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Veröffentlicht am 26.09.2020

Ausflug auf ferne Sterne

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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Infinitum - Christopher Paolini

Kira, Xenobiologin, findet im Zuge einer Forschungsmission einen Skinsuit - der sich als ein Stück Alienmaterie entpuppt. Plötzlich tauchen Aliens in der gesamten Galaxie ...

Infinitum - Christopher Paolini

Kira, Xenobiologin, findet im Zuge einer Forschungsmission einen Skinsuit - der sich als ein Stück Alienmaterie entpuppt. Plötzlich tauchen Aliens in der gesamten Galaxie auf, greifen die Menschen an - und nur Kira und der Suit können diesen Krieg beenden.

Christopher Paolini kommt einem nicht sofort in den Sinn, wenn man an Science-Fiction denkt. Da fliegen Drachen durch eine mittelalterliche Welt, jedenfalls in meinen Kopf. Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass er etwas neues schreiben will. Fernab von der High-Fantasy-Welt, in der ich viele schöne Stunden verbracht habe. Science-Fiction. Das Buch hat mich total gereizt - auch wenn ich sonst weniger im Sci-Fi-Genre unterwegs bin. Als ich es im Buchladen gesehen habe, konnte ich nicht daran vorbeigehen, obwohl ich kaum wusste, auf was ich mich da einlassen. Auf Science-Fiction, klar.

Nun, für mich war es „Hardcore“ Science-Fiction. Zuvor hatte ich zwar auch schon Ausflüge ins Weltall gemacht, aber da kam es mir „geerdeter“ vor. Ich hatte mehr bekannte Bezugspunkte, an die ich mich klammern konnte. Je weiter ich in Infinitum eintauchte, desto bewusster wurde mir, dass das Buch auf einer anderen Ebene der Sci-Fi spielt. Hätte ich das Buch gelesen, wenn es nicht von meinem Lieblings-Drachenreiter-Autor geschrieben wurden wäre? Wohl eher nicht. Ich war trotzdem ziemlich begeistert, in welche sphärischen, unbekannten Welten mich Paolini in Infinitum entführt hat.

Die ersten Seiten gestaltete Paolini schlau. Da stand Teamgeist und Freundschaft auf der Agenda, Charakterbuilding, um auch solche Sci-Fi-Skeptiker wie mich aufs Schiff zu locken. Und das geht bei einem Drink und Musik viel besser, als wenn man gleich mit den harten Fakten loslegt. Antimaterie, Kryoschlaf und Jellys kamen erst später an die Reihe. Das Gefühl von Zugehörigkeit zum Team empfand ich sehr schnell - zwar war es ein anderes Team, als das, mit dem wir später das All erkunden sollten, aber es eignet sich gut für die Einführung der Protagonistin. Kira, Xenobiologin und nicht mehr 17, steht im Leben und hüpft durch die Galaxie auf der Suche nach dem Unbekannten. Ihre Neugier bringt sie auch zum besonderen Skinsuit, mit dem alles beginnt. von Der SoftBlade. Wir begleiten sie bei der Auseinandersetzung mit dem Stück Alienmaterie und ich hatte das Gefühl, die SoftBlade ist nicht nur ein Teil ihr, sondern wurde auch zum Teil von mir während der Lektüre. Doch Paolini reduzierte Kira nicht nur auf die SoftBlade - zum Glück - und obwohl es im Buch viele einsame Momente gab, fand ich insbesondere die Dialoge richtig gut gelungen. Kira ist eine gute Protagonistin - doch ich fand ihr soziales Umfeld, insbesondere das Team, mit dem sie später durch All düst, sehr viel spannender. Da hat sich Paolini richtig ins Zeug gelegt, um den Charakteren Tiefe zu verleihen. Ob der zurückhaltende Schiffsmediziner, oder der Kapitän oder die erste Offizierin und das Schiffsgehirn. Sie waren einfach nur großartig und ich hatte wirklich Spaß mit der Truppe in dem rostigen Schiff, obwohl ich mit Kira - so sorgfältig sie auch gezeichnet war - nicht richtig warm wurde.

