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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2020

Überzeugender Krimi vor historischem Hintergrund

Der Petticoat-Mörder (Lemke-von Stain-Serie 1)
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Das Cover gefällt mir sehr gut. Es ist schlicht, aber atmosphärisch, fällt durch die roten Akzente sofort ins Auge und macht neugierig.
Um nichts vorwegzunehmen, verweise ich für den Inhalt nur auf den ...

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es ist schlicht, aber atmosphärisch, fällt durch die roten Akzente sofort ins Auge und macht neugierig.
Um nichts vorwegzunehmen, verweise ich für den Inhalt nur auf den Klappentext.
Der Schreibstil ist großartig. Einmal zur Hand genommen, wollte ich das Buch beim Lesen gar nicht mehr aus der Hand legen. Das Buch liest sich flüssig, ist dabei spannend und keine Minute langweilig. Der Autor schafft eine perfekte Krimiatmosphäre und fängt den historischen Kontext und die Stimmung der Zeit, wofür ich mich besonders interessiert habe, sehr gut ein. Richtig gut gefallen hat mir außerdem, einen Einblick in die Ermittlungsarbeit und die Kriminalistik zu bekommen. Ich konnte während der Ermittlungen richtig mitfiebern und wurde dabei tief in die Geschichte hineingezogen. Vor allem hat mir gefallen, dass ich, was den Täter anging, zur Abwechslung mal komplett danebenlag und ich bei der Aufklärung des Falles überrascht wurde.
Die Charaktere sind für mich zu großen Teilen geheimnisvoll geblieben. Was man über sie erfährt, ist aber detailliert ausgearbeitet. Mich haben die Charaktere überzeugt, auch wenn ich sie noch nicht alle konkret einschätzen kann. Fred Lemke zum Beispiel ist für mich eine spezielle Art Ermittler. Aber das ist positiv gemeint. Ich hatte das Gefühl, ihn als Menschen relativ nah kennengelernt zu haben – im Gegensatz zu anderen Charakteren, über die man immer nur so viel weiß, wie Fred selbst zum jeweiligen Zeitpunkt. Das Mysteriöse, was andere handelnde Figuren umgibt, trägt meiner Meinung nach aber auch zur packenden Atmosphäre bei.
Fred Lemke hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und scheut keine dadurch verursachten Konflikte, erscheint aber eher unbeholfen im Umgang mit Menschen. Da fehlt es in seinem jungen Alter wohl noch an Lebenserfahrung und der Einsicht, dass Veränderung Zeit in Anspruch nimmt. Ich bin gespannt, welche Entwicklung er in weiteren Bänden einschlagen wird.
Wenn ich mir etwas hätte wünschen dürfen, wäre es wohl ein Stadtplan im Buch gewesen. Ich war zwar schon etliche Male in Berlin, aber es wurden so oft geografische Bezüge wie Straßennamen oder Parks genannt, dass schon ein grober Stadtplan mir bei der Orientierung geholfen hätte.
Alles in allem ein gelungener Reihenauftakt, der mit einer überzeugenden Ausarbeitung des geschichtlichen Hintergrunds, packender Spannung und charismatischen Ermittlern daherkommt. Wer gerne historische Krimis liest, wird hier auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 20.11.2020

Ein Fettnäpfchen kommt selten allein

Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen
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Der Anblick des farbenfrohen Covers macht sofort glücklich, ein Gefühl, dass mich beim gesamten Leseprozess begleitet hat. Der Titel, den ich absolut genial finde, ist Programm und begleitet uns von der ...

Der Anblick des farbenfrohen Covers macht sofort glücklich, ein Gefühl, dass mich beim gesamten Leseprozess begleitet hat. Der Titel, den ich absolut genial finde, ist Programm und begleitet uns von der ersten bis zur letzten Seite.

Zum Inhalt möchte ich hier gar nichts weiter verraten und nur auf den Klappentext verweisen. Es geht um Themen wie Familie, Freundschaft und Liebe – erzählt mit einer gehörigen Portion Humor.

Beim Stichwort Humor ist man dann auch schon beim Schreibstil samt österreichischem Dialekt angekommen. Der Erzählstil ist der Wahnsinn. Und das meine ich positiv. Selten durfte ich beim Lesen so viel lachen. Selten wurden so viele Sprüche geklopft – ich könnte ein ganzes Notizheft allein mit urkomischen Zitaten aus diesem Roman füllen – und Dinge so direkt aufs Korn genommen. Trotzdem werden auch die Gefühle der Protagonistin unglaublich gut verdeutlicht, sodass man mit ihr fühlt. Zwischendurch wird der Lesende immer mal wieder persönlich angesprochen und in die Handlung einbezogen. Eine gelungene Idee, wie ich finde. Ich wollte das Buch beim Lesen am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen.

