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Liselottchen

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Veröffentlicht am 02.05.2020

In Kitzbühel tanzen nicht nur die Kühe

Leichen, die auf Kühe starren
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Fünf männliche Fans von Hansi Hinterseer gabeln eine ältere Dame in scharfem Outfit auf und kriegen sie nicht mehr los. Sie nennt sich Frau Obermoser, schleppt nicht nur eine unförmige Tasche, sondern ...

Fünf männliche Fans von Hansi Hinterseer gabeln eine ältere Dame in scharfem Outfit auf und kriegen sie nicht mehr los. Sie nennt sich Frau Obermoser, schleppt nicht nur eine unförmige Tasche, sondern auch einen riesigen tonnenschweren Koffer mit sich, aus dessen Ecken es rot tropft. Angeblich ein zerbrochenes Glas Pasta. Gleich am nächsten Tag wird in einem Museum der Kopf einer Leiche gefunden und im Hotel, in dem das Zimmermädchen Lea arbeitet, läuft scheinbar ein Mann mit blutigem Messer herum. Lea wird außerdem ein Job als Haushaltshilfe für eine Woche angeboten, doch ihre neue Dienstgeberin scheint nicht nur über Geld ohne Ende zu verfügen, sondern ist obendrein die Witwe eines russischen Gangsterbosses. Und ausgerechnet Lea findet einen weiteren Leichenteil ...

Was soll ich zu diesem Buch sagen? Es ist von einer Könnerin ihres Fachs geschrieben. Ich habe mich kaputtgelacht und es in einem durch verschlungen. Die Autorin hat einen schrägen schwarzen Humor und versteht es, mit Worten zu jonglieren. Ihr Wortwitz und die amüsanten Ausführungen trugen mich von Szene zu Szene. Die Figuren sind plastisch und charakterlich so gut herausgearbeitet, dass ich sie bildlich vor mir sah. In der Geschichte stecken zahlreiche Details, sowie offene und versteckte Pointen, sodass ich die Story bestimmt ein zweites Mal lesen werde, um alles zu erfassen.
Dabei gelingt der Autorin wunderbar der Drahtseilakt zwischen leicht verrücktem Witz und der Krimihandlung, die sie trotz aller humoriger Elemente nie aus den Augen verliert. Die Handlung selbst driftet nie ins Banale oder Geistlose ab und sogar die Spannung bleibt erhalten. Der Bezug auf bekannte Persönlichkeiten (beispielsweise Hansi Hinterseer) geschieht respektvoll, sodass niemand vor den Kopf gestoßen wird. Gerade dieser Aspekt gefiel mir besonders gut, denn das erweist Fingerspitzengefühl und Niveau.
Der Schluss setzt noch eine Kirsche auf die Sahnetorte und rundet den Krimi-Spaß vom Feinsten exzellent ab. Leider gibt es nur 5 Sterne, die Story hätte definitiv mehr verdient.
Wer Krimis liebt, eingeflochten in anspruchsvoll spaßhafte Details, sollte hier unbedingt zugreifen.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Wenn der Opa Geheimnisse hat

Tödliche Rezeptur
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Krister hat keine innige Beziehung zu seinem Großvater Herrmann Jöhns, doch als er ihn auf einem Polizeifoto erkennt, verrät er ihn nicht. Er möchte ihn selbst zur Rede stellen, leider ist Opa von der ...

Krister hat keine innige Beziehung zu seinem Großvater Herrmann Jöhns, doch als er ihn auf einem Polizeifoto erkennt, verrät er ihn nicht. Er möchte ihn selbst zur Rede stellen, leider ist Opa von der Bildfläche verschwunden. Was hat er mit dem Einbruch, bei dem ein Wachmann ums Leben kam, zu tun? Krister beginnt Nachforschungen anzustellen, dabei hilft ihm die Journalistin Hanna. Sie finden heraus, dass Herrmann Jöhns vor dreißig Jahres des Mordes an seinem Chef, dem Bierbrauer Börnsen, angeklagt wurde und ein halbes Jahr in Untersuchungshaft verbrachte. Weshalb hat Opa das nie erzählt? Außerdem existieren vier Bilder, die miteinander Millionen wert sein sollen, weil sie das ultimative Bierbraurezept beinhalten. Krister sucht weiter. Er befragt alte Kollegen seines Großvaters und macht sich damit nicht nur selbst verdächtig, sodass er vor der Polizei flüchten muss, sondern er bringt sich auch direkt in die Schusslinie des Täters, der ohne Skrupel vorgeht.

