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Liselottchen

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Eine starke Frau in einer bewegenden Zeit

Die Landärztin - Der Weg ins Ungewisse
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Für Thea scheint die Zukunft in rosigem Licht. Die Hochzeit mit Georg findet bald statt, sie steht optimistisch vor der Abschlussprüfung und kann in wenigen Monaten ihre Praxis als Gynäkologin eröffnen. ...

Für Thea scheint die Zukunft in rosigem Licht. Die Hochzeit mit Georg findet bald statt, sie steht optimistisch vor der Abschlussprüfung und kann in wenigen Monaten ihre Praxis als Gynäkologin eröffnen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Georgs frühere Geliebte präsentiert auf einmal ein Kind, das von ihm sein soll. Ehe die Sache aufgeklärt wird, erkrankt Thea an Kinderlähmung. Wochen verbringt sie in der Eisernen Lunge. Und danach ist sie gelähmt. In ihrer Verzweiflung sieht sie keine Zukunft mehr an der Seite des geliebten Mannes ...

Es ist mein erstes Buch der Autorin, obwohl es der zweite Band war, bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. (Den ersten Band werde ich nachlesen!) Thea ist eine starke Frau, die sich im – in der damaligen Zeit von Männern dominierten – Arztberuf durchkämpft. Durch ihre Krankheit wird sie zuerst komplett mutlos und verweigert die Therapien, doch eine junge Krankengymnastin schafft es, ihr neuen Lebensmut zu geben. Diese Entwicklung gefiel mir gut, Thea war mir dadurch, dass sie zuerst mit ihrem Schicksal haderte, sehr nahe. Georg zieht sich zurück, weil Thea ihn von sich stößt. So waren sie Monate getrennt. Das fand ich schade, denn er hätte ihr bei der Heilung sicherlich helfen können.
In dieser Zeit kümmert sich Thea um die kleinen Patienten der Kinderklinik, liest ihnen vor und versucht gegen die katastrophalen Zustände in der Pflege vorzugehen.
Zahlreiche Nebenfiguren umrahmen die spannende Handlung, so beispielsweise die herzlose Ärztin und eine harte Oberschwester. Doch auch Katja und Marlene, Theas Schwestern haben ihren Auftritt und der Vater, der zwar das Beste für seine Töchter will, aber dadurch oft auf unangenehme Weise in derer Leben eingreift.
Der angenehme Schreibstil der Autorin und die hochinteressanten Details über die Krankheit und den damaligen Umgang damit, machten das Buch für mich zu einem wahren Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Auf der Reeperbahn geht es nicht nur lustig zu

Hallo, Herr Kommissar!
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Die Opportunistin Susanne, die sich die Männer anlacht, damit sie ihr ein luxuriöses Leben ermöglichen, gerät unverhofft in den Dunstkreis von Matthias Haderer. Der ist einer der größten Bosse, die am ...

Die Opportunistin Susanne, die sich die Männer anlacht, damit sie ihr ein luxuriöses Leben ermöglichen, gerät unverhofft in den Dunstkreis von Matthias Haderer. Der ist einer der größten Bosse, die am Kiez regieren. Bordelle und Drogengeschäfte haben ihn zum reichen Mann gemacht, der skrupellos ›regiert‹. Wer nicht spurt, wird ausgeschaltet. Dabei macht er sich nicht selbst die Hände schmutzig sondern bedient sich seines Auftragskillers Ulrich Schenk, dem Menschenleben nichts bedeuten. Die Polizei unter Hauptkommissar Gerald »Jerry« Umland, versucht vergeblich, Beweise gegen ihn zu zusammenzutragen. Bald muss auch Susanne ihre Affäre zu ihm teuer bezahlen: Matthias verlangt von ihr, seinen Geschäftsfreunden und bestechlichen Männern in den Behörden zu Willen zu sein und ihnen Informationen zu entlocken. Um sich aus diesem Sumpf zu befreien, wendet sie sich an den Kommissar Umland. Sie will belastendes Material von Matthias sammeln und hofft, so von ihm wegzukommen. Doch kann der Kommissar sie retten?

