Fanny erzählt in der 'ich' - Form von ihrem Leben, mit ihrer ungewöhnlichen Oma, der Schule und vor allem dem Kunstunterricht, von ihrer Mutter und natürlich von ihrer besten Freundin Ester. Mit ihrer ...
Fanny erzählt in der 'ich' - Form von ihrem Leben, mit ihrer ungewöhnlichen Oma, der Schule und vor allem dem Kunstunterricht, von ihrer Mutter und natürlich von ihrer besten Freundin Ester. Mit ihrer Großmutter ist Fanny gerne zusammen, weil die so ganz anders ist (hat die doch tatsächlich, als Fanny und Oma Pfifferlinge fanden und keine Tasche dabei hatten, ihren Pulli ausgezogen und zu einer Tasche für die Pfifferlinge gebunden). Dazu gibt es eine schöne Zeichnung von der im BH und Dreiviertelhose, pfiffig aussehenden, Oma.
Doch dann kommen Misstöne zwischen Fanny und Ester auf, nur weil Fanny sagt, sie mag Ester, doch Ester sagt, sie möchte gerne, dass Fanny in sie verliebt ist. Das möchte Fanny nicht. Vielleicht später mal.
Geht jetzt die Freundschaft zwischen Fanny und Ester in die Brüche? Fanny denkt darüber nach und findet einen Weg, um wieder mit Ester gut zu sein.
In einfacher, aber liebenswürdigen, Art erklärt der Text um Fanny, dass es Menschen gibt, ob groß oder klein, jung oder älter, die unterschiedliche Menschen lieben (Mädchen – Mädchen, Frau – Frau, Mädchen – Junge und Oma ihren Klaus)
Die im Buch dezent verteilten Zeichnungen sind einfach, aber sehr witzig und genial mit Bleistift (oder Kohle) in schwarzweiß gezeichnet. Das Büchlein ist liebenswert und schön gestaltet (auch mit pinkfarbenen Zwischenblättern, die das Buch auflockern). Mit einem robusten Einband kann es durch viele Hände gehen, auch schmutzige. Das Büchlein ist für alle, die schon gerne selber lesen (spätestens ab 7 Jahren).
Gerne gebe ich das Büchlein in Kinderhände!
Zu Fanny gibt es bereits ein Vorgängerbuch ‚Fanny ist die Beste‘, wo wieder ihre liebenswerte Familie eine Rolle spielt. Im Moritz Verlag, Frankfurt, erscheinen sehr schöne Bücher für Kinder (ab ganz klein bis etwas größer)
Schon der Prolog ist interessant: Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrem Großvater und der Familiengeschichte, die sie nicht kennt; von Verwandten, die ihre unbekannt sind, von den Kerrs (Judith und Alfred, ...
Schon der Prolog ist interessant: Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrem Großvater und der Familiengeschichte, die sie nicht kennt; von Verwandten, die ihre unbekannt sind, von den Kerrs (Judith und Alfred, die bekannten Schriftsteller). Das alleine treibt meine Neugierde auf einen ersten Höhepunkt – denn auch ich habe erst vor kurzem von Verwandten erfahren, von denen ich nie etwas wusste.
Dann geht es zurück ins 19.Jahrhundert….Das Leben der Familie, vor allem der kleinen Anna, wird erzählt. Die große Schwester stirbt an Cholera. Der Stoffhandel, Messen und ein Brand. Doch Anna wird unversöhnlich. Denn als ihr Sohn Heinrich mit Marie ankommt, lehnt sie diese ab. Für immer (manche Schwiegermütter sind so).
Anna hat in die reiche Fabrikantenfamilie eingeheiratet. Als ihr Sohn, eine Spielernatur, mit der Garderobenfrau Marie ankommt, ist ihr diese nicht gut genug.
Sehr schöner Erzählstil
Das Titelbild ziert eine Fotografie einer sehr sensibel aussehenden jungen Frau, offensichtlich (Frisur, Patina der Fotografie) aus einer früheren Zeit (Anfang des 20. Jahrhundert?). Blickfang! Für mich schon, denn großflächige Gesichter auf dem Umschlagbild ziehen mich an.
Cecilia, eine bekannte Romanschriftstellerin, ist verschwunden. Mann, Sohn und vor allem Tochter vermissen sie. Wo ist sie? In Berlin vielleicht? Rakel, die Tochter, sieht ihr Gesicht überall in Paris. ...
Cecilia, eine bekannte Romanschriftstellerin, ist verschwunden. Mann, Sohn und vor allem Tochter vermissen sie. Wo ist sie? In Berlin vielleicht? Rakel, die Tochter, sieht ihr Gesicht überall in Paris. Es geht um Literatur, es geht um das Leben.
