Ein anspruchsvoller und fesselnder historischer Roman
Krone der WeltDas Cover ist wunderschön und passend zum Inhalt gewählt. Durch die herrschaftliche Farbgebung und den 3D-Effekt des Stadtwappens strahlt es Macht und Stärke aus und fällt dabei sofort ins Auge.
Zum ...
Das Cover ist wunderschön und passend zum Inhalt gewählt. Durch die herrschaftliche Farbgebung und den 3D-Effekt des Stadtwappens strahlt es Macht und Stärke aus und fällt dabei sofort ins Auge.
Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle nur auf den Klappentext verweisen, um nichts weiter vorwegzunehmen. Nur so viel: Es geht um eine spannende Familiengeschichte, um Krieg, die Stadtgeschichte Amsterdams sowie um Macht und Intrigen auf unterschiedlichen Ebenen.
Der Schreibstil ist anspruchsvoll und bildreich. Durch die Einflechtung landestypischer Begriffe wird man beim Lesen zusätzlich zur anschaulichen Darstellung der historischen Umgebung in die Zeit versetzt. Als anspruchsvoll empfinde ich den Roman deshalb, weil unter anderem eine Menge historischer Fachbegriffe und solche aus der Architektur vorkommen. Es gibt zwar ein Glossar; in diesem ist allerdings nur ein Teil der angesprochenen Wörter verzeichnet, was ich etwas schade finde. Weiterhin gibt es eine Vielzahl an Erzählperspektiven. Die Autorin versucht ein westeuropäisches politisches Panorama wiederzugeben – ein ambitionierter Versuch, der aber gut gelingt. Durch die teilweise sehr schnell wechselnden Perspektiven kam nie Langeweile auf; man muss jedoch beim Lesen konzentriert mitdenken, weshalb ich immer nur kleine Abschnitte weit gekommen bin, bevor ich einfach kurz pausieren musste. Für mich steht deshalb fest: Ich hätte lieber auf die Perspektive eines Herrscherhofs verzichtet und dafür an anderer Stelle, beispielsweise in der Entwicklung der fiktiven Hauptcharaktere, umfangreichere Ausführungen gelesen.
Die Charaktere sind liebevoll und detailreich dargestellt. Besonders die fiktive Familie um Wim Aardzoon und seine Kinder hat mich beim Lesen überzeugt. Wir begleiten Vincent, Ruben und Betje beim Aufwachsen vor dem Hintergrund des Achtzigjährigen bzw. Spanisch-Niederländischen Krieges. Vincent entwickelt sich zu einem zielstrebigen und verantwortungsbewussten Menschen, Ruben verkörpert einen draufgängerischen und abenteuerlustigen Seefahrer, während Betje eher zurückhaltend und herzensgut ist. Ich konnte mich beim Lesen sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihnen bangen und hoffen. Ihnen gegenüber steht eine Reihe von Antihelden und Bösewichten wie Lazarus, die die Geschichte unglaublich lebendig und spannend gestalten. Kein Charakter ist hier nur schwarz oder weiß. Sie alle werden auch mit ihren schlechten Eigenschaften oder Schwächen gezeichnet, was sie sehr menschlich und authentisch erscheinen lässt und den Leser in ihren Bann zieht.
Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten. So gut, dass ich – nach diesem für mich ersten Buch der Autorin – beschlossen habe, weitere Bücher von Sabine Weiß zu lesen. Man merkt dem Roman an, wie viel Recherchearbeit darin steckt. Gleichzeitig ist er fesselnd geschrieben und führt am Ende, was mir besonders gut gefallen hat, viele verschiedene Fäden zu einem runden Ganzen zusammen. Es empfiehlt sich allerdings beim Lesen gewissermaßen am Ball zu bleiben. Wer anspruchsvolle und spannende historische Romane mit einer Vielzahl von Erzählperspektiven und Eindrücken schätzt sowie nichts gegen einige Gewaltelemente einzuwenden hat, wird dieses Buch mögen.