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Veröffentlicht am 12.05.2022

Sehr gute investigative Recherche, um die aktuelle Zeit besser zu verstehen - aber ganz schwach geschrieben

Putins Netz. Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste
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Ohne Zweifel ist dieses Buch, auch wenn es im Original bereits Anfang 2020 erschienen ist, top aktuell und hoch relevant. Es offenbart die Funktionsweise des Systems Putin und liefert damit unweigerlich ...

Ohne Zweifel ist dieses Buch, auch wenn es im Original bereits Anfang 2020 erschienen ist, top aktuell und hoch relevant. Es offenbart die Funktionsweise des Systems Putin und liefert damit unweigerlich Erklärungen für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Somit steht der Krieg weniger für einen unvorhersehbaren und aus dem nichts kommenden Zeitenwechsel, sondern für das ‚grande finale‘ einer imperialen Herrschaftskaste.

In drei Akten führt die Autorin vom Untergang der Sowjet Union und damalige freiheitliche Transformation, über die Jelzin-Jahre hin zu Putins Aufstieg zur Macht und dessen finale absolute Zementierung. Von der Diktatur in die Diktatur, wenn man so will. Auch wenn weite Teile dieses Buchs auch als Putins Biographie gelten können, so ist das eigentlich verbindende Element der KGB und dessen Nachfolgeorganisation FSB. Von den ersten Oligarchen, die durch den Geheimdienst in die Lage versetzt wurden, ihre damaligen Reichtümer aufzubauen, über die Schattenwirtschaft, bis hin zu Putin selbst. Ohne den FSB funktioniere also nichts. Ob allerdings diverse terroristische Akte, unter anderem die Geiselnahme im Dubrowka Theater, möglicherweise - mehr sagt die Autorin auch nicht - „Inside Jobs“ waren, ist zumindest fraglich. Vielleicht lag es auch eher an dem dysfunktionalen, korrupten System, in dem kein Vertrauen herrschte. Diese Dysfunktionalität zeigt sich letztlich auch heute, ansonsten wäre die russische Offensive(n) in der Ukraine deutlich erfolgreicher. Insofern handelt es sich mit minimalen Abzügen um eine sehr gute und sehr weitreichende Recherche.

Der literarische Aspekt kann leider damit nicht mithalten. Die einleitende Kurzvorstellung der wichtigsten Personen ist zwar noch vorbildlich und lässt auch auf Klarheit in der weiteren Darstellung hoffen, doch wird man hier als Leser enttäuscht. Putins Netz ist er literarisch ein schlecht dargestelltes Wirrwarr, in dem viel zu viele (unwichtige) Persönlichkeiten, in einem nie enden wollenden Strom an Einschüben, dieses Werk unnötig in die Länge ziehen und jegliches Lesevergnügen nach und nach ersticken. Statt einer klaren Anklage bekommt der Leser das gesamte Archiv vorgesetzt. Insofern wird das Lesevergnügen zur Lesequal. Dennoch sollte man jedem (ehemaligen) „Putinversteher“ dieses Buch zu lesen nahelegen, denn zwingen können wir Sie nicht, denn wir leben eben in keiner Diktatur.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Eine süße Geschichte mit einigen Einblicken in die Politik der USA

Royal Blue
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Nachdem es so viele positive Meinungen zu diesem Roman aus der queren Community gelesen habe, habe ich mich auf eine authentische, emotionale Geschichte gefreut habe. Es klang für mich ein bisschen wie ...

Nachdem es so viele positive Meinungen zu diesem Roman aus der queren Community gelesen habe, habe ich mich auf eine authentische, emotionale Geschichte gefreut habe. Es klang für mich ein bisschen wie eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte, der Anfang war zumindest so. Henry ist ein englischer Prinz und damit ziemlich weit oben in der Thronfolge. Als er das erste Mal Alex, den Sohn der amerikanischen Präsidentin, gesehen hat, war es Abneigung auf den ersten Blick. Es gibt so viel was zwischen den beiden steht, dass sie eigentlich nicht zueinander passen können. Es gibt schließlich einen Grund, warum Amerika die Monarchie abgeschafft hat.

