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Veröffentlicht am 16.08.2021

Die Geschichte einer Frau, die viele Namen hatte

Annette, ein Heldinnenepos
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Es gibt Geschichten, die man nicht mehr vergessen wird. Anne Weber ist es gelungen, mir mit ›Annette ein Heldinnenepos‹ eine solche zu erzählen.

Von klein auf strebt Annette nach Veränderung. Sie kann ...

Es gibt Geschichten, die man nicht mehr vergessen wird. Anne Weber ist es gelungen, mir mit ›Annette ein Heldinnenepos‹ eine solche zu erzählen.

Von klein auf strebt Annette nach Veränderung. Sie kann die Ungerechtigkeit nicht hinnehmen, die sie sieht. Weder die, die ihr und ihren Liebsten zuteil wird noch die der anderen.

Sie weiß, dass es gefährlich ist, dieses Bestreben in Taten umzusetzen. Sie könnte alles verlieren: ihre Gesundheit, ihr Leben, ihre Liebsten.

Doch Weber erzählt die Lebensgeschichte einer Frau, die den gefährlichen Weg gewählt hat. Mehrfach. In der tiefen Überzeugung, dass es der notwendige Weg ist. Doch noch bevor Leser und Leserinnen an ihrem Kampf gegen die Ungerechtigkeit teilhaben, erzählt Weber in ›Annette ein Heldinnenepos‹ die Geschichte von Annettes Familie.

»Die Unterkunft ist kümmerlich, und dementsprechend niedrig ist die Miete, doch das Geringe ist noch viel für sie, die früh verwitwet ihre Kinder mit dem Ertrag der pêche à pied oder des Fischens ohne Boot herangezogen hat: Tag für Tag macht sie sich bei Ebbe auf den Weg und stöbert ausdauernd im nassen Sand allerlei Meeresgetier auf«

Diese Ausdauer und das viele, viele Laufen werden auch Annettes Leben auszeichnen. Doch neben dem Laufen auch das viele Warten, Ungewissheiten, Risiken. Annette wird sich an viele Namen gewöhnen und von diesen wieder entwöhnen.

Sie macht ihre Arbeit gut, wenn sie nicht auffällt und sich an die Regeln hält. Meistens gelingt ihr das. Nicht aufzufallen gelingt ihr scheinbar leicht, sich immer an die Regeln zu halten manchmal nicht. Denn wozu sind Regeln da, wenn sie zu brechen, Leben retten kann? Zugleich jedoch werden durch das Brechen der Regeln Leben gefährdet. Annette muss viele Entscheidungen treffen, einfach sind die wenigsten.

»Das Mädchen wirkt erfreulich harmlos, tausendmal harmloser vermutlich, als es ist. Da hat er recht.«

›Annette ein Heldinnenepos‹ ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Webers Sprache ist ausdrucksstark und berührend. Die Leben, die sie schildert, sind oftmals kaum bekannt oder lange vergessen. Doch in Druckerschwärze macht Weber für sie Platz, erinnert, lässt begreifen. Wie viele, unzählbare sterbliche Schicksale in die großen Momente der Geschichte verwickelt waren.

Annette ist mutig, weit mehr als das. Sie lebt den Widerstand gegen die Ungerechtigkeit und zahlt dafür mehrmals einen hohen Preis.

»Denn wie das meiste ist auch das Widerstehen anders, als man es sich denkt, nämlich kein einmaliger Entschluss, kein klarer, sondern ein unmerklich langsames Hineingeraten in etwas, wovon man keine Ahnung hat. Das Erste, dems zu widerstehen gilt, das ist man selbst. Der eigenen Angst.«

›Annette ein Heldinnenepos‹ ist keines der Bücher, das ich nebenbei in der Strandliege lesen könnte. Dieses Buch lädt nicht nur dazu ein, es zu lesen, sondern mitzufühlen – nicht im alltagssprachlichen Sinne. Staunend lässt es einen über eine Frau zurück, die so viel Mut und Ausdauer gezeigt hat. Inspirierend, berührend und nachgehend.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Geheimnisse einer vergangenen Zeit

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Ein brutaler Mord im Gästehaus der Polizei hält das Ermittlungsteam in ›Die Hornisse‹ in Atem. Bei dem Opfer handelt es sich um Brad Galloway, der von seinen zahlreichen Fans verehrt wird.

