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Veröffentlicht am 12.06.2022

El infinito es un junco - Unendlich ist ein Schilf

Papyrus
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"Die Vergessenen - die Namenlosen: Täglich wagt sich eine kleine Armee von Pferden und Maultieren mit Satteltaschen voller Bücher die rutschigen Hänge und Schluchten der Appalachen hinunter. Die Reiter ...

"Die Vergessenen - die Namenlosen: Täglich wagt sich eine kleine Armee von Pferden und Maultieren mit Satteltaschen voller Bücher die rutschigen Hänge und Schluchten der Appalachen hinunter. Die Reiter dieser Truppe sind in Mehrzahl Frauen, literarische Amazonen".
Diese Frauen haben Bücher zu den Armen in den Bergen gebracht und wurden ihnen auf diese Weise wichtig. Schulungsprogramme, Lesen, Fortbildung gegen Arbeitslosigkeit.
"Das Programm beschäftigte in einem Jahrzehnt fast 1000 Bibliothekarinnen. 1943 endete die Finanzierung, die WPA (Works Progress Administration) wurde aufgelöst, die Kultur als Gegenmittel gegen die Arbeitslosigkeit durch den Weltkrieg ersetzt".

Am Anfang des Buches ritten Ausgeschickte, um Bücher zu finden für die größte Bibliothek aller Zeiten; am Ende des Buches ritten Buch - Amazonen, um Bücher und Wissen zu den Armen zu bringen.

Das wunderbare Sachbuch 'Papyrus' von Irene Vallejo, über die faszinierende Geschichte der Bücher, ihrer Sprache und der immens wichtigen Bedeutung von Literatur, erzählt im Epilog von dieser Begebenheit in den USA.
Im Untertitel heißt es: "Die Geschichte der Welt in Büchern" - es ist keine bloße Geschichte über Bücher, sondern die Verbindung der Geschichte der Welt mit der geschriebenen Sprache. Auf 745 Seiten, im handlichen und griffigen Format, auf dünnem Papier, erzählt uns die Autorin wunderbare Begebenheiten rund um das Buch. Weltgeschichte anders dargestellt. Dazu kommt ein einfaches, doch sehr schönes Umschlagsbild, mit einer gold-grünen Darstellung einer Papyruspflanze.

Als Auftakt steht die berühmte Bibliothek in Alexandria, ab dann führt das Buch in einer Jahrtausende langen Suche nach Büchern, Geheimnissen, Offenbarungen der Bücher (und ihrer Gefährlichkeiten) durch die Welt und die Weltgeschichte. Mittels lebendiger Geschichtsschreibung, witzigen Anekdoten und Anregungen für das weitere Lesen (auch der Klassiker) erweitert sich mein Repertoire an zitierfähigen Zitaten massiv. Erstes Einritzen auf Steintafeln, über Papyrus und Entwicklung des Alphabetes, der Druckmaschinen (Gutenberg) bis zu den eBooks, von den ersten Schriftstellern bis zur neueren Deutungen antiker Klassiker - Vallejo hat alles in ihrem Buch versammelt.

Ein umfangreiches Quellenverzeichnis und eine ebenso umfangreiche Auflistung weiterführender Literatur regt zum Weiterlesen an, wenn Vallejos Buch nicht genügt. Nicht umsonst ist dieses vergnügliche Buch preisgekrönt. Ein Lesevergnügen und Wissens- und Informationsreservoir. Ich kann nur sagen: Lesen!

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Schulkenntnisse aufwärmen, Neues lernen

Das rätselhafte Universum
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Rolf-Dieter Heuer, einst Generaldirektor von CERN in Genf (diese Institution habe ich schon besichtigt und war sehr angetan von ihren Forschungen, ich kenne auch CERN Mitarbeitende) berichtet davon, wie ...

Rolf-Dieter Heuer, einst Generaldirektor von CERN in Genf (diese Institution habe ich schon besichtigt und war sehr angetan von ihren Forschungen, ich kenne auch CERN Mitarbeitende) berichtet davon, wie er die Neuigkeit zum Durchbruch des Higgs – Teilchen einem gespannten Publikum mitteilte. Ich war richtig gerührt, mit welchen Worten er die gespannte Atmosphäre beschrieb. Das zeugt davon wie engagierte Naturwissenschaftler:innen sich mit Forschung beschäftigen.

