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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2018

Ganz großes Kopfkino

Cinder & Ella
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Bei dem Buch hat mich von Anfang an mehreres begeistert: Als erstes war es das wunderschöne, farbenfrohe und dennoch minimalistisch gestaltetes Cover und danach der Titel selber. "Cinder & Ella" beziehungsweise ...

Bei dem Buch hat mich von Anfang an mehreres begeistert: Als erstes war es das wunderschöne, farbenfrohe und dennoch minimalistisch gestaltetes Cover und danach der Titel selber. "Cinder & Ella" beziehungsweise Cinderella, wie es zunächst aussah. Das klang märchenhaft. Dazu passte zunächst der Klappentext nicht, weil er so überhaupt nicht nach einem Märchen klingt. Aber es hörte sich nach einer gefühlvollen, tiefgründigen Liebesgeschichte an und damit nach einem Buch, das ich unbedingt lesen wollte.

Ella verliert bei einem Autounfall nicht nur ihre Mutter, sondern auch das Leben, wie sie es bisher kannte. Nach 8 Monaten Phytotherapie kann sie zwar wieder gehen, hat aber an der Hälfte ihres Körpers Narben. Sie muss nun bei ihrem Vater und seiner neuen Familie einziehen, die sie vorher gar nicht kannte. Die ganze Welt scheint gegen sie zu sein, bis auf ihren alten Chatfreund Cinder, zu dem sie wieder Kontakt aufnimmt. Cinder weiß nichts von ihren Problemen und Ella weiß nicht, dass Cinder ein berühmter Schauspieler ist.

Von der Thematik her mochte ich die Geschichte sehr. Ich kann mir nur vorstellen, wie schwer es ist, wenn sich das Leben von einen auf den anderen Tag ändert, wenn man wieder die kleinsten Bewegungen lernen muss und sich fremd im eigenen Körper fühlt. Das ist mit Sicherheit nicht immer leicht und das wird hier auch sehr nachvollziehbar beschrieben. Ella ist häufiger mal verzweifelt, am Boden zerstört und hoffnungslos. Das sind genau die Emotionen, die ich auch erwarten würde und die hier so gut dargestellt werden, dass man sie als Leser mitfühlt. So hatte ich auch in dem ein oder anderen Moment Tränen in den Augen.

Neben dem Inhalt war der Schreibstil ein wahrer Lesegenuss. Nicht nur die schweren, eher negativen Emotionen werden durchlebt, sondern auch der Spaß beim Chatten mit Cinder. Die ganzen E-Mails, Chatverläufe und SMS sind mit viel Witz geschrieben, vielen Anspielungen auf Filme oder Serien und lockern die Geschichte auf. Es ist nicht so, dass es ein E-Mail-Roman ist, aber an der ein oder anderen Stelle nehmen diese virtuellen Unterhaltungen auch mal mehrere Seiten ein. Die Sprache ist hier locker und für Jugendliche sehr angemessen ohne dass es überzogen wird. Der Ton wird hier perfekt getroffen.

Wenn ich das Buch kritisieren wollte, dann könnte ich nur sagen, dass ich am Anfang bei Cinders Geschichte das Gefühl hatte, dass seine Seite ein bisschen konstruiert ist. Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, dass ein Leben wirklich so aussehen kann. Es hat sich daran eigentlich nicht so viel geändert, aber nach wenigen Kapiteln war es mir schlichtweg egal und es hat mich nicht mehr gestört. Alle anderen Aspekte waren so schön, dass sie diesen komplett überlagert und in den Hintergrund gedrängt haben.

Passend zum Titel tauchen machmal auch Parallelen zu Cinderella auf. Das war für mich dann noch ein weiteres, persönliches Highlight. Insgesamt war das Buch rundum ein Lesegenuss und ich hatte sehr viel Spaß Cinder und Ella in dem kurzen Lebensabschnitt zu begleiten.

Veröffentlicht am 22.10.2018

Ein außergewöhnlicher Lesegenuss

Das Herz der Kämpferin
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Sie ist eine Kämpferin. Eelyn wurde von klein auf dazu erzogen gegen die verfeindeten Riki zu kämpfen. Ihre Welt wird aus den Fugen gerissen, als sie auf dem Schlachtfeld ihren tot geglaubten Bruder wiedersieht ...

