Selten gibt es so eine starke Charakterentwicklung in einem Roman
Forever Free - San Teresa University„Freiheit. Sie schmeckt wie Vanilleeis und Eiskaffee. Sie klingt nach Wellenrauschen und wildem Stimmengewirr. Sie fühlt sich wie warmes Sonnenlicht auf meiner Haut an, das mich mit einem schmerzhaften ...
„Freiheit. Sie schmeckt wie Vanilleeis und Eiskaffee. Sie klingt nach Wellenrauschen und wildem Stimmengewirr. Sie fühlt sich wie warmes Sonnenlicht auf meiner Haut an, das mich mit einem schmerzhaften Ziehen vor dem kommenden Sonnenbrand warnt. Und sie riecht nach Meersalz und ein wenig nach Streetfood. Aber das Wichtigste ist, dass sie sich fantastisch anfühlt.“
Forever Free wird wie so viele andere College-New Adult Romane vorgestellt und in gewisser Weise ist er es ja auch was. Was diesen Roman jedoch so besonders macht sind die Charaktere und ihre Entwicklung. Direkt mit dem ersten Kapitel lernt der Leser Raelyn und ihren Wunsch nach Freiheit kennen. Sie wirkt extremst schüchtern, unbeholfen und vielleicht ein bisschen naiv. Es fällt ihr äußerst schwer in der Universität Anschluss zu finden, sodass ihr Start nicht leicht ist. Ich kann hier jeden Leser verstehen, der Raelyn unsympathisch und zu naiv findet. Im ersten Moment habe ich mich hier auch gefragt, ob sie ihr bisheriges Leben hinter dem Mond gelebt hat, aber ihr Verhalten wird nach und nach immer besser erklärt, sodass es auf mich authentisch gewirkt hat. Hier empfehle ich offen zu sein und einfach abzuwarten.
Raelyn ist für mich ein sehr starker Charakter und ihr wird sehr viel Raum in der Geschichte eingeräumt. Das Buch ist kein klassischer Liebesroman, in dem die Paarbeziehung im Vordergrund steht, sondern es geht vor allem um ihre Entwicklung und die Gründe hinter ihrem Freiheitsdrang. Fast die gesamte erste Hälfte dreht sich ausschließlich um sie. Wer hier viel Action erwartet, kommt wahrscheinlich zu kurz, dafür kann ich eine realistische Entwicklung und einen wundervollen Schreibstil mit einer Liebe zum Detail versprechen.
Ein Teil des Buches ist auch aus Hunters Sicht geschrieben. Er ist auch ziemlich komplex, aber ihm wird nicht ganz so viel Platz eingeräumt. Mich hätte hier auch noch mehr sein familiärer Hintergrund interessiert, aber ich kann auch verstehen, dass hier nicht jeder Charakter bis in das kleinste Detail durchleuchtet werden kann. Er war mir auch sehr sympathisch und hatte ein paar schöne, menschliche Makel.
Mit dem Buch wird ein kleiner Freundeskreis vorgestellt. Raelyn findet in zwei Studentinnen April und Kate wirklich gute Freundinnen. Als Leser habe ich hier schon einen Eindruck bekommen, dass auch in April und Kates Leben nicht alles rund läuft. Ich freue mich somit sehr in dem zweiten und dritten Teil ihre Geschichte kennenzulernen und hoffentlich auf ebenso komplexe Charaktere zu stoßen.
Auch wenn es eine eher ruhige Geschichte war, hat sie mich vollkommen mitgerissen. Es werden hier viele alltägliche Themen, aber auch komplexe Probleme wie ein Kontrollzwang oder eine extreme Unsicherheit vorgestellt. Hier gab es einen gute Mischung zwischen lockeren Unterhaltungen und tiefgründigen Gedanken. Auch wenn es viele College-Romane gibt, hat mich dieser besonders begeistert. Von mir gibt es hier eine eindeutige, uneingeschränkte Leseempfehlung.