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Veröffentlicht am 18.06.2024

Ein schneckentastisches Finale

Defiant - Jenseits der Sterne
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Ich bin das letzte mal mit Spensa Nightshade in den Raumjäger gestiegen, um die Galaxis zu retten. Verdeck zu, Schreckschneck knuddeln und auf zu den Sternen! Ich will mit in der Skywardstaffel fliegen! ...

Ich bin das letzte mal mit Spensa Nightshade in den Raumjäger gestiegen, um die Galaxis zu retten. Verdeck zu, Schreckschneck knuddeln und auf zu den Sternen! Ich will mit in der Skywardstaffel fliegen!

Spensa ist aus dem Nirgendwo zurückgekehrt, verändert - und hat Schwierigkeiten sich in ihrem Zuhause und unter ihren Freunden zurecht zufinden. Gleichzeitig ist die Bedrohung durch die Superiority greifbarer denn je. Spensa muss sich entscheiden, welchen Weg sie einschlagen will. Den der einsamen Kriegerin oder den ihres mit Schweiß und Blut geschmiedeten Teams.

Was für ein Flug! Ich habe praktisch alle Emotionen durchlebt und alle Gefühle gezeigt. Stolz, Trauer, Freude, Leid und Glück. Spensa hat sich verändert - und wenn man das aufmüpfige Mädchen, das sich von Ratten ernährt hat, mit der stolzen und sich selbst hinterfragenden Frau vergleicht, sieht man die wahnsinnige Entwicklung, die sie durchlaufen hat. Allein das macht mich stolz. Sanderson hat die einzelnen wankenden Schritte so glaubwürdig dargestellt, dass man es kaum bemerkt, wie Spin sich verändert - vor allem, da sie ihr Vokabular und ihren Sarkasmus beibehalten hat. Sie hat für einige Heiterkeitsausbrüche meinerseits gesorgt. Aber keine Sorge - die anderen Figuren wie Jorgen oder Kymmalin oder Hesho sind beständig an ihrer Seite. Es ist kein einsames Buch wie wir es in Cytonic erlebt haben. Insbesondere die Großmutter Becca Nightshade bekommt hier viel Raum - was ich großartig fand.

Und die Taynix - die wunderbaren Schnecken - nehmen eine so große Rolle ein! Das hätte ich im ersten Band nie für möglich gehalten - aber sie stehen mit Spensa auf einer Ebene und ich liebe die intelligenten Gefährten heiß und innig, genauso wie die Rolle, die Sanderson ihnen zugedacht hat. (Ich hätte nie gedacht, dass Schnecken mal meine Lieblinge in einem Buch werden!)

Es ist eine Geschichte voller Weltraumschlachten, voller Verzweiflung und Opfer, aber auch voller kleiner ruhiger Momente zwischen der Crew, die ich ebenso geliebt habe. Diese Momente haben mir die nötige Nähe gegeben, um mich mit Spensa und ihrer Crew den Feinden mit allem, was ich hatte, entgegenzuwerfen. Beständig mit dem Hintergedanken, dass sie den Kampf nicht gewinnen können! Oder gibt es da einen Funken Hoffnung?

Der Hintergrund, auf dem die gesamte Space Opera fußt, ist genauso spannend. Sanderson hat uns über die Bücher hinweg herangeführt an das Geheimnis rund um die Künstliche Intelligenz, das Irgendwo und das Nirgendwo, sodass er am Ende nicht ins Infodump verfallen musste.

Ich habe das letzte Buch mit einem weinenden und einem lachenden Auge zugeschlagen. Was für eine tolle, durchdachte Reise! Lest die Reihe! Lest auf jeden Fall den Kurzgeschichtenband und schnallt euch ein Tragetuch auf den Rücken, werdet von Cobb gedrillt und lauscht Beccas Geschichten. Ich werde wieder zu den Sternen zurückkehren- und irgendwann wird es auch eine Fortführung der Reihe geben, die von Janci Patterson geschrieben werden. Wir müssen also die Welt noch nicht gänzlich verlassen.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Eine Achterbahnfahrt

Dark Heir
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Eine dunkle Bedrohung, London und Italien im 19. Jahrhundert und eine Gruppe von Freunden, die der Verlust zusammenschweisst? Das hat mich schon im ersten Band „Dark Rise“ gereizt. In „Dark Heir“ kommen ...

Eine dunkle Bedrohung, London und Italien im 19. Jahrhundert und eine Gruppe von Freunden, die der Verlust zusammenschweisst? Das hat mich schon im ersten Band „Dark Rise“ gereizt. In „Dark Heir“ kommen neue Orte und neue Bedrohungen hinzu, sodass ich Will, James, Cyprian und Violet, Elizabeth und all den anderen nur zu willig gefolgt bin.

Ich hatte meine Erwartungen zunächst ein bisschen nach unten geschraubt, nachdem mich der erste Band nicht vollkommen abholen konnte, in der Furcht dass es mit dem zweiten genauso sein könnte. Weit gefehlt. „Dark Heir“ hatte mich von der ersten Seite an, und das blieb so bis ich die letzte Seite verschlungen hatte. Himmel, was für ein wilder Ritt - durch London, übers Meer bis nach Italien.

Die Figuren hatten mich weitestgehend schon im ersten Teil für sich eingenommen. Allen voran Will Kempten - der ein dunkles Geheimnis mit sich herum trägt - und dieses dunkle Geheimnis trübt die neu geknüpften Freundschaftsbande zu den Stewards und den Löwen. Diese Gefühle kannte er zuvor nicht, und es rührte an meinem Herzen, dass Will jede Tat und jede Geste seinerseits auf die Goldwaage legte, da er seinen Reisegefährten die Wahrheit nicht offenbaren konnte, nicht offenbaren wollte. Genauso wächst James - der wiedergeborene General des dunklen Königs (widerwillig akzeptiert) in die Gemeinschaft hinein. So könnte ich über alle Charaktere schreiben - die kleine Elizabeth, die einen großen Verlust erlitten hat im ersten Band, ist mir mit ihrer naseweisen Art und ihrem Mut sehr ans Herz gewachsen - über ihren Plotstrang und über den Humor, der in ihren Strang miteingebracht worden ist, musste ich oft lachen. Generell hat Pacat alle Figuren konsequent weiterentwickelt, manche auf einen (dunklen?) Pfad geschickt, den ich so nicht hätte kommen sehen. Die Figuren haben mich allesamt gefesselt - und das ist für mich, der gut ausgearbeitete Charaktere sehr wichtig sind, die halbe Miete.

Gleichzeitig werden wir tief in die Backstory eingeführt. Durch Visionen erfahren wir einiges über den Dunklen König und seinen General - was die ganze Geschichte zusätzlich unterfüttert und ihr Substanz verleiht.

Gut, wo bleibt die andere Hälfte? Die setzt sich aus der klug geschriebenen Fantasy-Welt zusammen, die sich irgendwo zwischen der bekannten Welt des 19. Jahrhunderts, einem Königreich des Lichts und einem Kampf zwischen Licht und Dunkel bewegt - und das konnte mich wirklich fesseln. In diese exzellent erdachte Welt konnte ich eintauchen. Ich verfolgte die hektische Reise der Freunde nach Italien, die auf unterschiedlichen Wegen erfolgte - und ich habe die Schauplätze vor mir gesehen - Umbrien und die Ausgrabungsstätte des Dunklen Palasts fand ich besonders faszinierend - wohl auch, weil ich dezente „Die Mumie“ Vibes verspürt habe, und ich diesen Film sehr liebe.

In „Dark Heir“ sind die Momente des Atemholens selten gesät. Der Roman lebt durch seinen actionlastigen Plot und seine nervenzerfetzenden Spannungsmomente. Ich habe mir oft gedacht „Nein“ Das kann jetzt nicht euer Ernst sein!“ - umso schöner waren die wenigen stillen Momente, in denen die Charakter ihre Beziehungen ausbauen konnten oder einfach mal reflektierten. Und nein, romantische Gefühle kommen hier zwar vor, stehen jedoch nicht im Vordergrund.

