Profilbild von Lui_

Lui_

Lesejury Profi
offline

Lui_ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lui_ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2022

Spannungsgeladenes Abenteuer

Brandt – Im Namen der Angst
0

Das Cover gefällt mir wahnsinnig gut. Es hat mich sofort in den Bann gezogen. Es wirkt mysteriös und gerade deshalb wohl so wahnsinnig anziehend. Außerdem passt es so natürlich super zum Genre.
Berlin ...

Das Cover gefällt mir wahnsinnig gut. Es hat mich sofort in den Bann gezogen. Es wirkt mysteriös und gerade deshalb wohl so wahnsinnig anziehend. Außerdem passt es so natürlich super zum Genre.
Berlin 1937: Eine geheimnisvolle Mordserie veranlasst den Polizeimajor Schauer, seinen Freund Laurence Brandt um Hilfe bei den Ermittlungen zu bitten. Doch bald schon verschwinden die Grenzen zwischen Freunden und Feinden und die Ermittler und ihr persönliches Umfeld geraten zunehmend selbst unter Druck. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Zunächst einmal sind die angenehm kurzen Kapitellängen zu loben. Das ist clever gemacht, denn so habe ich mich immer wieder bei einem ach-nur-ein-Kapitel erwischt und zack war das Buch ausgelesen. Außerdem hat der Autor es wirklich drauf, einen überzeugenden Spannungsbogen aufzubauen. Dazu trägt auch die düstere, bedrohliche und dennoch furchtbar einnehmende Atmosphäre bei.
Auch das historische Setting konnte mich überzeugen. Generell passen Spionageroman, Krimi und die historischen Elemente gepaart mit Verschwörungen und Mythologie in diesem Genremix wirklich gut zusammen und ergeben ein stimmiges Bild. Langweilig war die Lektüre dank des hohen Erzähltempos zu keiner Sekunde.
Laurence Brandt ist ein facettenreicher und interessanter Protagonist, aber obwohl er durchaus auch mal Schwäche und Zuneigung zeigt, hat mir der Zugang zu ihm etwas gefehlt. Auch die Nebencharaktere stecken voll Potenzial, jedoch konnte keins ihrer Schicksale mich so wirklich mitreißen.
Zwischendurch hatte ich befürchtet, das Buch würde - auch aufgrund seiner generellen Kürze - komplett offen enden, was glücklicherweise nicht der Fall war. Wer wie ich kein Freund extremer Cliffhanger ist, wird die Beantwortung der meisten Fragen sicher auch zu schätzen wissen. Dennoch sei hier einmal angemerkt, dass ich durchaus gewillt wäre, mehr von Laurence Brandt zu lesen.
Insgesamt wurde ich ziemlich gut unterhalten. Fans historischer Kriminalromane und Spionagethriller oder alle, die schlicht fesselnden und atmosphärischen Lesestoff für die dunkle Jahreszeit suchen, sollten definitiv einmal reinlesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2022

Faszinierende Grundidee, aber unterirdische Umsetzung

The Witches of Silent Creek 1: Unendliche Macht
0

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es hat mich sofort angesprochen und in seinen Bann gezogen. Nur leider ist es für mich fast schon das Highlight des ganzen Buchs, aber der Reihe nach.
Zum Inhalt: Helena ...

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es hat mich sofort angesprochen und in seinen Bann gezogen. Nur leider ist es für mich fast schon das Highlight des ganzen Buchs, aber der Reihe nach.
Zum Inhalt: Helena zieht nach Schottland, um sich ihrer verstorbenen Mutter näher zu fühlen. Doch dort angekommen merkt sie bald, dass seltsame Kräfte die Gegend um Silent Creek beherrschen. Wem kann sie trauen und wo ist ihr Platz in dieser Welt?
Am Anfang der Geschichte war ich vollends begeistert: flüssiger Schreibstil, interessantes Setting mit geheimnisvoller Atmosphäre und genug Spannung, um weiterlesen zu wollen. Ziemlich schnell habe ich dann allerdings den Status des Auftaktbands gespürt. Man wurde direkt in die Handlung hineingeworfen. Erklärungen bleiben kategorisch aus. So hatte die beschriebene magische Welt zwar einiges an Potenzial, war durch mangelhafte Beschreibungen für mich aber nur schwer vorstellbar.
Gleiches gilt dann übrigens auch für die Charaktere, denen ich mich einfach nicht nahe fühlen und zu denen ich null emotionale Verbindung aufbauen konnte. Dazu hat für mich auch die ungleiche Verteilung der Charakterperspektiven beigetragen. So wie sie gestaltet sind, dienen sie im besten Fall als Spannungselement. Allerdings hätte man eine oder sogar zwei oberflächliche Perspektiven auch gleich streichen können.
Jetzt sind wir also schon bei einem starken Anfang und einem krassen Fall. Es gab immer mal wieder überzeugendere Passagen, dann wieder miesere. Manchmal habe ich die Geschichte seitenlang nur noch überflogen. Ehrlich gesagt ist es ein halbes Wunder, dass ich nicht abgebrochen habe. Was soll ich sagen? Ich hatte noch Hoffnung. Die Wendungen waren jedoch wahnsinnig vorhersehbar, in den Kampfszenen sprang der Funke für mich so gar nicht über. Ebenso beim romantischen Aspekt der Geschichte, der für mich nichts als eine toxische Beziehung darstellt, mit der ich mich nun so gar nicht anfreunden konnte. Noch dazu ist die ganze Geschichte immer wieder von Widersprüchen durchzogen, was ihre Glaubwürdigkeit untergraben hat.
Zu guter Letzt seien noch Folter, Gewalt und abstoßende Ekelmomente erwähnt, die größere Teile der Story einnehmen. Wer das nicht lesen kann oder möchte, lässt besser gleich die Hände weg.
Mein Fazit: So leid es mir tut, ich werde Band 2 nach dem enttäuschenden ersten Teil wohl eher nicht lesen.
Wer ein grundsätzlich gut lesbares, atmosphärisches Urban-Fantasy-Erlebnis sucht, könnte dennoch einmal reinlesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2022

