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Veröffentlicht am 21.03.2020

Ein echtes Gute-Laune-Buch

Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist
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Seit der kleinen „Sommerküche am Meer“ bin ich ein großer Fan von Jenny Colgan – neben ihrem Schreibstil gefällt mir insbesondere, dass ihre Bücher häufig in Schottland spielen- ein Land, dessen Natur ...

Seit der kleinen „Sommerküche am Meer“ bin ich ein großer Fan von Jenny Colgan – neben ihrem Schreibstil gefällt mir insbesondere, dass ihre Bücher häufig in Schottland spielen- ein Land, dessen Natur und Menschen ich lieben gelernt habe. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass auch ihr neuer Roman „Wo das Glück zu Hause ist“ wieder in Schottland spielt.

Ich muss sagen, dass Cover gefällt mir diesmal nicht ganz so gut. Durch die große Schrift von Namen und Titel sowie der „Happy ever after“ Reihe ebenso wie den Zeichnungen finde ich es zu vollgepackt. So wirkt es auf mich nicht verträumt und märchenhaft, wie das „Happy ever after“ vielleicht vermutlichen lassen würde, sondern eher kitschig.

Das Buch an sich allerdings, hat mich vollkommen überzeugt. Gerade in den aktuellen Zeiten ist es ein absolutes Gute-Laune-Buch!

Nina ist Bibliothekarin aus Leidenschaft. Sie liebt die Welt der Bücher und ihr Ziel ist es, für jeden Leser das eine Buch zu finden, das sein Leben verändert. Als aufgrund von Sparmaßnahmen immer mehr Bibliotheken in ihrer Heimat Birmingham schließen müssen – darunter natürlich auch die, in der sie arbeitet, bricht für sie eine Welt zusammen. Eine Bewerbung in dem neuen Mediencenter kann sie sich nur schwer vorstellen. Und so trifft die bisher eher unscheinbare und in sich gekehrte Nina eine Entscheidung die alle überrascht – vermutlich am meisten sie selbst: Sie fährt in die schottischen Highlands, kauft einen alten Lieferwagen und verwirklicht sich dort ihren Traum von einem eigenen Buchladen- einem Bücherbus mit dem Namen „Happy ever after“. Mit ihrem Bücherbus verändert Nina nicht nur das Leben der Bewohner der kleinen schottischen Dörfer in die sie fährt sondern auch sie verändert sich immer mehr, sodass auch bei ihr bald nichts mehr von der grauen Maus übrig ist. Ob der Bus aber auch für sie ein Happy End bringt – so wie es sein Name verheißt?

Mir hat das Buch von Anfang bis zum Ende gut gefallen. Das ging bereits los mit der Einführung der Autorin zu den verschiedenen Orten an denen man üblicherweise gerne liest. Das war eine richtig schöne Einstimmung auf das Buch – ich hatte hier das Gefühl man sitzt mit Jenny Colgan abends auf der Couch und unterhält sich einfach nett mit ihr. Das ist allgemein etwas, dass mir an ihren Büchern, und auch hier, immer sehr gut gefällt: Die Sprache und der Schreibstil sind geradeheraus – ohne Umschweife oder gestelzte Begriffe. Ich hatte während des gesamten Romans das Gefühl, dass mir die Geschichte von einer guten Freundin erzählt wird. Dabei hat mir auch gefallen, dass man immer, quasi nebenbei, noch einen kurzen Einblick in die Gedanken / Gefühle anderer Personen bekommt. Nicht in denen ihnen ganze Kapitel gewidmet werden, sondern schlicht und ergreifend durch Klammerzusätze. Die Autorin schafft es so, dass es keine richtig unsympathischen Personen in diesem Buch gibt – nicht mal die Dame, welche die Umstrukturierung in der Bibliothek vornehmen muss – denn in dem Moment, in dem man sich aus Ninas Sicht nur denkt „Du alte Schreckschraube, zeig doch wenigstens ein bisschen Mitgefühl“ – kommt durch die Autorin die Erklärung für das Verhalten der Dame. Hier wird einem einfach sofort wieder gezeigt, dass man kurz nachdenken sollte, bevor man sich ein Bild von Leuten macht und vielleicht auch mal überlegt, ob es einen Grund für ihr Handeln gibt.