Es ist schön, dass Thomas Naumann und Ilja Bohnet dies auch einer geneigten Leserschaft mitteilen wollen. Die Themen sind nicht einfach, weil die Materie nicht einfach ist. Physik ist in der Oberstufe nicht gerade ein gemochtes Fach, weil es schwierig ist, man viele Formeln auswendig lernen muss und die Tabellen griffbereit haben muss. Und manch ein Mensch fragt sich für was, was hat das mit meinem Alltag zu tun. Aha, und genau das ist der springende Punkt, das Autorenteam versucht das eben mitzuteilen.

Ungelöste Fragen an die Wissenschaft. Neueste Erkenntnisse. Der Sprung in die Schwarzen Löcher. Neue Bücher zu aktuellen Erkenntnissen - „Das Rätselhafte Universum“ gehört dazu.

Das Umschlagsbild ist ein wunderschönes, sehr buntes Bild, was mich an irgendetwas erinnert. Explosion eines Sterns? Die Expansion eines atomaren Teilchen? Es zeigt gleich, dass das Buch etwas Wissenschaftliches behandelt und deswegen passt es zum Thema. Doch ich würde gerne wissen, was dargestellt ist.

Der Klappentext sagt, dass spannende Fragen und Erkenntnisse der Wissenschaft allgemein verständlich dargestellt werden. Dieser Meinung bin ich nicht - es gehört intensives Nachdenken dazu und ich schlage auch öfters anderenorts nach. Spannend auf jeden Fall.

Ein Plus ist der Anhang: Personen- und Sachregister, aber auch die Liste der Abkürzungen und Formeln. Ich blättere gerne darin und lese dies und jenes, das Buch wird mich begleiten, aber es ist kein Buch zum schnell durchlesen.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

so unglaublich skurril, fremdartig und doch irgendwie bekannt

Die dunklen Geheimnisse von Heap House
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„Ich liebte es, durch die verschiedenen Einzelteile von London zu streifen, es musste demnach viele Lücken in der Stadt geben. Vielleicht ganz ähnlich, wie wenn jemand einen Zahn verliert, dachte ich oft, ...

„Ich liebte es, durch die verschiedenen Einzelteile von London zu streifen, es musste demnach viele Lücken in der Stadt geben. Vielleicht ganz ähnlich, wie wenn jemand einen Zahn verliert, dachte ich oft, nur dass London so unglaublich viele Zähne haben muss, dass man vielleicht gar nicht alle kennt.“
(So wie ich dieses Zitat nicht so richtig verstehe, denn Clod war, außer in Heap House auf dem Müllberg, noch nie in London, so wenig versteht man viele Zeilen in diesem Buch. Und doch ist es unglaublich faszinierend das Buch zu lesen!)

Das ist das skurrilste Buch, was ich je gelesen habe: Clod oder Clodius Iremonger gehört zu dem reichen Klan der Iremonger, die alles beherrschen. Die Müllberge von London, hier wird der ganze Müll von London abgeladen, auch Menschen werden abgeladen (die angeblich auch alle Iremongers sind, aber zu den Unteren gehören und die mit den Oberen keinen Kontakt haben dürfen). Da gibt es dieses Mädchen, Lucy Pennant, Vollwaise, weil ihre Eltern an der Krankheit erstarrten.
Ich vermute, dass dieses sonderbare, aber doch auf seine Art und Weise faszinierende Buch uns etwas zu dem Müll sagen will, dass die Welt produziert, jede:r Einzelne von uns. Es ist eine seltsame Welt, vollkommen hierarchisch durchstrukturiert, auf Furcht und Gesetzen basierend. Voller bösartiger Menschen.