Mich hat das All fasziniert, das Paolini entworfen hat. Man muss sehr tief in eine Materie eintauchen, um mit solchem Selbstverständnis über die physischen Gesetze im All, über Antimaterie, über Aliens und über G-Kräfte und über Xenobiologie schreiben zu können. Paolini hat so geschrieben, dass auch Sci-Fi-Noobs wie ich nicht nur Bahnhof verstanden haben und gleichzeitig hatte er keinen Erklärbär vor der Brust. Ihr wisst schon, dieses große, plüschige Monster, durch das der Autor sich erklärend durchwühlen muss, bis er zum Kern der Sache kommt. Ich konnte Kiras Reise ohne Bären genießen. Sie war spacig, abgedreht, manchmal überfrachtet - aber mit positiver Konnotation. Man hat die unendlichen Weiten und glitzernde Einsamkeit des Alls gespürt - und das rechne ich Paolini hoch an.

Action kam auch nicht zu kurz. Alien-Weltraumaction mit messerscharfen Tentakeln, Schleim und vielen Lasern und viel Schwerelosigkeit. Das muss man mögen. Mir war es auf die Dauer ein bisschen viel. Da pfleg ich dann doch lieber mit Kapitän Falconi seinen Bonsai. True Story.

Paolini hat sich Mühe gegeben, einige erdige Sachen zu verbauen. Pflanzen, bestimmte Gewohnheiten und Empfindungen, um den Bezug auch für Leser herzustellen, die ein bisschen an der Erde hängen.
Und zum Plot, nun - er ist vollkommen anders als er im ersten Moment scheint und vereint viele Wendungen in sich - er sprießt, sprengt das enge Korsett und am Ende saß ich mit wirklich großen Augen da, da die Auflösung wirklich bombastisch war - und stimmig.

Unterm Strich? Abgespacete Weltraumaction mit einer Crew zum Raumschiff stehlen und einer gut gezeichneten Protagonistin. Paolini hat mich an die Hand genommen zu einer Reise ins Ungewisse, die mir Spannung und neue Erkenntnisse beschert hat - ich bin aus meiner Lesekomfortzone gekrochen. Well done, Christopher. Für alle Sci-Fi-Fans und Paoliniliebhaber, die hinter dem Drachenschwanz hervorschauen möchten.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Mix aus Highschool, Criminal Minds und Ghostbusters <3

Die Totenbändiger. Staffel 1: Äquinoktium. Unheilige Zeiten. Band 1-2
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Die Totenbändiger – Staffel 1 von Nadine Erdmann

Geister und ein verspuktes London? Natürlich bin ich da mit von der Partie! Vorweg – bei der Ebook Staffel handelt es sich um eine sehr unterhaltsame ...

Die Totenbändiger – Staffel 1 von Nadine Erdmann

Geister und ein verspuktes London? Natürlich bin ich da mit von der Partie! Vorweg – bei der Ebook Staffel handelt es sich um eine sehr unterhaltsame und actionreiche Story. Eine Mischung aus Highschooldrama, Ghostbusters und Criminal Minds.

Geister sind gefährlicher Alltag in London. Es existieren verlorene Orte, Geister attackieren Menschen, die dumm genug sind, sich nach Einbruch der Nacht auf die Straße zu wagen. Die Menschen sind vorsichtig geworden – vorsichtig vor den Geistern, die sie nicht verstehen, aber genauso vor den Totenbändigern, die sie ebenso nicht begreifen können und die ihnen mit ihren unheimlichen Fähigkeiten Geister bekämpfen zu können und sich Lebensenergie von Geistern und Lebewesen zu nehmen. Dumm nur, dass sie die Einzigen sind, die die Geister wirklich im Zaun halten können. So schlägt den Totenbändigern Hass und Misstrauen entgegen.

Die Familie Hunt ist eine große Totenbändiger Familie, die einen Teil ihrer Kinder adoptiert hat, jedoch auch Normalos als Familienmitglieder in ihrer Mitte hat. Und sie leben noch, keine Sorge ;) – um diese Familie dreht sich die Geschichte hauptsächlich. Um den Alltag ihrer Kids in der Highschool, um die Jobs der Älteren zwei bei den Spooks – die Polizei hat extra Einheiten gebildet, die zuerst an die Tatorte von Verbrechen geschickt werden um sie von jeglicher spukigen Aktivität zu reinigen, bevor die Mordermittlung anrückt. Da sind die Totenbändiger sehr praktisch, oder? Doch auch den Eltern und Granny wird genügend Raum gegeben, um zu agieren und sich zu entfalten. Besonders das Familienleben von ihnen genieße ich sehr. Es ist gleich eines Ruhepols. Die Geschwister sind füreinander da und verstricken sich kaum in Teeniezickereien. Wenn es hart auf hart kommt, agiert die Familie als Einheit und ist wirklich unschlagbar. Selbst in einer Mordermittlung.

