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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2022

Informativ aber oberflächlich

Papyrus
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Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und passt perfekt zu Titel und Inhalt des Buches. Für mich ist es ein echter Eyecatcher, der mich im Buchladen magisch angezogen hätte.
Inhaltlich dreht sich Papyrus ...

Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und passt perfekt zu Titel und Inhalt des Buches. Für mich ist es ein echter Eyecatcher, der mich im Buchladen magisch angezogen hätte.
Inhaltlich dreht sich Papyrus um Buchgeschichte. Der zeitliche Fokus liegt in der Antike - ausgehend von der Bibliothek von Alexandria bis hin zum Ende des Römischen Reiches. Dabei treten beispielhaft Personengruppen in den Vordergrund, die in irgendeiner Form mit Büchern interagierten.
Ich habe vor meiner Lektüre mehrfach lesen können, dass dieses Sachbuch sich wie ein Roman lesen ließe. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Der Anfang war wahnsinnig stark und eindrucksvoll, aber danach fiel es mir stellenweise immer schwerer, durch das Buch zu kommen. Dabei lese ich auch beruflich viel schwer lesbare, trockene Fachliteratur und bin so etwas eigentlich gewohnt. Was mich dabei wohl am meisten gestört hat, ist die Fülle an Informationen und die Art, wie diese strukturiert und weitergegeben wurden. Es fühlte sich manchmal wie bei einem mündlichen Vortrag an, bei dem jemand den roten Faden aus den Augen lässt und sich stattdessen von einem Detail im Nächsten verirrt. Dadurch dürfte es schwer sein, allzu viel vom ersten Lesen zu behalten. Dieses Buch eignet sich eher zur stückweisen Lektüre oder als Nachschlagewerk für das Bücherregal, um später noch einmal gezielt auf Einzelheiten zurückzukommen.
Trotzdem hatte der Schreibstil auch Stärken, so musste ich beispielsweise auch hin und wieder schmunzeln. Vor allem aber merkt man der Autorin stets ihre Liebe zu Büchern und ihre Leidenschaft für deren Geschichten an.
Ich wollte das Buch so gerne mögen und vielleicht wurden mir genau diese Erwartungen zum Verhängnis. Für Leute mit viel Hintergrundwissen in den Bereichen Buchgeschichte und Geschichte der Antike erscheint dieses Buch definitiv zu oberflächlich. Für mich konnte das Buch somit leider wenig Neues bereithalten. Ich habe eher Wissen wiederholt. Logischerweise verhindert allein die bereits erwähnte Informationsfülle, bei vielen Aspekten mehr in die wissenschaftliche Tiefe gehen zu können.
Papyrus ist somit eher für literaturbegeisterte Laien mit großem Interesse an Geschichte geeignet, die ihr Allgemeinwissen erweitern möchten. Und im Hinblick auf solche Leser macht die Autorin tatsächlich einen fantastischen Job. Immer wieder greift sie beispielsweise Elemente aus der heutigen Populärkultur auf, um Vergleiche zu ziehen, Parallelen zur Vergangenheit aufzuzeigen und ganz allgemein deren Verständnis zu erleichtern. Mit anderen Worten: Dieses Sachbuch ist eine Liebeserklärung an die Bücherwelt und vermag es dabei, Interesse an Geschichte zu wecken.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Zeitgemäß und emotional

Eine Frage der Chemie
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Das Cover kann mich verglichen mit anderen internationalen Ausgaben nur bedingt überzeugen. Realistisch dargestellte Personen auf dem Cover sind einfach nicht ganz meins, wobei dieses Cover immerhin noch ...

