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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2017

Wacklige vier Sterne

The Sleeping Prince – Tödlicher Fluch (Tödlich 2)
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Errin ist Herbalistin und hütet das Geheimnis ihrer Mutter. Sie schlägt sich mit dem Verkauf von Tränken durch und versucht, die Krankheit, die ihre Mutter zu einer Bestie werden lässt, im Zaun zu halten. ...

Errin ist Herbalistin und hütet das Geheimnis ihrer Mutter. Sie schlägt sich mit dem Verkauf von Tränken durch und versucht, die Krankheit, die ihre Mutter zu einer Bestie werden lässt, im Zaun zu halten. Doch der schlafende Prinz ist erwacht und das Dörfchen, in dem sie wohnt wird evakuiert. Doch da ist auch noch Silas, ein Kunde, der sein Gesicht immer vor ihr verbirgt...

Nachdem ich den ersten Band der Reihe zwar interessant, jedoch durchaus ausbaufähig fand, war ich natürlich umso gespannter auf die 2. Auskopplung der Reihe. Hat die Autorin es diesmal geschafft, der Geschichte die nötige Würze zu verleihen um mich zu bannen?

Zunächst einmal war ich äußerst überrascht, als ich die erste Seite der Handlung aufschlug und Errin gegenübertrat, dem Mädchen, über das der geneigte Leser schon im ersten Band das ein oder andere Mal gestolpert ist und das er aus Leifs Erzählungen als seine Schwester kennt, die leidlich gut mit Kräutern umzugehen weiß. Die Autorin schlägt also ein neues Kapitel auf und strickt die Geschichte (jedenfalls nicht ansatzlos) weiter - was ich sehr begrüßte, da frischer Wind der Geschichte meiner Ansicht nach gut tun könnte.
Errin lernen wir als begabte Herbalistin und eine starke junge Frau kennen, die sich nach einigen Schicksalsschlägen durchs Leben schlägt. Zudem erfahren wir fast nebenbei viel über den Alltag ihres Handwerkes und das Brauen der Tränke. Der Input, den wir dadurch erhielten, brachte mir jedenfalls die Welt ein Stück näher. Das hatte der erste Band beispielsweise nicht geschafft, da er sehr auf Twylla zentriert war. Dieses buch hat mir das Gefühl gegeben, mehr über die Welt herauszufinden. Auch hat es mir viel Freude bereitet, Silas Charakter Schicht für Schicht zu entblättern. Ihn fand ich beinahe noch interessanter als Errin.
Hauptsächlich dreht sich das Buch um Errin, ihre Geschichte und ihren Kampf um das Heilmittel und um Sicherheit für ihre Mutter, was ich eine gute und ehrliche Motivation für ihr Handeln halte. Erst im letzten Drittel trifft der geneigte Leser auf alte Bekannte, die er vielleicht schon etwas früher erwartet hätte.
Und doch bin ich über einige Sachen gestolpert, vor allen Dingen über die lange Einführung in Errins Welt. Auf der einen Seite kann ich die Entscheidung der Autorin nachvollziehen, der Erläuterung von Errins Lebenswelt so viel Raum einzuräumen, da sie für den Leser ja auch greif- und erlebbar gemacht werden muss. Aber andererseits empfand ich es über weite Strecken recht langatmig und nach dem ersten Band hatte ich auf eine schnellere Entwicklung des Plots gehofft. Ihr erkennt folglich meinen Zwiespalt, oder?
Außerdem hat es bei mir an kleinen Stellen gewackelt, zum Beispiel daran, dass Silas sein Äußeres verbergen muss, und im Umhang mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze unterwegs ist. Aber dass er dadurch nur noch mehr auffällt wie ein Kakadu in der Antarktis ist ihm gleich. Solche Dinge sind mir sauer aufgestoßen.
Im letzten Drittel gewinnt das Buch jedoch wirklich an Spannung und ich ertappte mich dabei, wie ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen.

Alles in allem empfand ich persönlich den Band interessanter und besser als den letzten, was wohl an meiner Sympathie zu Errin und Silas lag und an den wechselnden Schauplätzen. Trotzdem stehen die vier Sterne, die ich hierfür vergebe, auf wackligen Beinen.

Veröffentlicht am 05.03.2017

Abenteuerliche Träume

Henriette und der Traumdieb
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In diesem Jugendbuch stellt sich die Frage, ob ihr euch an jeden einzelnen eurer Träume erinnern könnt. Na, könnt ihr? Wenn nicht steckt vielleicht ein Traumdieb in eurem Kopf und stiehlt allnächtlich ...