Zu Anfang fiel mir auf, dass es immer zwei Pole gab. Die Familie und die Totenbändigerfraktion auf der einen Seite, die normalen Menschen, die nur Hass und Missgunst ausstrahlen, auf der anderen. Natürlich existieren hier auch Ausnahmen. Doch die Pole fransen an den Rändern mehr und mehr aus – zu meiner Freude. Ich mag es ein bisschen grauer. Mir ging es generell so, dass ich der Ebook-Serie zunächst etwas skeptisch gegenüberstand. Ans Herz gelegt wurde sie mir von einem Freund mit einem tollen Bücher Geschmack, also las ich die erste Episode – die von Seite zu Seite besser wurde. Sie wuchs, je besser ich die Protagonisten kennen lernte, verankerte sich und trieb Wurzeln. Ich bin ein Charaktermensch – und Cam, Gabriel, Sky und all die anderen sind einfach nur zum Knuddeln und Mitfiebern. Ihre Ausgestaltung ist Nadine Erdmann wirklich sehr gut gelungen – so gut, dass mich abends mein Wecker schon anmeckern muss, endlich zu schlafen, da ich am nächsten Tag arbeiten muss. Was mich auch überzeugt, ist die Altersdurchmischung der Protas – Gab, Sky und Connor von den Spuks haben definitiv andere Probleme, als Cam, Jules und Elle, die sich durch das letzte Jahr der Highschool schlagen müssen. Ganz zu schweigen von ihrer Mum, Sue und Granny, die um die Rechte für die Totenbändiger kämpfen. Trotzdem sind die Szenen zwischen ihnen so warm und selbstverständlich.

Die Ideenfülle, die Nadine Erdmann präsentiert, hat mich im ersten Moment fast erschlagen. Da geht es einmal um Soziale Missstände. Unterdrückung, Mobbing, Sexualität, Ausgrenzung und gesetzliche Gleichberechtigung. Zum anderen sind in die Geschichte geniale Ideen rund um die Geister und die Geisterbändigung eingeflossen (keinen einzigen Aspekt davon möchte ich missen!). Ich musste mit den ganzen Puzzleteilen eine Weile jonglieren, aber dann fügten sich alle Teile brav an ihren Platz.

Die Actionszenen, in denen die Familie gegen die Geister kämpfte und sie bannte, bringen das nötige Tempo in die Geschichte. Ich fieberte mit, also richtig – mit Händen in der Luft und gezischten Ausrufen. Die Szenen genoss ich besonders. Genauso wie mir die Familienszenen schnell ans Herz gewachsen sind, genauso wie die Spook-Szenen. Ich liebe es, dass die Story durch die Polizeiarbeit noch eine andere Note bekommt.

Alles in allem waren es ein paar sehr kurze Nächte und ich hatte die „Staffel“ binnen einer Woche durchgesuchtet. Vor kurzem ist der 7. Band der auf 8. Bände angelegten Ebook-Staffel erschienen. Der achte Band kommt auch in Kürze (hoffe ich ;)).

Mich hat die Totenbändiger Reihe vor allen Dingen durch ihren Charme und durch die Beziehungen und Freundschaften der Charaktere untereinander überzeugt – so sehr, dass ich mein Ereader dankbar war, dass er mir ermöglichte, mir den Nächsten Band auch Mitten in der Nacht zu laden und reinzuschmökern.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Abenteuer pur

Tara und Tahnee
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Tara und Tahnee: Verloren im Tal des Goldes

Sierra Nevada Mitte des 19. Jahrhunderts. Die junge Tara will ihrem Vater helfen, der von Kopfgeldjägern gejagt wird. Sie hat ihm ein Versprechen gegeben. ...

