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Veröffentlicht am 07.04.2023

Krimi & Kunst

Der Bojenmann
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Ein Serienmörder macht Hamburg unsicher... Kommissar Thies Knudsen, LKA, und sein Team haben es mit einem einfallsreichen Serienmörder zu tun, der hölzerne Skulpturen durch plastinierte, kunstvoll positionierte ...

Ein Serienmörder macht Hamburg unsicher... Kommissar Thies Knudsen, LKA, und sein Team haben es mit einem einfallsreichen Serienmörder zu tun, der hölzerne Skulpturen durch plastinierte, kunstvoll positionierte Leichen ersetzt. Knudsen sucht (und findet) Rat bei seinem Freund Oke 'La Lotse' Andersen, ein ehemaliger Kapitän und weil er pensioniert ist - Zeit hat, belesen ist und zudem scharfsinnig. Der Lotse a.D., der den Hamburger Hafen einmalig gut kennt und ein großartiges Gedächnis besitzt, kann seinem Freund Thies helfen, um ihn auf die richtige Spur zu bringen.

In den Hauptrollen spielen interessante Charaktere. Benehmen sich wie im realen Leben, zweifelnd und verzweifelt, ob ihr Job das Richtige ist; ob ihr Lebensweg in die richtige Richtung geht, beruflich wie privat. Die Handlung hört sich nach einer sehr brutalen Angelegenheit an – vermutlich am Meisten für diejenigen, die sich das ansehen müssen. Allein diese Idee mit der Plastinierung – ich könnte mir diese Plastinierungen nie anschauen.

Umschlagsbild – dieses Mal wieder klassisch, ein Landschaftsbild, aber passend eben Wasser, die Elbe, ein Steg, ein Rettungsring.

Schreibstil – ziemlich realistisch, Kino im Kopf läuft gleich los und die Bilder wirbeln durcheinander, auch ironisch, gelegentlich philosophisch und trotzdem locker zu lesen.

Resumee:
Sehr gut lesbarer Text, interessant und nachvollziehbar geschrieben. Auch mit gutem Wissen über die Abläufe an der Elbe...und das Allerwichtigste - die Bojenmänner gibt es tatsächlich (das habe ich davon nicht mehr in HH zu leben... bekomme nichts mehr mit...beim nächsten Hamburg - Besuch sind sie dran, aufsuchen!)

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Sam & Sadie, Sadie & Sam...

Morgen, morgen und wieder morgen
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‘Tomorrow, And Tomorrow, And Tomorrow’
(Spoken by Macbeth, Act 5 Scene 5)

There would have been a time for such a word.
Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow,
Creeps in this petty pace from day to day
To ...

‘Tomorrow, And Tomorrow, And Tomorrow’
(Spoken by Macbeth, Act 5 Scene 5)

There would have been a time for such a word.
Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow,
Creeps in this petty pace from day to day
To the last syllable of recorded time,
And all our yesterdays have lighted fools
The way to dusty death. Out, out, brief candle!
Life’s but a walking shadow, a poor player
That struts and frets his hour upon the stage
And then is heard no more: it is a tale
Told by an idiot, full of sound and fury,
Signifying nothing.

Eine unendliche Geschichte über Freundschaft: Sie treffen sich am Harvard Square, zufällig. Doch sie kennen sie aus Kalifornien, Los Angeles. Dem Krankenhaus, in dem Sam 27 komplizierte Knochenbrüche an seinem Fuß ausheilen sollte. Sadie ist dort wegen ihrer älteren Schwester Alice, die an Leukämie erkrankt ist. Sie spielen zusammen im Spielezimmer – Sadie und Sam. Eine Sensation! Denn der Junge hat nach dem schweren Unfall mit kaum jemanden geredet.
Und Sadie kehrt zurück... für ein soziales Projekt. Denn Sadie ist elf Jahre alt und ab zwölf ist sie ein Mitglied der jüdischen Gemeinschaft. Also muss sie für die Vorbereitung ihrer Bat Miwa (Tochter des Gebotes, religiöse Mündigkeit) soziale Stunden vorweisen. So besucht Sadie Sam regelmäßig... und es sind für beide unterhaltsame Stunden...
Sam zeichnet für sie Labyrinthe, die beiden Jugendliche spielen für Stunden Videospiele... sechshundertneun Stunden hat Sadie die gemeinnützige Zeit mit Sam verbracht, sie erhielt viel Lob für ihren Einsatz. Doch für sie war Sam der beste Freund.