In diesem Jugendbuch stellt sich die Frage, ob ihr euch an jeden einzelnen eurer Träume erinnern könnt. Na, könnt ihr? Wenn nicht steckt vielleicht ein Traumdieb in eurem Kopf und stiehlt allnächtlich die schönsten Träume?
So ergeht es Henriette, die sich sonst detailliert an jeden ihrer Träume erinnern kann! Gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder Nick begibt sie sich auf die Suche nach Antworten und nach der diebischen Gestalt in ihren Träumen und begegnen dabei einer wunderlichen Gestalt nach der anderen.

Akram El-Bahay kenne und schätze ich von seiner Fantasytrilogie „Flammenwüste“, wo er auf eindrucksvolle Art bewiesen hat, dass er geschickt mit fantastischen Elementen umgehen kann. Aus diesem Grund war ich sehr gespannt auf seinen ersten Roman für Kinder und Jugendliche.
Ich fand leicht in die Welt der Zwillinge hinein. Sie verbringen ihre Ferien bei ihrer Großmutter und werden Zeuge eines Todesfalls. Das bannt natürlich die Aufmerksamkeit des Lesers erst mal auf die Seite und ehe ich es mich versah, war ich mitten drin in der Geschichte. Henriette und Nick könnten verschiedener nicht sein, und das wird schon auf den ersten Seiten deutlich spürbar. Ich fand die Streitereien der beiden klasse, da eben zwischen Geschwistern auch mal die Fetzen fliegen.
Der Haupthandlungsort sind Henriettes Träume, die ihr gestohlen werden. Akram hat diese sehr fantasievoll gestaltet, immer wieder verschiedene Handlungsorte verwoben, aber auch wiederkehrende Figuren auftauchen lassen, die allesamt liebenswert und erinnerungswürdig sind. Und, was für mich wichtig ist, die ganzen Träume zu einer Einheit, einer Welt verbunden haben, in denen Henriette, Nick und ihre Freunde ihre Abenteuer erleben, Freud und Leid erleben, durch den düsteren Nachtschattenwald wandern müssen und gegen Ungeheuer und Hexen bestehen müssen.
Henriettes Traumwelt mutet manchmal etwas skurril an, aber durch Akrams Schreibstil wurde selbst das abstrakte vor meinen Augen lebendig. Er beweist einmal mehr, dass er einen sehr bildhaften und einprägsamen Schreibstil besitzt. Ich lebte mit den Zwillingen in ihren Träumen, was mir persönlich großen Spaß bereitete.
Ein weiterer wichtiger Handlungsort stellte die Buchhandlung von Herrn Anobium dar, in die Henriette immer wieder zurückkehrte und somit ging auch der Bezug zur Realität nicht verloren. Für mich war es genau das richtige Maß zwischen Realität (die wichtig ist) und den Träumen (die fantastisch sind!), da ich durch die gelegentlichen Abstecher in die Buchhandlung, in die Zimmer der Geschwister oder zur wenig gemochten Tante, schätzte ich die Träume noch mehr.
Diese waren spannend und trieben die Handlung voran, bis ich das Buch auf den letzten Seiten kaum mehr aus der Hand legen konnte.
Das einzige, das ich zu bemängeln hätte, wäre die Identität des Traumdiebes, hinter die man recht schnell steigt. Da hätte ich ruhig ein bisschen länger rätseln wollen.

Alles in allem ein Buch für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene, die das nächste traumhafte Abenteuer kaum noch erwarten können. 4,5 Sterne für den wundervollen Roman. Ich freue mich, wenn der Autor mich das nächste mal mitnimmt.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Von historisch brillanten Details und hölzernen Charakteren

Schattenkrone
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Von Historisch brillanten Details und hölzernen Charakteren

Alexander der Große ist ein Name, der wohl jedem etwas sagt. Über die Schlachten und Feldzüge aus seinen Jahren als Herrscher ist hinreichend ...


Von Historisch brillanten Details und hölzernen Charakteren

Alexander der Große ist ein Name, der wohl jedem etwas sagt. Über die Schlachten und Feldzüge aus seinen Jahren als Herrscher ist hinreichend bekannt, jedoch aus seiner Jugend nur wenig überliefert. Wer war der Eroberer in seiner Jugend? Elisabeth Herman hat darauf eine Antwort in der Fantastik gesucht. Der Leser kann sich auf wahre Helden mit magischem Anklang, und mit einer großen Portion Romantik gefasst machen.
Alex und Heph sind beste Freunde, Jakob und Kat reisen gemeinsam zum Blutturnier und Cyn und Zo haben ihre ganz eigenen Pläne.