Alle Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und werden mit einem Augenzwinkern beschrieben. Elsa ist die wohl tollpatschigste Protagonistin, die mir je in einem Buch begegnet ist. Gäbe es einen sportlichen Wettstreit mit dem Ziel die meisten Fettnäpfchen zu erwischen, wäre dem Fräulein Stern der erste Platz sowas von sicher. Das macht sie aber nicht zuletzt auch unglaublich liebenswürdig. Auf der Suche nach ihrem Mr. Right ist sie häufig sehr in ihrer eigenen Wahrnehmung wie in einem engen Tunnel gefangen und damit ist so manches Problemchen vorprogrammiert. Elsas Familie und ihr Freundeskreis sind ebenfalls für einige Überraschungen und Konfrontationen gut und dadurch ist immer ordentlich was los in ihrem Leben.

Insgesamt hat mich dieses Buch grandios unterhalten und auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen. Ich habe lange nicht mehr so gelacht wie beim Lesen dieser Geschichte – dank des grandiosen, humorvollen Schreibstils. Wer auf romantische Komödien steht, und einfach mal dem Alltag entfliehen möchte, wird dieses Buch sicher auch sehr mögen.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Ergreifend, spannend und informativ - Ein Lesehighlight

Alma Mater
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Das Cover gefällt mir sehr gut. Es wirkt schlicht und zurückhaltend, strahlt für mich aber Ruhe und Kraft aus und passt durch die Farbgebung wunderbar zu einem historischen Roman.

Zum Inhalt möchte ich ...

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es wirkt schlicht und zurückhaltend, strahlt für mich aber Ruhe und Kraft aus und passt durch die Farbgebung wunderbar zu einem historischen Roman.

Zum Inhalt möchte ich gar nichts weiter verraten und nur auf den Klappentext verweisen. Thematisch geht es um Glauben, den Dreißigjährigen Krieg in den 1640er-Jahren und die damit verbundenen Entbehrungen, besonders für die einfache Bevölkerung. Der Roman umfasst aber auch Freundschaft, Liebe und Hoffnung. Letztlich heißt es für den Protagonisten Georg in einer unmöglich scheinenden Situation trotz allem den eigenen Weg zu finden und zu gehen.

Der mitreißende Erzählstil schafft es, die Gefühle und Gedanken Georgs für den Leser nachvollziehbar zu machen. Nicht zuletzt deshalb empfand ich den Roman als unglaublich berührend und teilweise auch bedrückend. Die Autorin versteht es außerdem, Kampfhandlungen und Gefahrensituationen unglaublich fesselnd zu beschreiben, sodass man das Buch währenddessen schlicht nicht aus der Hand legen kann.

Die Charaktere haben sich einen Platz in meinem Herzen gesichert. Wir begleiten den wissbegierigen und ehrgeizigen Georg auf seinem Weg im jungen Erwachsenenalter und sehen ihn an seinen Herausforderungen wachsen. Er hat ein gutes Herz und seine Begeisterung für Wissen war geradezu ansteckend. Auch die anderen Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet, haben mich überzeugt und auch mehrfach durch ihre Handlungen und/oder Entwicklungen überrascht.

Wirklich großartig finde ich, wie viel Wert auf die korrekte Beschreibung des historischen Kontextes gelegt wurde. In diesem Roman steckt so viel aufwendige Recherche, durch die man sich fühlt, als befinde man sich wirklich im 17. Jahrhundert. Seien es beispielsweise die Umgangsformen der handelnden Personen oder die Beschreibung von Kriegshandlungen – all das hat dazu geführt, dass sich das Geschehen für mich realistisch und authentisch angefühlt hat.

Insgesamt hat mir dieser historische Roman sehr gut gefallen. Ich habe beim Lesen geschmunzelt, mitgelitten und -gehofft und auch öfter mal ein Taschentuch gezückt. Für mich war dieses Buch mit Abstand der überzeugendste, glaubwürdigste und rundeste historische Roman, den ich seit Langem lesen durfte und obwohl ich Bücher eigentlich nie zweimal lese, werde ich hier wohl eine Ausnahme machen und ihn irgendwann noch einmal zur Hand nehmen.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Ein Hörbuch-Highlight

Das Lichtenstein: Modehaus der Träume
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In „Das Lichtenstein – Modehaus der Träume“ verwebt die Autorin Marlene Averbeck verschiedene Einzelschicksale von Personen, die mit dem Lichtenstein in irgendeiner Weise verbunden sind, miteinander. Deshalb ...

In „Das Lichtenstein – Modehaus der Träume“ verwebt die Autorin Marlene Averbeck verschiedene Einzelschicksale von Personen, die mit dem Lichtenstein in irgendeiner Weise verbunden sind, miteinander. Deshalb lernen wir eine Vielzahl von Personen kennen. Von solchen Geschichten halte ich mich eigentlich fern, weil sie rasch zu unübersichtlich werden, aber hier überwog mein thematisches Interesse und ich wurde positiv überrascht.

Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven wiedergegeben. Schlüsselmomente werden so aus mehreren Sichtweisen dargestellt, was ein faszinierendes und rundes Bild ergab. Der Autorin ist es gelungen, ein äußerst atmosphärisches und glaubwürdiges Bild Berlins und der Modewelt in den 1910er-Jahren zu erschaffen. Sehr gut gefallen hat mir, wie mit Düsternis und Leichtigkeit gespielt wird. Auch actionreiche Spannung und ruhigere Abschnitte wechseln einander ab und haben eine fesselnde, stimmige Geschichte ergeben.

Die Sprechweise von Sandra Voss habe ich als sehr angenehm empfunden. Sie spricht ruhig und authentisch mit guter Betonung. Ich konnte ihr sehr gut folgen und habe stundenlang wie gebannt zugehört.

Die Charaktere sind überaus liebevoll gestaltet und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Manche habe ich geliebt, andere gehasst. Nur mit ganz wenigen Charakteren bin ich kaum warm geworden. Viele Handelnde – für mich allen voran Thea, Hedi, Hannes und Jacob – waren sehr sympathisch. Durch die unterschiedlichen Perspektiven bekommt man einen Einblick in ihre Lebenswelten und Gefühle und kann sich sehr gut in sie hineinversetzen. Die einzelnen Schicksale sind bewegend und absolut hörenswert. Es geht um Mode, Freundschaft, Liebe, aber auch um Konkurrenz(denken), gesellschaftliche Normen sowie Krieg und dessen Folgen. Damit erscheinen die einzelnen Handlungsstränge interessant und sehr abwechslungsreich, wodurch nie Langeweile aufkam.

Ich höre viele Hörbücher, aber dieses war bisher mein Jahreshighlight. Es war unterhaltsam, spannend, berührend. Mal erschien die Geschichte leicht, dann wieder ernst und düster. Aufgrund der vielen Einzelschicksale empfiehlt es sich, am Ball zu bleiben und nicht zu viel Zeit zwischen den Hörphasen verstreichen zu lassen, weil wirklich einiges passiert. Wer Familiensagas bzw. miteinander verwobene Schicksale vor historischem Hintergrund mag, wird an dieser Geschichte viel Freude haben.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Eine Geschichte zum Träumen

Das Glück so leise
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Das Cover des Romans ist unaufdringlich, aber liebevoll gestaltet und spricht mich sehr an. Die fröhlichen Farben erinnern an Sommer und Wärme und zauberten mir direkt ein Lächeln aufs Gesicht. Damit passte ...

Das Cover des Romans ist unaufdringlich, aber liebevoll gestaltet und spricht mich sehr an. Die fröhlichen Farben erinnern an Sommer und Wärme und zauberten mir direkt ein Lächeln aufs Gesicht. Damit passte es super zum Inhalt des Buches.
Hinsichtlich eben dieses Inhalts möchte ich hier nichts weiter verraten und nur auf den Klappentext verweisen. Es sei aber so viel verraten: Es geht um Liebe, Freundschaft und Familie, um persönliche Höhen und Tiefen, um Akzeptanz und Selbstfindung. Damit sind eine Menge Handlungselemente gegeben, die keine Langeweile aufkommen lassen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Lillan und Sam erzählt. Damit kann man beim Lesen ihre Gedanken super nachvollziehen, sich mit ihnen freuen und leiden und sie selbst besser verstehen. Der Schreibstil ist spritzig, fesselnd und immer wieder von Humor durchzogen. Aber auch negative Emotionen wie Traurigkeit oder Wut kommen berührend zur Geltung. Die Kapitel sind angenehm kurz und geben dem Ganzen damit eine gewisse Würze. Die schnellen Perspektivwechsel haben die Spannung aufrechterhalten und mich durch die Seiten fliegen lassen.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und es hat mir viel Freude bereitet, sie kennenzulernen und mich in ihrer Welt zu bewegen. Lillan ist durchweg sympathisch, bodenständig, charakterstark und einfach liebenswert. Sam zeigt sich differenziert. Ich mochte nicht alle seine Seiten. Aber so ist das nun einmal. Kein Mensch ist perfekt. Er hat aber definitiv zu unterhaltsamen Stunden beigetragen. Sams Großmutter Henriette und Lillans Tochter Ida haben die Geschichte für mich abgerundet. Ihr Auftreten ist so erfrischend, direkt und hat mich immer wieder zum Lachen gebracht. Die rüstige, moderne und gewitzte Oma Henriette ist einfach der Wahnsinn!
Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen. Es war romantisch, triefte aber nicht vor Kitsch. Und ganz wichtig: Nicht alles war rosarot. Es gab auch nachdenklichere, etwas düstere Momente, die die Handlung realistisch wirken ließen. Über weite Teile handelt es sich hier um ein absolutes Wohlfühlbuch – aber eben mit Tiefgang. Wer Liebesgeschichten zum Träumen und Mitfiebern mag, ein traumhaftes Setting auf einem ländlichen Gestüt mit Abstechern in die Großstadt, sympathische, einnehmende Charaktere und eine Prise Humor sucht, ist hier genau richtig.

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