Die Geschichte ist in der dritten Person aus mehreren Blickwinkeln verfasst, in verschiedenen Zeitebenen. Dennoch kam ich schnell hinein und fand die einzelnen Stränge sehr spannend. Der Erzählstil ist locker, flüssig zu lesen, ohne mit langatmigen Beschreibungen zu nerven, schuf der Autor ein Bild der örtlichen Begebenheiten. Wie ein Puzzle werden stückchenweise die Ereignisse in der Vergangenheit aufgeschlüsselt und eröffnen immer wieder neue Perspektiven. Die parallel laufenden Ermittlungsergebnisse (Polizei, Krister, Perspektive vom Täter oder auch anderen Personen) geben ein verschiedenartiges abwechslungsreiches Gesamtbild. Jedoch verlor ich zeitweise durch die zahlreichen Mitwirkenden ein wenig den Überblick. Vor allem die Menge von älteren Herren, die auftraten, konnte ich schwer einschätzen.
Es gab jedoch eine schlüssige Auflösung einen spannenden actionreichen Showdown, daher kann ich das Buch Krimi- und Thrillerfreunden auf jeden Fall weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Gehirnimplantat mit Nebenwirkungen

Deep Dream
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John arbeitet bei der Firma Biophysical Implants, wo ihm ein verlockend lukratives Angebot gemacht wird: Er soll der Erste sein, dem ein Implantat ins Gehirn gepflanzt wird, eine Art künstliche Intelligenz, ...

John arbeitet bei der Firma Biophysical Implants, wo ihm ein verlockend lukratives Angebot gemacht wird: Er soll der Erste sein, dem ein Implantat ins Gehirn gepflanzt wird, eine Art künstliche Intelligenz, die ihm sämtliches Wissen zur Verfügung stellt. Gegen den Willen seiner Frau Laura stimmt er zu. Doch bereits im Vorfeld fallen merkwürdige Dinge auf: Sein Freund Peter, der angeblich auf Urlaub ist, kehrt nicht zurück und eine unbedachte Bemerkung des Projektleiters lässt darauf schließen, dass er nicht der Erste ist, der das Implantat bekommen soll. Wurde es bei Peter schon einmal versucht? Ging womöglich etwas schief? Als John seine Einwilligung zurückziehen will, wird er massiv unter Druck gesetzt und so stimmt er zu. Mitten in der Nacht wird er abgeholt, doch Laura, die ihn eigentlich begleiten sollte, fährt nicht mit ...

Das Thema des Buches sprach mich unheimlich an, das war auch der Grund, weshalb ich mich für die Leserunde beworben hatte. Leider konnte mich die Geschichte nicht richtiggehend fesseln, obwohl der Spannungsbogen zwischenzeitlich durchaus vorhanden war. Das lag großteils am holprigen Schreibstil, sehr einfach gehalten mit eher hölzernen Dialogen, in denen ich keine Gefühle spürte. Die Story wird in mehreren Perspektiven erzählt, die Ich-Form von Laura und John im Präsens, andere Passagen aus Erzählersicht in der dritten Person und im Präteritum. Vielfach wird wiederholt, was der Leser schon weiß.
Auch der Bezug zum Glauben, den der Autor hier hineinbrachte, wird nicht durch Emotionen, sondern durch das Zitieren von Bibelstellen und Predigten ausgedrückt. Das konnte mich nicht berühren und kam wie auswendig gelernt herüber. Auch die Figuren bleiben blass, der Antagonist Michael wird zu schnell und einfach entmachtet, alle anderen sind zu nett und lieb. Dadurch fiel es mir schwer, eine Nähe zu den Protagonisten aufzubauen. Insgesamt gab es zu wenig Konfliktpotential, das der Autor hätte aufbauen können.
Gelungen fand ich allerdings die Geschichte rund um die Gehirnimplantate, mit Fachwissen erzählt und realistisch inszeniert. Ist es sinnvoll Menschen ›künstliche Intelligenz‹ einzupflanzen? Wie hoch darf der Preis sein? Welche Auswirkungen hat das Ganze?
Insgesamt eine Story, die durchaus Potenzial hätte, das der Autor leider zu wenig genützt hat, weil er meines Erachtens zu viel wollte: Thriller, Liebesgeschichte, Science Fiction und Religionsbuch, daher bleibe ich mit meiner Bewertung in der Mitte.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

