probleme hat mit Folter, Gewalt in Beziehungen und psychischen Abhängigkeiten, dem spreche ich eine Triggerwarnung aus. Ich selbst war zeitweise geschockt über die Brutalität, kann das aber gut einordnen – es passte einfach rein in die Story. Dabei wechselte ich zwischen Mitleid, Hass, Verständnis und Fassungslosigkeit gegenüber ein und derselben Person öfters hin und her, was das Buch für mich zu einem echten Leseerlebnis machte. Der Schreibstil ist unglaublich fesselnd und ich habe mich ertappt, wie ich tagsüber bei der Arbeit dachte: „hoffentlich ist bald Feierabend, damit ich weiterlesen kann“. Ich habe das Buch verschlungen, fühlte mich permanent unter Strom aufgrund der Spannung und der teils heftigen Vorkommnisse und genoss Kopfkino deluxe! Großartig – auch wenn das Ende für mich ein bisschen unglaubwürdig und ja – auch echt heavy war. Aber da kann ich drüber wegsehen, weil es bis zum wirklich allerletzten Ende schlicht genial war. Ganz klar: 5/5 Sterne.

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