1995 Massasuchetts, an einer U-Bahn Station treffen sie sich wieder – die hochbegabte Sadie, IT Studentin, nicht arm, und der hochbegabte Sam, Mathematikstudent aus einer armen koreanischen Familie.
Beide, Sadie wie auch Sam, sind verrückt nach 'games'. Sadie entwickelt sogar welche für die MIT, an der sie in Cambridge studiert (Sam dagegen ist an der Harvard in Cambridge).
Es sind Einblicke in die Lebensweise junger Menschen, die sich in eine Idee 'verfressen' haben und damit erfolgreich werden... Was macht das mit ihnen? Was macht das Leben mit ihnen? Was bedeuten Freundschaften, Liebesbeziehungen, Arbeitsbeziehungen...

Natürlich ist es schwieriger für Leute, die nicht spielen (zocken), die Sprache und auch diese Spielbesessenheit zu verstehen. Auf der anderen Seite interessieren doch vollkommen fremde Lebensweisen in solchen Romanen - und genauso erging es mir... eine fremde Welt, auf die ich mich eingelassen habe. Obwohl ich bei den vielen 'game' Begriffen mich 'ausgelinkt' habe, Unbekanntes schlage ich gerne nach. Aber diese ganzen Spiele... von denen ich keines kenne..., das hat mich doch nicht so interessiert.

Stil: Gesprächsstil... viel Unterhaltung zwischen zwei Personen. Dann wieder Reflektion über das Gesagte, Erinnerungen. Es ist eine nachdenkliche Lektüre. Nicht ein so genannter 'page turner', sondern Eintauchen in das Leben zweier junger Menschen und ihrer Passion.

Das Umschlagsbild ist aufregend, wirklich aufregend... eine riesige Welle ('Die große Welle' von Kanakawa, Farbholzschnitt des japanischen Künstlers K. Hokusai, und Teil des Zyklus der 36 Schnitte zum Fuji) überrollt das Titelbild, darauf in mehrfach gedoppelter Computerschrift der Titel 'Morgen, Morgen und wieder Morgen', die Schrift auch noch in Regenbogenfarben. Wenn das nicht auffällig ist... Sadie hat ein Bild von Hokusais Welle in ihrem Studentinnenzimmer.
Und zum Titel habe ich die Stelle aus Macbeth gefunden, was schon viel sagt...

Zevin Gabrielle ist die Autorin des Nr. 1 Bestseller in den USA. Time Magazin – Buch des Jahres 2022, ebenso Amazon USA, Apple, US-Indie Buchhandlungen, Goodreads...
John Green (ein wohl sehr bekannter US-amerikanischer Jugendschriftsteller) sagte, eines der besten Bücher, die er gelesen hätte...
Zevin entstammt einer koreanisch – jüdischen Familie...

Es gibt in letzter Zeit eine Reihe experiementeller Bücher – und das gehört wohl dazu! Trifft anscheinend auf den Lesegeschmack... Amazon sagt auf der Autorinnenseite, bislang Übersetzungen der Bücher von Zevin Gabrielle in 40 Sprachen...

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Daten – Labyrinth - Wie entkomme ich der Totalüberwachung?

Going Zero
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3 Millionen Preisgeld, wer der Totalüberwachung entkommen kann und das digitale System überlistet. Zehn Menschen wurden für das Projekt Going Zero ausgesucht, unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen ...

3 Millionen Preisgeld, wer der Totalüberwachung entkommen kann und das digitale System überlistet. Zehn Menschen wurden für das Projekt Going Zero ausgesucht, unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Biografien.
Sie erhalten die Nachricht, dass sie für das Projekt ausgewählt wurden. Zwei Wochen später erhalten sie die Nachricht per Mobiltelefon, dass in zwei Stunden die Suche und ihre 'Festnahme' beginnt. Zwei Stunden Vorsprung. Zwei Wochen, um sich eine Strategie auszudenken gegen das modernste Überwachungssystem.