Zu Beginn des Romans ist sich Alex sicher, dass er heterosexuell ist. Diese Einstellung hatte er nie wirklich in Frage gestellt hat. Wahrscheinlich geht es so vielen jungen Erwachsenen, dass sie basierend auf den gesellschaftlichen Vorstellungen einfach ein konservatives Bild ihrer Zukunft sehen und nicht auf ihr Inneres oder ihre Gefühle hören. Als Alex plötzlich Henri nicht mehr aus seinem Kopf bekommt, ist er sich nicht sicher, ob es daran liegt, dass er ihn aus ganzem Herzen hasst oder ob dies noch etwas anderes sein könnte. Mir haben die Einblicke in sein Innenleben sehr gut gefallen. Seine ganze Entwicklung und der Weg ein Stück zu ihm selbst ist das, was das Buch ausmacht und warum es wahrscheinlich so positiv aufgefasst wurde.

So stark das Kennenlernen auch dargestellt war und so schön die vielen kleinen Nachrichten zwischen Henry und Alex sind, so hatte ich mir doch noch mehr Emotionen gewünscht. Ich hatte den Eindruck, dass die Grundidee wirklich wunderschön ist, aber dass die Entwicklungen an vielen Stellen viel zu einfach dargestellt waren. Ich mag kein unnötiges Drama und ich habe hier auch keine weiteren überraschenden Wendungen gebraucht, aber ich hätte gedacht, dass die beiden auf mehr Widerstand stoßen würden – sei es nun politisch oder durch die eigenen Familien.

Die Nebencharaktere sind ausgesprochen gut ausgearbeitet und es macht Spaß, dass es nicht nur die Geschichte von Alex und Henry ist, sondern dass auch deren Schwestern sowie Freunde eine große Rolle spielen. Da könnte ich mir fast schon wünschen, dass es weitere Bücher über sie geben würde. Wahrscheinlich hätte so ein Setting dann nur zu wenige neue Handlungsstränge zu bieten. Durch sie habe ich in jedem Fall noch ein paar Einblicke in den Wahlkampf und das politische System in Amerika bekommen.

Alles in allem ist dies eine zuckersüße Liebesgeschichte mit einem schönen Setting. Sind wir ehrlich, wer hat nicht schon einmal von einem Traumprinzen geträumt. Die Geschichte wird zudem von Oliver Erwin Schönfeld wirklich gut gelesen. Allerdings gibt es mit einer ähnlichen Thematik deutlich stärkere Bücher. Ein Feuerwerk der Emotionen war es für mich nicht, dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Guter Schreibstil, aber wenig Tiefgang

The Brooklyn Years - Wenn wir es wagen
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Mit ihren ganzen Romanen hat sich Sarina Bowen schon längst in mein Herz geschrieben. Jeder Roman war bis dato ein Lesegenuss und hat mir schöne Leserstunden beschert. Der fünfte Band von "The Brooklyn ...

Mit ihren ganzen Romanen hat sich Sarina Bowen schon längst in mein Herz geschrieben. Jeder Roman war bis dato ein Lesegenuss und hat mir schöne Leserstunden beschert. Der fünfte Band von "The Brooklyn Years" über die Eishockeyspieler der Brooklyn Bruisers war hier auch keine Ausnahme, allerdings habe ich hier etwas den Tiefgang vermisst. Ansonsten hatte jede Hauptperson eine eigene Thematik und damit eine besondere Vielschichtigkeit. Hier sind die beiden Figuren eher unproblematisch und leider auch in mancher Hinsicht ein bisschen oberflächlich.

Jason wird hier als Frauenheld präsentiert, der eigentlich mit jeder Frau maximal einmal intim wird und sie dann nie wieder sehen möchte. Diese Tage scheinen allerdings schon hinter ihm zu liegen, denn der Leser bekommt davon nichts in diesem Band mit. Im Gegenteil schient er hier schon ein herzensguter Mensch zu sein, der sich für seine Mitmenschen stark einsetzt. In diesem Buch konnte ich bei ihm keinen Wandel vom Frauenheld zur treuen Seele wahrnehmen und das fand ich sehr schade. Ich hätte hier auch gerne den Moment miterlebt, in dem er merkt, dass Heidi für ihn die Frau fürs Leben und für ihn genug ist.

