Profilbild von LizzyCurse

LizzyCurse

Lesejury Star
offline

LizzyCurse ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LizzyCurse über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2017

Eine wunderbar dunkle Kulisse mit wenig Handlung

Königreich der Schatten: Die wahre Königin
0


Luna kennt nichts anderes als die tiefe Finsternis, die seit 17 Jahren über dem Reich Relhok liegt, und die dicken Mauern ihres Turmes, in denen sie sich gemeinsam mit ihrer Amme und dem Soldaten Sivo, ...


Luna kennt nichts anderes als die tiefe Finsternis, die seit 17 Jahren über dem Reich Relhok liegt, und die dicken Mauern ihres Turmes, in denen sie sich gemeinsam mit ihrer Amme und dem Soldaten Sivo, die mit ihr aus dem Schloss flohen, als sie noch ein Baby war. Als sie aus dem Turm fliehen muss, steht ihr der Waldläufer Fowler zur Seite, zu dem sie sich bald hingezogen fühlt. Doch noch darf sie ihr größtes Geheimnis nicht offenbaren. Denn sie ist die wahre Königin von Relhok.

Als ich auf dieses Buch stieß, hatte ich schon einige lobende Worte über die Autorin des Romans gehört. Sie soll ein Händchen haben, Dinge zu beschreiben. Und der Klappentext selbst klang wie für mich gemacht, so als würde mir das Buch passen wie ein Handschuh. Aus diesem Grund war ich sehr neugierig auf den Roman.
„Die wahre Königin“ wird aus zwei wechselnden Perspektiven erzählt, jeweils aus der „Ich-Perspektive“. So folgt man den Gedanken der zwei Protagonisten und kann sich gut in sie hinein versetzten. In Folge dessen hatte ich auch mit dem Beginn überhaupt keine Schwierigkeiten. Ich war sofort drin im Geschehen und ließ mich gern von Luna in ihre dunkle Welt einführen. Hinzu kam, dass die Autorin wirklich ein Händchen für wunderschöne, bildhafte Beschreibungen hat. So malte sie Bilder von dunklen, fruchtlosen Wäldern und einem trutzigen Turm in meinen Geist, die lange haften blieben und mich gefangen nahmen. So möchte man eigentlich in jedes Buch einsteigen.
Fowler und Luna sind jeder für sich interessante Charaktere. Man kann Lunas Gedanken nachvollziehen. Sie, die 17 Jahre behütet in einem Turm verbracht hat, möchte die Welt erleben, so düster und gefährlich sie auch sein mag. Eine Facette an ihr vermochte mich wirklich zu überraschen, da ich das so nicht erwartet hätte. Alles andere ... war leider etwas zu erahn- und vorhersehbar. Fowler baute die Autorin als ihren Gegenpart auf. Er war zu Beginn biestig und abweisend, hatte schon viel erlebt und benötigte ein wenig Zeit, um aufzutauen. Doch auch sein Geheimnis war für mich kein wirkliches Geheimnis mehr, als es im Buch ans Tageslicht kam. Das fand ich ein wenig schade, da der Roman wirklich sehr verheißungsvoll begonnen hatte.
Lobend muss ich Sophie Jordans Schreibstil erwähnen. Ich konnte die düsteren Wälder vor mir sehen, die Sümpfe riechen und die Beschaffenheit des Bodens unter meinen Füßen spüren, sodass sie mich wirklich nach Relhok entführen konnte. Leider blieb diese Welt für mich zum größten Teil einfach nur eine bedrohlich-wunderschöne Kulisse, die sie kaum mit Handlung erfüllt hat. Der Plot, der sich zu Anfang aufbauschte und gefährlich wogte, flachte genauso schnell wieder ab, als die beiden Protagonisten vor den Schergen des Königs flohen. Für mich persönlich legte die Autorin zu viel Wert auf ausufernde Beschreibungen der Gefühlswelten in beiden Perspektiven. Da fühlte Luna sich mal zu ihm hingezogen, bewunderte ihn, fragte sich, ob er wenigstens etwas Zuneigung für sie empfindet, während Fowler krampfhaft versucht, seine Gefühle, die ihn gepackt haben, nicht zu zeigen. Die beiden hatten zu dem Zeitpunkt wichtigeres zu tun ... Dabei blieb der Plot natürlich auf die Länge des Buches gemessen auf der Strecke.

Trotz meiner kritischen Worte, gestaltete sich die Welt für mich durchdacht und düster. Die Autorin schafft es, mit ihrem Schreibstil zu punkten und der Anfang war unglaublich spannend. Aus diesem Grund vergebe ich knappe vier Sterne, da mir das Worldbuilding sehr wichtig ist.

Veröffentlicht am 26.01.2017

Die Löwin hält, was sie verspricht

Die rote Löwin
0


Runja und ihr Bruder sind nach dem grausamen Mord an ihren Eltern auf sich allein gestellt und schlagen sich nach Magdeburg durch. Dort angekommen geraten sie zwischen die Finger des machthungrigen Domdekans ...


Runja und ihr Bruder sind nach dem grausamen Mord an ihren Eltern auf sich allein gestellt und schlagen sich nach Magdeburg durch. Dort angekommen geraten sie zwischen die Finger des machthungrigen Domdekans Laurenz, der seine ganz eigenen Pläne mit den beiden jungen Geschwistern hat. Beide geraten in einen Strudel aus Gewalt und Intrigen, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

Ich entdeckte das Buch in der Vorschau des letzten Jahres und der Klappentext fiel mir sofort ins Auge. Er hörte sich nicht so an, und (was mir wichtig ist) so als würde es in diesem Buch nicht allzu viele (unnötige) Schnäbeleien und Liebesgeflüster geben. Außerdem kenne und schätze ich Thomas Ziebulas Bücher, seine fantastischen muss ich zugeben ein wenig mehr als seine historischen. Die rote Löwin war überraschend schlank im Vergleich zu Ziebulas vorherigen historischen Romanen. Eigentlich - eigentlich! - bevorzuge ich die dicken Wälzer, aber ich wurde eines besseren belehrt. Zum Glück!

Doch beginnen wir dort, wo auch die Geschichte beginnt. Im Mittelalter - ich liebe gut recherchierte historische Romane und bei diesem Buch spürt man schon auf den ersten Seiten, dass der Autor viel Mühe in die historische Genauigkeit gelegt hat. Er war ziemlich gründlich bei der Recherche, betrieb jedoch zu keiner Zeit Infodumping. Bei manch anderen Autoren hat man manchmal das Gefühl, sie wollen möglichst viel an Wissen in die Geschichte pressen. Thomas ist stets dem Plot gefolgt und an der Seite seiner Charaktere gewandelt. Nicht jeder Autor schafft es, das Gleichgewicht zwischen der Geschichte, die erzählt werden soll, und historischen Fakten zu wahren. Thomas ist das in diesem Buch famos gelungen. Immer wieder webt er die Fakten geschickt in die unterschiedlichen Erzählperspektiven, die „Die rote Löwin“ vorantreiben, mit ein.

Hauptsächlich verfolgen wir Runjas und Laurenz’ Erzählperspektive, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Runja ist voller Zorn und Rachegedanken, da ihre Familie ermordet wurde und sie nun nach Gerechtigkeit sinnt. Die Gefühle, die sie hegt, sind nachvollziehbar und verständlich. Ich mochte auch ihren Bruder sehr gern, der auch eine große Rolle einnimmt. Laurenz giert nach Macht und ist bereit dazu, über die ein oder andere Leiche zu steigen. Was habe ich über diesen Lustmolch geflucht und seine Intrigen und Spiele verdammt. Mit ihm hat der geneigte Leser seine Freude, glaubt mir.
Die beiden Perspektiven treffen sich recht rasch, und wo ich vorher die beiden Handlungen mit Interesse verfolgt habe, steigert sich die Spannung nun ungemein, da sich die Handlungen verflechten und neue Bindungen entstehen.
Der Plot an sich wies keine Längen auf, er ließ mich eher zum Schluss kaum noch zu Atem kommen.
Ziebula hat einen außergewöhnlichen Stil, das muss man eingestehen. Ich brauchte ein paar Seiten um mich an seine Sprache zu gewöhnen, aber das ging bei mir schnell und dann bereitete mir die Sprache unglaublich viel Freude. Das Buch ist nichts für zarte Wesen, um gleich eine Warnung anzuschließen. Es fließt viel Blut, es gibt Tote zu betrauern - das Buch birgt so manches Thriller-Element in sich (gerade jene konnten mich begeistern).

Auf den Umschlagseiten findet sich eine liebevoll gestaltete Karte. Auch eine Zeittafel zur besseren zeitlichen Einordnung und ein Dramatis Personae hat noch Platz im Buch gefunden (über so etwas freue ich mich ja persönlich immer besonders).

Was gibt es noch groß zu sagen? Das Buch konnte mich überraschen, trotz seiner Kürze begeistern und mich (die ich vielleicht die ein oder andere Schwierigkeit mit Ziebulas’ früheren historischen Werken hatte) doch noch zu einem Fan heranwachsen lassen.

Dieser tolle historische Roman hat seine fünf Sterne verdient.

Veröffentlicht am 17.01.2017

Gute Idee

Chosen 1: Die Bestimmte
0

Emma muss nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Mutter zu ihrem Vater nach Irland ziehen. Dieser schickt sie auf ein Internat für Hochbegabte, doch nicht irgendwelche Hochbegabte. Emma hat eine besondere ...

Emma muss nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Mutter zu ihrem Vater nach Irland ziehen. Dieser schickt sie auf ein Internat für Hochbegabte, doch nicht irgendwelche Hochbegabte. Emma hat eine besondere Fähigkeit - sie kann die Gefühle anderer Menschen erspüren. Solche und andere Begabungen sind in Sensus Corvi versammelt und werden trainiert. Wem kann Emma trauen? Wer entpuppt sich als Verräter? Emma gerät in ein gefährliches Spiel. Und dann ist da ja auch noch Aidan ...

Die Beschreibung klang genau nach meiner Kragenweite. Ein geheimnisvolles Internat, mystische Fähigkeiten, gewürzt mit ein wenig Intrige ist immer gut für mein Leserherz. Auch das Cover hat mich angesprochen, da es trotz „Mädchengesicht“ nicht allzu kitschig daher kam mit dem schwarzen Hintergrund und den „Schlieren“. Dementsprechend war die Freude auf dieses Buch ziemlich groß.
Der Anfang war richtig gut. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Autorin große Stolpersteine legte oder groß mit Erklärungen langweilt. Ich stieg sofort in die Geschichte ein, in Emmas Sehnsüchte, Ängste, ihre Trauer und ihre Wut und wurde sofort mitgenommen. Auch die anderen Charaktere wurden im Laufe der ersten 50 Seiten vorgestellt, wie Aidan oder sein Gegenpol Jared, Emmas Vater, um nur einige Beispiele zu nennen. Das war zwar nichts neues, aber ich mag es, wenn die Figuren erst nach und nach vorgestellt werden und ich nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werde, frei nach dem Motto: Friss oder stirb.
Leider Gottes wurde ich mit den Charakteren selbst nicht so richtig warm. Ich weiß gar nicht woran es genau lag, aber versuche es euch zu an dieser Stelle zu Beschreiben. Emma war nicht schlecht, aber sie erschien mir zu blass, zu farblos in ihren Reaktionen und zu kopflos in ihren Gefühlen. Egal ob sie sich in ihren Gefühlen zu den männlichen Protagonisten erging, oder in Aktion war. Ich denke, nach dem Tod ihrer Mutter und der völlig neuen Umgebung plus den Intrigenspielchen, hätte man ein etwas gefassteres oder gesetzteres Auftreten erwarten können. Oder eine etwas langsamere Annährung zwischen den Figuren. Auch die Nebenfiguren an ihrer Schule erschienen mir etwas zu blass, zu farblos, als das ich mich mit ihnen hätte identifizieren können. Schade!
Die Fähigkeiten der Figuren fand ich dagegen echt super. Manchmal musste ich Grinsen oder Lachen, wenn Emma Aidan beinahe einen Ball an den Kopf hat fliegen lassen. Auch die unterschiedliche und erlernbare Intensität war ausgeklügelt. Mit den Fähigkeiten hatte ich auf jeden Fall meinen Spaß.
Auch der Plot an sich war spannend und gut aufgebaut.

Alles in allem muss ich sagen, dass es nicht mein Buch war. Die Story und die Idee konnten beide punkten. Die fand ich auch ausgearbeitet und hatte meinen Spaß daran. Jedoch konnte ich den Charakteren kaum etwas abgewinnen, und da ich meist zu einer Geschichte durch die Figuren finde, hat auch das Buch leider viel an seiner Attraktivität auf mich verloren. Leider!

Aus diesem Grund kann ich nur 3,5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 17.01.2017

Überraschend und anders!

Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der Dolche
0

Die junge Adelina und ihre Schwester Violetta haben die Blutseuche überstanden, doch Adelina ist gezeichnet aus dieser Krankheit hervorgegangen. Ihr Haar hat sich weiß gefärbt, sie trägt Narben über die ...

Die junge Adelina und ihre Schwester Violetta haben die Blutseuche überstanden, doch Adelina ist gezeichnet aus dieser Krankheit hervorgegangen. Ihr Haar hat sich weiß gefärbt, sie trägt Narben über die Jahre hinweg. Durch eine Verkettung höchst unglücklicher Ereignisse gerät sie ins Visier der Inquisition und in höchste Gefahr, doch sie wird gerettet - von der Gemeinschaft der Dolche, die wohl ihre eigenen Pläne mit Adelina haben ...

Ich war gespannt auf dieses Jugendbuch, zudem war es mein erstes von der Autorin, da ich die „Legend“-Reihe nie gelesen habe. Als ich es in der Hand hielt, musste ich bedauernd feststellen, dass ich und das Cover uns nicht verstehen. Es ist kein „Love-at-the-First-Sight“ Buch, da ich mit dem Mädchen auf dem Cover recht wenig anfangen kann (außerdem gibt es mir kaum Anhaltspunkte, in welche Richtung die Geschichte geht).Positiv überrascht war ich von der detaillierten Karte im Inneren des Buches, mit deren Hilfe man einen Einblick in die verschiedenen Schauplätze erhält.

Der Einstieg gelang mir gut. Marie Lu hat einen klaren, aber keineswegs stumpfen Schreibstil. Sie geht nach dem Motto „weniger ist manchmal mehr vor“ und vermeidet blumige Umschreibungen oder zu genaue Landschaftsbebilderungen. Das ist auch keineswegs notwendig, musste ich feststellen. Ich hatte meinen Spaß mit den unterschiedlichen Charakteren und den Abenteuern, die sie bestritten haben.
Das Buch ist aus Adelinas Perspektive geschrieben im Präsens. Ergänzt wird die Ich-Perspektive durch kurze Abschnitte anderer Figuren, sodass der geneigte Leser einen kurzen Blick von außen auf die Szenerie erhält.
Adelina war mir sympathisch, obwohl sie keine typische Heldin ist. Aber gerade das a-typische macht ihren Charme wie ich finde aus. Sie offenbart im Laufe des Buches eine leichte Neigung zur Wut und zum Zorn, was den Weg zu einigen interessanten Wendungen eröffnet. Sie handelt dann und wann mal gegen die gängigen Moralvorstellungen und wird auch vor schwere Entscheidungen gestellt. Ich denke, das macht einen Großteil des Reizes an der Geschichte aus. In der Mitte hatte ich aber ein paar kleine Probleme mit den Charakteren. Ich hatte das Gefühl, dass sie manchmal blass erschienen, in den Hintergrund rücken. Einfach inkonsistent waren. Nicht nur Adelina, sondern auch die Dolche wie Raffaele oder Enzo. Am Ende des Buches ergaben ihre charakterlichen Schwankungen jedoch wieder Sinn.

Das Setting des Buches war ein Schmankerl für mich. Italienisches Flair, Gondeln, Masken, alles nicht zu opulent eingesetzt, sondern genau in der richtigen Dosierung. Da ich das Setting sehr mochte, fühlte ich mich auch in der Welt schnell zuhause.