Sie ist eine Kämpferin. Eelyn wurde von klein auf dazu erzogen gegen die verfeindeten Riki zu kämpfen. Ihre Welt wird aus den Fugen gerissen, als sie auf dem Schlachtfeld ihren tot geglaubten Bruder wiedersieht und dieser Seite an Seite mit dem Feind kämpft. Eelyn würde sich niemals mit dem Feind verbünden. Was ist also mit ihrem Bruder geschehen?

Bevor ich mit dem Buch begonnen habe, war ich nicht sonderlich motiviert. Natürlich wollte ich die Geschichte lesen und habe mir sie auch bewusst ausgesucht, aber irgendwie fühlte sich das Buch dann so komplex an. Es waren somit nicht die besten Voraussetzungen, als ich die ersten Seiten aufgeschlagen habe. Wie schön, dass sich das nach den ersten Kapiteln schon geändert hat.

Ohne Umschweife taucht der Leser in die Welt ein und landet direkt auf dem Schlachtfeld. So einen Start liebe ich. Es ist dann direkt vom ersten Moment spannend. Eelyn wird dem Leser so direkt als die Kämpferin präsentiert, die sie ist. Genau diesen Charakterzug mag ich besonders. Sie ist stark, selbstbewusst und voller Werte. Eine Person, zu der man auch als Leser aufschauen kann.

Besonders gut hat mir das Setting gefallen. Die Welt ist definitiv erfunden und nicht vergleichbar mit anderen. Es ist eine Art mittelalterliche Welt ohne Technik oder Strom, in der Menschen wieder zurück zu Feldarbeit und Handwerk gekehrt sind. Ich mochte sehr, dass das Große und Ganze beschrieben wird, aber dass auch kleine Details, wie wenn jemand einen Fisch ausnimmt erwähnt werden. Vor allem durch diese scheinbaren Banalitäten wird die gesamte Welt greifbarer.

Vielleicht bin ich besonders positiv überrascht worden, weil ich zunächst nicht so motiviert war das Buch zu lesen. Aber es hat mich vollkommen überzeugt und gefesselt. Es war mir ein wahrer Lesegenuss und ich bin heilfroh, dass ich es gelesen habe. Ein weiterer Zusatzpunkt ist, dass das Buch in sich abgeschlossen ist und der Leser keine Cliffhanger verdauen muss. Es ist ein Highlight auf voller Länge.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Keine Klageweiber, keine Beerdigungen! (Hörbuch)

Das Gold der Krähen
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Nachdem ersten Teil der Dilogie war ich sehr zwiegespalten, ob ich die Geschichte weiterlesen oder aufhören sollte. Den Hype konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, da zwar das Setting interessant und ...

Nachdem ersten Teil der Dilogie war ich sehr zwiegespalten, ob ich die Geschichte weiterlesen oder aufhören sollte. Den Hype konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, da zwar das Setting interessant und die Geschichte zeitweise überraschend war, aber mir die Charaktere zu ungreifbar waren. Ich habe so eine große Distanz empfunden, dass die Handlung mich nicht mitreißen konnte. Ich habe mich wie ein passiver Beobachter gefühlt. Da ich aktuell viel Zeit hatte, um Hörbücher zu hören, dachte ich mir jedoch, dass ich so der Reihe gerne noch eine Möglichkeit gebe, mich zu überzeugen. Und siehe da, ich wurde sehr positiv überrascht. Der zweite Teil ist in meinen Augen deutlich stärker als der erste.

Der Leser bzw. in diesem Fall der Hörer begleitet wieder Kaz Brekker und seine Krähen auf dem Rachefeldzug gegen Pekka Rollins. Nach dem tollkühnen Einbruch in die Eisfeste, haben sie nicht nur keine fürstliche Belohnung bekommen, sondern Inej gerät auch in Gefangenschaft. Die Krähen müssen einige Risiken eingehen, um Inej zu befreien.

Die Geschichte geht nahtlos weiter und auch wenn bei mir zwischen den Teilen ein ganzes Jahr lag, habe ich wieder sehr gut in die Welt hineingefunden. Was ich abgöttisch an dem Teil liebe, ist dass ich so häufig überrascht wurde. Wie bei Jay Kristof ist auch bei Leigh Bardugo einfach jedes Detail wichtig. So häufig dachte ich mir, dass ein Plan schief gehen muss und habe dabei die Genialität der Krähen unterschätzt. Es ist in keinem Fall vorhersehbar, sodass es sehr spannend ist.