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, da es einen tollen und interessanten historischen Hintergrund hat und der Klappentext für mich sehr interessant klang. Dementsprechend habe ich auch mit hohen Erwartungen die erste Seite aufgeschlagen. Was mich gleich in den Bann gezogen hat, war die eindringliche Einführung der ersten Hauptperson: Kat - Ich glaube, so dynamisch beginnt ein Buch selten. Das hat mich positiv gestimmt, obwohl mir die Zeitform nicht recht zusagen wollte. Die Geschichte wird konsequent im Präsens erzählt und in der 3. Person, was man mögen muss. Ich konnte mich auch im Verlauf des Buches nicht mit dieser Form der Erzählung anfreunden, aber das ist Geschmackssache.
Über den gesamten Roman hinweg , spürte ich, dass die Autorin wirklich tief in die Materie eingedrungen ist. Sie hat bei der Recherche ganze Arbeit geleistet, sodass die vielen kleinen Details authentisch daher kamen. Sie hatte Ahnung von Kultur, den Essgewohnheiten, der Kleidung und den Trickreichen Schlachten der Antike. Das konnte ich auf vielen Seiten spüren - und das verlieh dem Buch auch einen Großteil seines Charmes.
Die Protagonisten konnten mich leider nicht wirklich überzeugen. Sie wirkten allesamt hölzern und flach, ihre Handlungen waren zum größten Teil unüberlegt. Die einzige, die ihren Kopf einsetzte, war Cyn, die ihre Intrigen spann wie eine emsige Spinne im Netz. Alex, Kat, Heph und Jakob waren in der ersten Hälfte des Buches viel zu sehr damit beschäftigt, Eifersucht aufeinander zu empfinden, als das sie wirklich agieren konnten. Außerdem waren in meinen Augen einige Handlungen einfach zu irrrational. Selbst wenn das Buch für Jugendliche geschrieben wurde, können die Charaktere doch einen Funken Rationalität behalten, trotz dessen das alle bis über beide Ohren verliebt sind, oder? Das ist mir in der ersten Hälfte sauer aufgestoßen. In der zweiten zog dann der Plot an und der Fokus rückte ein wenig in eine andere Richtung, was mir auch wieder mehr Freude bereitete.
Richtig Mitfiebern mit Alex und seinen Freunden konnte ich persönlich trotzdem nicht.
Den zweiten großen Kritikpunkt stellt in meinen Augen der Schreibstil dar. Auf der einen Seite hatte das Buch einen sehr ernsten Hintergrund. Herrschen, Intrigen! Brutalität und Mord schien an der Tagesordnung zu sein. Trotzdem hatte ich das Gefühl, vor allen Dingen wenn das Auge auf die Emotionen der Protagonisten gelenkt wurde, dass sich das Buch an ein jüngeres Publikum richtete. Nur vom Stil her, nicht vom Inhalt. Elisabeth Herman schreibt für meinen Geschmack manchmal zu direkt und ich musste das ein oder andere Mal wirklich dem Holzhammer ausweichen. Schade!

Alles in allem fand ich die Idee wirklich toll. Ich habe gespürt, dass die Autorin wirklich viel Wert auf historische Genauigkeit gelegt hat, aber Probleme hatte, den Charakteren Leben einzuhauchen, was einerseits am Schreibstil, andererseits wahrscheinlich daran lag, dass sie so viele Perspektivstränge auf relativ wenig Seiten versucht hat, unterzubringen Deshalb vergebe ich drei Sterne.

Veröffentlicht am 21.02.2017

Von Mordgedanken und einer eigentlich guten Story, die sich dezent im Hintergrund gehalten hat

Der Kuss der Lüge
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Von Mordgedanken und einer eigentlich guten Geschichte, die sich dezent zurückgehalten hat

Die Prinzessin von Morrighan flieht gemeinsam mit ihrer Zofe Pauline vor einer erzwungenen Eheschließung. Sie ...

Von Mordgedanken und einer eigentlich guten Geschichte, die sich dezent zurückgehalten hat

Die Prinzessin von Morrighan flieht gemeinsam mit ihrer Zofe Pauline vor einer erzwungenen Eheschließung. Sie will nur eins. Frei sein und ihren eigenen Weg gehen, ihre eigene Liebe finden. In einem Gasthaus fangen die beiden als Schankmädchen an. Als eines Tages zwei junge, gutaussehende Burschen Interesse an Lia zeigen, ahnt die Prinzessin nicht, dass der eine ihr versprochen war und der andere ihren Kopf will.