Martin schreibt auch, aber er ist nicht erfolgreich. Martin ist Verleger. Martin denkt an seine Frau (und ihre Turnschuhe, die sie nicht weggeworfen hat), er denkt an seine Kinder, die erwachsen werden.
Durch aktuelle Einsprengsel zu Kunst, Geschichte, Philosophie und natürlich Literatur hebt Lydia Sangren ihr Werk in das Tagesgeschehen, verbindet damit ihr Leben mit unserem; die Charaktere im Buch werden lebendiger, als ob sie zu uns direkt sprächen.
Leicht lesbarer Stil mit meditativen Pausen. Fast 900 Seiten, da wird dem Lesenden einiges zugemutet. Das ist kein Überfliegerbuch, sondern für Musestunden (in der Winterzeit) zum Lesen mit nachdenklichen Lesepausen. Die Autorin selbst hat rund zehn Jahre an ihrem Debütroman gearbeitet.
Das Umschlagsbild ist natürlich mega auffallend: Ganz in Gelb und diese Augen überall, die einem zu verfolgen scheinen
Zwei Mütter (befreundet) und ihre beiden Söhne (eng befreundet), beide alleinerziehend: Beide wohnen anscheinend nicht in 'High End' - Wohngebieten. Schwierige Lebensverhältnisse. Die zwei kleinen Jungs ...
Zwei Mütter (befreundet) und ihre beiden Söhne (eng befreundet), beide alleinerziehend: Beide wohnen anscheinend nicht in 'High End' - Wohngebieten. Schwierige Lebensverhältnisse. Die zwei kleinen Jungs spielen auf einem Waldspielplatz, die Mütter sitzen im Hintergrund, unterhalten sich. Die beiden Jungs laufen in Wald, doch nur einer kehrt zurück und er spricht kein Wort, sitzt nur da und wirkt völlig abwesend. Die Suche nach dem verschwundenen Jungen namens Kieron beginnt. Er ist unauffindbar. Polizeibeamte durchkämmen den Wald, doch finden nichts. Die Kripo kommt dazu und nimmt ihre Ermittlungsarbeit auf. Der Vater des verschwundenen Bubs, Kieron, sitzt im Knast (Hochsicherheitstrakt) wegen schwerer Körperverletzung. Die andere Mutter (von Josh) hat massive Probleme, Alkohol, und klammert sich an ihren Sohn.
Es ist die Zeit einer europäischen Fußballmeisterschaft, die zu 99% männliche Kripo-Mannschaft murrt wegen den Fußballspielen, die sie nun nicht gucken können, weiß aber Kindersuche hat absolut Vorrang.
Der Krimi (kein Thriller - die, wurde mir vor kurzem beigebracht, sind rasend schnell und mit Tötungsarien, dagegen ist ein Krimi ein Roman, bei dem viel von der Ermittlungsarbeit gesprochen wird) spielt im Jahr 1996 in Großbritannien (zur Zeit von Premier John Major), wo noch wenige Überwachungskameras hingen. Die einzige Polizistin im Team fragt, ob es eine Überwachungskamera am Entführungsort gibt - es gibt keine (das wäre ja fast zu leicht, heute ist in UK ist alles großflächig abgedeckt, obwohl nicht an jedem Baum eine Überwachungskamera hängen kann).
Ein Krimi ist mir lieber, den es ist spannender die Ermittlungsarbeit zu verfolgen. Und das ist spannend, denn Tom Thorne beobachtet, ermittelt und erinnert sich an seinen schwersten Fall. Zwischen Tom Thorne und seinem schottischen Chef läuft es nicht so gut. Und Thorne hat Alpträume von dem früheren Fall, außerdem hat ihn seine Frau verlassen und er soll das gemeinsame Haus verkaufen. Die Scheidung läuft.
Tom Thorne (von Mark Billingham) ist ein Ermittler, den es schon seit 2001 gibt und der bereits in vielen Krimis seine Fälle löste, dieser Fall ‚Was dich nicht umbringt...‘, scheint ein Fall aus seiner Anfangszeit zu sein. Tom Thorne ist kein Karrieremann, er ermittelt, weil er den Menschen, die einem Verbrechen anheim fielen, helfen will (in diesem Fall dem verschwundenen Kind und der Mutter).
Anfänglich zog sich der Krimi hin, aber nahm dann rasant an Fahrt auf. Und die Ereignisse überschlugen sich, bis dann wieder eine Ruhephase begann, weil die Ermittlung stecken geblieben waren … und plötzlich, Tom Thorne, der auch gerne auf seine Bauchgefühle hört (auch wenn das ihm sein dämlich Vorgesetzter gerne um die Ohren schlug) kombinierte und fühlte sich schuldig, weil er in seinen Ermittlungen etwas nicht untersuchte… Und mit einmal wird es dermaßen rasant, dass die Fetzen nur so fliegen… Mehr wird nicht verraten!