Die Hauptfiguren in dem Roman, allen voran Nina, fand ich sehr glaubwürdig. Insbesondere hat mir auch Ninas Entwicklung sehr gut gefallen. Etwas gestört hat mich hier wirklich nur, dass mir das Ganze etwas zu „abrupt“ ging. Es gibt aus meiner Sicht durchaus noch eine Form zwischen „schüchternem Mäuschen“ und pampigen Antworten. Aber ansonsten – insbesondere über die schottischen Herren die Nina zu Beginn im Pub trifft habe ich mich amüsiert. Einfach weil ich mich mit jeder Beschreibung in meine Urlaube in Schottland zurückversetzt gefühlt habe. Auch hier: Die Beschreibung der Landschaften trifft es aus meiner Sicht zu 100% - insbesondere die Stelle zu Beginn, als Nina zum ersten Mal die Landschaften sieht und sich selbst in Schottland verliebt.

Für mich ist das Buch wirklich ein absolutes Gute-Laune-Buch. Die Geschichte ist geradeheraus und lässt sich in einem Rutsch durchlesen – aber trotzdem nicht flach und mit verschiedenen Wendungen. Für mich eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Spannender Krimi in eindrucksvoller Kulisse

Die Toten von Inverness
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Nachdem ich selber bereits in Inverness und in den schottischen Highlands unterwegs war, war ich natürlich sehr gespannt auf diesen Krimi. Und wurde absolut nicht enttäuscht.

Bereits das Cover vermittelt ...

Nachdem ich selber bereits in Inverness und in den schottischen Highlands unterwegs war, war ich natürlich sehr gespannt auf diesen Krimi. Und wurde absolut nicht enttäuscht.

Bereits das Cover vermittelt ein eindrucksvolles Bild, das eine düstere Stimmung abgibt und aus meiner Sicht perfekt zu dem Buch passt. Und diese Stimmung spiegelt sich auch in den gesamten Krimi wieder - ich habe mich direkt zurückversetzt gefühlt in die Abende in den Highlands. Der Krimi an sich ist sehr spannend geschrieben und hat mich durchweg überzeugt. Durch die verschiedenen Wendungen in dem Buch kommt keine Langeweile auf, was bei mir dazu geführt hat, dass ich "Die Toten von Inverness" nicht aus der Hand legen konnte. Gleichzeitig sind die Wendungen nicht "chaotisch" oder so umfangreich, dass man nicht mehr folgen kann. Aus meiner Sicht also genau richtig!

Die Protagonistin hat mich mit ihrem ungewöhnlichen Charakter ebenfalls voll überzeugt und es hat einfach Spaß gemacht ihr bei ihren Ermittlungen zu folgen.

Aus meiner Sicht ein durchweg gelungener Auftakt der neuen Krimireihe aus Schottland und eine 100%ige Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Berührend, schockierend und absolut überzeugend

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass mich in ganz verschiedenen emotionalen Ebenen so sehr bewegt hat. Ich habe mit den Figuren mitgefiebert, ich habe mich mit ihnen gefreut, ich war sprachlos ...

Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass mich in ganz verschiedenen emotionalen Ebenen so sehr bewegt hat. Ich habe mit den Figuren mitgefiebert, ich habe mich mit ihnen gefreut, ich war sprachlos vor Erschütterung. Und schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, bei dem der Titel so gut zu der Handlung des Romans passt: „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ spiegelt genau die Kernaussage das Romans wieder, den Zusammenhalt, und dass es immer irgendwie weitergeht. Die Bibliothek, um die es in dem Roman geht, gibt jeder der Protagonistinnen einen neuen Lebensinhalt und eine neue Richtung, und wird somit für jede von ihnen zu besagtem „Leuchten“.

