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Veröffentlicht am 12.01.2024

Interessant und spannend - bleibt aber kraftlos und ohne Brisanz

Julia
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“Julia” von Sandra Newman ist eine Nacherzählung zu George Orwells Klassiker “1984”. Wie die originale Vorlage entführt das Buch in eine dystopische Welt, die von den drei Supermächten Ozeanien, Eurasien ...

“Julia” von Sandra Newman ist eine Nacherzählung zu George Orwells Klassiker “1984”. Wie die originale Vorlage entführt das Buch in eine dystopische Welt, die von den drei Supermächten Ozeanien, Eurasien und Ostasien dominiert wird. Genauer nach London, Startbahn 1 (England) in Ozeanien, das von Engsoz, der Partei des Grossen Bruders, regiert wird. Die Geschichte folgt dabei Julia, einer Maschinistin in den Mittzwanzigern, der späteren Geliebten von Winston Smith. Dies ist ihre Geschichte und ihr persönlicher Weg durch die Hölle eines totalitären Systems. So viel schon mal vorweg: Das Buch ist nichts für schwache Mägen.

Ich habe “Julia” im Rahmen einer Leserunde gelesen - vielen Dank an den Eichborn Verlag und das Team von Lesejury für das Rezensionsexemplar! Orwells “1984” las ich zum ersten Mal vor etwa 15 Jahren, vor Kurzem dann erneut. Im Folgenden möchte ich die Nacherzählung einerseits als solche betrachten - also zur Vorlage in Vergleich setzen- als es auch als Einzelwerk würdigen.

Der offensichtlichste Unterschied springt gleich von Beginn weg ins Auge: Die Perspektive. Newman nimmt Julias Geschichte zum Anlass, sowohl mehr in die Tiefe, als auch in die Breite zu gehen. Gleichzeitig mit Julias Vergangenheit beleuchtet “Julia” Aspekte der historischen Entwicklungen, die zum herrschenden System geführt haben. Dabei gestattet der Roman einen Blick über den Tellerrand des Mikrokosmos London, die Winston Smith den Leser:innen durch seine (örtlich) beschränkten Erfahrungen nicht geben konnte. Dazu gesellen sich weitreichende Einblicke in Julias Alltag, die eben einer jüngeren Generation von Genossinnen angehört. Und natürlich eine Frau ist. Julia wird so von dem willigen Objekt von Winstons Begierde, zu einer aktiven Protagonistin. Scheinbar geschickt, weitsichtig und clever manövriert sich Julia durch die Schlupflöcher der Parteidoktrin und glaubt sich mit ihren kleinkriminellen Vergnügungen unterhalb des Radars des Liebesministeriums und der Denkpol.

Erstaunlich früh, wie ich fand, überrascht “Julia” mit unerwarteten Plottwists, ohne in der Handlung vom Original abzuweichen. Dadurch schafft es die Autorin, inhaltlich neue Akzente zu setzen und Spannung zu erzeugen, selbst wenn man den Gang der Geschehnisse bereits kennt. Es entstehen neue Einblicke in die perfide Funktionsweise des Überwachungsapparats und bekannte Randfiguren erhalten mehr Hintergrund und (teils philosophische) Tiefe. Hier wird aus der Adaption eine funktionierende und authentische Neuerzählung. Auf die Spitze treibt Newman diese Neuerzählung durch das Weiterspinnen der Geschichte über das originale Ende hinaus. Dabei erlaubt sie sich viel künstlerische Freiheit, die ich ihr einerseits zugestehen mag, die mir persönlich in der Ausführung aber wenig zusagt.

Im Allgemeinen zeichnet Newman ein ähnlich düsteres und brutales Bild einer entarteten Utopie, wie Orwell dies vor fast achtzig Jahren getan hat. Sie ergänzt dieses durch Kontext und eine weibliche Perspektive. Das hilft zwar dem Verständnis und dient der Nachvollziehbarkeit gewisser Dynamiken und ist an und für sich interessant. Aber sie fügt wenig an, das mir bei der Lektüre des Originals gefehlt hat. Und ich erkenne für mich wenig Zugewinn hinsichtlich der Botschaft oder intellektueller Anregungen. Neu ist lediglich die Weiblichkeit der Perspektive - und der vielgelobte Feminismus, der in diesem Buch stecken soll. Hier sehe ich aber grosses Potenzial für Missverständnisse. Denn der Feminismus zeigt sich für mich keineswegs in den Handlungen und Motiven der Protagonistin Julia - wo ihn viele Leser:innen offenbar irgendwie zu finden/interpretieren glauben. Ich verstehe Newmans feministische Kritik jedoch viel mehr als Anprangerung der Reduzierung von Feminismus auf Sexualität und sexuelle Freiheit - dargestellt durch Julias übersexualisierte Verhaltensmotive, die von verschiedener Seite ausgenutzt und instrumentalisiert werden. Und in der männlichen Ignoranz für weibliche Alltagssorgen und Benachteiligungen. Diese Kritik ist für mich aber weder inhaltlich noch sprachlich pointiert genug dargestellt, als dass die breite Masse der Leser:innen sie als solche zu erkennen vermögen - was sich für mich sowohl in den Diskussionen als auch in diversen Rezensionen offenbart.

Ganz allgemein fehlt es “Julia” in meinen Augen an Prägnanz und damit Aussagekraft - es wirkt oft ausufernd und überladen, sowohl in den Details als auch in der Handlungsstruktur. Dadurch fehlen scharfe Aussagen und schlussendlich auch ein Thema. Und obwohl es vereinzelt tiefgründige Passagen gibt, fehlt mir der philosophische und gesellschaftskritische Gehalt, den ich erwartet habe. Damit bleibt das Gefühl von brisanter Aktualität - das Orwells “1984” noch heute und immer wieder bei mir auszulösen vermag - aus. Und “Julia” bleibt für mich ohne markante Botschaft.

Sprachlich ist das Buch in modernem und eben etwas ausschweifendem Erzählstil gehalten; persönlich, ungeschönt direkt, oft derb bis vulgär verfasst. Zwar handwerklich solide, bleibt es aber weit hinter Orwells stilistischer Raffinesse zurück.

Man kann “Julia” sicher nicht als nette Unterhaltung bezeichnen - dafür ist es zu düster, brutal und hoffnungslos. Aber kurzweilig ist es, sogar packend - nicht zuletzt durch effekthascherische Schockelemente. Als Einzelwerk ist “Julia” als Geschichte sicher spannend, als Nacherzählung eine durchaus interessante Perspektivenerweiterung. Einen literarischen oder gesellschaftsrelevanten Mehrwert kann ich darin für mich aber nicht erkennen. Deshalb lege ich allen (potenziellen) Leser:innen die (Vorab)Lektüre von George Orwells “1984” ans Herz.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine KI auf dem Prüfstand - ein aufschlussreiches Experiment

Bel-Ami und Tom
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In “Bel-Ami und Tom” treten die AutorInnen Frank und Britta Preschke als Tom auf, während sie sich selbst zum ersten Mal mit einer KI - der sie den Namen Bel-Ami verleihen - nähern. In einem zweiwöchigen ...