Tara und Tahnee: Verloren im Tal des Goldes

Sierra Nevada Mitte des 19. Jahrhunderts. Die junge Tara will ihrem Vater helfen, der von Kopfgeldjägern gejagt wird. Sie hat ihm ein Versprechen gegeben. Um das zu erfüllen muss sie es nach San Francisco schaffen. Doch dieser Weg ist verdammt gefährlich. Derweil entdeckt Tahnee in dem herrschaftlichen Anwesen in San Francisco, dass sich mehr hinter ihrer Herkunft verbirgt, als sie zunächst geahnt hat.

Der vorliegende Jugendroman ist ein Standalone, der im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts spielt. Eine Zeit voller Aufbrüche, voller Gesetzlosigkeit und Goldgräberstimmung und eine Zeit, in der Amerika sich finden musste. Allein die historische Epoche hat mich ziemlich neugierig gemacht. Immerhin ist es nicht einfach, einen glaubhaften Jugendroman im Wilden Westen anzusiedeln.
Ich bin ein Coverlover – und dieses Cover hat mich einfach angezogen wie Eisen einen Magnet. Die Zeichnungen sind einfach wundervoll und das gesamte Bild fängt die Stimmung perfekt ein – kurzum es macht Lust, in die zwei Welten, die den Leser erwarten, einzutauchen. Die Welt von Tara und Tahnee.

Gesplittet in zwei Teile beginnt das Buch mit Tara und einem schaurigen Besuch eines Kopfgeldjägers, der auf der Suche nach ihrem Vater ist. Ich wurde gleich in die Szenerie gezogen. Trapperhütte, schummriges Licht. Die Szene war perfekt beschrieben und Tara konnte ihre hervorstechendsten Fähigkeiten beweisen: Ihre Klugheit und ihren Mut, fernab von jeglicher Naivität. Die hat sie schnell verloren in den Goldgräberbergen, vermute ich mal – im Verlauf des Buches verfällt sie auch nicht in naive Anwandlungen, Tara bleibt ihrem Charakter treu, den die raue Umgebung und ihr Vater ausgeformt haben. Ich mochte sie sehr. Tahnee wiederum lernen wir im ersten Teil des Buches nur durch Briefe kennen, die sie selbst an ihre Mutter schreibt. Dabei wird sehr schnell der Unterschied zwischen Taras und Tahnees Welt deutlich – sehr schnell. Tahnee wächst behütet auf. Allein sich außerhalb ihres Grundstücks zu bewegen, stellt für sie schon ein Abenteuer dar. Trotzdem mochte ich auch sie, denn sie hat in ihrer eigenen behüteten Welt einen Mut bewiesen, den ich ihr in den ersten paar Briefen nicht zugetraut hätte. Im zweiten Teil der Geschichte verlaufen dann beide Handlungsstränge parallel.
Auch die Nebencharaktere wuchsen mir rasch ans Herz – manche waren Freunde zum Pferdestehlen, manche unfreiwillige Verräter. Ich wusste zunächst nicht in welche Richtung das Buch tendiert, doch es erwuchs zu einem ausgewachsenen Abenteuer mit Feuergefechten, Verrat und Gefahr, die an jeder Ecke lauerte. Traue niemanden ;)

Der Schreibstil des Autors stellte sich als unglaublich bildhaft und greifbar heraus, er flocht Details wie eine Beschreibung einer Goldgräbersiedlung mit ein, sodass ich praktisch mit Tara da durchgeschlichen bin – und um Himmels Willen keine Aufmerksamkeit erregen wollte. Der Stil zog sich durch das gesamte Buch – Herrlich!

Das einzige, was ich als negativ empfand, war ein Ereignis, dass sich recht lange herausgezögert hat. Dafür hätte ich mir mehr Stagetime gewünscht. Alles in allem hat mich „Tara und Tahnee“ ausgezeichnet unterhalten ich habe mit den beiden mitgefiebert und dafür vergebe ich gerne 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Substanzmangel

Priest of Bones
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Priest of Bones

Ehrlich – ich habe diesem Buch mehr als eine Chance gegeben. Es zur Seite gelegt, in der Hoffnung, dass es mich in einem anderen Moment mehr packt, das die Charaktere für mich stimmiger ...