Interessant ist immer wieder die Perspektive der Mutter, wie es ihr geht, Gedanken, die Wut auf die Freundin (die hat nicht aufgepasst und die hat ihren Sohn noch, warum musste es ihr Sohn sein?)
Die unterschiedlichen Akteure im Roman sind sehr menschlich gezeichnet, die Mutter des verschwundenen Kindes natürlich völlig aufgelöst, vermisst den Jungen und klammert sich auch an ihren Freund und Vater des Jungen im Knast (zusätzliche Schwierigkeiten, kaum Telefonate möglich), dann ist da noch die Schwester des Vaters, Angie, die sich um die Mutter von Kieron kümmert. Die Mutter von Josh, dem anderen Jungen hingegen, kommt einem zuerst sehr schwach vor und gewinnt dann an Kraft, sie stellt sich sogar gegen ihren von ihr getrennt lebenden Gatten. Nur der kleine Josh, der leidet und wird immer unleidiger… hat er Probleme, braucht er einen Psychologen, leidet er unter der Trennung der Elten?
Es gibt einige 'rote Herringe', die ins Leere laufen, aber übel sind für die Beteiligten. Die Auflösung des Falles ist unglaublich. Könnte so auch in Realität passieren. Auch wenn es in der realen Welt ebenso unglaublich ist. Sind aber Verbrechen immer...
Ich werde mir mal andere Mark Billingham - Krimis anschauen. Dieser hat mich nicht so für das Thema eingenommen.
(Ah, 'Der Vorleser', daher kam mir der Name des Autors so bekannt vor. Ein brillianter Erzähler, er hat‘s schon bewiesen!) Ein neuer Schlink, der mitreißend ist: Das ist Literatur – das ist Schreiben, ...
(Ah, 'Der Vorleser', daher kam mir der Name des Autors so bekannt vor. Ein brillianter Erzähler, er hat‘s schon bewiesen!) Ein neuer Schlink, der mitreißend ist: Das ist Literatur – das ist Schreiben, was dem Lesenden einen Hochgenuss gibt. Mit Schlink taucht man in eine andere Gedankenwelt ein, er bringt einem dazu nachzudenken…
Der ‚Held‘ in dieser Geschichte ist ein liebender Mann, der seine Frau tot in der Badewanne findet. Um diesen plötzlichen Tod zu verarbeiten (ist es ein Unglück, ist es Selbstmord?) knackt er ihren Computer und versucht in ihr Gehirn einzudringen – er scheut zwar vor jedem Schritt zurück, es ist ihm aber wichtig sie auch als Tote zu verstehen. Denn sie haben eine gemeinsame Geschichte, Birgit ist mit seiner Hilfe aus der DDR geflüchtet. Sie wusste immer, dass er sie liebte, bedingungslos. Doch sie hat sich ihm nie völlig geöffnet, er wusste Wichtiges über sie nicht. Jetzt erfährt er es…
Der Witwer findet Hinweise auf eine Tochter seiner verstorbenen Frau, von der er nichts wusste. Er macht sich auf die Suche, er findet Paula. Paula hilft ihm weiter, er findet den Vater des Mädchens, er unterhält sich mit Weggefährten der Tochter. Schließlich landet er in einer Ecke Ostdeutschlands, wo sich ‚Völkische‘ niedergelassen haben. Und er findet eine Enkelin.
„Obwohl Birgit tot war, war sie noch da, aber wenn er an sie zu glauben aufhörte und ihr zu grollen begann, würde sie nochmals sterben und tot bleiben“. Es sind Sätze wie dieses Zitat von Seite 51, die den Unterschied zwischen einem Schriftsteller von guter Literatur ausmachen und jemanden, der einfach nur schreibt. Schlink hat die Fähigkeiten enorm anzuregen.
Titelbild, Gemälde einer jungen Frau, für Freundinnen ernsthafter Literatur ein guter Hinweis (gut gewählt – der Diogenes-Verlag macht seinem Namen wieder alle Ehre)
Das Buch „Die Enkelin“ werde ich behalten, nicht verschenken, denn es ist Inspiration für mich. Auch ich habe eine Geschichte zu erzählen… ich werde sie erzählen (viele haben eine Geschichte zu erzählen…), wenn ich stocke mit meiner Geschichte, dann werde ich das Buch von Schlink wieder zur Hand nehmen und mich auf ein Neues inspirieren lassen. Das ist das, was Literatur mit einem macht und machen sollte. Danke, Herr Schlink!
Bernhard Schlink, Die Enkelin, Diogenes – Verlag, erscheint am 27. Oktober 2021