Aber von Anfang an: Die Geschichte spielt in den 1930er Jahren in Kentucky und stellt die damals existenten WPA Satteltaschenbücherein in den Fokus des Geschehens. In diesen „mobilien Bibliotheken“ ritten Frauen durch entlegene, schwer zugängliche Regionen um Bücher, und damit auch Bildung, zu verteilen. Eine solche Bibliothek wird in dem Ort Baileyville gegründet, einem Ort, der gekennzeichnet ist, von dem Interesse an Klatsch und Tratsch bei gleichzeitigem Augenverschließen, wenn es um Probleme anderer geht sowie einer heuchlerisch konventionellen Lebensweise. In diesem Ort finden sich, gegen den Willen der meisten männlichen Bewohner des Ortes, mehrere Frauen die die Bibliotheksarbeit aufnehmen. Alle aus ganz unterschiedlichen Gründen: Um ihrer unglücklichen Ehe zu entkommen, um das Gefühl zu haben gebraucht zu werden oder weil es einfach ihrem Naturell entspricht, unkonventionelle Dinge zu tun.

Die Bibliothek wird für die Frauen mehr und mehr zu einem zweiten Zuhause. Sie kämpfen gemeinsam gegen Ungerechtigkeit, gegen Gewalt und gegen die Tatsache, dass in diesem Ort Einfluss und Geld ausreichen um Stimmung zu machen und Meinungen zu beeinflussen. In einer Zeit, in denen die Frauen meistens nicht viel mehr waren, als die Ehefrauen ihrer Männer, trauen sich die Protagonistinnen gegen diese Missstände aufzustehen.

In diesem Kontext, schafft es die Autorin aus meiner Sicht in beeindruckender und gleichsam dramatischer Weise die Ungerechtigkeit und das systematische „Kleinhalten“, dass in dieser Zeit gegenüber Frauen der Normalfall war darzustellen. Dies reicht von einem Blick des Ehemannes, der ausreicht um die Frau zum Verstummen zu bringen, über einen Griff und letztendlich, die Gewalt, die Alice zu teil wurde. Ich blieb an einzelnen Stellen wirklich sprachlos zurück und mir lief es beim Lesen kalt über den Rücken. Einfach weil die Autorin es schafft, diese Ungerechtigkeit so eindrücklich darzustellen.

Allerdings muss ich sagen, dass ich mir am Anfang mit dem Buch wirklich schwer getan habe. Zwar fand ich die Thematik von Anfang an spannend und auch die ersten Seiten zeigten, dass dieser Roman weit mehr wird, als eine beschauliche Liebesgeschichte, allerdings kam ich nicht wirklich in die Geschichte rein. Bis ca. Seite 200 Seiten kam ich nur sehr langsam voran.

Dann allerdings, mit dem schicksalhaften Abend im Haus der Van Cleves, wandelte sich die Geschichte um 180 Grad. Die Handlungen überschlugen sich und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dies lang insbesondere auch daran, dass sich eine der Hauptfiguren, Alice, deutliche veränderte: Vom stillen Püppchen, dass sich nichts sehnlicher wünschte, als ihren Ehemann glücklich zu machen, wandelte sie sich zu einer mutigen, starken Frau, die auch nicht davor zurückschreckt den Mund auf zu machen um die Wahrheit zu sagen. Diese Veränderung hat mich wirklich beeindruckt und der Geschichte eine wesentliche Wendung gegeben. Von jetzt auf gleich wird Alice zur Stütze der Bibliothek, eine Entwicklung, die man zu Beginn des Buches nicht erwartet hätte.

Aber auch die anderen Charaktere haben mich mehr als überzeugt. Jede einzelne der Frauen hat so viel erlebt und bringt diese Erfahrungen sichtbar mit in den Roman ein und drückt der Bibliothek somit ihren Stempel auf. Ich konnte mich direkt in die Protagonistinnen reinversetzen und sie direkt vor mir sehen – so als stünde ich selbst in der Bibliothek. Dies lag aus meiner Sicht insbesondere auch daran, dass eben nicht ausschließlich die beiden Hauptfiguren, Alice und Margery, in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt wurden, sondern, mehr oder weniger offensichtlich, auch die Bedeutung der anderen Charaktere für die Geschichte hervorgestellt wurde. Sei es die Rettungsaktion durch Beth und Izzy während des Unwetters, das fluchtartige Verlassen des Gerichtssaals durch Sophia um noch „etwas in Ordnung zu bringen“ oder der Einsatz von Kathleen, mit dem sie zweimal die Bibliothek rettet. Gefallen hat mir dabei besonders, dass diese Nebenhandlungen eben nicht in einzelne Kapitel „ausgelagert“ wurden, sondern direkt in separaten Absätzen an der Stelle integriert wurden, an der sie thematisch passen. Auf diese Weise wurde der Erzählfluss beibehalten und die Puzzleteile fügen sich direkt ineinander.