Das Ende ist dramatisch, episch, spannend - und lässt mich atemlos wartend auf den nächsten Band zurück. Pacat hat es geschafft, einen spannenden Fantasyroman mit glaubwürdigen, strauchelnden und sich entwickelnden Charakteren in ein episches Gewandt zu hüllen.

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Niveauvoll, dicht erzählt und falsch gewichtet

Der Rabengott
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„Geschichten sind gefährlich für jemanden wie mich. Denn was ich sage, muss wahr sein, oder es wird wahr gemacht. Und falls es nicht wahr gemacht werden kann (…) muss ich einen Preis dafür zahlen.“ ...

„Geschichten sind gefährlich für jemanden wie mich. Denn was ich sage, muss wahr sein, oder es wird wahr gemacht. Und falls es nicht wahr gemacht werden kann (…) muss ich einen Preis dafür zahlen.“ Rabengott ist ein dichtes und anderes Werk, man spürt die Kunstfertigkeit der Autorin hinter jedem Satz - sowohl in der Anlage der Charaktere, als auch in der Geschichte selbst. Liebe ich das Buch - nein, ich denke nicht. Es ist andersartig, sticht aus der Masse hervor - mit seiner Vielzahl an Göttern und streitbaren Menschen. Als Mawat, der rechtmäßige Erbe des Statthalters, mit seinem Adjutanten Eolo nachhause zurückkehrt, findet er die Position schon besetzt vor - durch seinen Onkel. Er ist außer sich vor Zorn. Währenddessen erkundet Eolo den Turm des Raben - und dann haben wir noch einen ganz anderen Erzähler, der sein eigenes Spiel spielt. Zunächst war ich gebannt, von den ersten Seiten - ganz so wie es Leckie wohl auch beabsichtigt hatte. Man kommt nicht umhin, die Ansprache und den göttlichen, allwissenden Erzähler zu bemerken - den anderen Spieler, der sein eigenes Spiel spielt. Er hat Eolo zu seinem ganz eigenen Protagonisten auserkoren - und zeigt das auch immer wieder mit der (ungewöhnlichen) Du-Ansprache. Zum Teil ist es faszinierend - habe ich doch bisher wenige Bücher erlebt, die so durchgehend diese Ansprache verwenden. Eolo war auch mein Lieblingscharakter - treu und findig- Mawat hingegen hatte extremere Charaktereigenschaften. Sein Zorn und seine Verbohrtheit standen ihm oft im Weg. Nichts desto trotz habe ich diesen Erzählstrang wirklich gern gelesen. Dann gibt es noch den „göttlichen“ Erzählstrang - im wahrsten Sinne des Wortes. Durch den göttlichen Erzählstrang zeigt die Autorin viel Liebe zur Darstellung von kulturellen und religiösen Besonderheiten und sowie kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Definitionen von Freundschaft und Vertrauen, von Heimat und Fremde sind anders und spannend. Gleichzeitig versucht Ann Leckie diese doch eher erzählende Plotlinie mit Leben zu füllen durch eine ganz spezielle Freundin (die ich wirklich gelungen fand!) - mich persönlich konnte dieser Strang jedoch nicht so sehr abholen wie die Geschichte mit dem leichten Mysterytouch von Eolo und Mawat. Und da liegt mein persönliches Problem, das „Rabengott“ und ich miteinander hatten. Die Gewichtung war für mich eher kompliziert. Kaum hatte ich mich Eolo angeschlossen und war bereit mit Eolo neue Geheimnisse aufzudecken, erzählte und der Gott schon wieder eine Geschichte, ein Gleichniss und katapultierte mich mit seiner breiten Art zu erzählen wieder aus dem Spannungsverlauf heraus. Mit der Zeit war das ermüdend, trotz der eigentlich sehr dichten, niveauvollen Art zu schreiben. Wäre die Waage mehr zur aktuellen Handlung hin geneigt gewesen, hätte mir das Buch wohl insgesamt mehr zugesagt. Ein niveauvolles, dicht geschriebenes Werk, das durch seine ungewöhnliche Perspektive heraus sticht, mich jedoch nicht ganz abholen konnte.

