Ein wunderschönes Buch über die Liebe zu Büchern und darüber sich selbst zu finden
Die kleine Buchhandlung am Ufer der ThemseIch war von Anfang an begeistert von diesem Buch. Die Atmosphäre, die bereits auf den ersten Seiten geschaffen wird, hat mich direkt gepackt und nicht mehr losgelassen. Allein wenn ich an die Regale "Josephine" ...
Ich war von Anfang an begeistert von diesem Buch. Die Atmosphäre, die bereits auf den ersten Seiten geschaffen wird, hat mich direkt gepackt und nicht mehr losgelassen. Allein wenn ich an die Regale "Josephine" oder "Louisa" denke, die alten bequemen Sofas oder (etwas später) die Harry Potter Leseecke unter der Treppe - hier fühlte ich mich an die kleine Buchhandlung erinnert, in der ich mir als Kind immer Bücher aussuchen durfte - ich habe diese Buchhandlung geliebt. Und genauso ging es mir mit diesem Buch. Die Autorin hat es geschafft in dem kleinen Buchladen eine so "heimelige" Atmosphäre zu geschaffen, dass ich mich direkt wohlgefühlt habe und am liebsten selbst in einem der Sessel gelesen hätte - natürlich mit frischen schwedischen Zimtschnecken in der Hand.
Doch zuerst mal von vorne: Charlotte lebt ihr Leben als Firmenchefin in Schweden - alleine, seitdem ihr Mann Alex vor etwas mehr als einem Jahr gestorben ist - vollständig fokussiert auf ihre Arbeit. Seit dem Tod ihres Mannes weiß sie nicht so recht wohin mit sich und lässt auch keinen richtig an sich heran. Als sie dann den Brief eines Anwalts erhält, mit der Info, dass sie die Buchhandlung ihrer Tante geerbt hat macht sie sich eher missmutig als begeistert auf nach London. Komisch nur, dass sie ihre Tante überhaupt nicht kannte - aber eigentlich auch egal. Sie möchte die Buchhandlung sowieso so schnell wie möglich verkaufen und zurück nach Schweden.
Wie es aber so ist im Leben kommt es anders als Charlotte gedacht hat. Die Mitarbeiter der Buchhandlung, allen voran eine langjährige Freundin ihrer Tante, die Kunden (oder besser: Gäste des Ladens) sowie der dicke Buchhandlungs-Kater sorgen dafür, dass Charlotte vollkommen auftaut und die Zeit in der Buchhandlung genießt. Problematisch nur: Ihre Tante verstand leider nicht so viel von Buchhaltung, sodass der kleine Buchladen kurz vor dem Ruin steht. Da kommt es mehr als ungelegen, dass Charlotte inmitten der Bücher und alten Unterlagen ihrer Tante einen Karton mit Briefen entdeckt der ihr nicht nur Einblicke in das Leben ihrer Tante gibt, sondern auch ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellt.
Wie oben schon gesagt, ich habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Dies liegt insbesondere an der Atmosphäre des Buchladens, aber auch an den wunderschön beschriebenen Charakteren. Charlotte ist zu Beginn sehr reserviert und kühl - bloß nicht zu viel Gefühl zulassen. Noch nie hat auf einen Charakter das Wort "einigeln" so gut gepasst. Mir hat aber ihre Entwicklung in diesem Buch gefallen - mit jeder Seite taut sie mehr auf - sie kämpft für die Buchhandlung und wächst wirklich über sich hinaus. Zum Ende des Buches hin erkennt man Charlotte kaum wieder.
Aber auch die anderen Charaktere sind super gelungen. Martinique - eine langjährige Mitarbeiterin in der Buchhandlung hätte ich am liebsten in den Arm genommen. Eine solche Freundin wünscht sich jeder. Sam ist dagegen das komplette Gegenteil. Aber auch sie setzt sich bedingungslos für die Buchhandlung ein und nimmt Charlotte - nach anfänglichen Schwierigkeiten "an die Hand". Nicht zur vergessen die "Gäste" des Buchladens - superschön dargestellt. Mit ihnen hätte ich mich sehr gerne unterhalten!
Zur Geschichte an sich: Ich war sehr überrascht davon, dass die Geschichte in zwei Ebenen erzählt wird. Auf der einen Seite Charlottes Geschichte in der Gegenwart - auf der anderen Seite die Zeit Anfang der 1980er Jahre, als Charlottes Mutter und Tante in London ankommen und sich dort ein neues Leben aufbauen. Hiermit hatte ich garnicht gerechnet. Auf diese Weise versteht man die Geschichte aber sehr viel besser. Die Vergangenheitsperspektive reiht sich sehr gut in die Gegenwart ein. Man erfährt vieles früher und tiefer als Charlotte und hofft die ganze Zeit, dass sie jetzt auch endlich mehr über ihre Geschichte erfährt. Auch wenn die Handlung an einzelnen Stellen durchaus durchschaubar ist habe ich mich nie gelangweilt und wirklich gehofft, dass alles ein gutes Ende nimmt.
Der Roman lässt sich sehr gut lesen - die Zeitsprünge stören überhaupt nicht. Ein Buch, perfekt um es in einem Rutsch durchzulesen.
Noch kurz zum Cover: Das Cover wirkt sehr unruhig. Die verschnörkelte Schrift, der rote Hintergrund und die Zeichnung des Buchladens. Dies passt meines Erachtens nicht so ganz zur Geschichte. Auf dem Cover ist für mich "einfach zu viel los" - die Buchhandlung die gezeigt wird hat einfach garnicht zu meiner Vorstellung des kleinen Buchladens gepasst. Das ist aber meine Wahrnehmung und sicherlich kein Grund hier irgendwie zu meckern.
Zusammenfassend: Eine wunderschöne Geschichte und von mir eine klare Leseempfehlung. Für alle die Bücher lieben und die in einem Buchladen die Zeit vergessen könnten.