Zusammenfassend: Mich hat das Buch absolut überzeugt. Das Buch stellt den Einsatz und den Mut der Frauen in den Vordergrund. Beeindruckend integriert in ein interessantes Kapitel der Geschichte die sich zum Glück in vielen Teilen geändert hat. Von mir eine 100%ige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Die goldenen 1920er, starke Frauen, eine faszinierende Geschichte -und natürlich Schokolade

Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
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Wir befinden uns im Jahr 1926 – mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit Judith Rothmann sich im ersten Teil der Schokoladenvilla für ihre Träume und ihre Zukunft als Leiterin der Schokoladenvilla eingesetzt ...

Wir befinden uns im Jahr 1926 – mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit Judith Rothmann sich im ersten Teil der Schokoladenvilla für ihre Träume und ihre Zukunft als Leiterin der Schokoladenvilla eingesetzt hat. Judith ist mittlerweile seit mehr als 20 Jahren mit Victor verheiratet und die Schokoladenfabrik läuft sehr gut. Judiths jüngere Zwillingsbrüder haben sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt – Anton, der ruhigere, betreibt eine Werkstatt für Klavierbau. Karl, der stürmische leitet neben Judith und Victor die Schokoladenfabrik – hat es aber schwer hier seinen eigenen Weg zu gehen. Dazu kommt Vicky – die stürmische Tochter von Judith und Victor die, ganz die Mutter, mit dem Kopf durch die Wand will.

In dieser Zeit kommt Serafina Rheinberger in der Schokoladenvilla an. Sie ist die Halbschwester von Victor, kennt ihren Bruder aber garnicht. Nach dem Tod ihres Vaters soll sie, bis zu ihrer Volljährigkeit bei Victor und Judith bleiben –und kommt so in das Stuttgart der goldenen 1920er Jahre. Doch schon bald legt sich ein dunkler Schleier, sowohl über Serafinas Geschichte, als auch über die Schokoladenfabrik selbst. Sowohl Serafina als auch Judith, werden von ihrer Vergangenheit eingeholt und der Schokoladenfabrik droht der Ruin.

Nach dem ersten Band habe ich mich sehr gefreut, direkt wieder in die Schokoladenvilla zurückzukehren. Es wirkt, als wäre ich nie weggewesen. Die meisten Figuren aus dem ersten Teil, und selbst wenn sie nur eine Nebenrolle hatten, werden wieder erwähnt und in irgendeiner Art und Weise in die Geschichte eingebettet. Hier habe ich mich jedes mal gefreut, wenn ich wieder eine Figur erkannt habe. Insbesondere hat mir gefallen, dass die Geschichte um Robert und seine Familie weiter ausgebaut wurde. Diese bildet einen krassen Kontrast zur dem privilegierten Leben von Judith und ihrer Familie. Auch hat mir gefallen, wie die Geschichte der Zwillinge erzählt wurde - immer wieder verbunden durch eine Anekdote aus der Vergangenheit (und damit dem ersten Teil der Schokoladenvilla) die letztendlich die enge Verbundenheit von Zwillingen zeigt – auch wenn diese bei den beiden Brüdern auf den ersten Blick durch Konflikte gestört ist.

Wie im ersten Band steht auch in diesem Teil die Geschichte von starken Frauen im Vordergrund. Sei es Judith selbst, die mittlerweile die Fabrik leitet, oder Serafina, die ihr Leben leben will, ohne sich reinreden zu lassen. Lilou natürlich, die als Künstlerin die Welt bereist und nicht zuletzt auch Elise, die das Gefühl hat ein „vorgegebenes“ Leben führen zu müssen, sich dann aber für ihre Interessen entscheidet.

