Keine bemerkenswerte Literatur
Alles, was ich weiß über die LiebeDolly Alderton schreibt von Beginn an erschreckend ehrlich und offen über ihre verschiedensten Alkohlexzesse und ihre Freunde, insgesamt leider weniger über die Liebe, das eigentliche Thema des Buches. ...
Dolly Alderton schreibt von Beginn an erschreckend ehrlich und offen über ihre verschiedensten Alkohlexzesse und ihre Freunde, insgesamt leider weniger über die Liebe, das eigentliche Thema des Buches. Tatsächlich schreibt sie in Summe bestimmt doppelt so viel über Alkohol als über die Liebe. Es scheint ein Thema zu sein, das sie auf der ganzen Linie mitreißt. Mich nicht.
Von Anfang an ist klar, dass das Mädchen ein Problem mit Alkohol und Beziehungen hat. Die Autobiographie fängt in den frühen Teenagerjahren der Autorin an und zieht sich fast bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Nur leider ist es quasi komplett unchronologisch aufgebaut und verwirrt den Leser. Die horrende Anzahl ihrer Sexualpartner hilft da auch nicht weiter.
Während des Lesens schleicht sich das Gefühl ein, in jedem Kapitel würde das selbe stehen, nur geht es um einen anderen Typen, der sich von den vorherigen nur durch seinen Namen unterscheidet und selbst diese scheinen manchmal verwirrend ähnlich zu sein. Da dies aber eine Biographie ist, kann niemand etwas für die Namen, der Männer mit denen sich die Autorin vergnügt.
Die Erzählform wird immer wieder durch Rezepte oder E-Mails durchbrochen, die, vor allem die Mails, mit fast schon grenzwertiger Ironie verfasst wurden sodass man das Gefühl hat, man würde sich in den Gedanken einer motzigen, alleinstehenden Frau befinden, die alles und jeden hasst, der auch nur so etwas ähnliches wie eine Beziehung hat und diese ausversehen vor ihr auslebt.
Auch wenn die Ironie an manchen Stellen im Buch absolut Grenzwertig ist, ist sie doch sehr nötig, um den Inhalt etwas erträglicher zu gestalten. Desto weiter man das Buch liest, desto mehr hinterfragt man den Sinn dieser Lektüre. Es ist keineswegs etwas gegen unterhaltende Literatur einzuwenden, aber wenn sie weder sonderlich unterhaltend ist, noch dem Leser irgendeine Art von Botschaft vermittelt, außer vielleicht, dass man nicht Unmengen an Alkohol trinken und sich zu vielen Wildfremden Typen an den Hals werfen sollte, muss man leider sagen, dass es keinen Sinn macht, dieses Buch zu lesen.
Die Biographie einer unbekannten Frau zu lesen, die sich über ihre Vergangenheit lustig macht und am Ende meint, sie könnte einem etwas über die Liebe erzählen, obwohl sie selber behauptet, nie eine richtige Beziehung abgesehen von ihren Freundinnen gehabt zu haben, scheint mir eine Zeitverschwendung höchsten Maßes zu sein.
Ihr teilweise gelungener Humor und die Abwegigkeit ihrer Geschichten können es leider auch nicht rumreißen. Ob sie etwas daraus gelernt hat kann ich nicht sagen, mir hat es jedenfalls nichts gebracht, dieses Buch zu lesen.
Ein weiterer verwirrender Faktor ist die krasse Wendung zur Mitte des Romans hin. Das Kapitel Florence ist das einzige, von dem ich sagen kann, dass es gut geschrieben ist und dem Leser etwas vermittelt. Interessanterweise aber etwas ganz anderes, als das Buch eigentlich vermitteln sollte.
Alle sin allem ist es ein Buch, das größtenteils von Alkohol und schlechten Dates handelt mit ein wenig guten Humor der es durchaus unterhaltsam macht, allerdings ist es keine sonderlich bemerkenswerte Literatur, die ich als empfehlenswert empfinde.