Priest of Bones

Ehrlich – ich habe diesem Buch mehr als eine Chance gegeben. Es zur Seite gelegt, in der Hoffnung, dass es mich in einem anderen Moment mehr packt, das die Charaktere für mich stimmiger sind, als sie auf den ersten Blick scheinen. Ich legte es also zur Seite, nahm es wieder zur Hand, las ein paar Seiten, verdrehte die Augen und packte es erneut zur Seite, in der Hoffnung, das ich morgen eher in der rauen Stimmung bin – bis ich mir dann schließlich eingestand, dass es schlecht an meiner Stimmung liegen kann …

Wodrum geht’s? Kurz gefasst um einen Söldnertrupp, der gebeutelt vom Krieg wieder heimkehrt unter ihrem Anführer dem Priester Tomas Piety, und die sich versuchen, ein neues Leben aufzubauen und erst Mal die Bande, die das Gasthaus besetzten, rausschmeissen, da Piety der Eigentümer des Etablissements ist.
Ah, dacht ich mir. Endlich hat der Autor einmal nicht die große Schlacht im Blick, sondern die Heimkehr der versehrten Helden. Das klang interessant, das konnte sehr spannend aufgezogen werden, insbesondere wenn man den psychischen Aspekt beachtet. Denn eine solche Schlacht fordert immer ihren Tribut. Und da ist es gleich, ob die Zahlung nun in Körperteilen oder in Stücken der Seele erfolgt.

Doch ich stolperte um ehrlich zu sein schon zu Anfang. Ich nehme es gerne in Kauf, wenn die Männer sich rau unterhalten oder Mal eine deftige Bemerkung machen. Doch gerade am Anfang hatte ich das Gefühl, der Autor strengte sich mehr an, möglichst kreative Schimpfwörter zu erfinden, als die Handlung voran zu treiben. Da wird sich eine viertel Seite lang beschimpft, nur um darauf zu saufen und zu grölen – und ich habe mich gefragt, was ich aus diesen Seiten mitnehmen soll? Nicht viel … Natürlich, es ist immer ein schmaler Grad zwischen Authentizität und maßloser Übertreibung, und diese Tatsache hatte ich bei der Lektüre immer vor Augen. Der Autor bemühte sich anscheinend wirklich um Authentizität in der Sprache – womit er wohl in Kauf nahm, dass er einige Leser vergrault hat – mich eingeschlossen. Die Geschichte an sich blieb trotz der spannenden Grundthematik nur oberflächlich, wo ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte war nur ein zotiger Trinkspruch.

Dieses Buch ist aus der Perspektive von Tomas erzählt. Er trinkt, er schimpft, bemüht sich jedoch seine Truppe zusammenzuhalten, was ich ihm zu Gute halte. Trotzdem geht der Autor für mich nicht genügend auf seine Hauptperson ein. Nach einem Drittel des Buches hat er zwar massig Probleme, ich hab jedoch kaum eine Ahnung davon, was in ihm drin los ist. Am liebsten mochte ich noch Bloody Anne, die an seiner Seite kämpft, und ziemlich cool ist – und auch noch einiges zu verbergen hat.

Über eines kann ich mich jedoch nicht beschweren. Action und Kämpfe, Blut und Gedärme existieren in „Priest of Bones“ zu Hauf. Da kommt der Action-Liebhaber auf seine Kosten. Nicht falsch verstehen, ich liebe gut gemacht oder ausgedehnte Schlachten – wenn sie von Charakteren geschlagen werden, mit denen ich mitfühlen kann.
Leider muss ich sagen, dass mich dieses Buch nicht abholen konnte – was mich selbst traurig stimmt, als Fan von Rabenblut oder den Powder-Mage-Chroniken habe ich einfach mehr erwartet. Ich hoffe, „Priest of Bones“ findet andere Fans.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Transkontinental

Royal Blue
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Royal Blue von Casay McQuiston

Was tut man, wenn durch einen kleinen internationalen Tortenzwischenfall die Beziehung zwischen dem United Kingdom und den USA auf dem Spiel steht? Klar, denkt sich Alex. ...