Niemand weiß, ...

Ein brutaler Mord im Gästehaus der Polizei hält das Ermittlungsteam in ›Die Hornisse‹ in Atem. Bei dem Opfer handelt es sich um Brad Galloway, der von seinen zahlreichen Fans verehrt wird.

Niemand weiß, wie das Opfer auf das Polizeigelände gekommen ist. Auch die Botschaft, die auf Galloways Brust geschrieben steht, lässt das Ermittlungsteam um Tom Babylon im Dunkeln tappen.

Mit jeder gefundenen Spur steigt die Hoffnung, das Verbrechen aufzuklären. Doch umso mehr Spuren sie sammeln, desto deutlicher wird, dass alle in eine Richtung weisen. Und der Albtraum beginnt.

»Gar nicht so lange her, denkt er, da gab es auch in Deutschland noch Todesurteile. Amtlich, mit Stempel. Getippt im Zwei-Finger-Suchsystem auf buckeligen Schreibmaschinen mit Durchschlagpapier und ausgeführt im Verborgenen, von Soldaten ohne Uniform.«

In ›Die Hornisse‹ knüpft Raabe geschickt zwei Zeiten aneinander, das hier und jetzt und das Jahr 1989. Ist das Verschwinden von Tom Babylons kleiner Schwester noch immer ungeklärt, führt das Jahr 1989 in eine Zeit zurück, in der sie noch ein Baby war.

Auch Tom ist noch ein kleiner Junge, der noch nicht ahnen kann, welche Schrecken die Zukunft für ihn bereithalten wird. Seine Mutter will unbedingt die DDR verlassen, um ihre Kinder im Westen aufwachsen zu sehen. Doch könnte jemand ahnen, was sie vorhat und hinter ihr Geheimnis gekommen sein? Hilfe kann sie nur von einem erwarten.

»Benno hatte zwei Seiten. Die, die sie magisch anzog, und die andere, manchmal düstere Seite, die sie nicht weniger anziehend fand. Es machte schließlich etwas mit einem, wenn man wie er ständig Zeit unter der Erde verbrachte und Tunnel grub.«

In einem Wechselspiel aus Vergangenheit und Gegenwart greifen diese ineinander über. Das Netz aus Geheimnissen und Verstrickungen hat Raabe in ›Die Hornisse‹ fein gewebt. Gespannt können die Leser und Leserinnen dabei zusehen, wie sich die Figuren im Thriller darin verfangen.

»Inge stand im Bad, hielt sich mit beiden Händen am Waschbecken fest und starrte ihr Spiegelbild an. Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben.«

Für das Verständnis von ›Die Hornisse‹ ist es nicht wichtig, die ersten beiden Bände der Tom Babylon-Serie – ›Schlüssel 17‹ und ›Zimmer 19‹ – gelesen zu haben, so war es bei mir. Doch wer vielleicht die komplette Reihe lesen will, sollte auf jeden Fall mit Band 1 anfangen. In ›Die Hornisse‹ wird sich auf Elemente bezogen, die vermutlich durch die Auflösung in Band 1 und 2 bekannt werden. Wer also der Reihe nach liest, hat bei allen Bänden den maximalen Lesegenuss.

›Die Hornisse‹ ist nicht nur für eingefleischte Marc Raabe- und Tom Babylon-Fans Spannung pur. Doch mit jeder weiteren Seite geraten Leser und Leserin tiefer in die dichte, atmosphärische Welt dieses Thrillers. Neben Tom Babylon und Sita Johanns bietet ›Die Hornisse‹ viel Raum für die heimlicheren Helden, die diesen Roman so besonders machen.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Von alten Sünden und vergangenen Königen

Krähenzauber (Die zwölf Kasten von Sabor 2)
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Der jungen Flügelherrin Stur ist im ersten Band der ›Die zwölf Kasten von Sabor‹-Dilogie ›Knochendiebin‹ etwas gelungen, das vielleicht noch keiner Krähe vor ihr geglückt ist. Einen Habicht und einen Phönix ...

Der jungen Flügelherrin Stur ist im ersten Band der ›Die zwölf Kasten von Sabor‹-Dilogie ›Knochendiebin‹ etwas gelungen, das vielleicht noch keiner Krähe vor ihr geglückt ist. Einen Habicht und einen Phönix für den Schutz der Krähen-Kaste zu gewinnen.

