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Veröffentlicht am 03.01.2020

Attentat in Sarajewo

Der Attentäter
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Juni 1914. Es ist die Woche, die alles entscheidet. In dieser Woche machen sich drei junge und hoffnungslose Serben auf den Weg nach Sarajewo, wo der österreich-ungarische Thronfolger einem Militärmanöver ...


Juni 1914. Es ist die Woche, die alles entscheidet. In dieser Woche machen sich drei junge und hoffnungslose Serben auf den Weg nach Sarajewo, wo der österreich-ungarische Thronfolger einem Militärmanöver beiwohnen und sterben soll. Gavrilo Princip und seine Gefährten haben sich nun seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet, doch dem Geheimdienst sind Gerüchte zu Ohren gekommen und Major Rudolf Markovic tut alles, um den Thronfolger zu schützen.

Eine ungewöhnliche Zeit, eine ungewöhnliche Thematik für einen Autor, den ich bisher für seine Mittelalterromane geschätzt habe. Doch nach seinem letzten Monumentalwerk war ich ebenso bereit für ein neues Abenteuer in einer neuen Zeit wie er anscheinend.
Die Fakten kennt wohl jeder aus dem Geschichtsunterricht. Der Thronfolger fiel 1914 einem Anschlag in Sarajevo zum Opfer, was als (Mit)auslöser für den ersten Weltkrieg galt. Nun legt Ulf Schwie mit diesem Werk einen Roman vor, der die Woche des Anschlags beschreibt – und den Lesern die Sachlage sowie die Charaktere emotional näher bringt, als es wahrscheinlich der Geschichtsunterricht getan hat. „Der Attentäter“ ist im Übrigen ein Einzelband und nach dieser turbulenten Woche abgeschlossen.

Der Prolog fesselt ungemein, werden uns da doch Gavrilos Emotionen in Bezug auf das Attentat näher gebracht. Ich habe mich jedenfalls schon im Prolog gut auf diesen Roman vorbereitet gefühlt. Er ist unglaublich spannend und ich gebe zu, ich habe die Schultern schon ein bisschen hochgezogen, als die Kugeln flogen.

Ulf Schiewe hat für diesen Roman das Präsens gewählt, in der er die Geschichte erzählt. Zunächst – auch das muss ich zugeben – bin ich darüber gestolpert, weil es ungewohnt für einen historischen Roman ist und ich mich erst mal damit „abfinden“ musste, dass es eben nicht in der Vergangenheitsform geschrieben ist. Doch es macht Sinn, hatte ich doch gerade durch die Präsensform das Gefühl, die Geschichte läuft eben erst ab. Man könnte das Attentat noch verhindern und alles könnte vielleicht doch noch ein gutes Ende nehmen. Dieses „gerade erst passiert“ Gefühl trägt ungemein zur Aufrechterhaltung der Spannung bei, genauso wie die Kapitelüberschriften, die immer Datum, Zeit und Ort beinhalten und somit ein Countdowngefühl beim Leser wecken. Bald ist es soweit! Bald!
Die Spannung in diesem Buch lässt folglich nichts zu wünschen übrig. Ich habe das Level immer als sehr hoch eingeschätzt.

Der Roman wird in drei unterschiedlichen Strängen erzählt. Die Attentäter werden unter die Lupe genommen, der Geheimdienst rund um den Major trägt zur Spannungssteigerung bei und der Erzählstrang von Franz Ferdinand und seiner Ehefrau bringt uns den Thronfolger und seine Frau näher. Ulf Schiewe selbst bezeugt, dass die meisten seiner Figuren der Wirklichkeit entsprechen, so existiert auch beispielweise Gavrilos Familie. Franz Ferdinand und seine Frau sind mir besonders nahe gekommen. Ich wusste, dass sie sterben würden, aber ein Teil von mir hat bis zuletzt gehofft. Ich empfand Franz Ferdinand mit seinem aufbrausenden öffentlichen Auftreten und seiner liebevollen Art im Kreise seiner Familie als zutiefst menschlich, nicht unbedingt sympathisch, aber menschlich. Und das hat für mich gezählt. So brachte mit Ulf Schiewe Figuren näher, die ich bisher nur flüchtig im Geschichtsunterricht gestreift hatte bzw. denen ich im Angesicht der Ereignisse mit größerer Reichweite nicht viel Beachtung geschenkt hatte.
Schiewe hat den Versuch unternommen, uns die Attentäter von Sarajewo, ihre Lebensumstände und ihre Situation näher zu bringen – verpackt in Erzählender Handlung. Ich kann sie jetzt besser nachvollziehen, obwohl ich manchmal den Kopf geschüttelt habe über verblendete Meinungen und dergleichen.