Royal Blue von Casay McQuiston

Was tut man, wenn durch einen kleinen internationalen Tortenzwischenfall die Beziehung zwischen dem United Kingdom und den USA auf dem Spiel steht? Klar, denkt sich Alex. Dann muss ich wohl mit meinem Erzfeind, Prinz Henry, zum Schein Freundschaft schließen. So schwer wird’s doch wohl nicht sein! Aber als Alex merkt, dass sich hinter dem zweidimensionalen Prinzen mehr verbirgt, ist er erschüttert, und er bringt Henry auch mehr Gefühle entgegen als er eigentlich wollte. Werden die beiden in dieser transkontinentalen Beziehung glücklich werden? Und was bedeutet ein bisexueller Präsidenteninnensohn für die demokratische Wiederwahl?

Das Buch zog mich magisch an. Wer mich kennt, der weiß das ich hin und wieder zu solchen Büchern greife, fernab von Fantasy oder historischen Bezügen. Diese Standalone zog mich vor allen Dingen wegen dem Mix aus einer queeren Beziehung und amerikanischer Politik an. Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass die gesamte Bandbreite der US-Politik darin wiedergegeben wird, noch das ich nach der Lektüre darüber bescheid weiß. Wäre ja auch noch schöner, aber die Beziehung vor dem Hintergrund der amerikanischen Politik hat mich persönlich schon sehr gereizt.
Also nahm ich das Buch zur Hand – ich bin mir nicht einmal mehr sicher, was ich für Erwartungen gehegt habe. Wahrscheinlich fluffige, wie ich zugeben muss. Der Einstieg an sich war mir etwas überhastet, wie lernen Alex, den Präsidentinnensohn und seine Familie kennen plus die Security und dann geht es auch schon über den großen Teich, um einer royalen Hochzeit beizuwohnen. Ich glaube, ich habe die ersten fünfzig Seiten unter dem Jet -Lag gelitten. Hochzeit, Tortencrash, gespielte Freundschaft – und mitten drin Alex, der Protagonist, mit dem ich mich zuerst anfreunden musste. Alex Carmen-Diaz – dem die Mädchen zu Füßen liegen und der hart schuftet für seine eigenen politischen Ziele. Doch nachdem ich den Jet-Lag überwunden hatte, kam er mir auf einmal ganz charmant vor – und ich konnte ihn … verstehen? Ja – seine Angst, einen falschen Schritt zu tun, seinen Willen, ein eigenes Leben zu führen, ja – plötzlich hat er mir sein Herz geöffnet – und Henrys gleich als Dreingabe. Ich mochte das Buch nicht aus der Hand legen, wollte immer wissen, was die beiden als nächstes für Höhen und Tiefen erleben – garniert mit wunderbaren Nebencharakteren. Einer Schwester zum Pferdestehlen, treuen Freunden und Angestellten, auf die man sich verlassen kann. Ich war ein Teil dieser Einheit – und der Stil der Autorin kam mir plötzlich nicht mehr überhastet vor, sondern genau richtig, farbenfroh und bunt und plastisch. Die Schauplätze waren greifbar nahe, die seltenen, kostbaren Momente der Freiheit und Ungezwungenheit fieberte ich regelrecht herbei. Weißt du noch, Alex? In dem Club? Oder am See? Die Szenen verfolgten mich auch noch Tage später! Und so soll ein Buch sein!
Auch der politische Hintergrund fügte sich gut in den Plot ein – Politik und Privates waren von Anfang an zu einem festen Strang verflochten, sodass man beides nur schwer trennen konnte. Ich wollte es auch gar nicht – die politische Ebene verlieh dem Buch noch einmal eine ganz andere Art von Tiefe, die meiner Ansicht nach sinnvoll und nachvollziehbar war.

Ich könnte jetzt hier einen viertel Punkt abziehen für den Jetlag-Beginn, hier einen halben für das ständig wechselnde Setting. Pustekuchen – fest steht, „Royal Blue“ hat mich zum Lachen und zum Weinen, zum Giggeln und Fluchen gebracht – und es steht für mich für eine fluffige Welt, in die ich irgendwann auch zurückkehren möchte. Natürlich ist es ein bisschen fluffig – das stört mich aber in diesem Fall nicht, weil Alex und Henry einfach nur Charaktere zum Niederknien sind, zu Freunden für mich geworden sind.

Deshalb vergebe ich fünf Sterne.

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