»Warum könnt ihr beim Scheiße-Bauen nicht wenigstens was richtig machen?«

Köln 300 °C
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Judith Mertin hat es nicht leicht. Seit drei Monaten wird sie von ihrem cholerisch unberechenbaren Kollegen Markus Kaiser schikaniert. Ausgerechnet als sie zu einem Brandanschlag gerufen werden, greift ...

Judith Mertin hat es nicht leicht. Seit drei Monaten wird sie von ihrem cholerisch unberechenbaren Kollegen Markus Kaiser schikaniert. Ausgerechnet als sie zu einem Brandanschlag gerufen werden, greift er sie sogar körperlich an. Dennoch müssen sie zusammen ermitteln und ihrem Versetzungsgesuch wird nicht stattgegeben. Ein verbranntes Mobiltelefon bringt sie zur Telekommunikationsfirma eco-tec, deren Mitarbeiter sich auffallend bedeckt halten. Bei einem zweiten Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim wird der hochexplosive Stoff Tantal entdeckt. Zusätzlich muss sich Mertin mit rechtsextremen Jugendlichen herumschlagen, die sie sogar angreifen, während Kaiser mit Abwesenheit glänzt und sein Verhalten immer merkwürdiger wird. Daran ändert auch das gemeinsame Abendessen, von seiner Frau in die Wege geleitet, nichts. Dass zusätzlich offenbar intern gegen Kaiser ermittelt wird, macht ihn für Judith nicht vertrauenswürdiger und sie weiß bald gar nicht mehr, was sie von ihm halten soll. Doch der nächste Anschlag lässt nicht auf sich warten ...

Der Anfang dieses facettenreichen Krimis fesselte mich sofort, sowohl die Differenzen zwischen der dunkelhäutigen Judith und Kaiser, als auch der interessante Fall mit dem total verbrannten Toten. Der Krimi-Plot ist vielschichtig aufgebaut, mehrere Perspektiven und Handlungen. Viele Details waren im ersten Moment nicht zu erkennen, auch wirken mehrere Abteilungen und Personen mit, daher war es schwierig für mich, den roten Faden zu finden. Oft musste ich zurückblättern, bis ich das ›aha‹-Erlebnis hatte. Dass die Kapitel nach Tag und Uhrzeit betitelt sind, machte das Ganze übersichtlich.
Was am Anfang dem Roman Würze verlieh, verursachte bei mir von Kapitel zu Kapitel das Gefühl auf einem Vulkan zu sitzen. Das war jedoch nicht auf die laufenden Brandanschläge sowie zahlreichen Action- und Gewaltszenen zurückzuführen, vielmehr war es die katastrophal aggressive Stimmung unter den Ermittlern, die mich gravierend von der Haupthandlung ablenkte. Kaisers schräges pöbelhaftes Verhalten konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen und ich verstand nicht, warum es alle vom sonderbar hilflosen Chef (der Titel meiner Rezension ist ein Zitat von ihm) weg tolerierten. Kaiser war für mich von Anfang an ein unkalkulierbares Pulverfass, das dann letztendlich wirklich explodierte und er im Krankenhaus landete. Judith hat ebenfalls privat ein Päckchen (Deusch-Kongolesin, Mutter umgebracht, Beziehungsschwierigkeiten), das war mir stellenweise too much. Mir fehlte die positive Auflockerung, die den meisten Krimis den Charakter gibt.
Unrealistisch fand ich, dass die junge Mertin nach Kaisers Zusammenbruch als Leiterin eingesetzt wird, obwohl sie erst seit drei (!) Monaten in der Abteilung ist und zudem ein Manko hat: Sie kann schlecht schießen. Was auch in der Handlung vorkommt, als ein Attentäter direkt auf sie zuläuft und sie ›das ganze Magazin leer schießt‹ ohne ihm nennenswert zu schaden.
Bemerkenswert fand ich, dass das Thema des Coltan-Abbaus im Kongo aufgegriffen wird, die grauenvollen Bedingungen für die Minenarbeiter und wer sich schlussendlich daran bereichert.
Die Auflösung war dann zufriedenstellend und nachvollziehbar. Der Schreibstil ist flüssig lesbar, die Dialoge sind in Umgangssprache gehalten und wirken daher natürlich. Thrillerfreunden kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

