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Lorbeerchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2017

Niemand ist perfekt

Die Perfekten
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Darum geht's...
Das Land Hope wird von den Gesegneten regiert, sie sind perfekt. Ein Status, den ein Mensch niemals erreichen kann. In Hope werden die Menschen nach ihrem Genmaterial bewertet und kategoriesiert. ...

Darum geht's...
Das Land Hope wird von den Gesegneten regiert, sie sind perfekt. Ein Status, den ein Mensch niemals erreichen kann. In Hope werden die Menschen nach ihrem Genmaterial bewertet und kategoriesiert. Je besser die Gene, desto mehr Privilegien und Chancen. Doch Rain ist ein Ghost, sie muss sich vor dem System verstecken, weil es sie eigentlich nicht geben dürfte. Doch in Grey schließt sie zum Freundschaft mit Lark und wird prompt verraten.

Das sage ich dazu...
Mit rund 600 Seiten ist das Buch ein richtiger 'Klopper' und ich kann nicht sagen, wann ich das letzte Mal ein Buch gelesen habe, welches mehr als 400 Seiten hatte. Dementsprechend gespannt war ich, ob die Story es schaffen würde mich durchweg zu fesseln und zu unterhalten. Und das hat sie!

Vom Aufbau her erinnert mich das Land Hope sehr an Panem. Es gibt die 'goldene' Hauptstadt (hier: Aventin), in der die Reichen, Schönen und Priviligerten wohnen und von dort aus regieren. Weiterhin gibt es verschiedene Zirkel, die jeweils für einen bestimmten (Wirtschafts-)Bereich zuständig sind und dementsprechend benannt wurden. Je weiter von Aventin entfernt, desto ärmer der Zirkel. Rain's Heimatzirkel ist Grey. Dort arbeiten die Menschen in Fabriken, kämpfen mit dem Smog und den gesundheitlichen Folgen, der ständigen Luftverschmutzung. Es gibt sogar Gebiete, die nicht mehr betreten werden können, da dort alles vergiftet ist. Trotz der Ähnlichkeit zu bereits bestehenden dystopischen Geschichten, hat mir der Aufbau der Welt wirklich gut gefallen, vor allem, weil ich diese Ausgangssituation nach einem großen Krieg für denkbar halte. Auch die Tatsache, dass Menschen kategoriesiert werden, ist nicht neu, aber ebenso realistisch. Caroline Brinkmann hat sich in 'Die Perfekten' für eine kategoriesierung anhand der Gene entschieden. Eine gute Idee, die aber ebenso erschreckend ist. Gut dargestellt hat sie auch den zunehmenden Einfluss der Rebellen auf die Einwohner Grey's. Unzufriedenheit und Unmut über die Regierung treibt die Menschen praktisch in die Arme der Rebellen. Die Menschen wollen Gerechtigkeit und die Rebellen wollen die Macht.

Den Schreibstil von Caroline Brinkmann kann man mit bildgewaltig und detailreich beschreiben. Es fällt unheimlich leicht in die Welt von Hope einzutauchen. Man kann die Fabriken, die erschöpften Arbeiter und den Smog förmlich vor Augen sehen. Genauso wie den blauen Himmel in Aventin, man kann die klare Luft dort atmen und an den Festen teilnehmen. Ich war wirklich überrascht, aber Caroline Brinkmann hat mich komplett in das Land Hope entführt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Rain und Lark geschildert, so dass man den beiden Protagonisten immer sehr 'nahe' ist. Man erfährt aus erster Hand wie sie sich fühlen und wieso sie welche Handlungen nun durchgeführt haben. Die beiden sind sich sehr ähnlich. Sie wollen in die Welt hinein passen und ihre aktuellen Verhältnisse verbessern. Rain möchte nicht mehr als Ghost leben und als sie dieses Ziel erreicht hat, ist sie ein wichtiges Bindeglied der Gesellschaft. Lark möchte seine Familie beschützen, vor allem seine Schwester. Beide sind loyal gegenüber denen, die sie lieben und greifen manchmal zu extremen Mitteln, die man auch nicht immer gut heißen kann. Hier gilt: Der Zweck heiligt die Mittel. Und in der Welt von Hope sind Extreme die einzige Möglichkeit sich Gehör zu verschaffen.

Auf den Punkt gebracht...
Eine Dystopie, die bis zum Ende spannend bleibt und zum Mitfiebern einlädt. Für alle empfehlenswert, nicht nur für eingefleischte Fans des Genres.