Der Erzählstil hat mir in diesem Buch noch besser gefallen als im ersten Band. Auch in diesem Band wurde die Geschichte wieder aus der Wahrnehmung mehrerer Personen erzählt. Dieses mal fand ich es aber angenehmer zu folgen – vermutlich deshalb, weil die Geschichten und die einzelnen Wahrnehmungen jetzt viel besser miteinander verbunden waren als im ersten Teil. Jeder Blickwinkel –jedes Kapitel fügte sich wie ein zusätzliches Puzzlestück in die Geschichte ein und man hatte einfach Spaß daran, die Geschichte zu lesen und zu erfahren, wie es mit den Personen und ihren Verbindungen weitergeht. Besonders gefallen hat mir auch hier wieder, dass Edgar und Victor – angelehnt an den ersten Teil – auch hier wieder ihre Detektiv-Ader für sich entdeckt haben. Und natürlich Alois der alte Bastler…ach, ich fand das Buch einfach insgesamt super!

Wie auch im ersten Band wird auch hier die fiktive Geschichte verwoben mit historischen Personen, Bauten und Ereignissen. Hier wird insbesondere auch die Zeit der Shows und „Revuegirls“ – im Buch auch besonders durch die Geschichte von Lilou, in den Vordergrund gestellt. Aber auch dieses mal vergisst die Autorin nicht, auch zu zeigen, dass der Roman nach dem Ende des 1. Weltkrieges spielt. Und so werden an verschiedenen Stellen die Grausamkeiten des Krieges zum Thema – sei es durch furchtbare Erinnerungen oder seelische / körperliche Probleme. Und auch die politische Bewegung der Jahre wird, in der Person um Robert, dargestellt. Insgesamt kann ich auch hier sagen – das ist diese Kombination von fiktiver Geschichte und historischem Hintergrund absolut passend fand. Dieses mal wusste ich es aus dem ersten Band ja auch bereits besser und konnte direkt ans Ende des Buches zu der Übersicht und den historischen Hintergründen blättern.

Zusammenfassend – was gibt es noch zu sagen. Die Fortsetzung der Schokoladenvilla ist aus meiner Sicht absolut gelungen und für mich sogar noch besser als der erste Teil. Die Kenntnis des ersten Band ist aus meiner Sicht aber auf jeden Fall notwendig um sämtliche Zusammenhänge und Anspielungen verstehen zu können – nur so macht das große Ganze Spaß. Für mich eine 100%ige Leseempfehlung –ich habe dieses Buch geliebt!

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Veröffentlicht am 09.10.2019

Ein wunderschönes Buch über die Liebe zu Büchern und darüber sich selbst zu finden

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
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Ich war von Anfang an begeistert von diesem Buch. Die Atmosphäre, die bereits auf den ersten Seiten geschaffen wird, hat mich direkt gepackt und nicht mehr losgelassen. Allein wenn ich an die Regale "Josephine" ...

Ich war von Anfang an begeistert von diesem Buch. Die Atmosphäre, die bereits auf den ersten Seiten geschaffen wird, hat mich direkt gepackt und nicht mehr losgelassen. Allein wenn ich an die Regale "Josephine" oder "Louisa" denke, die alten bequemen Sofas oder (etwas später) die Harry Potter Leseecke unter der Treppe - hier fühlte ich mich an die kleine Buchhandlung erinnert, in der ich mir als Kind immer Bücher aussuchen durfte - ich habe diese Buchhandlung geliebt. Und genauso ging es mir mit diesem Buch. Die Autorin hat es geschafft in dem kleinen Buchladen eine so "heimelige" Atmosphäre zu geschaffen, dass ich mich direkt wohlgefühlt habe und am liebsten selbst in einem der Sessel gelesen hätte - natürlich mit frischen schwedischen Zimtschnecken in der Hand.

Doch zuerst mal von vorne: Charlotte lebt ihr Leben als Firmenchefin in Schweden - alleine, seitdem ihr Mann Alex vor etwas mehr als einem Jahr gestorben ist - vollständig fokussiert auf ihre Arbeit. Seit dem Tod ihres Mannes weiß sie nicht so recht wohin mit sich und lässt auch keinen richtig an sich heran. Als sie dann den Brief eines Anwalts erhält, mit der Info, dass sie die Buchhandlung ihrer Tante geerbt hat macht sie sich eher missmutig als begeistert auf nach London. Komisch nur, dass sie ihre Tante überhaupt nicht kannte - aber eigentlich auch egal. Sie möchte die Buchhandlung sowieso so schnell wie möglich verkaufen und zurück nach Schweden.

