Erschreckend realistisch und richtig gut!
Die OptimiererIm Jahre 2052 lebt die Menschheit in einer sogenannten Optimalwohlokonomie. Das hört sich zunächst gar nicht schlecht an, denn jeder Mensch hat seinen eigenen, für ihn bestimmten Platz in der Gesellschaft, ...
Im Jahre 2052 lebt die Menschheit in einer sogenannten Optimalwohlokonomie. Das hört sich zunächst gar nicht schlecht an, denn jeder Mensch hat seinen eigenen, für ihn bestimmten Platz in der Gesellschaft, es gibt ein bedingungsloses Grundeinkommen und für alle ist gesorgt.
In dieser Gesellschaft lebt auch Lebensberater Samson Freitag, der Menschen verbindlich berät was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Er ist gut in seinem Job und überzeugt vom System. Zumindest bis eines Tages etwas schief läuft und er einen Fehler begeht…
Dieses Buch hat mich sofort angesprochen. Das Szenario klang total verrückt und so musste ich Die Optimierer unbedingt lesen.
Zu Beginn habe ich irgendwie überhaupt nicht so richtig wahrgenommen, dass es sich um eine dystopische Geschichte handelt. Für mich war besonders der Anfang mit der ersten Szene von Samsons Lebensberatung eher amüsant. Erst nach und nach verstand ich, dass hier ja tatsächlich um viel mehr geht. Und wirklich erschreckend war dann die Erkenntnis, dass dieses gesamte Szenario unheimlich nah an der Realität ist.
Samson war ein Protagonist, den ich sofort mochte, obwohl er eigentlich ein richtiger Korinthenkacker ist. Er ist völlig naiv und hat sich total dem System verschrieben. Einem System, das seine Bürger komplett überwacht, alles mitbekommt und jedem auch vorschreibt, was er zu tun oder zu lassen hat. Geht man mit der Masse und hält sich an Konventionen, dann hat man keine Schwierigkeiten. Ist man jedoch anders, dann wird man abgestraft durch Punkteabzug. Genau diese Sozialpunkte sind für Samson unheimlich wichtig und er tut alles für diese Punkte. Natürlich sind das alles gute Taten, aber die Motivation dahinter stimmt einfach nicht. Samson sieht die Menschen nicht mehr als Individuum, sondern nur als Teil eines Systems. Für ihn ist es also ein großer Schreck als er erfährt, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich diesem System entziehen. Als er selbst schließlich an den Rand eben dieses Systems gedrängt wird, ist er gezwungen endlich in der Realität anzukommen.
Samsons Entwicklung fand ich sehr nachvollziehbar und total interessant. Zunächst wird dieses System ja auch als wirklich sympathisch angepriesen. Beinahe schon wie eine wirklich optimale Gesellschaft. Erst nach und nach zeigt sich, dass dieses System alles andere als optimal ist. Und genau dies findet auch unser Protagonist erst nach und nach heraus.
Dieses Debüt von Theresa Hannig hat irre viel Spaß gemacht. Sie hat es wirklich geschafft eine Gesellschaft zu konstruieren, bei der man sich vorstellen könnte, dass sich unsere heutige Gesellschaft genau dahin entwickeln wird. Schon heute wird immer mehr durch Technik möglich, immer mehr Maschinen ersetzen Menschen und immer mehr Überwachung findet statt.
Fazit
Theresa Hannig hat mit Die Optimierer eine erschreckend realistische dystopische Geschichte geschrieben, die mir persönlich viel Lesespaß beschert hat. Die Idee ist wahnsinnig gut umgesetzt und vor allem die männliche Hauptfigur brilliert. Ein wirklich starkes Debüt, welches den Nerv der heutigen Zeit trifft!