Profilbild von Liselottchen

Liselottchen

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Liselottchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Liselottchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2020

Vielschichtiger Thriller mit Tiefgang

Opferfluss
0

Der anerkannte Kommissar Thomas Rongen macht einen großen Fehler. Er verfolgt allein einen Verdächtigen, der zusammen mit einer Frau in den Wald flieht und als dieser die Waffe auf ihn richtet, erschießt ...

Der anerkannte Kommissar Thomas Rongen macht einen großen Fehler. Er verfolgt allein einen Verdächtigen, der zusammen mit einer Frau in den Wald flieht und als dieser die Waffe auf ihn richtet, erschießt er ihn in Notwehr. Blöd nur, dass die Kollegen keine Waffe bei dem Toten finden können, auch die Frau ist wie vom Erdboden verschluckt und auf einmal sieht sich der Ermittler auf der anderen Seite des Gesetzes. Als die Frau schließlich gefunden wird, ist sie tot, ermordet, und Rongen sitzt endgültig in der Patsche. Er bittet Staranwalt Nicholas Meller, mit dem ihn bis zu diesem Zeitpunkt lediglich respektvolle Feindschaft verband, um Hilfe. Dieser sticht mit seinen Nachfragen in ein Wespennest und Rongens Leben ist in Gefahr. Sind es die eigenen Kollegen, die er fürchten muss? Oder die beiden Russen Morosow und Sokol, die sich nach außen hin als biedere Geschäftsmänner tarnen?

Dieser Thriller beinhaltet eine Reihe von Handlungssträngen aus mehreren Perspektiven erzählt. Die Kapitel sind kurz gehalten, sodass es mir am Anfang schwerfiel, die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen. Überhaupt ist es ein facettenreiches Werk, auch als ich so im Slow-Motion-Tempo ein wenig Durchblick bekam, musste ich mich konzentrieren, um den Faden nicht zu verlieren. Aber es lohnte sich, am Ball zu bleiben. Der Autor besticht durch eine anschaulich klare bildhafte Erzählweise, teilweise grausam (Foltermethoden), ohne dies jedoch unnötig auszuweiten. Der Plot beeindruckt durch zahlreiche Wendungen, spritzig bis interessante Dialoge sowie sogar an manchen Stellen mit ein wenig Humor gewürzt. Sämtliche Charaktere sind lebendig gestaltet, besonders gefiel mir die Menschlichkeit. So ist beispielsweise der Protagonist kein Superheld, der jeder Folterung trotzt, sondern auch mal panisch und ängstlich reagiert. Der Schluss war spannend, gut gelöst und leider realitätsnah.
Das Buch hat zwei Vorgängerbände, die ich nicht kannte, trotzdem fand ich mich in der Thrillerhandlung rasch zurecht. Lediglich die privaten Entwicklungen der einzelnen Personen konnte ich teilweise nicht ganz nachvollziehen, beispielsweise das Verhältnis von Nicholas zur einarmigen Nina. Daher werde ich die ersten Bände nachlesen und hoffe, dass Nicholas Meller noch weitere Fälle lösen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2020

Unsympathischer Protagonist räumt alle Konkurrenten zur Seite

Lea
0

Rolf hat Jura studiert und arbeitet in einer Versicherung. Als er beobachtet, wie sein Chef seiner Kollegin an die Brüste fasst, hilft er ihr zunächst. Doch dann wird trotzdem der Kollegin gekündigt und ...

Rolf hat Jura studiert und arbeitet in einer Versicherung. Als er beobachtet, wie sein Chef seiner Kollegin an die Brüste fasst, hilft er ihr zunächst. Doch dann wird trotzdem der Kollegin gekündigt und er nimmt das als Zeichen, sich fortan ebenso zu verhalten. Er richtet seine Arbeit in der Firma darauf aus, mit möglichst unfairen Mitteln nach oben zu kommen. Als er Lea, kennenlernt, weiß er nicht, dass sie die Tochter des Vorstandschefs ist. Schließlich ist es ausgerechnet sie, die ihm den anvisierten Job als Abteilungsleiter wegschnappt. ...

Ich kam sehr schwer in das Buch hinein, eigentlich gar nicht. Die Figuren bleiben alle schattenhaft, werden lediglich auf Größe, Gewicht und Aussehen reduziert. Man erfährt so gut wie nichts über die Hintergründe jedes einzelnen. Auch der Protagonist scheint weder Familienhintergrund noch nennenswerte Freunde zu haben. Der Schreibstil ist meines Erachtens eine Katastrophe, es wimmelt von Logik-, Grammatik- und Rechtschreibfehlern. Es wird großteils in Ich-Form aus der Sicht von Rolf geschrieben, aber er weiß Dinge, die er nicht wissen kann. So beschreibt er seine Kollegen beispielsweise mit Alter, Größe und Gewicht – darüber kann er nur dann Kenntnis haben, wenn es ihm jeder mitgeteilt hätte. Ein Beispiel einer Szene (eine von vielen) ist besonders anschaulich, Rolf erfährt, dass er nicht Abteilungsleiter wird:
Zitat Seite 76: »Ich lasse das Glas vor Leas Füße fallen und verlasse wortlos den Raum. Dorothee und die anderen Mitarbeiten ... verlassen ebenfalls schnell und wortlos die Kantine. Der Vorsitzende ... ruft in den Raum. ....«, usw. es geht noch eine halbe Seite weiter – aber Rolf ist ja nicht mehr dabei? Wie kann er das erzählen?
Zusätzlich wechselt die Zeitform von Präteritum zu Gegenwart, oft absatzweise.
Auch für die Story selbst fand ich leider keinen roten Faden, es ist ein Hin und Her von perspektiven, Zeitsprüngen und Handlungssträngen – mit dem Verschwinden von Lea verliert die Geschichte noch mehr an Boden.
Falls das Buch ein Lektorat hatte, war es ein schlechtes.
Schade, das Thema Mobbing wäre ein wichtiges und hätte eine gute Geschichte verdient. Es tut mir sehr leid, dass ich das Buch nicht besser bewerten kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere