Ein See voller Märchen
Hinter Dornenhecken und ZauberspiegelnWer gerne mal den ein oder anderen Blick in die Welt der Märchen wirft, dem werden einige Geschichten, die in dieser Anthologie gesammelt sind, vage bekannt vor kommen. Hier versteckt sich mal ein Rumpelstilzchen ...
Wer gerne mal den ein oder anderen Blick in die Welt der Märchen wirft, dem werden einige Geschichten, die in dieser Anthologie gesammelt sind, vage bekannt vor kommen. Hier versteckt sich mal ein Rumpelstilzchen oder die Erfahrung, dass Rosen durchaus mit Dornen bestückt sein können.
Märchenadaptionen begegnen mir zumindest an jeder zweiten Buchladenecke. Sie fallen einem regelrecht aus den Regalen entgegen und werden sogar schon ein wenig aufdringlich, wie ich zugeben muss. Eigentlich, so hatte ich mir vorgenommen, mache ich in nächster Zeit einen Bogen um diese aufdringlichen Geschichten in berüschten Ballkleidern. Ist ja eh eigentlich immer fast das Selbe.
Diese Märchenanthologie habe ich trotzdem zur Hand genommen. Weil ich Lust auf etwas märchenhaftes hatte, und weil mich Autoren wie Christoph Marzi, Nina Blazon und Juliett Marillier anlockten wie eine Motte das Licht. Außerdem war ich neugierig, wie der Stil der anderen, mir weniger bekannten Autoren so ist. Vielleicht erlebe ich ja eine Überraschung? Nun, die Überraschung erlebte ich tatsächlich.
Doch beginnen wir mit dem Cover: Es ist von einer eigentümlichen, überbordenden Schönheit, wenngleich ein wenig überladen. Doch es passt zum Inhalt des Buches, ist es doch auch vollgestopft mit kleinen und großen Wundern.
In der Anthologie sind Autoren versammelt, die sowohl ihr literarisches Debüt gegeben haben, als auch solche, denen man anmerkt, dass sie schon sehr lange die Feder bemühen und uns in ihre Welten eintauchen lassen.
Es sind alle Märchen versammelt, die mir in meiner Kindheit begegnet sind, vom Orient bis hin zu den Grimmschen Märchen von Prinzessinnen und Rosen. Die Geschichten sind allesamt Geschmackssache (wobei ich finde, dass die Mischung dieser Anthologie sehr gut gelungen ist, da sie viele Geschmäcker trifft.). Mir persönlich haben jene gefallen, die über ein paar Seiten hinaus gingen und mich tiefer in die in den Geschichten vorgestellten Figuren eintauchen ließen. Aber das ist wie gesagt Geschmackssache. Ebenso wie mir jene Geschichten gut gefallen haben, die ich am Anfang nicht in ein bestimmtes Märchenbuch stecken konnte und bei denen ich ein wenig rätseln musste, was denn nun des Märchens Kern ist.
Natürlich sind mir einige Geschichten besonders im Gedächtnis haften geblieben, und zwar die von Nina Bellem, Nina Blazon, Christoph Marzi und Juliett Marillier. Beinahe alles große Namen, ich weiß. Aber ich genoss auch viele der anderen Geschichten sehr und bin bei einigen Autoren neugierig geworden auf ihre Romane. Alles in allem hatte ich mit diesem Buch viel Spaß und einige schöne Lesestunden. Ich vergebe vier Sterne für den Einblick, den man selten in so kurzer Zeit in das Schaffen der Autoren nehmen kann.