Ich war gespannt auf dieses Buch, und begeistert von den ersten paar Seiten. Um das Vorweg zu nehmen, die Autorin hat ein Händchen für bildhafte Beschreibungen und greifbare Szenen. Ich konnte mir jedenfalls jede einzelne Szene (insbesondere im Gasthaus) ziemlich gut vorstellen. Da ging Mary E. Pearson wirklich liebevoll zu Werke. Genauso viel Liebe und Genauigkeit hat sie wohl auch in die Welt gesteckt. Im Buch sind viele Hinweise auf den Glauben, auf die Kultur und auf die Zustände und Beziehungen zwischen den Königreichen versteckt, was ich sehr begrüße. Man hat wirklich das Gefühl, dass die Autorin ihre Welt kannte, bevor sie den ersten Satz geschrieben hat. Außerdem finde ich die Karte im Buch wunderschön. Karten werten ein Fantasy-Buch noch einmal auf, besonders wenn die Protagonisten so viel unterwegs sind, wie in diesem Buch. Also war die Karte für mch ein eindeutiger Pluspunkt.

Trotzdem hatte ich mit „Kuss der Lüge“ eine sehr schwere Zeit. Und das lag zum größten Teil an der Protagonistin. Lia, die Prinzessin von Morrighan, flieht aus ihrem Reich, flieht vor einer erzwungen Ehe, und sich im klaren darüber, dass sie sich verstecken muss, da ihr Vater ihr sicher seine Spürhunde hinterherschicken wird. Das Gasthaus dient als Zuflucht und Tarnung. Gut und schön, soweit konnte ich noch mitgehen. Aber, als die zwei jungen fremden Männer auftauchen und ihr schöne Augen machen, hätte ich doch zumindest ein klein wenig Misstrauen ihrerseits erwartet. Auf keinen Fall die (für meine Begriffe) naive Flirterei und die vielen einsamen Momente, die es zwischen ihr, Rafe und Kaden gab. So hat mich Lia in der ersten Hälfte des Buches beinahe zur Weißglut getrieben. Ein oder zwei Portionen gesunden Misstrauens hätten ihr sicherlich nicht geschadet und die Geschichte für mich persönlich glaubwürdiger gemacht. Außerdem waren einige Entscheidungen von ihr sehr zweifelhaft, insbesondere da sie den Gedankengang später selbst durchlebt, ohne noch einmal an ihre Entscheidung zu denken (mehr kann ich an dieser Stelle nicht schreiben, ohne zu spoilern).
Rafe und Kaden sind ein Kapitel für sich. Ich kann die Intention der Autorin nachvollziehen, die Identität der beiden zu verschleiern (ob nun Kaden oder Rafe der Attentäter ist oder nicht), um die Gasthaushälfte interessanter und spannender zu gestalten. Leider stand für mich schon von Anfang an fest, wessen Identität sich nun hinter welchem Gesicht verbirgt. So viel auch dieser Spannungsbogen für mich eher wie ein Hügelchen aus.
Ich mochte aber Pauline und Lias Bruder gerne. Auch mit der Wirtin des Gasthauses konnte man wirklich Pferde stehlen.

In der zweiten Hälfte des Buches zog die Story merklich an und wurde auch für mich spannender und nachvollziehbarer. Immer, wenn der Plot vorangetrieben wurde, las ich aufmerksam. Doch sobald Lia wieder mit ihren Lovern konfrontiert wurde, begann ich die Augen zu verdrehen. Dieser Teil der Geschichte hatte mich in der ersten Hälfte abgeworfen wie ein bockendes Pferd. Und ich war nicht bereit, es wieder einzufangen.
Das Buch hat mich leider verloren und gar nicht vermocht mich zu begeistern. Das, was mich in der zweiten Hälfte eigentlich berühren hätte sollen, stupste mich nur leicht an. Die Liebesgeschichte hat bei mir gar nichts ausgelöst außer Frustration aufgrund Lias Naivität.

Ich vergebe knappe 3 Sterne - für einen Plot, der ausbaufähig ist, für liebevolle Nebencharaktere und für eine Welt, die durchaus noch interessant werden kann.

Veröffentlicht am 15.02.2017

Er hat es wieder geschafft!

Die Krone der Sterne
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Iniza flieht von der Raumbarke, die sie eigentlich ihrer neuen Bestimmung entgegentragen soll. Sie wurde erwählt, doch sie ist gar nicht glücklich mit der Wahl. Gemeinsam mit dem Hauptmann ihrer Leibwache ...