Veröffentlicht am 21.08.2017

Schönes orientalisches Märchen mit kleinen Schwächen

Amrita
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Darum geht's...
Amrita ist die Prinzessin des Königreichs Shalingar. Um den Frieden zu wahren soll sie Sikander heiraten, einen ehemaligen Freund ihres Vaters und Tyrann, Unterdrücker vieler Länder und ...

Darum geht's...
Amrita ist die Prinzessin des Königreichs Shalingar. Um den Frieden zu wahren soll sie Sikander heiraten, einen ehemaligen Freund ihres Vaters und Tyrann, Unterdrücker vieler Länder und Königreiche. Doch es soll anders kommen. Sikander tötet Amritas Vater und Amrita flüchtet, als Gefährtin steht ihr Thala, Sikanders Sklavin und Seherin zur Seite. Gemeinsam wollen sie das Schicksal ändern.

Das sage ich dazu...
Der Zauber und die mystische Welt des Orients, ferne Kontinente voller Geheimnisse, die es zu entdecken und entschlüsseln gilt. Das alles habe ich mir von 'Amrita - Am Ende beginnt der Anfang' versprochen. Zum Teil habe ich es auch bekommen. Die Welt in der Amrita wohnt und wie diese von der Autorin geschildert wird, ist wirklich so, wie ich es mir im Orient vorstelle. Die Bildreiche Sprache hat auch sehr stark dazu beigetragen, dass ich das Buch zu Ende lesen wollte. Spannungsaufbau gab es leider so gut wie gar nicht.

'Wir sind dabei, die Vergangenheit umzuschreiben, und dadurch schreiben wir auch die Zukunft um.' - Thala, aus Amrita - Am Ende beginnt der Anfang, Seite 300

Die wenigen, doch unvorhersehbaren, Wendungen, welche der Spannung zugute kamen, wurden durch darauffolgende seitenweise Erklärungen zu einer Sache relativiert. Die Spannung kann man daher mit einer Berg- und Talfahrt vergleichen. Weiterhin verrät der Klappentext viel zu viel von der Geschichte, es bedarf keines Sherlock Holmes, um sich Handlungsstränge selbst zusammen zu reimen.

'Ich gierte nach Antworten, Gewissheiten und suchte einen Sinn, an den ich mich klammern konnte.' - Amrita, aus Amrita - Am Ende beginnt der Anfang, Seite 247

Die Charaktere sind nicht überraschend, sie entsprechen den zu erwarteten Mustern, die mit einer solchen Geschichte einhergehen. Amrita ist behütet und beschützt aufgewachsen. Ihr Leben hat sie überwiegend im Palast verbracht. Sie bekam selten die Gelegenheit den Palast zu verlassen, und wenn doch, so musste sie stets vermummt sein und wurde von der Armee ihres Vaters flankiert. Auch kam sie nie über die Landesgrenzen hinaus. Amrita ist ihrem Vater gegenüber sehr gehorsam und loyal. Weiterhin scheint sie sehr naiv zu sein, was den Umständen ihres bisherigen Lebens geschuldet sein mag, aber auch auf ihrer Flucht gibt es Situationen, bei denen man denkt 'Mensch Mädchen, mach die Augen auf'.

Thala, die Seherin, ehemalige Sklavin und mehr oder weniger unfreiwillige Fluchtpartnerin ist Amritas notwendiger Sitekick. Sie ist klug und man merkt ihr an, dass sie weit mehr Lebenserfahrung hat als Amrita, wenn auch eher negativ gesehen. Ohne Thala wäre Amrita wohl nicht weit gekommen auf ihrer Flucht. Im Gegenzug gibt es auch Szenen, in denen Amrita Thala zur Hilfe eilen muss. Jedenfalls ist es schön zu sehen, wie mit jedem Schritt die Freundschaft der ungleichen Mädchen wächst. Daher möchte ich das stereotypische Verhalten nicht negativ ankreiden. Es ist gut wie es ist und für mein Empfinden passt es perfekt in die Geschichte.

Und wie steht es mit dem Sinn hinter der Geschichte von Amrita? Ich denke, es geht darum, dass mein sein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann und durch seine Taten entscheidet, welche Art Mensch man sein möchte. Aber man muss nicht zum/zur Märtyrer/in werden, oft reichen auch kleine Dinge, um Gutes zu tun und Veränderung herbeizuführen.

Auf den Punkt gebracht...
In 'Amrita - Am Ende beginnt der Anfang' wird, dank der schönen und bildreichen Sprache, der Zauber des Orients transportiert. Leider gibt es zu wenig Spannung und Unvorhergesehenes. 'Amrita' ist weniger ein Fantasyepos sondern mehr ein Märchen aus dem Morgenland, welches trotz meiner Kritikpunkte auch schöne Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Glücksgefühl - oder eher nicht...

