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Veröffentlicht am 15.09.2021

Fälschung!

Rochade
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Ein Attentat auf ein Bild; ein Restaurateur, der selbst Maler ist. Das Vergnügen ein großartiges Bild in Händen zu haben – es anfassen zu können. Was nur wenige dürfen. Er muss – der Restaurateur. Es ist ...

Ein Attentat auf ein Bild; ein Restaurateur, der selbst Maler ist. Das Vergnügen ein großartiges Bild in Händen zu haben – es anfassen zu können. Was nur wenige dürfen. Er muss – der Restaurateur. Es ist beschädigt. Nun strömen seine Gedanken zum Bild, zur Malerei, zum Kunstverständnis. Angesichts der Tatsache, dass gerade ein anscheinend bekannter Künstler eine ‚unsichtbare Skulptur‘ für 15.000 Dollar verkauft bekam, stellt sich die Frage nach ‚Kunst‘, was ist Kunst, wer ist Künstler und welche Kunstobjekte sind authentisch?

Die Gedanken des Restaurateurs fließen so auch zum Kunstgeschäft aufs Papier. Zu den Besitzenden und den Schauenden.

Der Roman spielt im Jahr 2022 und er erinnert an das aktuelle österreichische Geschehen. Der Kanzler will das zerstörte Bild restauriert für sich, der Restaurateur will das aber nicht.

Stil: Ich-Erzähler, der Ahnung hat vom Kunstgeschäft

Reinhard Tötschinger, 'Rochade', 2021, Picus Verlag

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Veröffentlicht am 08.09.2021

The amazing Cassie Raven (die erstaunliche Cassie Raven)

Tote schweigen nie
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A.K. Turner beginnt mit dem ersten Fall von Cassie Raven und der später dazu stoßenden, etwas drögen Phyllida Flyte eine neue Forensik – Serie (man dürfte auf jeden neuen Fall genauso gespannt sein wie ...

A.K. Turner beginnt mit dem ersten Fall von Cassie Raven und der später dazu stoßenden, etwas drögen Phyllida Flyte eine neue Forensik – Serie (man dürfte auf jeden neuen Fall genauso gespannt sein wie sich der erste liest). Während Gothic Fan Cassie die Ausgeflippte ist, Piercings, Tatoos, Sammelleidenschaft von toten Tieren, ist Phyllida das bürgerliche Gegenteil.

Cassie redet mit den Toten. Sie tut das herzallerliebst und jeder Verstorbene möchte gerne in ihre Hände gelangen (vermute ich). Denn wer will nicht nach seinem Tod liebevoll behandelt werden und nicht wie ein Stück Fleisch. Mit Cassie bekommt die Pathologie einen ganz neuen Sinn und das Sterben / der Tod gehört bei Cassie dazu und wird aus der Schmuddelecke ‚bloß nicht darüber reden und still begraben‘ geholt.

Doch als sie einen neuen Leichensack öffnet und dabei ihre Mentorin, Frau E., erkennt, ist die junge Cassie erschüttert. Ohne E. wäre sie wohl in der Gosse gelandet. Cassie glaubt nicht daran, dass ihre tote Mentorin eines natürlichen Todes gestorben ist. Und damit beginnt das Abenteuer… Denn dieses Mal redet die Tote nicht mit ihr, auch die Untersuchung ergibt nichts. Cassie holt sich die Hilfe der unnahbaren Polizistin Flyte, um für Mrs. E. eine intensivere Autopsie zu erwirken. Die Hartnäckigkeit von Flyde und die liebevolle Betreuung von Cassie Raven lösen den Todesfall um Mrs. E.

Stil: Guter lesbarer Stil, kurze prägnante Sätze, viel direkte Rede (da Cassie mit den Toten reden, sie antworten zwar nicht, aber Cassie glaubt sie doch zu hören). Wortarrangements, die ungewöhnlich sind – z.B. Hebamme des Todes – bei Herausnehmen der inneren Organe. Den Arm voll mit den Eingeweiden… sich das bildlich vorzustellen ist einfach eine Sache für sich. Vielleicht für manche makaber, aber es nun mal die Realität bei ungeklärten Todesfällen. Mit Detailkenntnissen über Sektionen an Toten glänzt die Autorin, sie scheint sich sehr intensiv damit beschäftigt zu haben. Und bei jedem Satz ist der Respekt für die Arbeit in der Leichenhalle und für die Verstorbenen erlesbar.