Es gibt einige überraschende Twists in der Geschichte, die mich verwirrt zurückließen und die ich so bei einem Jugendbuch nicht erwartet hätte. Um ehrlich zu sein, empfand ich es als ziemlich erfrischend. Es drängt praktisch zum weiterlesen.

Alles in allem war ich positiv überrascht von den Charakteren einerseits, andererseits aber auch von den Plottwists, die mir sehr gefallen haben. Da lässt sich der ein oder andere Wackler verschmerzen. Ich vergebe für dieses Buch sehr gerne 4,5 Sterne und warte nun auf den nächsten Band, der hoffentlich ein wenig Klarheit bringt.

Veröffentlicht am 14.01.2017

Toller Abschluss

Der Sturm der Normannen
0

Der junge Normanne Gilbert steht schweren Zeiten gegenüber. Sein Herr, Robert Guiscard, sitzt im Kerker. Ein Bruderkrieg droht das Normannenreich zu zerstören und der Papst schmiedet seine ganz eigenen ...

Der junge Normanne Gilbert steht schweren Zeiten gegenüber. Sein Herr, Robert Guiscard, sitzt im Kerker. Ein Bruderkrieg droht das Normannenreich zu zerstören und der Papst schmiedet seine ganz eigenen Pläne.

„Der Sturm der Normannen“ ist der vorerst finale Band von Ulf Schiewe rund um die Machenschaften der Normannen in Italien. Es empfiehlt sich, auch die Vorgänger gelesen zu haben, denn obwohl das Buch ein ganz eigenständiges Abenteuer ist, wird doch auf viele vorherige Ereignisse Bezug genommen. Das Buch macht einfach mehr Freude, wenn man weiß, wer wie wohin gehört und wer was angestellt hat in der Vergangenheit.

Wieder verstand es Ulf Schiewe mit seinen Betrachtungen rund um die Normannen und ihre Eroberungszüge mich in seinen Bann zu ziehen. Er kann einfach die Balance halten zwischen historischen Fakten und kontinuierlicher Charakterentwicklung. Denn das hatten sie.
Gilbert ist nicht mehr der junge Schweinehirt von einst, sondern ein Krieger, mit dem man rechnen sollte, und der seine eigenen wichtigen Entscheidungen trifft. In diesem Band mochte ich ihn um ehrlich zu sein am meisten. Genauso wie seine Frau Gerlaine, die ihn immer auf den Boden der Tatsachen zurück brachte.
Zudem fügt sich dieser Band in Schiewes eher komplexe Gesamtgeschichte ein. Ich habe lange dem ein oder anderen (historischen) Charakter misstraut. Kocht er nun sein eigenes Süppchen? Auf welcher Seite steht er denn nun? Und, Moment, ein paar Seiten vorher wurde doch dies oder jenes geäußert. Könnte es vielleicht sein, dass ...
Ihr seht, der geneigte Leser hat es hier nicht mit einem gradlinigen Roman zu tun. Ich hatte jedenfalls meine Freude daran, die ganze Geschichte in ihre Bestandteile aufzudröseln, nur um mir am Ende zu sagen: „Ich habs doch gleich gewusst!“
Die historischen Details, die Ulf Schiewe immer mit in seine Romane einbringt, gefallen mir besonders. Auch diesmal hat er mir eine Region näher gebracht, über die ich bisher weniger gehört habe. Man greift ja doch eher zu Romanen über das Mittelalterliche England oder den Kreuzzügen, anstatt sich zu fragen, was die Normannen sonst noch so angestellt haben außer England zu erobern.
Er schreibt eigentlich lebendige Geschichte, deshalb lese ich ihn auch so gern.

Mein einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass ich manchmal das Gefühl hatte, einen Tacken zu viel Heereswissen zu lesen, was ich eventuell mehr in den Plot investiert hätte. Aber das sind nur Kleinigkeiten.

Alles in allem war „Der Sturm der Normannen“ ein tolles Buch, das mich an die Seiten gefesselt hat. Ich vergebe gerne 4,5 Sterne.