Hinter dem lustig gehaltenen (in meinen Augen nicht zutreffenden) Titel verbirgt sich eine spannende Story aus den 1980er Jahren in Hamburg. Nachempfunden realen Taten und Personen, die vom Autor gut recherchiert wurden, und aus denen er geschickt eine fesselnde Handlung gebastelt hat. Die Personen rund um den Kiez waren wirklichkeitsnah dargestellt, ich sah sie förmlich alle vor mir. Die Kaltblütigkeit der Auftragsmorde ließen mich beim Lesen schaudern.
Die zahlreichen Schauplätze, die Vielzahl der handelnden Charaktere und der rasche Wechsel der Blickwinkel waren für mich am Anfang verwirrend, jedoch setzt sich die Story wie in einem Mosaik gut zusammen. Die Handlung verdichtet sich immer mehr und wird am Schluss stichhaltig aufgelöst. Zudem bietet das Ende einen spannenden Showdown mit einem befriedigenden Abschluss.
Der Schreibstil ist einfach und gut lesbar gehalten, besonders gefielen mir die Unterschiede in der Ausdrucksweise bei den Dialogen, sodass die Figuren noch einmal besser charakterisiert wurden.
Alles in allem ein solide aufgebauter Krimi, den ich Liebhaber/innen des Genres gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Es ist fünf vor Zwölf

Einmal kurz die Welt retten
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Die 24 Autorinnen und Autoren haben in dieser Anthologie ein spezielles Szenario geschaffen. Alle Geschichten spielen in der Mitte des 21. Jahrhunderts, eine relativ nahe Zukunft. Doch die Welt, wie wir ...

Die 24 Autorinnen und Autoren haben in dieser Anthologie ein spezielles Szenario geschaffen. Alle Geschichten spielen in der Mitte des 21. Jahrhunderts, eine relativ nahe Zukunft. Doch die Welt, wie wir sie kennen, wird dann nicht mehr existieren. In wirklich spannenden Geschichten sind diverse Umweltkatastrophen verpackt, aufgegliedert in verschiedenen Themenbereiche.
Was wäre wenn sämtliche Versorgungsmöglichkeiten zusammenbrechen würden? Man könnte keine – für viele Menschen lebensnotwendigen Medikamente, wie Insulin kaufen? Oder eine Fortpflanzung wäre nur mehr auf künstlichem Weg möglich und den Reichen vorbehalten? Wenn das Eis an den beiden Polen schmilzt und große Teile der Erde unter Wasser liegen? Wenn die Wasservorräte auf einmal nicht länger für jeden frei zugänglich wären? Wenn eine Pandemie die Erdbevölkerung nahezu auslöscht? Wenn die Nahrungsmittel knapp werden?
Welche Leute bestimmen über unsere Ressourcen, wenn es einfach nicht mehr für alle reicht? Eine horrormäßige Vorstellung und eine breite Bühne für Verbrecher und skrupellose Menschen. Ist dann sich wirklich jeder selbst der Nächste oder gibt es eine Chance für einen neuen Zusammenhalt?
Es sind eindrückliche Geschichten, die nach dem Lesen nachhallen. Mich haben sie auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht. Das Besondere an dieser Kurzgeschichtensammlung ist, dass sehr viele Bestseller-Autor/innen mitgemacht haben, denen der Umweltschutz am Herzen liegt. Das spürte ich in jeder einzelnen Geschichte, die alle ausnahmslos einen bildhaft gut zu lesenden Sprachstil aufweisen. Auch die Hintergrundinformationen nach jedem Kapitel waren außerordentlich interessant. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, nach dem Motto »eine geht noch«.
Es fällt mir daher außerordentlich leicht, die Sammlung weiterzuempfehlen, nicht nur denjenigen, die sich mit Umweltschutz beschäftigen. Auch alle anderen werden an den packenden Kurzgeschichten ihre Freude haben..



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Veröffentlicht am 20.07.2021

Ein ›rümliches‹ Vergnügen

Rum oder Ehre
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Martin Störtebäcker ein Lebenskünstler, ist in die Jahre gekommen. Der Tod seines Freundes Lasse wirft ihn aus der Bahn, vor allem auch, weil dieser ihm einen Brief und eine Aufgabe hinterlässt: Er soll ...