Doch dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Habicht und irgendeinen Phönix, sondern um den Thronfolger Jasimir und dessen Leibwächter Tavin, die natürlich auch in ›Krähenzauber‹ zentral sind. Da Jasimir nur mit Mühe mehrere Giftanschläge durch die neue Frau seines Vaters überlebt hat, täuscht er seinen eigenen Tod durch die Sündenseuche vor, um aus dem Palast zu entkommen. Ein aus der Not geborener Bahn, der die beiden hochgeborenen jungen Männer für eine Zeit auf den Wegen der Krähen wandeln lässt und sie denn Hass und die Verzweiflung am eigenen Leib spüren lässt, denen die Krähen jeden Tag ausgesetzt sind.

Ein Eid zwischen ihrem Pah und dem Thronfolger besiegelt das Schicksal der Krähen: Wenn Pah und Stur Jasimir helfen, werden die Krähen zukünftig unter dem Schutz der Habichte stehen. Doch die Vorurteile gegen die Krähen sitzen tief, noch immer beherrscht die Sündenseuche das Land. Und der Eid wäre wohl unter einem schlechteren Stern gestanden, wenn es Stur nicht gelungen wäre, an Phönixzähne zu gelangen. Ein Werkzeug, das ihr die Macht über das Feuer verleiht. Und zugleich ein Werkzeug, das sie brauchen wird, um ihre Rotte gegen Hautghule, Hauthexen und Oleander-Junker zu beschützen und den Eid zu wahren.

»Dann blickte sie Stur in die Augen, plötzlich bitterernst. ›Ich kann dir deine Geschichte nicht erzählen, kleine Göttin. Ein Leben ums andere hast du versagt, und es war stets am schlimmsten, wenn ich dir gesagt habe, wonach du suchen sollst.‹«

Doch auch als Stur im ersten Band das Unmögliche gelungen scheint, sind die Krähen noch nicht gerettet. Denn nachdem Stur ihren Teil der Vereinbarung eingehalten hat, kann sie in ›Krähenzauber‹ nur hoffen, dass Jasimir und Tavin sich auch an ihren Teil der Abmachung halten. Doch der englische Originaltitel des zweiten Bandes – ›The Faithless Hawk‹ – lässt bereits erahnen, dass dies nicht so leicht werden wird.

Sabor ist ein Reich, in dem eine Gesellschaft herrscht, die so lange davon gelebt haben, die Krähen zu unterdrücken und zu verachten, dass es Teil ihrer Grundfesten geworden ist. Und nur wenige Nicht-Krähen wollen, dass sich daran etwas ändert. Doch auch von Sturs wirklichen Verbündeten, können manche nicht an ihrer Seite bleiben.

»Die Haine erkannten Pah, sogar in diesem Leben. Und sie hießen ihn willkommen.
Dies war sein Zuhause, und schrecklicherweise nur seins.«

Ein Verrat lässt die unheilvollen Geschehnisse in ›Krähenzauber‹ ihren Lauf nehmen. Nur knapp entkommt Stur mit ihrem Leben, da sie Rhusana mehr als nur ein Dorn im Auge ist.

Zugleich kämpfen bald unerwartete Verbündete an Sturs Seite, die zum Teil aus dem ersten Band noch gut bekannt sind. Mit ihrer Hilfe gelingt es Stur zwar in den Königspalast zu kommen, doch ist dies sicherlich nicht der sicherste Ort für eine einzelne Krähe – vor allem einer, die sich bei der Königin bereits unbeliebt gemacht hat.

Doch nicht nur für Stur und ihre Rotte brechen dunkle Zeiten an. Auch Sabor versinkt mehr und mehr in der Sündenseuche. Städte und Dörfer wollen die Krähen nicht mehr hineinlassen, um sich um die Infizierten zu kümmern. Ungebremst breitet sich die Seuche somit weiter aus und verschlingt bald ganze Orte, bis keine Möglichkeit mehr bleibt, als den ganzen Ort niederzubrennen.