Heidi war eindeutig interessanter. Sie ist die reiche Tochter, die nun keine Lust mehr hat nach Daddys Nase zu tanzen. Sie möchte nicht studieren, um dann später einfach nur eine Ehefrau zu sein, sondern sie möchte etwas aus ihrem Leben machen. Für mich war allerdings nicht klar, was sie eigentlich vom Leben möchte und was ihre Träume sind. Die Beziehung zu ihren Eltern wird zwar immer wieder angedeutet, aber für mich war sie nicht sonderlich greifbar. Sie war ein relativ undurchsichtiger Charakter, der gerne noch mehr Facetten hätte haben können. In einem Moment ist sie stark behütet aufgewachsen und im nächsten scheint sie eine starke Geschäftsfrau mit viel Erfindergeist zu sein. Auch bei ihr war die Entwicklung zu wenig nachvollziehbar.

Auch wenn die Charaktere mir zu einfach dargestellt waren, war die Geschichte wieder nett, wenn auch wenig überraschend. Wie immer ist der Schreibstil einfach angenehm und es hat Spaß gemacht das ganze Team wiederzusehen. Der sechste Band wird im September erscheinen und erzählt Silas Geschichte. Als Jasons Mitbewohner ist er bereits in diesem Buch mehrfach ausgetreten und er scheint wirklich sein super lieber, zurückhaltender Kerl zu sein. Etwas steht sein Beruf im Widerspruch zu seiner Schwärmerei für die Popsängerin Delilah Sparks, aber das macht ihn fast noch sympathischer. Auf seine Geschichte freue ich mich schon sehr.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Ein wunderschöner Auftakt mit einem echt coolen Setting

Whitestone Hospital - High Hopes
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Bei all den Arztserien, die ich schon seit Jahren im Fernsehen schaue, ist es verwunderlich, dass mir noch nie vorher aufgefallen ist, dass es nur sehr selten Romane gibt, die im Krankenhaus spielen. Eigentlich ...

Bei all den Arztserien, die ich schon seit Jahren im Fernsehen schaue, ist es verwunderlich, dass mir noch nie vorher aufgefallen ist, dass es nur sehr selten Romane gibt, die im Krankenhaus spielen. Eigentlich ist es erstaunlich, dass es davon nicht mehr gibt, wenn doch Serien wie Emergency Room, Grey’s Anatomy oder The Good Doctor die Fans seit unzähligen Staffeln in ihren Bann ziehen. Etwas skeptisch war ich allerdings, ob es noch neue Ideen für ein solches Setting geben kann. Ich muss gestehen, dass mich ein paar Szenen an die ein oder andere Fernsehserie erinnert haben, aber das Buchformat hat mich dennoch in seinen Bann gezogen und vollkommen überzeugt. Ich habe das Whitestone Hospital bereits in mein Herz geschlossen und freue mich darauf, bald dorthin zurückzukehren.

Der Roman erzählt die Geschichte von Laura, die gerne in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und Ärztin am Whitestone Hospital werden würde. Dort trifft sie auf ihren Ausbilder und Stationsarzt Nash, der ihr vom ersten Moment an unter die Haut geht und nicht unbedingt im positiven Sinne. Bei diesem Setting hat mir besonders gut gefallen, dass auch die Nebencharaktere so viel Raum und so viele Facetten bekommen. Ich konnte mir jeden einzelnen von ihnen wirklich gut vorstellen und hätte selbst gerne die Ausbildung zur Assistenzärztin begonnen. Das Krankenhaus zeichnet sich wirklich dadurch aus, dass alle zusammenhalten und füreinander einstehen.

Die Handlung überzeugt dadurch, dass sie ein angenehmes Tempo hat und es auch die ein oder andere Überraschung gibt. Dennoch kommt der Roman ohne unnötiges Drama aus. Ich mochte es, dass die Handlung so realistisch wirkt und dass sie in keiner Weise überzogen ist. Am Ende gibt es zwar einen wirklich fiesen Cliffhanger, den es vielleicht nicht hätte geben müssen, aber so gibt es einfach nur noch einen Grund mehr den nächsten Band zu lesen. Es empfiehlt sich daher auch die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, auch wenn jeder Teil eine andere Hauptperson hat.