Alles in allem hat mich der Roman vor allen Dingen durch seinen Spannungsaufbau und seine Dramatik überzeugt. An die überraschende Präsensform musste ich mich erst einmal gewöhnen. Vier Sterne vergebe ich hierfür.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2019

Herrlich böse

Vicious - Das Böse in uns
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Vicious – Das Böse in uns von V.E. Schwab

Was passiert wohl, wenn zwei Elite-Studenten auf eine wahrlich wahnsinnige Idee kommen? Richtig – Das bleibt ganz sicher nicht nur theoretisch, geht gewaltig ...

Vicious – Das Böse in uns von V.E. Schwab

Was passiert wohl, wenn zwei Elite-Studenten auf eine wahrlich wahnsinnige Idee kommen? Richtig – Das bleibt ganz sicher nicht nur theoretisch, geht gewaltig schief und beide gehen mit Fähiogkeiten aus dem Nahtot-Experiment hervor, die sie sich nicht einmal im Ansatz hätten zu träumen gewagt.
Victor und Eli sind Freunde – bis zu besagtem Experiment – Danach wandert Victor für viele Jahre ins Gefängnis und Eli spielt Gott …

Ich gebe es gerne zu – Ich bin ein großer Fan von Victoria Schwab und ich liebe ihre Shades of Magic Bücher unglaublich sehr. Also kann es sein, dass meine Meinung ein bisschen voreingenommen ist – Nichts desto trotz stellt dieses Buch etwas Besonderes in jedem Bücherregal – in jedem Fantasybücherregal – dar. Denn es handelt sich nicht um ein Buch, in dem ein Held mal wieder unter Einsatz seines Lebens die Welt rettet. Nein – es geht schlicht ums einfach ums Überleben – und dazu ist Victor und seinem Freunden jedes Mittel recht – auch wenn das Mittel eine dunkelrote Blutspur hinterlässt.

Vic und Eli stellen beide sehr spannende Charaktere dar. Keiner von beiden ist richtig gut oder gar liebevoll. Vic sagt einmal selbst, dass Eli ihn nur interessiert, da er von Anfang an etwas Dunkles hinter seinem Lächeln wahr genommen hat. Und das ist es eigentlich, worauf dieses Buch fußt. Wer von beiden spielt das bessere Spiel, wer ist „böser“ – und kann Victor sein Leben retten oder verliert er es im Kampf gegen Eli? Diese Frage treibt die Handlung voran und hat mich das Buch in wenigen Tagen durchsuchten lassen. Diese Frage – und die tiefen seelischen Abgründe der beiden Protagonisten, die Schwab immer wieder eröffnet und den Leser einen kurzen Blick hinein eröffnet.

Victor war mein Sympathieträger – nicht zuletzt da er von seinen Freunden beeinflusst wird – Sydney und Mitch – die beide einfach nur großartig sind und ihn in ein positives Licht rücken, während sich um Eli immer größere Abgründe eröffnen. Victor sagt im Laufe des Buches selbst einmal, dass Sydney – sie ist 12 oder 13 Jahre alt – nicht alle seine Taten sehen muss, da sie ihn nicht für einen bösen Menschen hält und das so bleiben soll.