Faszit: Das ist ein Buch, bei dem ich Neues lerne. Die Empfehlung ist: Lesen!
Und: Der englische Originaltitel ist in diesem Falle zutreffender – body language

Buchumschlag: Der Droemer Verlag hat sich mit seinem Grafikteam ein interessantes Bild einfallen lassen – Stechapfelblumen in gelb-blau und andere Blüten, sehr stilvoll. Und da zieht doch tatsächliche eine rote Blutspur über die oberste Blume, doch so dezent, dass man tatsächlich intensiver hingucken muss (ein Hinweis darauf, dass auch Cassie hinguckt)

A.K Turner, Droemer Verlag, 2021

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Lily, die Köchin in New York

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit
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Auf einmal wurden Frauen wichtig. Kriegszeiten. Zweiter Weltkrieg. Die USA tritt in den Weltkrieg ein. Die Männer werden eingezogen, sie fehlen zu Hause in allen Bereichen.

Lilys Traum ist seit Kindheitstagen ...

Auf einmal wurden Frauen wichtig. Kriegszeiten. Zweiter Weltkrieg. Die USA tritt in den Weltkrieg ein. Die Männer werden eingezogen, sie fehlen zu Hause in allen Bereichen.

Lilys Traum ist seit Kindheitstagen Köchin zu werden und zwar in dem upper class Restaurant ‚Valentino‘. Sie bewirbt sich auf eine Stelle und wird als Gemüseschnipplerin angenommen. Doch innerhalb kurzer Zeit steigt sie in der Küchenhierarchie auf, was nicht allen gefällt, vor allem jenen, die bereits länger im Metier arbeiten.
Zu Hause dagegen versucht die versnobte Mutter Lily ‚an den Mann zu bringen‘, natürlich nur an einen reichen Zukünftigen aus bestem New Yorker Haus (Das Gespann Lily und Victoria, Lilys Mutter, erinnert an den Film ‚Titanic‘, wo ebenfalls eine versnobte Mutter ihre Tochter verkaufen möchte an den ekelhaften, reichen Verehrer ihrer Tochter). Dagegen schwimmt Josie, die großartige Großmutter, mit Lily auf der gleichen Linie, sie versteht, dass ihre Enkelin gerne kocht und bei ihr darf sie das in der Souterrain Küche, wo Lily meisterhaft eine Leckerei nach der anderen kreiert. Lily sprüht vor Erfindungsgeist.

Und dann gibt es da noch Tom...auch aus dem Valentino. Lilys Mutter darf von diesem Tom nichts erfahren - er ist nicht standesgemäß. Als sie es doch erfährt wird es grausam. Doch dann wird Tom ebenfalls eingezogen. Und man hört nichts mehr von ihm… bis… (aber bitte lest das selbst nach...)

Stil: Ein sehr persönlicher, angenehmer Schreibstil. Die Autorin geht von dem äußeren Erzählstrang und den Dialogen auch immer wieder auf die persönliche Ebene und erwähnt die Gedanken und Gefühle der Hauptperson Lily (in kursiv gesetzt)

Buchumschlag: Ein wiedererkennbares Bild von New York, das Empire State Building, eine Dachterrasse, eine Frau im Stil der 1920er – passend!

Ich liebe Erzählungen von starken Frauen. Das Buch ist sehr empfehlenswert

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Das Grand Hotel in den Anden

Flucht nach Patagonien
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Allein der Buchtitel ‚Flucht nach Patagonien‘ lockt. Eugenia Errazuriz ahnt was kommt, oder kann die bereits vorhandenen Anzeichen richtig deuten. Mit ihrem Vermögen hat sie bereits aufwärts strebende ...

Allein der Buchtitel ‚Flucht nach Patagonien‘ lockt. Eugenia Errazuriz ahnt was kommt, oder kann die bereits vorhandenen Anzeichen richtig deuten. Mit ihrem Vermögen hat sie bereits aufwärts strebende Talente gefördert (Coco Chanel und Pablo Picasso wird erwähnt). Mit dem jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank flieht sie nach Argentinien. Dort lässt die Kunstmäzenin das berühmte Grandhotel in den Anden von dem jungen Frank einrichten. Und er? Nicht überzeugt von sich, mit einer unsteten Todessehnsucht. Auf dem Schiff, sein Blickwinkel, 30 Grad nach links, 30 Grad nach rechts, kein gerader Horizont und keine Unterlagen, die aus Paris rechtzeitig ankamen, um das Grandhotel fertig zu stellen.

Das Buch ist der wahren Geschichte nacherzählt. Die darin vorkommenden Personen haben existiert und die Autorin erzählt auch, was mit ihnen passierte bis zu ihrem, teilweise tragischen Lebensende

Das Grandhotel existiert noch heute. Bis in die 70er Jahre ein beliebtes Hotel. Dann verfiel es. Heute ist es ein Golfressort.