Bei all dem Lob und der tollen Leseerfahrung gab es nur einen ganz kleinen Kritikpunkt von meiner Seite. In meinen Augen war die Hauptperson zu perfekt. Jeder Mensch hat doch auch echte Makel und Schwächen. Bei Laura hatte ich allerdings den Eindruck, dass sie jede neue Situation sehr gut meistert und ihr neue Herausforderungen nur eine weitere Möglichkeit geben, ihre Stärken zu zeigen. Natürlich kann sie auch nicht immer jeden Patienten retten, sie ist immerhin keine Göttin, aber sie macht auch keine groben Fehler. Ich hätte mir hier gewünscht, dass der Leser auch ein paar ihrer Schwächen kennenlernt.

Der zweite Teil handelt von Mitch, der bereits mehrfach in diesem Band vorgekommen ist. Seine optimistische Art und vor allem auch seinen Humor mag ich jetzt schon. Ich freue mich schon riesig auf die Fortsetzung und hoffe, dass ich da noch ganz viel von Laura und Nash mitbekommen werde. In meinen Augen ist ihre Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Wieder sehr schön, aber die anderen Teile waren stärker

The Rules We Break
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Die Clique der Fulton University habe ich schon seit der ersten Seite in mein Herz geschlossen. Der erste Teil über das Mathegenie Persephone war so eine große, positive Überraschung für mich und dieser ...

Die Clique der Fulton University habe ich schon seit der ersten Seite in mein Herz geschlossen. Der erste Teil über das Mathegenie Persephone war so eine große, positive Überraschung für mich und dieser Band ist nach wie vor der stärkste für mich. Auch wenn der neue Roman wieder wirklich unterhaltsam war, kam er leider nicht an die anderen Teile heran. Die Geschichte spielt zeitgleich zu dem dritten Teil über die Briefeschreiberin Jules und Berk, sodass der Leser bereits einige Situationen kennt. Die anderen Charaktere kommen auch wieder vor, wobei sie eine wirklich kleine Rolle spielen. Eigentlich fokussiert sich das gesamte Buch mehr oder weniger komplett auf LJ und Marissa sowie ihre sich verändernde Freundschaft.

Die beiden sind bereits seit Jahren beste Freunde und haben fast genauso lange schon tiefergehende Gefühle, aber haben zu viel Angst ihre Freundschaft auf das Spiel zu setzen, wenn sie eine Beziehung anfangen. Dem Leser ist bereits vor dem Start dieses Buches klar, dass die beiden mehr füreinander empfinden, sodass es hier kein Kennenlernen oder keine aufkeimenden Schmetterlinge mehr gibt. Das fand ich etwas schade, weil somit die romantischen Gefühle viel weniger spürbar sind. Sie werden einfach als gegeben vorausgesetzt. Vielleicht hätte hier die Autorin noch mehr mit Rückblenden arbeiten können, um zu zeigen, warum oder wie sich die beiden verliebt haben.

Der Roman handelt vor allen von Zukunftsplänen und Beziehungen zu den eigenen Eltern. Marissa hat keine besonders gute Beziehung zu ihren Eltern, was jede Woche beim Abendessen mit ihrem Vater deutlich wird. Sie musste früher selbständig sein, als es ein Kind eigentlich sollte. Es war faszinierend diese beiden Familien gegenübergestellt zu sehen. In Bezug auf Marissas Vater fand ich spannend zu sehen, dass jede Geschichte immer zwei Seiten hat und man manchmal auch erst die Beweggründe des anderen Verstehen muss. Bei LJs Perspektive geht vor allem um seine Zukunft als Footballspieler. Er möchte gerne seine Familie unterstützen und benötigt somit einen wirklich guten Vertrag. Das bereitet ihm einige Bauchschmerzen.

Für mich waren beide Hintergrundgeschichten interessant und es war auch schön, dass sich dieses Buch mit zum Teil sehr realen Problemen beschäftigt. Natürlich plant nicht jeder von uns ein professioneller Football Spieler zu werden, aber die meisten machen sich ja doch nach der Schule Sorge, was aus ihnen wird. Die Bodenständigkeit des Romans hat mir gut gefallen. Die Reihe ist insgesamt wirklich schön und die einzelnen Bände sind wahre Wohlfühlromane. Für mich war dieser vierte und abschließende Teil nach wie vor schön, wenn auch etwas schwächer als seine Vorgänge.

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