Eine berührende Graphic Novel
Der Magische FischSchon das Cover deutet die unglaubliche Liebe zum Detail und zu Geschichten an, die uns dann auch im Inneren der Graphic Novel weiter begleiten.
Zum Inhalt: Tién ist in den USA geboren und aufgewachsen, ...
Schon das Cover deutet die unglaubliche Liebe zum Detail und zu Geschichten an, die uns dann auch im Inneren der Graphic Novel weiter begleiten.
Zum Inhalt: Tién ist in den USA geboren und aufgewachsen, seine Mutter hingegen aus Vietnam geflohen. Im Versuch eine gemeinsame Sprache zu finden und ihren aktuellen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, lesen sie sich regelmäßig Märchenbücher aus der Bibliothek vor. Tién hofft außerdem, dass es ihm mithilfe dieser Geschichten gelingen wird, seine Homosexualität vor seinen Eltern anzusprechen.
Wie die Inhaltsangabe schon andeutet, bewegt sich die Graphic Novel auf verschiedenen Zeitebenen: Gegenwart, Vergangenheit und Märchen. Diese Perspektiven sind durch Farbwechsel zur vereinfachten Orientierung kenntlich gemacht. Tiéns Familiengeschichte wird so direkt mit den Märchen verwoben. Nachdem ich anfangs etwas verwirrt war, worauf das ganze hinausmöchte, gelingt die Verblendung dieser Zeitebenen im Lauf der Handlung immer besser.
Der Zeichenstil ist genauso märchenhaft wie die vorgelesenen Bücher selbst. Ich könnte mich stundenlang in der Betrachtung der wunderschönen und detailreichen Zeichnungen verlieren. Die Graphic Novel beweist, dass Bilder mehr sagen können als Worte. In diesem Sinn bietet die Geschichte einen einfühlsamen Umgang mit vielen ernsten und brandaktuellen Themen, beispielsweise rund um kulturelle Identität, familiärem Zusammenhalt, Freundschaft oder Verlust. Aufgrund dieser Fülle ist diese Graphic Novel definitiv eine Kandidatin für einen reread. Die Emotionen werden perfekt eingefangen, weshalb ich spätestens am Ende Tränen in den Augen hatte. Ich habe beim Lesen eine wahre Achterbahnfahrt der positiven wie negativen Gefühle mitgemacht.
Insgesamt wurde ich hervorragend unterhalten. Auch wenn ich die Geschichte schnell verschlungen hatte, beschäftigt mich das Gelesene noch immer.
Wer an die Macht von Geschichten glaubt oder sich dafür interessiert, wie Märchen sie je nach kulturellem Kontext verändern, sollte hier unbedingt einen Blick reinwerfen.
Hierbei handelt es sich grundsätzlich auch um ein Jugendbuch, dass ich aufgrund mancher Zeichnungen und Schwere der behandelten Themen allerdings erst ab dem mittleren Teenageralter empfehlen würde.