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Leise Töne im historischen Madrid

Der Vertraute
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Dieser Einzelband von Leigh Bardugo ist ihr erster Ausflug in die historische Phantastik. Es ist ein Buch gespickt mit Geheimnissen und Intrigen, dem Willen, ein besseres Leben zu führen und der Suche ...

Dieser Einzelband von Leigh Bardugo ist ihr erster Ausflug in die historische Phantastik. Es ist ein Buch gespickt mit Geheimnissen und Intrigen, dem Willen, ein besseres Leben zu führen und der Suche nach ein bisschen Glück - was für jede der Figuren eine andere Gestalt hat.

Madrid im ausgehenden 16. Jahrhundert: Die junge Luzia Cotado nutzt eine Prise Magie um ihr Dasein als Küchenmädchen in einem Haus, in dem die Arbeit niemals endet, leichter zu machen. Als ihre Herrin, Valentina, dies entdeckt, nutzt sie die Gabe des Mädchens um die gesellschaftliche Stellung der Familie zu verbessern. Dies nimmt eine brisante Wendung, als Antonio Peréz, der in Ungnade gefallene Sekretär des Königs auf sie aufmerksam wird, und ihr einen besonderen Lehrer zur Seite stellt: Guillén Santangel - um sich vor dem König zu profilieren.

Das Buch lebt von der Atmosphäre und den Figuren. So viel war mir schon nach dem ersten paar Dutzend Seiten klar. Wenn ich mit Luzia in der Küche stand und leise, beinahe unhörbar sang, webte diese Vorsicht ihr Netz nicht nur um das verbrannte Brot sondern auch um mich. Geheimnisschwanger, gefährlich, verboten. Luzia ist eine Figur, die ich respektiert habe. Sie hatte einen starken Willen und wusste immer, was sie wollte. Das schätze ich sehr.

„Wonach sehnst du dich? (…) Ich sehnte mich nach Schönheit und Macht und Räumen voller Menschen, lebhaften Unterhaltungen, Reisen in geheimnisvolle Länder. Ich wollte gesehen und bewundert werden.“ (S. 312)

Auch der männliche Gegenpart Santangel hat einfach gepasst. Schicht für Schicht wie von einer Zwiebel schält Luzia seinen Charakter und bringt dabei erstaunliche Seiten zum Vorschein. Ich mochte ihn beinahe noch mehr als Luzia. Auch Valentina macht eine beeindruckende Entwicklung durch, die dennoch glaubwürdig ist.

Sprachlich entführt uns Leigh Bardugo - fesselnd und gewandt - in die düstere Geschichte zwischen Verlangen und Liebe, zwischen Identität und Kultur. In diese Buch steckt so viel hintergründiges.

Generell hat Bardugo viel jüdische Kultur und Sprache mit in das Buch gelegt. Die Magie basiert auf Refranes, Sprichwörtern, die essenziell zum Erhalt der Sprache beitragen. Allein diese Sprachbetrachtung und das tiefe Eintauchen in die Sprache finde ich sehr spannend.

Das Buch lebt nicht von seiner Action, sondern eher von der hintergründigen Spannung, die immer vorhanden ist. Trotzdem ist es kein Buch, das ich einfach durchgesuchtet habe. Dafür hatte es ein paar Längen zu viel. Dafür hatte es den Fokus auf Aspekte der Geschichte gerichtet, die mich nicht gänzlich erreichen konnten.

Unter dem Strich ein wirklich empfehlenswertes historisches Werk mit starken Charakterfokus und einer unaufdringlichen Liebesgeschichte, gewürzt mit einer Prise Magie.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Ruhig und erschreckend zugleich

Oben in den Wäldern
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Oben in den Wäldern von Massachusetts, dort gab es ein Haus. Wenn die Wände atmen und sprechen könnten, so hätten sie im Verlauf der Jahrhunderte, die in dem Roman beschrieben werden, unendlich viel zu ...


Oben in den Wäldern von Massachusetts, dort gab es ein Haus. Wenn die Wände atmen und sprechen könnten, so hätten sie im Verlauf der Jahrhunderte, die in dem Roman beschrieben werden, unendlich viel zu erzählen.