»›Ich hätte vorausdenken können, ich hätte mich opfern können, um [deine Mutter] zu retten, aber es waren die Oleander-Junker, die beschlossen haben, Jagd auf uns zu machen. Meine Sünden waren die eines neuen Flügelherrn. Also warum kannst du mir vergeben und dir selbst nicht?‹«

›Krähenzauber‹ nimmt schnell an Fahrt auf und geht genauso spannend weiter, wie ›Knochendiebin‹ geendet hat. Mit Stur ist Margaret Owen eine wunderbare, starke und kluge Protagonistin gelungen. Auch Sturs Rotte wächst von Seite zu Seite mehr ans Herz.

Die Atmosphäre ist geheimnisvoll-düster, der Schreibstil dicht und packend. Während Owen mit Stur, Pah, Tavin und Jasimir wunderbar facettenreiche Charaktere gelingen, bleibt die Gegenseite leider etwas blass, deren Handeln vor allem durch einen Wunsch nach Macht motiviert scheint. ›Krähenzauber‹ ist spannend und schlüssig, doch kann er leider nicht ganz mit dem ersten Band mithalten. Dennoch ist die Dilogie ›Die zwölf Kasten von Sabor‹ definitiv mehr als lesenswert!

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Von Kunst und der ersten Prügelei

Arte 3
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Die junge Adelige und Malerschülerin Arte hat es auch in ›Arte 3‹ nicht leicht. Sie lebt in einer von Männern dominierten Welt und arbeitet in einem von Männern dominierten Beruf. Die wenigsten trauen ...

Die junge Adelige und Malerschülerin Arte hat es auch in ›Arte 3‹ nicht leicht. Sie lebt in einer von Männern dominierten Welt und arbeitet in einem von Männern dominierten Beruf. Die wenigsten trauen ihr mehr zu, als hübsch auszusehen.

Doch wer glaubt, dass Arte sich davon unterkriegen oder abschrecken lassen würde, hat sich geschnitten. Sie scheut keine Arbeit, ist sie auch noch so hart. Doch obwohl sie über jede Menge Willenskraft und Mut verfügt, muss auch sie sich Aufgaben stellen, für die sie über sich hinauswachsen muss. Und Arte wäre nicht Arte, wenn sie sich vor diesen Aufgaben drücken würde.

»Dann nehme ich die Herausforderung an. Ich werde eine Malerin, die mit ihren Werken auch Kunden wie Sie überzeugen kann.«

Ohkubos ›Arte 3‹ ist ein Liebeslied auf die Eigenständigkeit und Kraft der Frau, ohne Männern dadurch positive Eigenschaften abzusprechen. Mag die junge Frau auf den ersten Blick auch etwas naiv erscheinen, hat sie das Herz und den Verstand doch am rechten Fleck. Und so findet Arte Freunde und Unterstützer – jedoch nicht ohne einer handfesten Auseinandersetzung –, die von ihrer Arbeitsweise und ihrer Art begeistert sind.

»Ich fand dich schon beim letzten Mal vielversprechend, aber noch jung und unsicher. Leo hat sich einen sehr kampfbereiten und lustigen Lehrling ins Haus geholt.«

Während Arte selbst von Fröhlichkeit und Leichtigkeit beschwingt scheint, erlauben die Nebenfiguren des Mangas einen klareren Blick auf das Florenz des 16. Jahrhunderts.

In der Welt der Malerei warten auf Arte weder Luxus, Bequemlichkeit noch reichlich gedeckte Tische. Und doch erkauft sie sich Eintritt in dieselbe und bezahlt dafür mit ihrem langen Haar und dem Leben, wie sie es gewohnt war. Doch trotz dieses Preises ist nur ein Malermeister bereit, sie in seinen Dienst zu nehmen.

»[Leo] hatte tatsächlich viele unkindliche Seiten. Er war dreist und vorlaut. Schon bei unserer ersten Begegnung war er unausstehlich.«

›Arte 3‹ ist – wie auch ›Arte 1‹ und ›Arte 2‹ – die Geschichte einer jungen Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und bereit ist, für ihre Träume jeden Kampf auszutragen. Wundervoll gezeichnet, mit zahlreichen liebevollen Details lädt Kei Ohkubos Manga die Leser und Leserinnen dazu ein, Arte auf ihrem Weg zu begleiten. Ein Manga mit Wohlfühlfaktor.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Die Geheimnisse der Verstorbenen

Attack on Titan Deluxe 8
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Dem Aufklärungstrupp ist es in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 8‹ endlich gelungen, in Doktor Jägers Keller zu gelangen. Nachdem sie sich immer mehr Rätseln und Geheimnissen um das Wesen der Titanen ...