Oh, ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass es in diesem Buch um ExtraOrdinäre Menschen geht - Menschen mit besonderen Fähigkeiten, durch Nahtoterfahrungen erworben. Wie werden sie zu solchen? Wie kann man sie wieder auslöschen? Und wie viele gibt es eigentlich?

Ich war fasziniert von der Geschichte, die Schwab entworfen hat. Gerade weil es etwas anderes ist – es geht hier wie erwähnt nicht um Helden, sondern um Menschen, um das Überleben und um – ja – um Familie, die man sich ausgesucht hat. Letztendlich werden im ersten Band noch einige Motive offengelassen, nicht alle Rätsel gelöst, jedoch erhält der Leser einen befriedigenden Abschluss und schlägt das Buch mit bedauern zu. Ich wollte mehr – mehr aus der Welt der ExtraOrdinären, mehr von Vic, Sydney, Mitch und Eli! Der zweite -Band erscheint im Sommer nächsten Jahres auf Deutsch.

Veröffentlicht am 28.11.2019

Komplex und atemraubend

Der Untergang der Könige
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Der Untergang der Könige und Jenn Lyons

Was macht ein junger Mann wohl, wenn es ihm im düsteren Kerker zu langweilig wird? Genau! Er unterhält sich mit seiner erbarmungslosen Wärterin Klaue und erzählt ...

Der Untergang der Könige und Jenn Lyons

Was macht ein junger Mann wohl, wenn es ihm im düsteren Kerker zu langweilig wird? Genau! Er unterhält sich mit seiner erbarmungslosen Wärterin Klaue und erzählt ihr im Dialog mit ihr seine Lebensgeschichte, in der auch die Wärterin eine große Rolle spielt. Es ist die Geschichte eines Diebes, der zum Adligen wird … doch so einfach ist die Sache nicht.

Über Jenn Lyons Roman hatte ich schon allerlei gehört. Besonders im englischsprachigen Raum wurde dieser erste Band der „Drachengesänge“ – Reihe wirklich gefeiert. Nun hat ihn die Hobbit Presse nach Deutschland gebracht und natürlich hat mich die Neugierde gepackt. Ich lese hauptsächlich Fantasy und in komplexe High Fantasy-Welten abzutauchen macht mir da natürlich umso mehr Spaß.

Lyons‘ Roman war in sich schön verschachtelt – sodass ich ihn wie eine Praline auspacken durfte. Darauf war ich natürlich gefasst und machte mich voller Vorfreude ans Werk. Zu Beginn wurde ich nicht enttäuscht. Ein geheimnisvoller Kerker, ein Ungeheuer als Wächter und ein frecher sarkastischer Protagonist sind für mich immer gute Grundzutaten für ein gelungenes Abenteuer.
Dieses Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt, deren Ton gut aufeinander abgestimmt ist. Zum einen haben wir da Kihrins Geschichte, die die Geschichte nach seinem Aufenthalt in der Adelsfamilie erzählt und Klaues Geschichte mit der Zeit davor. Die Berichterstattung erfolgt wechselseitig, was eine gewisse Dynamik erzeugt und den Leser bei Laune hält. Mir ging es zumindest so – da ich mich immer gefragt habe, was Kihrin, unser Protagonist, wohl als nächstes erlebt und ob er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann, in die ihn so manches Mal sein loses Mundwerk hineinbefördert.
Ich habe mir gerade mein eigenes Stichwort gegeben. Loses, sarkastisches Mundwerk. Denn das besitzt Kihrin wirklich. Die Autorin versteht es, Kihrin Sätze in den Mund zu legen und ihn dadurch in Situationen zu manövrieren, die man nicht in jedem x-beliebigen Fantasybuch findet. So bietet er Tyrannen verbal die Stirn oder Drachen, und steckt die Konsequenzen (nicht unbedingt klaglos) ein. Das weckt natürlich Emotionen beim Leser – ich fand mich einige Male fluchend oder lachend wieder.
Auch die Nebencharaktere sind der Autorin gutgelungen. Ich mochte sie sehr, habe sie gehasst und mit zweien habe ich sogar richtig mitgefiebert. Sie sind nicht farblos, und die große Bandbreite der Nebencharakterklischees wurde auch nicht allzu arg bemüht. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß.

Der angenehme Schreistil sorgte dafür, dass ich mich öfters in dem Buch verlor und die Seiten stellenweise nur so dahinflogen. Ich sah die Schauplätze und Figuren vor mir, und da dieses Buch auch viel Action bietet, ebenso die fliegenden Schwerter und die blutigen Kämpfe.
Moment? Stellenweise? Ja, genau, stellenweise.
Das Magiesystem hatte Lyon spannend erdacht, keine Frage. Es existieren in ihrer Welt unterschiedliche ebenen. Die der Lebenden, die der Toten und die der Magie – was ich persönlich als ziemlich cool empfand. Auch das Prinzip des Seelentausches wurde eingeführt – was mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet hat. Wie schon gesagt, ich mag komplexe Fantasybücher, keine Frage. Aber durch den Seelentausch und die langwierigen Erklärungen, wer denn nun in welchem Körper steckt und wie oft die Seele schon den Wirt gewechselt hat, dehnte sich das Buch und verkomplizierte die Geschichte unnötig. Auch die Namen trugen nicht unbedingt zur Vereinfachung des Erklärprozesses bei. (Wenn fünf Namen des Hauptteams mit The- beginnen, ist das irgendwann nicht mehr witzig.)


Das Buch hat mich beeindruckt. Am Schluss war ich wirklich gefangen davon und habe bis zum Ende wirklich mitgefiebert. Ich kann den ersten Band der „Drachengesänge“ all jenen empfehlen, die Lust auf (zum Teil) komplexe Fantasywelten und sarkastische Protagonisten haben. Liebesgeschichten spielen hier im Übrigen keine große Rolle.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Rauchig

Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant
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Kingdom of Smoke von Sally Green

Brigand ist ein kriegerisches Königreich, in dem sich Prinzessin Catherine auf eine Ehe mit dem Prinzen von Pitoria vorbereitet. Obwohl sie sich zu einem Angehörigen ...

Kingdom of Smoke von Sally Green

Brigand ist ein kriegerisches Königreich, in dem sich Prinzessin Catherine auf eine Ehe mit dem Prinzen von Pitoria vorbereitet. Obwohl sie sich zu einem Angehörigen ihrer Leibgarde hingezogen fühlt. In Calidor schmiedet der Diener March Rachepläne, während der der Kaufmannssohn Elydon nach größerem strebt und ein flinkes Händchen hat. Auf den nördlichen Ebenen wiederrum jagt Tash nach Dämonenrauch, der neben seiner betäubenden Wirkung auch noch andere interessante Eigenschaften aufweist. Intrigen und Allianzen binden die Leben der Personen aneinander …

Kingdom of Smoke war ein Jugendbuch, dem ich sehr entgegen gefiebert habe. Hierbei handelt es sich um den ersten Band einer Reihe, die vom DTV-Verlag veröffentlicht wird. Zunächst einmal war ich unglaublich fasziniert von der wertigen Aufmachung des Buches. Eine Karte im Schmutzumschlag, hübsche Kennzeichnungen für die Sichtweisen der einzelnen Protagonisten und ein Glossar zur Übersicht hinten im Buch. So gerüstet kann doch eigentlich einigen Abenteuern nichts mehr im Wege stehen!

Die ersten Seiten flogen an mir vorbei. Wir lernen Catherine, die Prinzessin von Brigand und Tash kennen und erleben schon das erste dämonenrauchige Abenteuer mit der kleinen Diebin, in dem auch schon ein paar Hinweise auf die Eigenschaften des Dämonenrauches gegeben werden. Perfekt, dachte ich. Aus dem Dämonenrauch wird sicherlich noch etwas Bombastisches! Doch dazu später mehr.

Beim Einstieg unterstützte mich auch Greens einfach, klare Sprache. Diese ließ sich gut lesen und aus dem Buchstaben und Worten erhoben sich Schlösser und Städte – Green kann Atmosphäre schaffen, das muss man ihr lassen. Auch der Grundplot kristallisierte sich solide heraus und war ziemlich verheissungsvoll. Kurzum, ich fühlte mich nach dem ersten Seiten in Brigand und Pretoria ziemlich heimisch und freute mich auf weitere 400 Seiten mit den Charakteren.

Doch irgendwann bereitete mir das Tempo die ersten Schwierigkeiten. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass eine Szene mehr als detailliert beschrieben wurde, während an anderer Stelle die Zeit wie die Steine von einer Klippe großklumpig abbrach und ohne groß behandelt zu werden im Nirwana verschwand. Schade! Doch daran hätte ich mich wohl nicht groß gestört, hätte die Autorin die Spannung hochgehalten und den Plot ein wenig geheimnisvoller ausgearbeitet. So empfand ich jedoch kaum Spannung, da die Spannung, die mühsam aufgebaut wurde, wenige Seiten später schon wieder aufgelöst wurde, anstatt sie zu steigern. Ein neuer Aspekt der Handlung wird angesprochen, ausgearbeitet und kurz darauf schon ausgeführt, ohne das eigentliche Potential zu nutzen.

Die unterschiedlichen Point of Views wechselten in jedem Kapitel, was angenehm und erfrischend war, da hinter jeder Seite ein neues Gesicht auf mich wartete. Besonders mochte ich jedoch den Prinzen von Pretoria, da er das Herz am rechten Fleck hat und recht scharfsinnig gestaltet wurde. Ich empfand ihn als angenehm (er war auch der einzige, über den ich im Buch schmunzeln musste). Catherine, die Prinzessin von Brigand, ist sehr behütet aufgewachsen und das merkt man ihr auch an, doch auch sie macht eine große Entwicklung durch. Tash, die Dämonenrauch fängt, fand ich noch erfrischend und herrlich stur.

Trotzdem kamen mir manche Plotstrukturen recht naiv vor. Natürlich, Kingdom of Smoke wird als Jugendbuch deklariert, aber ich finde, die Autorin hat in dem Buch das ein oder andere Wagnis umschifft und mit Liebe (sei sie nun verboten oder nicht) aufgefüllt. Auch der Rauch wurde eher als Mittel zum Zweck verstanden. Da ist noch viel Potential nach oben. Vielleicht wird das Thema ja im nächsten Band ausführlicher behandelt?

Mich konnte das Buch leider nicht in seiner Gänze überzeugen. Trotzdem. Der Grundplot war ziemlich gut angelegt, der Dämonenrauch bietet noch Potential für die Fortsetzung und auch die Autorin hat ein Händchen für eine gute Bildsprache. Lest hinein und macht euch selbst ein Bild vom Dämonenrauch.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Charakter-Highlight <3

Teufelskrone
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Teufelskrone von Rebecca Gable

Was soll ich sagen? Ich kann euch nur meine Gefühllage annährend beschreiben, in der ich vor der Lektüre der „Teufelskrone“ war. Und danach. Ich denke, das gibt am besten ...

Teufelskrone von Rebecca Gable

Was soll ich sagen? Ich kann euch nur meine Gefühllage annährend beschreiben, in der ich vor der Lektüre der „Teufelskrone“ war. Und danach. Ich denke, das gibt am besten wieder, wie ich das Buch wahrgenommen habe.

Zunächst einmal mag es jeden Histo- und Gable-Fan verwundern. Waringham im 12. Jahrhundert? War die Autorin nicht schon längst bei Britanniens Seefahrten und den großen Kapitänen angelangt? Warum reist sie nun wieder in der Zeit zurück?
Die Frage ist ganz einfach zu beantworten: Weil sie ein unglaublich spannendes Stück Geschichte ausgegraben hat, über welches sie noch nicht geschrieben hat – und zwei Könige, an deren Seite noch kein Waringham stand. Also – auf zu neuen Abenteuern!

Yvain und Guillaume of Waringham sind Brüder und ganz nebenbei die Protagonisten von Gables neuen Roman. Guillaume ist der ältere der beiden, der Erbe des Titels und ein Kreuzfahrer. Auch Yvain soll das Kreuz nehmen und gen Jerusalem ziehen. Doch es kommt anders – nach einer durchzechten Nacht – mit König Richards Bruder Prinz John – fällt er in Ungnade und wird nicht in den Orden aufgenommen, worüber Yvain nicht unbedingt traurig ist. Fortan ist er Prinz John treu ergeben und durchläuft die Ausbildung zum Ritter. Und was für eine Ausbildung. Er findet treue Kameradschaft und erbitterte Feinde und steht schließlich Prinz John als Ritter zur Seite. Die Ausbildung war für mich persönlich ein Highlight. Ich konnte regelrecht das Band, das zwischen den Freunden geknüpft wurde, wahrnehmen und auch verstehen. Wundervoll. Yvain als Charakter ist Gablé ausnehmend gut gelungen. Er ist kein Nice Guy, jedoch trägt er das Herz am rechten Fleck und trifft schwerwiegende Entscheidungen nicht leichtfertig – mit ihm konnte ich viele Abenteuer, aber auch genauso vielen Schrecken mutig gegenübertreten – und die annährend tausend Seiten wunderbar im Galopp hinter mir lassen.

Doch mein wahres Highlight stellte ein anderer dar. Prinz John – der dunkle Bruder von König Richard, an dem in Filmen und Büchern kaum ein gutes Haar gelassen wird. Das Schreckgespenst in vielen Robin Hood Filmen. In der Teufelskrone hat Gable den Versuch unternommen, einen Menschen zu charakterisieren, kein Ungeheuer. Und dieses Vorhaben ist ihr über alle Maßen gut gelungen, wie ich unumwunden zugebe. Ich verneige mein Haupt vor ihr. John wird als ein Mensch mit Charisma dargestellt, natürlich, denn sonst hätte Yvain nie entschieden, ihm die Treue zu schwören. Der Zorn flammt ebenso oft in ihm auf wie anfangs die Treue zu jenen, die zu ihm stehen. Im Laufe des Romans verändert sich sein Charakter spürbar und Yvain wird vor die Frage gestellt, ob er immer noch treu zu ihm stehen kann oder eben nicht. Und diese Frage stellte für mich das Highlight dar – denn Gable schafft es, dass sich der Leser – ich – die Frage ebenso stellt wie Yvain. Im Laufe des Buches musste ich meine Meinung über John, ja über einige Charaktere revidieren – und das erhält die Spannung und die Leselust über alle Maßen.

Die Spannungskurve stieg für mich etwas behäbig an, jedoch stetig. Im zweiten Abschnitt – als ich die Figuren kannte und liebte, schlug sie förmlich Purzelbäume und dann in einem grandiosen Finale zu münden.
Die Motive des Buches sind wundervoll, vor allen da sich das Buch nicht nur auf Liebe beschränkt, sondern ebenso die unverbrüchliche Bruderliebe thematisiert oder eben die Treue zum König. Wundervoll und detailliert ausgearbeitet. Es war mir eine Freude!
Hervorheben muss ich auch noch, dass es einige Szenen gab, die mich sehr anrührten – obwohl eigentlich banal (Die Zubereitung eines Mahls, ein Spaziergang in der Nacht), waren die Szenen einfach so griffig geschrieben, dass ich mir Post Ist in mein Buch setzen musste. Das schaffen nur wirklich gute Autoren bei mir, und Rebecca Gable ist eine von ihnen.

Was bleibt zu sagen? Gable hat einen Mann in Szene gesetzt und eine fantastische Geschichte um ihn herum errichtet. Großartig! Einzig für die behäbig steigende Spannungskurve ziehe ich ein halbes Sternchen ab. Und jetzt bleibt mir nur noch zu warten, auf Gables nächstes Buch, auf die nächste Geschichte aus ihrer Feder.

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