Masons Werk lässt sich auf so vielen Ebenen nicht einordnen - und gerade das hat mich so sehr daran fasziniert. Diese Unverortbarkeit. Für manche mag es ein historischer Roman sein - schließlich erstreckt sich seine Dauer über einen Zeitraum von 300 Jahren. Für andere mag er eine Ansammlung von Kurzgeschichten sein, haben wir doch verschiedene Protagonisten, die im Laufe der Jahre das Haus bewohnen, zum Leben erwecken und wieder verlassen - sie alle sind durch lose Elemente miteinander verbunden. Für andere steht das Mysteriöse, das immer wieder wie ein Nebel aus den Wäldern empor steigt, im Vordergrund, der leichte Grusel, der den Leser im Nacken kitzelt. Für wieder andere das Gefühl, das manchmal aufkommt, einen Kriminalfall zu lesen. Ihr seht schon, das Buch hat unglaublich viele verschiedene Lesarten - und ich bin in jeder durch die Oberfläche gestoßen und tief eingetaucht, habe mich umgesehen und die einzelnen Figuren berührt, während sie mich berührt haben. Ob es nun Charlie war, der eine Vision von einer Apfelplantage hatte, die Zwillinge, die immer nur einander hatten, Robert, der zu viel sehen konnte und deshalb von der Welt mit Ablehnung bedacht wurde.

Sie alle einte eines: Sie lebten in dem Haus, das für mich der eigentliche Protagonist ist, erzählt Mason doch seine Geschichte. Die in ihm lebenden Menschen sind nur zeitgebundene Gäste - Mason drückt das ganze so greifbar aus, dass ich die Dielen unter den Füßen knarzen gehört und die Wärme des Feuers in den Wänden gespürt, die Süße der frisch gepflückten Äpfel auf der Zunge gespürt habe. Ich habe mich auf dieses Haus gefreut, obwohl es schreckliche und erschreckende Momente erlebt hat (und ja, es gibt Szenen in diesem Buch, mit denen ich bei weitem nicht gerechnet hätte!).

Mit den Figuren bin ich endlose Meilen durch die Wälder gewandert. Mason hat ein Talent dafür, die Natur in ihrer tiefsten Ursprünglichkeit zu beschreiben. Ich habe beständig die Kiefernnadeln und das Laub unter den Stiefeln knirschen gehört (es gehört schon viel dazu, mich mit Beschreibungen fesseln zu können. Mason hat es geschafft. Ich trage seine Liebe zu den Wäldern Massachusetts mit mir.)

Teilweise ist das Buch ruhig, beinahe tagebuchartig. Im nächsten Augenblick wird man in eine dramatische, schockierende Szene geworfen, die uns veranschaulicht, zu was starke Emotionen die Menschen treiben können. Mason nimmt immer wieder (schlau!) Bezug auf die Geschichten, die zuvor geschehen sind - so kommen die Menschen in das Haus, verwoben mit den Geschichten davor. Sei es die Liebe zu Äpfeln, eine verrostete Axt oder die stundenlangen Waldspaziergänge - er hat es geschafft, die Kurzgeschichten zu einer Einheit zu verschmelzen. So bin ich dem Apfelzüchter genauso gespannt gefolgt, wie ich den Pinsel des Malers mit geschwungen und die Briefe an Gefängnisinsassen verfasst habe.

Ihr habt Lust auf ein Chaos an Emotionen, schockierend aufblitzenden Momente und einen absolut packenden Schreibstil? Ihr wollt ein Buch über die Zeit, die sich aufschichtet und überlagert? Eine Geschichte über Vergangenes und Zukünftiges? Dann greift nach diesem grandiosen Werk! (Ehrlich, mich konnte selbst die seitenlange Beschreibung eines Insekts packen - samt dem Abbild seines Baus!).

So ein sprachgewaltiges Gebilde, zusammengesetzt aus vielen Tonalitäten, stellt hohe Anforderungen an die Übersetzung - vielen Dank, @corneliushh - du hast großartige Arbeit geleistet.

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