Eindrucksvoll und zeitgemäß

Galatea
0

Das Cover ist wunderschön gestaltet und passt - ebenso wie die grandiosen und äußerst liebevoll gestalteten Illustrationen – hervorragend zum Inhalt. Die äußere Gestaltung macht es definitiv zu einem hochwertigen ...

Das Cover ist wunderschön gestaltet und passt - ebenso wie die grandiosen und äußerst liebevoll gestalteten Illustrationen – hervorragend zum Inhalt. Die äußere Gestaltung macht es definitiv zu einem hochwertigen Schmuckstück im Bücherregal und einem Genuss für die Augen.
Madeline Miller bietet in dieser Kurzgeschichte eine Neuinterpretation des antiken Pygmalion-Mythos. Der Schreibstil ist einnehmend und sorgt für gute Lesbarkeit, wodurch sich das Büchlein in einem Rutsch durchlesen lässt. Neben Millers eigener Kreation ist auch eine Übersetzung von Ovids Originalmythos samt Vor- und Nachwort zur literarisch-wissenschaftlichen Einordnung enthalten. Besonders das Vorhandensein des ursprünglichen Mythos selbst ist ein willkommenes Detail, weil man so ganz eigene Gedanken über Millers feministische Version der Ereignisse entwerfen und selbstständig Vergleiche ziehen kann.
Galatea erscheint als starke, mutige Frauenfigur und liebende Mutter, die mit Vorbildcharakter um Selbstbestimmung innerhalb der gesellschaftlichen Schranken kämpft. Ganz im Stil der klassischen Mythologie kommt dabei auch die Tragik nicht zu kurz. Die Erzählung besticht somit durch ihre Aktualität und bietet außerdem reichlich Identifikationspotenzial für Leserinnen.
Letztlich handelt es sich um eine gelungene, mitreißende Kurzgeschichte, die zeitgemäß daherkommt und zum Nachdenken anregt, aufgrund der begrenzten Seitenzahl aber eine gewisse Tiefe einbüßt und Emotionen nicht gänzlich erforschen kann. Ein Muss und aufgrund der äußeren Gestaltung vor allem eine wunderschöne Geschenkidee für alle Fans von Madeline Millers Schreibstil, klassischer Mythologie und feministischer Literatur!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2022

Weniger mitreißend als erhofft

Elektra, die hell Leuchtende
0

Das Cover sieht wundervoll aus. Es ist ein gelungener Eyecatcher und noch dazu ein echtes Schmuckstück für jedes Mythologie-Bücherregal.
Zum Inhalt: Elektra wartet auf die Rückkehr ihres Vaters Agamemnon ...