Im Vergleich zum Auftakt sind nun auch die Figuren nicht mehr so distanziert, sondern viel greifbarer. Auch hier werden wieder die einzelnen Kapitel aus verschiedenen Sichten erzählt und durch Zeitsprünge erfährt der Hörer auch, wieso die Charakter so geworden sind. Die einzelnen Hintergrundgeschichten haben mir die Außenseiter noch viel sympathischer gemacht. Alles, was ich im ersten Teil vermisst habe, habe ich nun im zweiten Teil bekommen.

Gesprochen wird das Hörbuch von Frank Stieren. Er hat eine angenehme, ruhige Stimme und liest gut verständlich vor. Für mich war diese Stimme nur teilweise zu gleichklingend. Sie war immer ruhig und dadurch wenig aufbrausend oder verschieden klingend. So haben die weiblichen Stimmen ähnlich geklungen wie die männlichen. Matthias klingt teilweise wie Nina oder Inej wie Jasper. Das macht es in Gesprächen schwierig zu unterscheiden, wer gerade spricht. So musste ich mich deutlich stärker auf dieses Hörbuch konzentrieren, als es bei anderen Hörbüchern der Fall ist.

Insgesamt bin ich sehr glücklich, dass ich der Reihe noch eine Chance gegeben habe. Ich bin hier definitiv kein Klageweib, sondern eher ein Minnesänger, der ein Loblied auf die Krähen singt.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Ein Roman so süß wie Schokoplätzchen

Verliebt für eine Weihnachtsnacht
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„Mutig ist, sich nach draußen zu begeben, wenn man sich am liebsten in der Sicherheit seiner eigenen vier Wände verstecken möchte. Mutig ist, was Sie tun. Bei einem Mann einzuziehen, den Sie kaum kennen, ...

„Mutig ist, sich nach draußen zu begeben, wenn man sich am liebsten in der Sicherheit seiner eigenen vier Wände verstecken möchte. Mutig ist, was Sie tun. Bei einem Mann einzuziehen, den Sie kaum kennen, um diesen unschuldigen kleinen Hund zu beschützen.“

Auch wenn es draußen aktuell noch gut über 20 Grad sind, ist es nie zu früh für einen schönen, romantischen Weihnachtsroman. Es gibt keine schönere Atmosphäre als eine verschneite, dekorierter Stadt, den Duft von selbstgebackenen Plätzchen und das Dekorieren von Tannenbäumen. Von Sarah Morgan habe ich bereits ein paar Bücher und auch Weihnachtsbücher gelesen, die mir sehr gut gefallen haben. Ich habe mich somit sehr auf ihren neuen Roman gefreut.

Im Zentrum des Geschehens steht Harriet. Sie ist eher zurückhaltend, schüchtern und vorsichtig. Das möchte sie gerne ändern, sodass sie eine eigene Challenge beginnt. Sie tut jeden Tag etwas, wovor sie Angst hat. So nimmt sie auch die Herausforderung an, kurzzeitig bei dem Arzt Ethan als Hundesitterin einzuziehen, der mit dem Hund seiner Schwester restlos überfordert ist. Damit muss sie einen großen Schritt aus ihrer Komfortzone machen.

Ich liebe so Romane, aber ich kann auch ehrlich zugeben, dass so Beschreibungen häufig sehr seicht und wenig tiefgründig klingen. Doch immer wieder werde ich dann von einem Buch überrascht und es gibt Aspekte, die mich zum Nachdenken bringen. Darüber freue ich mich dann sehr. In diesem Buch hat mich Harriet überrascht. Sie hatte als Kind eine Sprachstörung und hat gestottert. Auch in Situationen, in denen sie sich unwohl fühlt, hat sie Probleme die Worte richtig auszusprechen. In solchen Momenten wird beschrieben, wie sich Harriet fühlt und was gute Reaktionen sind. Auch ich hatte schon Kontakt zu Menschen mit Sprachstörungen und das Buch hat dazu geführt, dass ich da mein Verhalten überdacht habe.

