Verdienter Pulitzer-Preisträger
BarbarentageEine Welle bricht am besten bei ablandigem Wind, ist er auflandig, so zerstört er die aufkommenden Wellen. Dies ist eine der vielen Informationen, die man bekommt, wenn man den Roman (bzw. die Biographie) ...
Eine Welle bricht am besten bei ablandigem Wind, ist er auflandig, so zerstört er die aufkommenden Wellen. Dies ist eine der vielen Informationen, die man bekommt, wenn man den Roman (bzw. die Biographie) „Barbarentage“ von William Finnegan liest.
Ein Buch über das Surfen, die Welt, Freundschaften, die Liebe, Konflikte und deren Lösungen.
Ein vielseitiges Buch. Ein Buch, das lehrt, verschiedenste Kulturen zu verstehen und ihnen den Respekt zu übermitteln, den sie verdient haben zu bekommen.
Der Roman, der eigentlich eine Autobiographie ist, aber definitiv das Potenzial dazu hat komplett ausgedacht zu sein, erzählt die Geschichte eines Surferlebens in 10 Kapiteln.
Beschrieben werden 59 Jahre des inzwischen ca. 66 Jahre alten Autors, die defintiv ereignisreich und sehr lesenswert sind.
Das erste Kapitel ist zwar nicht das erste seines Lebens, aber dennoch ein toller Einstig in das Buch. Es beginnt auf den Inseln, die auch der Geburtsort des Surfens sind. Hawaii. Insgesamt zwei der zehn Kapitel finden auf den Inseln statt, in Gedanken wird aber immer damit verglichen. Von Honolulu aus geht es ein paar Jahre zurück, nach Los Angeles, dem Surfmekka der Staaten und nochmal nach Kalifornien, allerdings zeitlich gesehen nach dem ersten Hawaii Aufenthalt. Was sich hier vielleicht kompliziert anhört, ist im Roman sehr logisch und gut durchdacht. Das erste Kapitel gibt einen guten Überblick über das Surfen, gerade für Einsteiger werde hier noch ein paar Begrifflichkeiten geklärt und dann geht es los mit einer endlosen Suche nach der besten Welle. Sie führt den Leser unter anderem in den Südpazifik, nach Australien, durchs Outback, in die fremden Kontinenten Asien und Afrika und nach San Fransico und Madeira schlussendlich nach New York in die Stadt die niemals schläft.
Je weiter man liest, in diesem Buch voller Fachwissen und Slang bzw. Fachausdrücken (die übrigens hinten im Buch in einem „Glossar typischer Surf-Begriffe erklärt sind) , desto mehr lernt man daraus. Nicht einfach nur übers Surfen, sondern auch über die verschiedensten Kulturen, Jugendbewegungen und Küstenabschnitte der Welt. Man lernt, wie man einen guten Spot mit Hilfe einer Landkarte ausmacht, was die Ureinwohner auf den Fidschis gerne zu Mittag essen und was man auf alle Fälle beachten sollte, wenn man auf den eben genannten Fidschis allein auf einem kleinen Eiland lebt.
Aber das Wissen-fassen ist nur ein netter Nebeneffekt der Eigentlichen Geschichte. Der Schreibstil des Autors beinhaltet viele Erklärungen und Informationen aber eben diese machen ihn zu so einem signifikanten Schreibstil, den ich vermutlich überall wiedererkennen würde. Mr. Finnegan erzählt mit viel Humor, mit dem er sich auch mal selber auf die Schippe nimmt. Er schildert gute wie auch schlechte Zeiten in jeder ersichtlichen Hinsicht und schreibt auch Mal, dass er jetzt einfach nicht mehr weiß, ob das so passiert ist, aber so glaubt er es.
Seine flüssige Ausdrucksweise bei Beschreibungen wie auch dem Wiedergeben von Gesprächen ist ausgesprochen realistisch und angenehm.
Diese Glaubhaftigkeit zu wahren ist bei einer Autobiographie nicht immer einfach, aber zumindest scheint es, als wäre es ihm gelungen.
Abschließend lässt sich sagen, dass es sicherlich sehr schwer ist, die Fülle dieses Buches in ihrer Ganzheit zu erfassen, aber es ist ohne Zweifel ein unerwartet guter Roman und eine äußerst interessante Autobiographie ist, die den erhaltenen Pulitzer Preis sehr wohl verdient hat.