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Veröffentlicht am 19.09.2024

Poetisch-melancholischer Rückblick in die Nachwendezeit eines ostdeutschen Dorfes

Verlassene Nester
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Patricia Hempel erzählt in Verlassene Nester die Geschichte der 13-jährigen Pilly, die im Sommer 1992 in einer ostdeutschen Kleinstadt mit den Nachwirkungen der Wiedervereinigung und einer zerbrochenen ...

Patricia Hempel erzählt in Verlassene Nester die Geschichte der 13-jährigen Pilly, die im Sommer 1992 in einer ostdeutschen Kleinstadt mit den Nachwirkungen der Wiedervereinigung und einer zerbrochenen Familie kämpft. Der Roman überzeugt durch seine eindringliche Atmosphäre, präzise Beobachtungen des sozialen Umbruchs und seine poetische Sprache. Pillys Sehnsucht nach Zugehörigkeit und ihre verzweifelten Versuche, bei der älteren Mitschülerin Katja Anerkennung zu finden, werden mit viel Feingefühl dargestellt.
Allerdings bleibt die düstere Grundstimmung über weite Strecken eintönig, was der emotionalen Spannung etwas schadet. Der Erzählstil ist trotz der zahlreich verwendeten Stilmittel weitgehend distanziert. Zudem bleiben einige Figuren wie Pillys Mutter und die Tanten zu schemenhaft, was das Potenzial für mehr Tiefe einschränkt. Auch manche Wendungen, wie das Wiederauftauchen der Mutter, sind früh vorhersehbar. Eine intensivere Einbindung des historischen Kontextes der Wendezeit hätte dem Roman zusätzliche Schärfe verliehen.
Insgesamt ist Verlassene Nester dennoch ein berührendes, melancholisches Werk über Identität und Verlust.

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