Von der Atmosphäre her war es genau so ein schönes Buch, wie ich es erwartet hatte. Auch wenn es noch etwas früh ist, hat es mich schon in eine weihnachtliche Stimmung versetzt und ich habe jetzt riesige Lust Schokoladenplätzchen zu backen. Ein wahrer Lesegenuss!

Veröffentlicht am 14.10.2018

Der schöne Schein der online Welt

Nebenan funkeln die Sterne
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„Doch heute wirkte Instagram zu laut, zu bunt, zu angeberisch. Alles schien ein Jahrmarkt der Eitelkeit zu sein – überall diese Fotos von perfekten Wochenenden auf einer Jacht, einer Malediveninsel oder ...

„Doch heute wirkte Instagram zu laut, zu bunt, zu angeberisch. Alles schien ein Jahrmarkt der Eitelkeit zu sein – überall diese Fotos von perfekten Wochenenden auf einer Jacht, einer Malediveninsel oder dem höchsten Gipfel Diese Flutwelle an Selfies von strahlend hübschen Mädels, von kernigen Typen, alle waren sie selbstbewusst, alle standen sie fest im Leben.“

Jeder der einmal auf Instagram unterwegs ist, wird von einer Vielzahl an gut gestellten und inszenierten Fotos überhäuft. Jeder zeigt sich von der Schokoladenseite. Sehr selten gibt es ein Bild, dass Trübsal ausdrückt und die Ehrlichkeit wird meist auch noch mit wenigen Herzchen oder Kommentaren bestraft. Irgendwo ist dieses Verhalten ja normal, man selber hält ja auch lieber die schönen Momente auf einem Foto fest, als die schlechten. Mich hat das Thema in diesem Roman daher aber direkt angesprochen.

Emma zeigt der Öffentlichkeit auch ihr perfektes, glückliches Leben. Dabei hat sie dieses gar nicht. Sie lebt zurückgezogen, in einem winzigen Apartment in London und geht eigentlich gar nicht mehr vor die Türe. Die Bilder sind alle schon älter und mit Photoshop bearbeitet. Alles ändert sich jedoch, als neben ihr in die Wohnung ein neuer Nachbar, Nathan, einzieht und ihr Leben – online sowie offline – durcheinanderbringt.

Die Hauptperson Emma ist ein schwieriger Charakter. Sie ist nicht direkt leicht zu verstehen mit ihrer Agoraphobie. Langezeit wird nicht erklärt, warum sie das Apartment beinahe nie verlässt und warum sie so zurückgezogen lebt. Das macht es dem Leser nicht leicht Verständnis für die ganzen gefakten Posts und Lügen aufzubringen. Da hätte ich sie häufig gerne geschüttelt und sie angeschrien sich Hilfe zu suchen. Irgendwann ist das Verhalten erklärt worden und es ist für mich damit auch etwas besser geworden. Aber Emma ist nach wie vor kein Charakter, den ich in mein Herz geschlossen habe.

Die Sprache in dem Buch ist eigentlich ganz angenehm. Die Atmosphäre wird schön vermittelt, sodass der Geschichte gut gefolgt werden kann. Es gab sprachlich jedoch auch einen Störfaktor für mich. Ich weiß, dass die Geschichte in London spielt und demnach alle Charaktere englisch sprechen. Dennoch sind in die Handlung immer wieder englische Sätze gestreut. Als Leser habe ich so viel Vorstellung, dass die Personen eine andere Sprache sprechen, als sie geschrieben ist. This is absolutely not necessary.

Mit der Thematik der geschönten Instagram-Welt hatte ich am Ende auf eine kleine moralische Lehre gehofft. Was passiert, wenn man sich im Netz anders darstellt? Ändert sich die Person und wie reagieren die Follower? Das waren alles Fragen, die ich mir zu Beginn gestellt habe. Der Leser bekommt auch Antworten auf seine Fragen, aber die waren mir nicht genug. Ich hätte mir hier insgesamt einfach einen größeren Effekt erhofft. Das hat mir am Ende etwas die Geschichte versauert. Dadurch fehlt mir einfach Tiefgang.

Meine Kritik mag insgesamt klein kariert klingen. Die vielen kleinen Punkte haben aber insgesamt dazu geführt, dass ich immer mehr von dem Buch enttäuscht war. Meine Erwartungen an das Buch waren deutlich höher. Für mich war es nett zu lesen, aber auch leider nicht mehr.