Caroline Wahl trifft auf Benedict Wells „Spinner“
Achtzehnter StockDas erste, was man an einem Buch sieht ist das Cover und es ist mir sofort ins Auge gestochen. Der Himmel, knallgelbe Schrift und am Rand ein kleiner abstrakter Häuserblock, der aber nicht allzu viel Aufmerksamkeit ...
Das erste, was man an einem Buch sieht ist das Cover und es ist mir sofort ins Auge gestochen. Der Himmel, knallgelbe Schrift und am Rand ein kleiner abstrakter Häuserblock, der aber nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Cover hat mich sofort angesprochen und auch der Klappentext spricht für sich.
Nach der Leseprobe war mir klar, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte, weil ich mich sofort in Wanda, Karle und Aylins Mutter verleibt habe. Wanda die verzweifelt ihrem Alltag zu entfliehen versucht, möchte endlich ihren großen Durchbruch auf der Leinwand hinter sich haben, aber das Leben läuft nun mal nicht so, wie man es sich vorstellt. Der Plattenbau bleibt also weiterhin ihr Zuhause, die Miete, kann nicht gezahlt werden und wer braucht überhaupt Männer? Aylins Mutter, Esther, Ming und Wanda, alles Freundschaften, die eher zweckordiniert sind und deren Gemeinsamkeit bei Männerhass und Plattenbau bleiben sind sich einig, dass sie das größte Problem sind. Kommen aber trotzdem nicht von ihnen weg. Wanda bekommt eine Rolle und lernt Adam kennen. Der schöne, bekannte Adam, der sich sehr für Wanda interessiert, von ihrer kleinen Tochter aber nichts weiß. In einem ständigen hin und her lebt Wanda tagsüber im Schimmelbefall und widmet sich abends den Austern und Hollywood.
Wanda hat mich sehr an Jesper Lier aus Spinner erinnert, daher hat sie mir auch so gut gefallen. Sie täumt von der großen weiten Welt, verlässt die Platte aber nur für eine mögliche Filmrolle und steht kurz vor dem aus. Karlie hat mir besonders am Ende gefallen, weil sie ihrer Mutter gezeigt hat was ein Zuhause und was Heimat bedeutet, was man sich nicht kaufen kann. Ein durchgehendes Highlight war Aylins Mutter, die wir nur als Aylins Mutter kennenlernen. Sie ist grob, steht mitten im Leben und arbeiten kommt für sie nicht in Frage. Sie lebt ganz nach dem Motto Harz IV und der Tag gehört dir.
Sara Gmuers sarkastisch aber ernster Schreibstil haben mich ab Seite eins überzeugt. Man schwimmt zwischen einer traurigen Erzählung, der Realität des Lebens und einer gesunden Prise absurden Humor - eine Kombination die ich mir nicht besser für Wanda Geschichte hätte vorstellen können.
Ich habe die Geschichte sehr genossen und kann sie jedem, der Caroline Wahl oder Benedict Wells Spinner mag ans Herz legen. Wenn die Geschichte noch mehr und er Platte gespielt und ich Aylins Mutter noch besser kennengelernt hätte, dann wäre es ein klares Highlight geworden.