Iniza flieht von der Raumbarke, die sie eigentlich ihrer neuen Bestimmung entgegentragen soll. Sie wurde erwählt, doch sie ist gar nicht glücklich mit der Wahl. Gemeinsam mit dem Hauptmann ihrer Leibwache Glanis hat sie einen Fluchtplan geschmiedet. Doch die beiden haben die Rechnung ohne den Kopfgeldjäger Kranit und die Alleshändlerin Shara gemacht, denn sie sind ausgerechnet auf Sharas Schiff, der Nachtwärts gelandet.

Er hat es wieder geschafft. Mich an die Seiten zu binden. Atemlos umzublättern, um zu wissen, was auf der nächsten Seite geschieht. Mich zu fürchten, weiter zu lesen, weil ich mir Sorgen um meine lieb gewonnenen Protagonisten hatte.
Er hat es schlicht und einfach wieder geschafft.
Doch Beginnen wir am Anfang. Als ich hörte, dass Kai Meyer eine Science-Fiction-Opera schreibt, fiel ich erst mal aus allen Wolken und schwankte zwischen Bestürzung und Vorfreude. Die Vorfreude überwog schließlich, da er schon auf dem High- und Jugendfantasyparkett eine gute Figur abgab und zudem auch seine historischen Romane mit zu meinen Liebsten zählen.
Als ich das Buch aufschlug, war mir nach wenigen Seiten eines klar: Genau das wollte Meyer schreiben. Genau das, und nichts anderes. Ich spürte in jedem Satz, in jeder Beschreibung von Blastern oder Raumkathedralen, dass Kai eine nur zu genaue Vorstellung von den Dingen hat, über die er da gerade erzählt. Die Welt wurde von ihm so reich bestückt, dass der geneigte Leser sich als ein Teil dieses unglaublichen Abenteuers fühlt. Dabei beging er jedoch nicht den Fehler, den detailverliebte Autoren des Öfteren machen, wenn sie ihre neuen fantastischen Welten beschreiben. Ich hatte nie das Gefühl der Länge, nie das Gefühl, dass in eine Szene mehr reingepackt worden ist, als für den Plot wichtig ist. Kai hat nie aus den Augen verloren, dass er ein Weltraum-Abenteuer erzählt, und keine historische Abhandlung der Galaxie mit detaillierten Angaben zu allen Kriegen, die vom Jahr x bis zum Jahr y geführt wurden. Er hat die Spannung hochgehalten, die rasante Flucht von der Barke und dann auf der Nachtwärts einmal quer durchs All hat mir einige durchwachte Nächte beschert. Er stellt es dabei so klug an, dass er genau die richtige Dosis Plot miteinfließen lässt. Ich wusste nie mehr als die handelnden Figuren, und doch konnte ich herrlich über die galaktischen Geheimnisse rätseln. Ich als Leser bekam einfach das Gefühl, viel mehr über diese ganze, wunderbare Welt zu wissen, als ich eigentlich in dem doch recht dünnen Buch herausgefunden habe. Zwischen den Zeilen stehen einfach noch so viele unentdeckte Schätze.
Die Figuren waren wie für mich gemacht. Wer hier schmachtende Teenager oder die zarten Knospen der ersten Liebe sucht, der sucht (und allen Himmeln sei Dank dafür!) vergebens. Hier begegnen wir erwachsenen Protagonisten, die durchaus schon ihre ersten Erfahrungen gemacht haben und mehr oder minder abgeklärt sind. Das Leben als erstes, dann können wir immer noch knutschen.
Kranit, den Kopfgeldjäger, stellte für mich die treibende Kraft und den stärksten Charakter dar. Ich habe seine raubeinige Art im Laufe des Buches richtig schätzen gelernt, genauso wie Iniza, die sich erst im Laufe des Buches entpuppt und ihre Flügel ausbreitet. Da hätten wir noch einen Punkt, den ich an Kai Meyer schätze: Seine Charaktere entwickeln sich und du kannst nicht von der ersten Seite an vorhersagen, welche Richtung sie einschlagen werden!

Zugegeben: Ich hatte bei der ein oder anderen Passage eine harte Zeit, da Sci-Fi auch nicht zu meinen bevorzugten Genres zählt. Doch es lohnt sich so sehr.
Er hat es wieder geschafft. Ich knuddel jetzt noch ne Runde das Buch und lasse verdiente fünf Sterne da.