Wie es aber so ist im Leben kommt es anders als Charlotte gedacht hat. Die Mitarbeiter der Buchhandlung, allen voran eine langjährige Freundin ihrer Tante, die Kunden (oder besser: Gäste des Ladens) sowie der dicke Buchhandlungs-Kater sorgen dafür, dass Charlotte vollkommen auftaut und die Zeit in der Buchhandlung genießt. Problematisch nur: Ihre Tante verstand leider nicht so viel von Buchhaltung, sodass der kleine Buchladen kurz vor dem Ruin steht. Da kommt es mehr als ungelegen, dass Charlotte inmitten der Bücher und alten Unterlagen ihrer Tante einen Karton mit Briefen entdeckt der ihr nicht nur Einblicke in das Leben ihrer Tante gibt, sondern auch ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellt.

Wie oben schon gesagt, ich habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Dies liegt insbesondere an der Atmosphäre des Buchladens, aber auch an den wunderschön beschriebenen Charakteren. Charlotte ist zu Beginn sehr reserviert und kühl - bloß nicht zu viel Gefühl zulassen. Noch nie hat auf einen Charakter das Wort "einigeln" so gut gepasst. Mir hat aber ihre Entwicklung in diesem Buch gefallen - mit jeder Seite taut sie mehr auf - sie kämpft für die Buchhandlung und wächst wirklich über sich hinaus. Zum Ende des Buches hin erkennt man Charlotte kaum wieder.

Aber auch die anderen Charaktere sind super gelungen. Martinique - eine langjährige Mitarbeiterin in der Buchhandlung hätte ich am liebsten in den Arm genommen. Eine solche Freundin wünscht sich jeder. Sam ist dagegen das komplette Gegenteil. Aber auch sie setzt sich bedingungslos für die Buchhandlung ein und nimmt Charlotte - nach anfänglichen Schwierigkeiten "an die Hand". Nicht zur vergessen die "Gäste" des Buchladens - superschön dargestellt. Mit ihnen hätte ich mich sehr gerne unterhalten!

Zur Geschichte an sich: Ich war sehr überrascht davon, dass die Geschichte in zwei Ebenen erzählt wird. Auf der einen Seite Charlottes Geschichte in der Gegenwart - auf der anderen Seite die Zeit Anfang der 1980er Jahre, als Charlottes Mutter und Tante in London ankommen und sich dort ein neues Leben aufbauen. Hiermit hatte ich garnicht gerechnet. Auf diese Weise versteht man die Geschichte aber sehr viel besser. Die Vergangenheitsperspektive reiht sich sehr gut in die Gegenwart ein. Man erfährt vieles früher und tiefer als Charlotte und hofft die ganze Zeit, dass sie jetzt auch endlich mehr über ihre Geschichte erfährt. Auch wenn die Handlung an einzelnen Stellen durchaus durchschaubar ist habe ich mich nie gelangweilt und wirklich gehofft, dass alles ein gutes Ende nimmt.

Der Roman lässt sich sehr gut lesen - die Zeitsprünge stören überhaupt nicht. Ein Buch, perfekt um es in einem Rutsch durchzulesen.

Noch kurz zum Cover: Das Cover wirkt sehr unruhig. Die verschnörkelte Schrift, der rote Hintergrund und die Zeichnung des Buchladens. Dies passt meines Erachtens nicht so ganz zur Geschichte. Auf dem Cover ist für mich "einfach zu viel los" - die Buchhandlung die gezeigt wird hat einfach garnicht zu meiner Vorstellung des kleinen Buchladens gepasst. Das ist aber meine Wahrnehmung und sicherlich kein Grund hier irgendwie zu meckern.

Zusammenfassend: Eine wunderschöne Geschichte und von mir eine klare Leseempfehlung. Für alle die Bücher lieben und die in einem Buchladen die Zeit vergessen könnten.