Der Text ist so fremd und gleichzeitig kommt er einem so bekannt vor. Die Namen sind fremdartig – Odem (für Adam), Eeva (für Eva)….und doch bekannt. Clod ist etwas Besonderes und so ist das mit besonderen Menschen, sie werden für krank gehalten...und er trifft auf die entführte Lucy Pennant, Kaminputzerin, die sich nicht unterkriegen lassen will. Sie verlieben sich ineinander…

Aber das Buch beschreibt eigentlich in seiner bizarren Art die Welt so wie sie ist… Großartig, ich finde dass sich das Buch toll lesen lässt. Wie Jugendliche ab 12 Jahren das Buch sehen, muss ich noch eruieren … Die schwarzweiß Zeichnungen sind hervorragend gelungen und unterstützen dieses schwarz Humorige der Erzählung.

(Weil ich nicht alles verstehe, habe ich lediglich vier Sterne vergeben)

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Manhattan, ungewöhnlich

Auf der Zunge
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Da ich ein New York Fan bin und selbst ziemlich viel durch Manhattan streifte, reizte das Buch... und ja, ich konnte 'mein New York' wiedererkennen. Es ist nicht das touristische New York.

'Auf der Zunge' ...

Da ich ein New York Fan bin und selbst ziemlich viel durch Manhattan streifte, reizte das Buch... und ja, ich konnte 'mein New York' wiedererkennen. Es ist nicht das touristische New York.

'Auf der Zunge' von Jennifer Clement, ungewöhnlich, es ist ein Buch, in dem Lyrik mit Prosa verbunden ist, auf raffinierte Weise. Die Worte sind so eindringlich, wortgewaltig, mit einem bestimmten Sog. Da zieht einem jedes Wort in den Sog des Romans. Die Hochzeit (eine jüdische, so wie die Rituale dargestellt werden)... und die Gedanken der Braut (da weiß warum ich das nie wollte).

Jennifer Clement versteht es in dem Roman Wortgebilde aufzubauen, Assoziationsketten zu erstellen, Gedankenabläufe so darzustellen (ja, dass ich durchaus meine, es könnten meine eigenen sein). Die Autorin führt geschickt durch den Ablauf der Geschichte, Rahmenhandlung, Leitfaden, Gedankenspiele.

Alles an diesem Buch ist außergewöhnlich - der Text, die Thematik, die Gestaltung, selbst das Umschlagsbild. Und ich - als Lesende - ich gehöre dazu.

Ungewöhnlich eben auch das Umschlagsbild - eine verschwommene Darstellung einer Frau, die auf der Straße dahin eilt... erregt Aufsehen, auf jeden Fall!

Keine leichte Kost. Lesen!

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Der Eiskeller - Mord

Mord in Montagnola
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Moira in ihrer Heimat - Tessin, beim Vater: Montagnola, der Hermann-Hesse Weg, ein Mord im Eiskeller (wo es sich natürlich kühlen lässt)... es liest sich sehr spannend und ist voller Lokalkolorit.

Ein ...

Moira in ihrer Heimat - Tessin, beim Vater: Montagnola, der Hermann-Hesse Weg, ein Mord im Eiskeller (wo es sich natürlich kühlen lässt)... es liest sich sehr spannend und ist voller Lokalkolorit.

Ein sehr schönes Buch, nennt man wohl 'cosy crime': Sehr logisch beschrieben mit Charakteren, die man liebgewinnt (der Vater, die Freunde von ihm, die Dorfbewohner, auch Moira). Dazu die schönen Ortsbeschreibungen. Das ist wieder ein Buch, bei dem ich sofort die Reisetasche packen wollte, um vor Ort zu sein (schon öfters gemacht bei interessanten Krimis mit tollen Lokalbeschreibungen)

Die italienische Heimat ist wieder greifbar und dazu der Jugendfreund, auch wenn dieser jetzt Polizist ist. Moira in der Sonderkommission (Chiara, Ferrone, was soll's, Leute auf der Arbeit sind halt nicht immer einfach).

Die Spannung bleibt, auch wenn der Krimi locker geschrieben ist... freue mich auf das nächste Buch der Reihe (hoffentlich).

Das Umschlagsbild dazu ist natürlich passend - ein Foto der Tessiner Bergwelt (Erinnerungen kommen hoch, doch - die Reisetasche ist schon gepackt! Der Hermann - Hesse - Weg wartet auf mich)

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