Stil: Jana Revedin hat Ahnung von dem Metier, das sie beschreibt,. Sie ist selbst Architektin und hat bereits einige Bücher zu diesem Bereich, Architektur, Kunst, geschrieben. Manchmal ein bißchen holprig, doch im großen Ganzen sehr flüssig. Im Laufe der Geschichte jedoch wird zuviel von den großen Gestalten der Weltgeschichte erzählt (Kunst, Film, Flugpionierin, Politiker) und das zieht das Dröge etwas mehr in die Länge. Interessant sind die Details über Patagonien und seine Schönheiten, auch Erwähnungen der Mapuche und ihrer Sicht der Dinge (A. Earheart und das Geschenk, was Walt Disney von Mme Roosevelt überreichen soll. Vorahnung, dass Earhearts Pionierreise nicht gut ausgeht...). Leider kommt auch oft der depressive Charakter von Jean - Michel Frank zum Vorschein. Also kein heiteres Buch. L.-M. Frank ist mit Anne Frank verwandt und er versuchte auch die Familie Frank aus Amsterdam zu retten. Doch da waren sie bereits im Versteck verschwunden.

Buchumschlag: Zwei Schiffe, eines was vorbeifährt, das andere auf dem die Protagonistin steht und winkt, gekleidet im Stil der 1920 – 30. Nach dem Lesen des Buches kommt mir das Titelbild etwas apokalyptisch vor - das andere Schiff fährt vorbei, wie eine Chance im Leben, die verpasst wurde...

Interessant für diejenigen, die an Ereignisse im letzten Jahrhundert interessiert sind.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Roman und Realität

Das letzte Bild
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Es gibt schreibende Menschen, die verstehen aus Etwas, über das sie hören oder lesen, einen Roman zu zaubern. Ihre Kreativität treibt zu sie zu ungeahnten Höhen und vielleicht kommen sie mit ihrem Werk ...

Es gibt schreibende Menschen, die verstehen aus Etwas, über das sie hören oder lesen, einen Roman zu zaubern. Ihre Kreativität treibt zu sie zu ungeahnten Höhen und vielleicht kommen sie mit ihrem Werk der Realität nahe.
So geschehen im Roman ‚Ritchie Girl‘ (wahre Begebenheit, das Ritchie Camp und die unerschrockene Truppe aus jungen Männern und auch Frauen, die nach Nazi-Deutschland gingen), und nun hier im Roman ‚Das letzte Bild‘. Vielleicht nähert sich der Roman der realen Geschichte einer seit 50 Jahren ungeklärten Toten in Norwegen an. Auf jeden Fall zeugt der Roman von der erzählerischen Kraft einer Autorin. Reale Fakten, die erst in jüngerer Zeit über die Tote von Isdalen durch neue forensische Methoden aufgedeckt wurden, lässt die Autorin stilsicher einfließen.

Im Roman schreibt die Autorin Anja Jonuleit über die Geschichte zweier Frauen: Eine aus dem zeitgenössischen Zeitraum, Eva, die ein Bild in der Zeitung sieht (ausgerechnet in der BILD – Zeitung, die sonst im Haus der angesehenen Schriftstellerin nicht gelesen wird, aber als solche ist sie natürlich gewöhnt zu recherchieren). Dieses Bild lässt sie erzittern, weil das Phantombild Ähnlichkeit mit ihr und ihrer Mutter besitzt.

Frau Jonuleit hat bereits mehrere interessante Bücher veröffentlicht. ‚Der Apfelsammler‘, auch dort flicht sie die Schicksale zweier Frauen zusammen (Tante und Nichte). ‚Rabenfrauen‘, Freundinnen und ihre große Liebe und die Colonia Dignidad (auch eine ungeklärte Geschichte mit großer Tragik). In diesem Roman hat die Autorin ebenfalls geschickt Fakten und Fiktion miteinander verwoben. ‚Das Nachtfräuleinspiel‘, erzählt von der 68er Studentenrebellion und von Erziehungsmodellen, dabei geht es um eine egomane Selbstdarstellerin und ihr Einfluss auf hilflose Menschen, die aber durchaus ihre eigene Kraft entwickeln und sich wehren.
Bei dieser Autorin habe ich länger zu ihren anderen Romanen recherchiert, weil sie wirklich wichtige Themen anspricht.

‚Das letzte Bild‘ wird – wie so oft in den Büchern von Jonuleit – in verschiedenen Zeitebenen erzählt, damals und heute. Die ‚damals‘ - Version meistens aus der Ich – Perspektive der älteren Person.

Stil: Sehr lesbarer Stoff (auch wenn‘s einem ab und zu mächtig durchschüttelt), leicht zu lesen.

Empfehlenswert und ein Lesegenuss, weil es zum Nachdenken anregt!

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