Dem Aufklärungstrupp ist es in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 8‹ endlich gelungen, in Doktor Jägers Keller zu gelangen. Nachdem sie sich immer mehr Rätseln und Geheimnissen um das Wesen der Titanen gegenüber sahen, haben sie nun endlich eine Chance, Antworten zu bekommen.

Doch der Zugang zum Keller ist in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 7‹ durch einen hohen Preis ermöglicht worden. Nicht alle, die ihr Leben der Aufklärung der Geheimnisse der Titanen und der Mauern gewidmet haben, können den Moment noch miterleben. Erens Vater hat im Keller all sein Wissen über die Titanen verwahrt. Doch es sind nicht nur Erkenntnisse über diese, die der Aufklärungstrupp dort findet, es ist auch die Geschichte von Erens Vater. Und die Geschichte dessen, wie Eren zu seinem Namen gekommen ist.

»Was war es nun, was wir in diesem Kellerraum … gefunden hatten? War es … Hoffnung? Oder war es … Verzweiflung?«

Neben Antworten hat der Aufklärungstrupp in Doktor Jägers Keller auch weitere Fragen gefunden. Wann auch immer in ›Attack on Titan‹ ein Rätsel gelöst wird, wird nur deutlich, dass dies eigentlich nur ein kleines Stück eines viel größeren Rätsels ist, das hinter all dem liegt.

Die Menschen innerhalb der Mauern müssen sich von ihrer Vorstellung verabschieden, wie ihre Welt aussieht. Sicherheit ist seit de Fall der Mauer eine Illusion geworden, eine Zukunft eine Frage mit offenem Ausgang.

»Ich weiß, ich bin nur ein kleiner Fisch … Und mein einziger Nutzen besteht wahrscheinlich darin, als Titanenfutter zu dienen, aber … selbst kleine Fische wie ich … haben ein Recht darauf zu erfahren, worauf sie sich einlassen!!«

Anfangs zeichnete sich ›Attack on Titan‹ vor allem durch Action, kluge Gefechte und Grauen aus. Spätestens in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 8‹ ist klar, dass noch viel mehr hinter den Titanen steckt. Spätestens mit der Auflösung des Geheimnisses um die Identitäten des weiblichen, des gepanzerten und des kolossalen Titanen ist die Frage nach den Beweggründen der Gegenseite für mich eine der spannendsten Fragen.

Eine Frage, die in ›Attack on Titan‹ von Anfang an angelegt war. Warum wurde die Mauer zerstört und die Menschen im Innern von den Titanen angegriffen? Warum ausgerechnet von ihnen? Wie hängt all dies zusammen? Welche Rolle kommen Ymir und dem Biest zu?

Nachdem der Beginn von ›Attack on Titan‹ klar der Perspektive von Eren und seinen Freunden sowie dem Aufklärungstrupp folgte, geschieht in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 8‹ nun etwas Spannendes. Die Perspektive ändert sich. Der Lesende erlebt nicht mehr die Ereignisse innerhalb der Mauern mit. Der Manga führt ihn nun an einen anderen Ort, an dem eine andere Gruppe von Kindern zu überleben versucht, die sich von etwas anderem bedroht sehen.

»Auf der Welt gibt es offenbar Menschen, die mit Steinen beworfen werden, nur weil sie existieren. Und ich wurde als Symbol für diese Menschen so lange beworfen, bis ich am ganzen Körper blutete.«

Fazit zu ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 8‹

›Attack on Titan Deluxe Edition Band 8‹ schafft es genauso wie die vorherigen Bände, mich wirklich zu überraschen. Ich habe selten eine so kluge und präzise geplante Geschichte erlebt, die so überraschen konnte, während doch alle Überraschungen stimmig erschienen. ›Attack on Titan‹ schafft es immer wieder, mich zum nachdenken anzuregen. Vor allem in diesem Band, der spürbar macht, wie sehr Gut und Böse eine Frage der Perspektive sind.

Ich weiß nicht, wohin sich diese Geschichte entwickeln wird. Ich weiß nur, dass ich Hajime Isayama auf jeden Fall gerne weiter in die Tiefen der Welt von Eren und seinen Freunden folgen werde. ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 9‹ kann also gerne kommen.

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