›Hinter’m Horizont geht’s weiter.‹

Das gibt es nur in Timmendorf
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Lianne ist fünfundvierzig, als ihr Mann ihr sie wegen seiner schwangeren Freundin verlässt. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte sie nur ihre Arbeit als Marketingleiterin. Nun fällt sie in ein tiefes Loch, packt ...

Lianne ist fünfundvierzig, als ihr Mann ihr sie wegen seiner schwangeren Freundin verlässt. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte sie nur ihre Arbeit als Marketingleiterin. Nun fällt sie in ein tiefes Loch, packt ihre Sachen und flüchtet nach Timmendorf. Nach einigen alkoholischen Abstürzen beschließt sie, ihr Leben neu zu orientieren. Sie nimmt einen Job als Strandkorb-Vermieterin an, gewinnt neue Freundinnen, betreibt Sport und steckt schließlich mitten in dubiosen Ereignissen. Ein Täter verübt Anschläge auf Veranstaltungen, mit dem Spruch ›die fetten Tage sind vorbei‹ scheint er es hauptsächlich auf die Reichen und Schönen abgesehen zu haben.

Nach dem Titel habe ich mir einen flotten humorvollen Küstenkrim erwartet. Die Geschichte braucht lang, um in Schwung zu kommen. Es dreht sich zuerst nur um Lianne, die in den ersten Kapiteln als sich selbst bemitleidende Jammertante auftritt. Obwohl sie sich nach und nach eingestehen muss, dass sie und ihr Mann eher nebeneinander denn miteinander gelebt haben, kann sie die Trennung nicht verkraften.
Ihr Umschwung kommt dann plötzlich, sie verändert ihr Leben, Sport, Abnehmen etc. Zahlreiche Nebenfiguren treten auf, ich hatte Probleme, mich zu orientieren. Die Autorin wechselt häufig die Perspektive, lange Beschreibungen von Timmendorf erinnerten mich eher an einen Reisebericht. Auch die (zu) vielen Informationen und Nebenstränge lassen die Krimi-Handlung in den Hintergrund treten. Die Polizei spielt leider überhaupt keine Rolle, ich fragte mich stellenweise, ob die gar nichts tun? Auch die eingeschobenen Passagen aus der Sicht des Täters in Ich-Form wirken langatmig und konnten bei mir keinen Grusel-Effekt hervorrufen. Der gefühlt alle zehn Seiten vorkommende Satz: ›Das gibt es nur in Timmendorf‹ – von verschiedenen Personen angewandt ist zwar als Titel wunderbar – funktionierte jedoch an den meisten Stellen nicht. Warum sollten die Leute das dauernd sagen?
Gut gefallen haben mir aber die skurrilen Charaktere, ich sah sie alle bildlich vor mir und einige amüsante Dialoge konnten mich erheitern. Die Story selbst – möglicherweise nicht ganz realitätsnah – war ebenfalls unterhaltsam. Dem Plot hätte jedoch ein wenig Straffung und Konzentration auf den Hauptstrang gutgetan. Fans von Cosy Crime kann ich sie durchaus empfehlen.

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