Glücksgefühl
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Darum geht's...
Nike hat das Abitur in der Tasche und jobt seitdem in einer Buchhandlung, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte, weiß sie nicht. Aus einer Laune bewirbt sie sich, mit Unterstützung ihrer ...

Darum geht's...
Nike hat das Abitur in der Tasche und jobt seitdem in einer Buchhandlung, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte, weiß sie nicht. Aus einer Laune bewirbt sie sich, mit Unterstützung ihrer Freundinnen, an einer Schauspielschule. Schauspielerei hat ihr sowieso immer gefallen. Das sie angenommen wird, damit rechnet sie so oder so nicht.

Das sage ich dazu...
In 'Glücksgefühl' geht um Nike, eine intelligente, hübsche und schauspielerisch begabte junge Frau, die allerdings keine Vorstellung hat, wie ihre Zukunft aussehen soll. Sie weiß nur, dass Schauspielerei ihr immer Freude gemacht hat. Das ist, wie ich finde, eine sehr authentische Ausgangssituation, wie viele wissen schon genau was sie ihr Leben lang machen möchten, wenn sie gerade den Schulabschluss in der Tasche haben. Auch die Tatsache, dass Nikes Freundinnen sie dazu drängen sich an einer Schauspielschule zu bewerben und dies gleich, mehr oder weniger, selbst in die Hand nehmen, nicht unrealistisch. Wer hatte nicht schon einmal eine verrückt klingende Idee und hat einfach drauf los gemacht? Aber alles danach läuft mir persönlich einfach zu glatt.

Nike bekommt prompt die Zusage für das Studium an der Schauspielschule, sie hat mit ein paar kleinen, anfänglichen Widrigkeiten zu kämpfen, nichts was man nicht kennt, neidische Mitschüler etc. Diese scheint sie aber mühelos in den Griff zu bekommen. Trotz dieser und weiterer positiven Ereignisse ist Nike ihr größter Feind. Sie ist alles andere als selbstsicher und sie ordnet sich sehr unter, versucht anderen immer gerecht zu werden und verliert sich in ihre Träumereien über das Leben der Personen, denen sie begegnet. Zwar machen diese Träumereien teils den Charakter 'Nike' aus, doch mich störte das im Lesefluss.

Genauso wie die vielen Zeitsprünge, die einfach innerhalb eines Kapitels eingebaut wurden. Das passiert, wenn man versucht eine große Zeitspanne in einem Buch mit etwas mehr als 200 Seiten unterzubringen. Stellenweise kam es mir dadurch so vor, als ob die Autorin keine Ideen mehr gehabt hat. Schade ist auch, dass das Buch, obwohl es 'Glücksgefühl' heißt, an Nüchternheit kaum zu übertreffen ist. Emotionen werden kaum übertragen, außer wenn es darum geht, dass Nike schauspielern soll. So ist auch die Beziehung zwischen Nike und Jasper für mich absolut nicht nachvollziehbar.

Zum Schluss...
'Glücksgefühl' bietet ein paar schöne Einblicke in die Schauspielwelt und ist daher für interessierte Jugendliche sicher zu empfehlen. Ansonsten ist das Buch eher 'dahin plätschernd' ohne Spannung und Höhen und Tiefen. Mir haben auch die richtigen Emotionen, abseits der Schauspieleri gefehlt.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Das Erwachen

Chosen 2: Das Erwachen
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Darum geht's...
Emma ist in Farran's Händen, er manipuliert und setzt sie unter Druck. Die Organisation der Falken setzen mit Jacob alles daran Emma zu befreien und Farran das Handwerk zu legen.

Das ...

Darum geht's...
Emma ist in Farran's Händen, er manipuliert und setzt sie unter Druck. Die Organisation der Falken setzen mit Jacob alles daran Emma zu befreien und Farran das Handwerk zu legen.

Das sage ich dazu...
Der erste Teil 'Die Bestimmte' hat mir unglaublich gut gefallen. Die Idee mit den übernatürlichen Gaben und einer Gemeinschaft, die sich um die besonderen Menschen kümmert, mag zwar nicht neu sein, aber sehr gut umgesetzt. Der Plot war spannend, wenn man gerade dachte, dass man 'die Bösen' entlarvt hat, kam eine Wendung und alles sah plötzlich anders aus. Bei dem wirklich offenen Ende war auch klar, dass es eine Fortsetzung geben wird und geben muss, alles andere hätte mich persönlich enttäuscht.

Leider kann die Fortsetzung nicht an den Vorgänger anknüpfen, zumindest was die Spannung angeht. Ich habe mich regelrecht durch das Buch gequält. In 'Das Erwachen' wird man gleich mit drei Perspektiven konfrontiert, während 'Die Bestimmte' aus Emma's Sicht erzählt wird, kommen nun auch Jacob und Aidan zur Sprache. Ich persönlich habe die ständigen Perspektivwechsel als Füllmaterial empfunden, um das Buch künstlich in die Länge zu ziehen. Diese Tatsache trägt auch nicht dazu bei, alles zu entwirren. Im Gegenteil, irgendwann habe ich den Durchblick verloren.

Emma hat im zweiten Teil ein bisschen die Rolle des Opferlamms eingenommen. Während sie im vorangegangenen Buch stark, unabhängig und teilweise auch sehr aufmüpfig wirkte, hat sie in 'Das Erwachen' all diese Eigenschaften verloren und wird von ihren Gefühlen und Gedanken beherrscht. Sie lässt sich leicht herumschubsen und verkriecht sich lieber, anstatt die Stirn zu bieten. Sie kämpft eher gegen sich, ihr Verstand gegen ihre Gefühle und umgekehrt, das ist teils wirklich anstrengend mit anzusehen.

Und zum Schluss...
'Das Erwachen' ist die notwendige Fortsetzung eines grandiosen ersten Teils. Leider nur bedingt spannend, dafür streckenweise langatmig und anstrengend. Das Ende ist ein Ende und für meinen Geschmack ist das auch gut so. Richtig überzeugen konnte mich das Buch nicht.

Veröffentlicht am 04.08.2017

Hundert Lügen

Hundert Lügen
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Darum geht's...
Die Geschwister Manon und Kris waren in ihrer Kindheit unzertrennlich, doch ein Sommer änderte alles. Sie verloren sich zuerst emotional und dann auch räumlich aus den Augen, bis ihr Vater ...

Darum geht's...
Die Geschwister Manon und Kris waren in ihrer Kindheit unzertrennlich, doch ein Sommer änderte alles. Sie verloren sich zuerst emotional und dann auch räumlich aus den Augen, bis ihr Vater sie eines Tages dazu zwingt wieder 'nach Hause' zu kommen und plötzlich müssen sich die beiden ihrer Vergangenheit stellen.

Das sage ich dazu...
Diese Rezension fällt mir nicht leicht. Das Buch gehört zu jenen Büchern, die mich noch lange nach dem Lesen beschäftigen. Ich bin kein dummes/kleines Mädchen, ich weiß dass die Welt nicht immer voller Sonnenschein ist und nach Rosen duftet, dennoch bin ich jedes Mal erschüttert, wenn ich über Skrupellosigkeit gewisser Menschen lese oder davon höre. Auch, wenn 'Hundert Lügen' fiktiv ist, so ist es dennoch erschreckend nah an der Realität und wer sagt, dass es nicht irgendwo auf der Welt Menschen gibt, die das genau so oder zumindest ähnlich erlebt haben. Genau dieser Umstand sorgte während dem Lesen bei mir für Beklemmung und Gänsehautmomente, Alice Gabathuler hat diese düstere Stimmung wirklich gut herüber gebracht. Die Spannung baut sich zwar nur langsam auf und erreicht ab ca. der Mitte des Buches den höchsten Punkt. Dieser hält sich dann aber auch bis zum Ende hin. Trotz allem ist der erste Teil des Buches ebenso aufregend und aufwühlend, da man direkt miträtselt, was wohl passiert sein könnte und wer hinter allem steckt und vor allem wieso. Eine gelungene Umsetzung.

Die beiden Protagonisten Kris und Manon sind starke Persönlichkeiten, auch wenn sie durch die Geschehnisse der Vergangenheit physisch wie auch psyschich stark gezeichnet sind. Was den beiden zugestoßen ist hat mich wahnsinnig traurig gemacht, auch die Tatsache wie ihr Umfeld sie in der Gegenwart behandelt, gerade ihr Vater, da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Das die beiden trotz allem nicht aufgeben, zeugt wirklich von Charakter und machte mich als außenstehende Person tatsächlich stolz. Das Gefühl habe ich selten bei fiktiven Charakteren. Daher noch einmal ein großes Lob an die Autorin, die mMn zurecht ausgezeichnet wurde.

Auf den Punkt gebracht...
'Hundert Lügen' ist das Portrait einer zerrütteten und gescheiterten Familie, die sich durch Verschwiegen- und Unehrlichkeit eine harmonische Zukunft verpsielt hat, denn die Wahrheit ist unerträglich.