Das Cover sieht wundervoll aus. Es ist ein gelungener Eyecatcher und noch dazu ein echtes Schmuckstück für jedes Mythologie-Bücherregal.
Zum Inhalt: Elektra wartet auf die Rückkehr ihres Vaters Agamemnon aus dem trojanischen Krieg. Auch ihre Mutter Klytämnestra erwartet ihren Mann - allerdings aus ganz anderen Motiven. Kassandra, trojanische Prinzessin, Priesterin des Apollon und Kriegsbeute des Agamemnon, bietet eine dritte Perspektive. Können die drei Frauen ihre Schicksalsfäden selbst in die Hand nehmen? Und was, wenn sie dabei die Götter herausfordern?
Die Geschichte ließ sich flüssig lesen. Die wechselnden Erzählperspektiven sind natürlich anspruchsvoll und erfordern Mitdenken und etwas Konzentration.
Der Einstieg war für mich reichlich trocken und fiel mir daher schwer. Das mag daran liegen, dass die erste Hälfte des Buchs für mich wenig Neues enthielt. Es ging hauptsächlich um den wohlbekannten Mythos rund um die Belagerung und Eroberung Trojas. Zudem hat der Gedanke an eine feministische Perspektive auf den Mythos gewisse Erwartungen geschürt, die dann nicht eingehalten werden konnten. Das lag für mich vor allem daran, dass mir der emotionale Zugang zu den Charakteren besonders in der ersten Hälfte fast völlig gefehlt hat. Mit der titelgebenden Elektra bin ich bis zum Schluss einfach nicht warm geworden. Ihre Befangenheit und kindliche Sturheit ohne jeden Ansatz einer Entwicklung machten ihre Abschnitte für mich zur Qual.
Die zweite Hälfte begann dann unverhofft besser. Ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel und faszinierendere Handlungsstränge konnten mich endlich fesseln. Aber auch hier gilt: Berühren konnte mich höchstens Klytämnestras Perspektive - und das, obwohl auch sie mir theoretisch reichlich unsympathisch war. Ganz nett war Kassandras Perspektive - definitiv war es toll zu sehen, dass sie eine Stimme verliehen bekam.
Größter Pluspunkt war für mich die düstere, unheilvolle Atmosphäre, die die Essenz der griechischen Mythologie so grandios einzufangen vermochte. Logischerweise wirkt die Handlung dadurch aber auch reichlich bedrückend. Zu zartbesaitet sollte man definitiv auch nicht sein, aber das ist ja nichts Neues bei antiker Mythologie.
Insgesamt wurde ich solide unterhalten und blieb mit enttäuschten Erwartungen zurück. Trotzdem würde ich die Geschichte Fans griechischer Mythologie mit potenziell weniger Vorwissen zum trojanischen Krieg und allen mit Interesse an einer feministischen Erzählweise des bekannten Mythos und modernen Neuerzählungen empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2022

Eingeschränkt empfehlenswert

Totentanz – 1923 und seine Folgen (ungekürzt)
0

Das Cover ist ganz hübsch und passend zum Inhalt gestaltet. Auch die Titelinformationen kommen gut zur Geltung.
Zum Inhalt: Anhand exemplarisch gewählter Biografien, unter anderem denen von Hugo Stinnes ...

Das Cover ist ganz hübsch und passend zum Inhalt gestaltet. Auch die Titelinformationen kommen gut zur Geltung.
Zum Inhalt: Anhand exemplarisch gewählter Biografien, unter anderem denen von Hugo Stinnes und Käthe Kollwitz, verfolgt die Autorin verschiedene politische, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklungen des Jahres 1923.
Der Sprecher macht insgesamt einen soliden Job. Mir war die Originalgeschwindigkeit allerdings fast schon etwas zu schnell, was das Mitkommen erschwert hat. Zusätzlich verstärkt wurde dieses Gefühl noch durch die schnell wechselnden Perspektiven, auf die ich später noch einmal zu sprechen kommen werde. Jedenfalls ließ sich das Hörbuch so immer nur in kleinen Dosen mit ausreichend Pausen genießen, um auch Zeit zu haben, das Gehörte zu verarbeiten und darüber nachzudenken. Der viele Input sorgt insgesamt für anspruchsvolle Unterhaltung, bei der man sich ordentlich konzentrieren muss, um den Faden bei den langen Kapiteln, die sich an den zwölf Monaten des Jahres orientieren, nicht zu verlieren.
Die vier im Klappentext angesprochenen Personen bleiben nicht die Einzigen im Fokus der Erzählung. Für mich wurde durch die ständige Erweiterung des Ensembles immer wieder der Eindruck vermittelt, dass man hier etwas zu viel wollte. Oft bekommt man zwar interessante Details mitgeteilt oder Rückblicke sowie Ausblicke ins Ausland geboten, aber es bleibt durch die Materialfülle eben doch häufig nur bei bruchstückhaften, oberflächlichen Momentaufnahmen. Auch dadurch werden Personen, die sich bereits viel mit der Zeit auseinandergesetzt haben, möglicherweise wenig Neues entdecken können.
Zudem konnte ich nicht aus jeder Perspektive gleich viel mitnehmen. Teilweise wirkten manche Einschübe eher wie unnötiges Füllmaterial. Des Weiteren liegt hier eindeutig auch eher ein Fokus auf der Vermittlung von Gefühlswelten, die Emotionen bei den Hörenden hervorrufen sollen, anstatt schlicht und möglichst objektiv Sachwissen anzubieten. Das führt zu guter Hörbarkeit für Laien, weil das Buch teilweise den Eindruck eines historischen Romans vermittelt. Für mich hatte es aber leider die gegenteilige Wirkung.
Wer weniger Vorwissen hat sowie ein hohes Interesse an Geschichte und vor allem wirtschaftlichen Entwicklungen hegt oder schlicht das Allgemeinwissen aufbessern möchte, könnte dennoch einmal reinhören.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung