Ein kurzer, ruhiger Abstecher ins Dorfleben
Bleib doch, wo ich bin„Jedenfalls hat der Herr Lehrer es geschafft, mich ordentlich durcheinanderzurütteln. Ich will gar nicht mehr die coole Kaya sein, die abschleppt, wen sie will, ohne ihr Herz zu verlieren. Ich mag die ...
„Jedenfalls hat der Herr Lehrer es geschafft, mich ordentlich durcheinanderzurütteln. Ich will gar nicht mehr die coole Kaya sein, die abschleppt, wen sie will, ohne ihr Herz zu verlieren. Ich mag die Kaya, die ich bin, wenn ich bei ihm bin. Und ich mag ihn. Ich mag ihn nicht mehr hergeben.“
Manche Buchcharaktere wachsen einem direkt an Herz, sodass man einfach nur weiterlesen möchte, um zu sehen, dass sie glücklich werden. So war es bei mir mit Kaya. Sie ist außergewöhnlich lebensfroh, im Dorfleben komplett verwurzelt und die beste Tante, die man sich vorstellen kann. Schön ist auch, dass sie ein paar kleine Macken hat und noch nicht zu erwachsen ist. Ein Mensch, den ich gerne auch in meinem Freundeskreis hätte.
Bei Lasse ist das etwas schwieriger. Er scheint häufig selbst noch nicht zu wissen, was er eigentlich vom Leben möchte. Nach einer gescheiterten Beziehung zieht er aufs Land und wird Vertretungslehrer. Wirklich glücklich mit dem Landleben ist er jedoch erst einmal nicht. Auch ist sein Verhalten an der ein oder anderen Stelle nicht so schlüssig. Hier kann es durchaus passieren, dass er einfach mal Reißaus nimmt und flieht.
Vom Wesen her sind die beiden somit ziemlich unterschiedlich. Das macht das erste Aufeinandertreffen nur noch amüsanter. Es gibt hier mehrere lustige Stellen, Verwechslungen und Missverständnisse. Dabei bleibt ein großes Drama glücklicherweise aus. Auf mich wirkte das Kennenlernen authentisch und nicht zu überstürzt. Ich war gerne dabei, als die ersten Schmetterlinge im Bauch aufgetaucht sind.
Insgesamt ist das Buch aus Kayas und aus Lasses Sicht geschrieben, was besonders bei den Missverständnissen praktisch ist, sodass man hier die verschiedenen Auffassungen mitbekommt. Der Schreibstil bei beiden Sichten ist zwar recht ähnlich, aber durch das Wesen der Charaktere doch unterschiedlich genug, dass der Leser mitbekommt, aus wessen Sicht gerade erzählt wird.
Darüber hinaus lebt das Buch auch von den Nebencharakteren, wie den Tierarzt Bob oder Kayas Nichte. Sie sind ebenfalls so vielschichtig wie die Hauptcharaktere und bringe noch mehr Spannung in die Geschichte.
Für mich ist „Bleib doch, wo ich bin“ ein schöner Ausflug oder Abstecher in das Landleben. Ein amüsanter, authentischer Liebesroman mit vielen großartigen Charakteren.