Martin Störtebäcker ein Lebenskünstler, ist in die Jahre gekommen. Der Tod seines Freundes Lasse wirft ihn aus der Bahn, vor allem auch, weil dieser ihm einen Brief und eine Aufgabe hinterlässt: Er soll nach Jamaika reisen und dort herausfinden, was es mit dem Verschwinden seines Bruders Christian, der vor zwanzig Jahren dorthin ausgewandert und verschollen ist, auf sich hat. Auf einem handgeschriebenen Zettel sind all die Orte vermerkt, von denen Lasse wusste, das Christian dort war. Martin fährt mit Widerwillen hin, er wird leicht seekrank und auch das Fliegen verträgt er nicht so gut. Dort angekommen nimmt ihn die junge Taxifahrerin Babe unter ihre Fittiche, die mit Martin etwas Besonderes verbindet. Gemeinsam suchen sie die Orte auf, die auf Lasses Papier stehen. Martin stellt bald fest, dass seine Nachfragen nicht willkommen sind. Ziggy, ein Rumhersteller, verstirbt, ehe er Nennenswertes hat erzählen können. Die ermittelnde Beamtin Jo’Anna steht unter Druck, einen Täter liefern zu müssen und wer wäre das geeigneter, als Martin, ein Fremder?

Der amüsant flüssige Schreibstil des Autors fesselte mich von Anfang an. Seine Figuren sind lebensnah, mit Ecken, Kanten liebenswert ausgestattet, sodass sie mir richtiggehende nahe kamen. Mit gefiel besonders die Reifung des Protas Martin, der durch den Tod von Lasse endlich seinen Hintern hochkriegt und dem Verschwinden seines Bruders auf die Spur kommen möchte. Die zahlreichen Nebenfiguren, wie Babe, Jo’Anna und Isaak passen großartig ins Bild. Die Krimihandlung ist geheimnisvoll und spannend aufgebaut, sodass ich nur so durch die Kapitel flog.
Die Taschenbuchausgabe ist auch wunderschön aufgemacht, mit einem tollen Cover. Dazwischen ist allerlei Wissenswertes über Jamaika Rum, das mir so nicht bekannt war und ich aufmerksam gelesen habe. Auch die Rumrezepte rundeten für mich die Story in angenehmer Weise ab. Wen das nicht interessiert, lässt die Seiten einfach weg.
Daher kann ich das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

»Das klingt kompliziert.«

Das Watt und der Tod
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Und damit hat Kommissar Olofsen aus Cuxhafen recht. Ein komplexer Fall erwartet ihn und sein Team, der mit einem erschossenen Wachmann und einem Toten in einem Krabbenkutter beginnt und in einem Labor ...

Und damit hat Kommissar Olofsen aus Cuxhafen recht. Ein komplexer Fall erwartet ihn und sein Team, der mit einem erschossenen Wachmann und einem Toten in einem Krabbenkutter beginnt und in einem Labor mit hochansteckenden Viren weitergeht. Involviert sind nicht nur das BKA, das zunächst für die »Dorfbullen« nur Häme übrig hat und glaubt, sie außen vor lassen zu können, sondern auch der britische und der türkische Geheimdienst. Schicht um Schicht arbeiten sich Olofsen und Kollege Greiner zum Kernpunkt vor ...

Es war für mich das erste Buch des Autors und somit auch der erste Fall mit diesem Ermittlerteam. Der Anfang war durch die vielen Personen und Handlungsstränge etwas verwirrend, doch ich kam dann rasch hinein. Olofsen ist ein sympathischer Ermittler, der sich mit norddeutschem Humor gegenüber den Kollegen vom BKA, den Briten und Türken behaupten kann. Der flüssige Schreibstil und die gute Recherchearbeit des Autors überzeugen, für mich waren die wissenschaftlichen Erklärungen manchmal etwas langatmig.
Unter dem Strich ist es jedoch ein mitreißend vielschichtiger Kriminalroman, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.

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