Der Roman beginnt sehr spannend und literarisch gut beschrieben: Der alte Spiegel in dem herunter gekommenen Wohnhaus von einer der ausgewählten Teilnehmerinnen, die – wie sich herausstellt – die Wichtigste sein wird. Wer seinen Roman mit einem alten Spiegel beginnen lässt, der versteht etwas von Effekten
Wie sieht man Menschen, wie beurteilt man sie? Die Bibliothekarin, die von Menschen umgeben ist, tagtäglich.. Wie entkommt man der Überwachung?

Ich hab's gleich ausprobiert - Mobiltelefon zu Hause gelassen, im Grünen gelaufen (keine Kameras, keine Drohnen). Sie ist sehr smart, Kaitlyn. Ihre Vorgehensweise zeugt von guten Überlegungen...Ich wünsche mir sehr, dass Kaitlyn es schafft und denen die Nase zeigt... Neue Instrumente der Überwachung werden eingesetzt, z.B. Clear voyant (eine Software, die eruiert wie ein Mensch reagiert aufgrund der bereits vorliegenden Fakten); Weeping angel (eine durch 'mal ware' installierte Überwachung von Gesprächen durch TV Apparate)... ich würde sagen, alles schon machbar und vermutlich auch schon eingesetzt. Zumindest aus einer TV Doku weiß ich, dass in China solch eine Totalüberwachung bereits existiert: Da gibt es Bonuspunkte für Leistung und soziales Verhalten.

Anthony McCarten schafft es mit „Going Zero“ großartig den lesenden Menschen zu unterhalten, aber intelligente Unterhaltung. Oft genug musste ich innehalten, trotz des Sogs der Geschichte, um nachzudenken... tatsächlich, jaja, das könnte mir auch passieren... Es wird in der kritischen Öffentlichkeit schon einiges intensiv diskutiert...
Im Roman lässt McCarten unterschiedliche Personen erzählen, dieser Wechsel erhöht die Spannung, denn schnell möchte der Lesende doch wissen, wie geht es mit Person A weiter, schafft sie das Versteckspiel.... Doch dann kommen Kniffe und Neues zur Sprache, was zu Beginn nicht zu erahnen war. Keine ist so raffiniert und vorbereitet wie K. Im Roman handelt es sich um Totalkontrolle, Totalüberwachung und dem Ausmerzen der Privatsphäre
Doch mehrmals musste ich lauthals lachen, wenn Zeros es schafften die Suchkräfte aufs Glatteis zu führen. Mein Humor! Ein unglaublich spannender Roman, der einem das gesamte Datenkraken - Netzwerk wieder einmal vor Augen führt.

Autor Anthony McCarten war mir kein Begriff bislang. Doch nach der Leseprobe und dem Klappentext fand ich seine Schreibe, Stil und Inhalt, so interessant, dass ich über ihn recherchierte. Internet sei Dank (und der Totalüberwachung von fast jedem Menschen), dass ich über ihn viel fand – muss ja sein, denn er will durch seine Bekanntheit Geld verdienen. Und jetzt haben wir eine Verbindung – in einem seiner Bücher ist eine Bekannte von mir namentlich erwähnt, mit Dank und der Erlaubnis, dass er ihren Namen benutzen darf in seinem Roman... Das hat den Ausschlag für mich gegeben sein Buch lesen zu wollen (was das wohl über mich sagt...?)

Umschlagsbild - langweilig, aber durch den stilisierten Daumenabdruck (oder doch eher ein Labyrinth?) doch passend.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Mulan, das starke Mädchen

Disney Adventure Journals: Mulan und der geheimnisvolle Palast
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Disney Heldinnen, dieses Mal die tolle Mulan auf Irrungen und Wirrungen in einem Palast. Mulan ist erst wieder in ihr Dorf zu ihrer Familie zurückgekehrt. Mit Freuden wird die junge Heldin aufgenommen. ...

Disney Heldinnen, dieses Mal die tolle Mulan auf Irrungen und Wirrungen in einem Palast. Mulan ist erst wieder in ihr Dorf zu ihrer Familie zurückgekehrt. Mit Freuden wird die junge Heldin aufgenommen. Doch dann kommt eine kaiserliche Depeche: Mulan soll den Kaiser von China retten (nicht weniger, nicht mehr).

Weil er sich nur auf sie verlassen kann (das ist ja bekannt, dass da Grausames herrschte, Intrigen bis zum Umfallen...) Ob es Mulan schafft? Aber sie hat ja fähige Helfer an ihrer Seite und so in der Gemeinschaft...Da gibt es Chang, ein fähiger Soldat. Da ist die kräutererfahrene Großmutter. Und selbst beim Kaiser gibt es zumindest einen Menschen, der vertrauensvoll ist... Und Mushu, was immer er oder sie ist...

Wunderschön chinesisch gestaltet: Zum Teil wirken die Zeichnungen wie die sehr schönen chinesischen Rollbildern, dazu diese sanften, unaufringlichen Farben auf den einzelnen Seiten. Ich habe leider keine Infos gefunden, wer dies gemalt hat. Aber es scheint mir eine chinesische Hand gewesen zu sein, die den Pinsel führte. Umfangreiche und aufwendige Festivitäten zum Frühlingsfest, (eines der wichtigsten Feste in China), gut, dass auch solch wichtige kulturelle Ereignisse vorgestellt werden.

Und die Kinder? Aufgeregtes Blättern im Buch. Die Handlung reißt die Jüngsten mit und sie wollen den Text immer wieder vorgelesen bekommen, schauen bei den Zeichnungen sich die Details genau an. Macht interessiert an der Kultur des 'Reiches der Mitte'.

Titelbild – eine skeptisch schauende Mulan und ein seltsames Monster, Mushu (ihr Freund). Farblich sehr gut gemacht. Fällt auf. Die Reaktion der Jüngeren in der Familie - 'haben wollen'. Allein schon aufgrund des Titelbildes.
Und dann erst der Inhalt. Wirklich ein angenehmes und gutes Büchlein für die ab Achtjährigen. Und mit 96 Seiten auch nicht zu umfangreich.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Eine poetische Reise in den Banat

Die Unschärfe der Welt
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Gute Literatur führt immer mit starken Momenten in eine Geschichte: So beginnt dieser Roman mit einer dramatischen Kutschenfahrt in das nächstgelegene Krankenhaus. Bald werden die ersten Propagandistinnen ...

Gute Literatur führt immer mit starken Momenten in eine Geschichte: So beginnt dieser Roman mit einer dramatischen Kutschenfahrt in das nächstgelegene Krankenhaus. Bald werden die ersten Propagandistinnen dieser Geschichte vorgestellt - Hannes, Florentine und der Neuankömmling Samuel. Hannes ist Pfarrer. Florentine, seine Gattin, und Samuel ihr einziges Kind - ein Einzelgänger, ein Träumer.
Die Familie rechnet sich zu den Banater Schwaben und in Rumänien in dieser Zeit herrscht eine kommunistische Diktatur.
Die kleine Familie, die Großeltern von Samuel, die Nachbarn im Dorf - alle lernen unter den gegebenen Umständen zurecht zu kommen. Auch wenn das Böse wenige Meter neben ihnen sie verrät..
Der Roman begleitet Samuel und seine Jugendliebe zum Erwachsenwerden, driftet vorbei an kleinen und größere Katastrophen und bringt junge Menschen dazu sich aufzulehnen...

Es ist nicht eine flüssige Schreibe, die einem an die Hand nimmt. Geduldig tastet sich der lesende Mensch vorwärts und dringt in die Geschichte ein.
Mit poetischer Sprache, die die Dinge neu benennt, lässt einem die Autorin Iris Wolff (in ihrem eigenen Sprachduktus) am Leben in diesem Dorf in Rumänien, geprägt von Deutschen, teilhaben...

Es kommen Besucher aus Deutschland, manche wagen die Flucht und gemeinsam wartet man auf eine Änderung, die eintritt. Das Ende des Regimes. Das Wiedersehen...die alte Heimat, die neue Heimat...

Wirklich lesenswert und nicht umsonst hat die Autorin viele Preise dafür erhalten.

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