In “Bel-Ami und Tom” treten die AutorInnen Frank und Britta Preschke als Tom auf, während sie sich selbst zum ersten Mal mit einer KI - der sie den Namen Bel-Ami verleihen - nähern. In einem zweiwöchigen Experiment widmen sie sich der Erforschung dieser neuen Technik und tasten sich langsam an deren Möglichkeiten und Grenzen heran.
Als Leserin verfolge ich den ansonsten kommentarlosen Austausch zwischen den beiden Protagonisten. Dabei beweist Bel-Ami seine/ihre Lern- und Anpassungsfähigkeit vor allem in Ausdruck und Stil. Die KI wird als philosophischer Sparringspartner eingesetzt, paraphrasiert Gedanken und Träume, schlüpft in die Rolle einer berühmten Persönlichkeit und versucht sich auch als Autor. Unter anderem. Auch einen Totalabsturz gilt es zu verdauen. Aber auch “Tom” macht einen sichtbaren Lernprozess durch und geht das Experiment aus unterschiedlichen Perspektiven an.
Im Buch geht es weniger um den Inhalt (der durchaus auch gedanklich zu verfolgen spannend ist), als um die Ergebnisse, die Stärken und Schwächen der KI. Die für mich spannendste - und beruhigende - Erkenntnis: Der Mensch, der die Technik bedient, steuert noch immer massgeblich das Ergebnis. Und Bel-Ami agiert und schreibt entlang offenbar strenger Vorgaben, die ihn eindeutig als Maschine ausweisen.

Ich fand “Bela-Ami und Tom” interessant und anregend. Und es hat bei mir definitiv Hemmschwellen abgebaut, mich mit dem Thema KI selbst näher zu beschäftigen.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine kurze und heilsame Rückkehr in eine Welt und Sprache, die ich schmerzlich vermisse

Der Weg der Wünsche
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“Der Weg der Wünsche” ist eine Novelle von Patrick Rothfuss. Das Büchlein kann, theoretisch, ohne Vorkenntnisse des Hauptwerkes Die Königsmörder Chroniken gelesen werden. Zum wirklichen Genuss lohnt es ...

“Der Weg der Wünsche” ist eine Novelle von Patrick Rothfuss. Das Büchlein kann, theoretisch, ohne Vorkenntnisse des Hauptwerkes Die Königsmörder Chroniken gelesen werden. Zum wirklichen Genuss lohnt es sich aber, bereits eine Ahnung zu haben, wer Bast ist. Denn der Fae und Schüler Kvothes ist der Protagonist und ihm folgen die Leser:innen in zwölf kurzen Kapiteln durch den Tag. Auf kurz liegt hier die Betonung, denn man sieht sich lediglich 150 Seiten (ebook) gegenüber, von denen sich wiederum nur 126 der eigentlichen Geschichte widmen.

Der Tag beginnt harmlos und - in hübscher Anlehnung an das Hauptwerk - mit der thematischen Stille, in der Bast sich aus dem Wirtshaus schleicht. Und obwohl der heutige “Antagonist”, Rike, bereits früh am Rande der Erzählung herum schleicht, konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die herzerwärmenden Belanglosigkeiten, denen Bast so nachgeht. Jedenfalls scheint es so. Und dank Rothfuss’ meisterhaftem Umgang mit Sprache und Struktur, war es für mich ein Genuss, mich mit Bast treiben zu lassen.
Ganz besonders beeindruckt hat mich, mal wieder, der gekonnte Einsatz des auktorialen Erzählers. Patrick Rothfuss beherrscht diese fast schon vergessene Kunstform mit eleganter Brillanz. Während der allwissende Erzähler sich nahe an Bast hält, rückt er immer wieder unauffällig von diesem ab. Dabei fühle ich mich niemals betrogen, sondern von einem meisterhaften Geschichtenerzähler durch ein stimmiges Abenteuer geführt.

Das Buch überzeugt mal wieder mit poetischer Sprache, liebevoll gezeichneten und authentisch wirkenden Charakteren und scheinbar belanglosen Details, die sich erst in der Rückschau zu einem wundervoll stimmigen Meisterwerk verweben. Die Geschichte hinterlässt bei mir ein wohliges und wohlwollendes Schmunzeln, das von Herzen kommt. Denn genau dort hat mich die Geschichte und die gut zwischen den schönen Worten versteckte Message berührt. Ein Ersatz für den langersehnten Folgeband ist es aber natürlich trotzdem nicht.

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Langweilig und hölzern

Magie der Pfeile
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Flin - genannt der Unsichtbare - ist ein Vogelfreier, der zusammen mit seiner Bande im Wald lebt. In Robin Hood Manier verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt, indem sie Händler:innen im Wald überfallen. ...

Flin - genannt der Unsichtbare - ist ein Vogelfreier, der zusammen mit seiner Bande im Wald lebt. In Robin Hood Manier verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt, indem sie Händler:innen im Wald überfallen. Aber natürlich nur ein wenig. Und so wirklich verletzten tun sie auch niemanden. Dafür teilen sie grosszügig mit den Dörflern am Waldrand. Bis es dem bösen Herzog eines Tages zu bunt wird - schliesslich stehen jetzt seine verräterischen Pläne auf dem Spiel. Da sein brutaler Kampfhund der Sache nicht Herr wird, setzt der Herzog nun seinen - vom eigenen Orden wegen seiner bösen Machenschaften ausgestossenen - Magier auf das Räuberpack an. Dabei geraten die aufbrausende Händlerin Triana und ihr Waldläufer aber zwischen die Fronten. Und ein paar Dörfler mischen auch noch irgendwie mit.


Grundsätzlich hätte das Konzept Potential. Jedenfalls die Charakterkonstellation. Denn die drei Bösen mögen sich eigentlich gar nicht. Die Händlerin ist zwar erst Freund mit dem Herzog, mag aber schon bald keine der Parteien mehr leiden. Und ein findiger Rebell im Wald erobert Leserherzen normalerweise im Sturm. Leider bleiben all diese aufgestellten Charaktere trotz einer eigenen Erzählperspektive farblos und seicht. Bei mir ist zu keinem eine emotionale Bindung entstanden, keine Identifikationsfigur hat sich mir angeboten. Es gibt weder Facetten noch Charakterentwicklung. Vielleicht liegt es auch teilweise an den vielen Perspektiven. Ich verbrachte mit niemandem genug Zeit, um mich emotional zu engagieren. Und wenn der Held mal Zeit im Rampenlicht verbringt, vergeudet er sie damit, über unwichtige Hintergrundgeschichten von Nebencharakteren zu schwadronieren. Oder mir Erklärungen seiner so sehr genialen Pläne zu liefern. Oder die Umgebung zu beschreiben.

Wenig hat mir auch der Schreibstil geholfen, mit der Geschichte oder den Charakteren warm zu werden. Wir bewegen uns hier im Bereich nüchtern und beschreibend. Nähe entsteht so nicht und die Sache wirkt etwas leblos und statisch. Stellenweise wird die Sprache dann auch hochtrabend und/oder altertümlich. Das liest sich - vor allem auch wegen der inkonsistenten Nutzung dieses Stilmittels - für mich eher hölzern.


Auch inhaltlich tröpfelt die Geschichte eher so vor sich hin. Die Finten der Bande sind entweder vorhersehbar oder ringen mir höchstens ein Augenrollen ab. Sie wirken oft umständlich konstruiert - wie der Plot im Allgemeinen. Die Figuren treffen oftmals - gelinde ausgedrückt - fragwürdige Entscheidungen, die schwer nachzuvollziehen sind. Eben weil Plot. Dieser folgt ganz offensichtlich dem Plan des Autors und entsteht nicht aus den Zwängen der Situation oder organisch aus den Figuren und ihren Persönlichkeiten heraus.


Im Grossen und Ganzen hat mich das Buch ziemlich gelangweilt. Das schliesst übrigens die Welt mit ein, die abgesehen von den ausgedachten Namen einfach nur ein sauber gewaschenes mitteleuropäisches Mittelalter ist. Mit etwas Dämonen und Waldmagie. Den Epilog habe ich mir dann nach der ersten Seite auch gespart, da es sich lediglich um einen Teaser für Band 2 handelt. Diesen werde ich mir auf jeden Fall nicht antun.

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Trotz hoher Erwartungen positiv überrascht

Die Waldläuferin
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Die Waldläuferin ist der Auftakt zur vierteiligen Reihe Wandelblut von Janis Nebel.
Die Geschichte umfasst zwei Erzählperspektiven. Zum einen folgen wir Mitja, einem (unschuldigen) Exsträfling, der eben ...

Die Waldläuferin ist der Auftakt zur vierteiligen Reihe Wandelblut von Janis Nebel.
Die Geschichte umfasst zwei Erzählperspektiven. Zum einen folgen wir Mitja, einem (unschuldigen) Exsträfling, der eben aus den Asren Mienen entlassen wurde und nun in seine Heimat zurückkehrt. Dort muss er sich, gebrandmarkt wie er ist, sowohl seiner Zukunft, wie auch seiner Vergangenheit stellen. Und jenen, die ihn im Stich gelassen haben. Und dann ist da Neri, die Waldläuferin, die im verfallenden Heim ihrer toten Eltern im Wald haust. Flieh!, raten ihr die Flüsterstimmen immer zu. Denn die Menschen sind gefährlich - sie dulden ihre Andersartigkeit nicht. Sie fürchten und verfolgen sie. Und dennoch… Irgendwie muss sie ja überleben. Und vielleicht sind ja auch nicht alle so schlimm? Des Weiteren beleuchtet “Die Waldläuferin” zwei Zeitebenen - die Gegenwart und die Vergangenheit, vornehmlich die Ereignisse von vor sieben Jahren. Jene Ereignisse, welche die Geschichte dieser zwei Protagonisten eng verbindet.

Als Leser:in erkennt man schon früh, wie diese beiden Schicksale zusammenhängen. Man hat den Figuren dieses Wissen lange voraus. Und der grosse Plottwist bleibt damit aus. Verschenkte Gelegenheit? Mitnichten! Trotzdem - oder gerade deshalb - wohnt der Geschichte eine beinahe magische Spannung inne, während immer neue Aspekte, Hintergründe und Gedanken dieses für die Leser:innen bekannten Szenario enthüllt werden. “Die Waldläuferin” lebt nicht durch actiongeladene Spannung und laute Effekte, sondern durch die Tiefe und Vielschichtigkeit der Hauptfiguren, deren persönliche Reise, Erfahrungen und Entwicklungen. Ein bisschen Action ist aber auch dabei ;)
Die grösste Stärke des Buches liegt dann eben auch in den Charakteren, die schon fast erschreckend authentisch wirken. Selbst die Nebencharaktere und natürlich der Antagonist dürfen sich dessen rühmen. In beiden Perspektiven ist deutlich eine individuelle Stimme lesbar, die individuelle Art von Mitja und Neri zu denken, ihre Weltsicht entstanden durch ihre Erfahrungen und Prägungen. Diese persönliche Geschichte wiederum spiegelt sich in ihren Handlungen und Entscheidungen wider.

Die Geschichte, so sehr in den Charakteren verwurzelt, wirkt entsprechend sehr organisch, aus diesen Charakteren erwachsen und entsprechend lebendig. Zu diesem Eindruck trägt auch das Worldbuilding bei. Wir befinden uns in einer mittelalterlich anmutenden Welt, die aber ohne die üblichen, ausgetretenen Klischees auskommt und einen ganz eigenen Weg geht. Diese Welt ist detailreich, ohne überladen zu wirken und wird durch die Handlung lebendig und erfahrbar. Organisch eben - die Fassade bröckelt zu keiner Zeit.

Das Ende dann lässt Fragen offen, ohne das Buch unvollendet wirken zu lassen. Und auch aus dem Epilog entspringt noch einmal Tiefe - Tiefe für die Geschichte und Tiefe für den Antagonisten. Die Neugier auf den zweiten Band ist gross! Und ich freue mich darauf, bald wieder in diese atmosphärische, leise Geschichte einzutauchen, die mit so viel Tiefe und Gefühl geschrieben wurde. Und ganz ohne Kitsch auskommt.

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