Das Cover kann mich verglichen mit anderen internationalen Ausgaben nur bedingt überzeugen. Realistisch dargestellte Personen auf dem Cover sind einfach nicht ganz meins, wobei dieses Cover immerhin noch auf den historischen Hintergrund der Story anspielt.
Zum Inhalt: Elisabeth Zott polarisiert. Mitte des letzten Jahrhunderts ist sie eine studierte Chemikerin, die ganz und gar nicht bereit ist, sich schlicht den gesellschaftlichen Normen unterzuordnen, die die Zeit von ihr verlangt. Doch kann das gut gehen?
Die Sprecherin war mir für mich wohl das größte Highlight der ganzen Geschichte. Luise Helm liest auf eine einnehmende Art und Weise, mit scheinbar größtem Feingefühl für die Emotionen der Geschichte, die gerade deswegen hervorragend zum Ausdruck kommen.
Auch der Schreibstil selbst kann grundsätzlich überzeugen und bietet die perfekte Balance zwischen Ernst und humorvollen Einlagen, wodurch auf die stellenweise düsteren Schicksalsschläge stets auch wieder Hoffnung und eine gewisse Leichtigkeit folgen, die das Hören nicht zu schwer gestalten. Hin und wieder hätte ich schon gerne das Buch zur Hand gehabt, um Formulierungen zu markieren beziehungsweise aufzuschreiben. Leider hat mir allerdings Spannung gefehlt. Ich hatte nie diesen inneren Drang weiterhören zu müssen.
Zu den Charakteren: Elisabeth Zott stellt die wohl stärkste Frauenfigur dar, die mir je in einem Roman begegnet ist und allein damit hat sie einen Platz unter meinen liebsten Protagonisten sicher. Sie erscheint fast schon wie eine moderne Romanheldin. Durch ihre Selbstbestimmtheit wirkt sie jedoch fast schon zu stur, was zu einigen Konflikten führt. Diese Fehlbarkeit lässt sie aber auch unglaublich menschlich wirken. Daneben gibt es noch großartige Nebencharaktere, wie Elisabeths ganz besonderen Hund, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.
Der Roman spielt zwar vor einigen Jahrzehnten, könnte aber trotzdem nicht aktueller wirken. Es geht um ernste Themen wie Emanzipation, Frauenfeindlichkeit, Gleichberechtigung, Mutterschaft, Verlust und Trauer aber auch um die kräftigende Wirkung von Liebe, Freundschaft und Familie. Damit steckt die Geschichte nicht zuletzt auch voller Gesellschaftskritik. Ich wage einfach zu behaupten, dass sich wohl fast jede Frau an der einen oder anderen Stelle in dieser Geschichte wiederfinden und Trost in dem quasi geteilten Leid erfahren kann, und das macht diesen Roman zu etwas unglaublich Wichtigem.
Insgesamt hat mich das Hörbuch, vor allem dank der grandiosen Sprechleistung, gut unterhalten. Wer starke Frauenfiguren, pointierte Aussagen und eine herzerwärmende Handlung mit Tiefgang sucht, sollte unbedingt einmal in dieses Hörbuch reinhören.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Spannung bis zum Schluss

Verweigerung
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Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die Palmen passen gut zum Setting, die dunklen, geheimnisvollen Farben zum Krimigenre und der Titel springt definitiv ins Auge.
Inhalt: Es war ein Fall im Fokus der ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die Palmen passen gut zum Setting, die dunklen, geheimnisvollen Farben zum Krimigenre und der Titel springt definitiv ins Auge.
Inhalt: Es war ein Fall im Fokus der Öffentlichkeit: Der Afroamerikaner Bobby Nock stand für den Mord an seiner Schülerin, Jessica Silver, mit der er eine Affäre gehabt haben soll, vor Gericht. Eine Jury sprach ihn jedoch frei. Zehn Jahre später wird der Fall erneut aufgegriffen und fordert im Tod eines Geschworenen ein neues Opfer. Sofort wird Maya Seale, eine der Geschworenen und Verfechterin für Bobbys Unschuld, verdächtigt.
Der Schreibstil überzeugt. Ich musste erst mit der Zahl der Charaktere und den Zeitsprüngen zwischen Vergangenheit und Gegenwart warm werden, konnte das Buch ab dem zweiten Drittel jedoch kaum noch aus der Hand legen. Die Zeitsprünge sind ein clever gewähltes Stilmittel, denn so lernt man jeden Geschworenen kennen, während gleichzeitig gelungen Spannung aufgebaut wird. Besonders gut gefallen hat mir die düstere Atmosphäre, die stets über allem schwebt und damit ein Gefühl der Bedrohung und der Ausweglosigkeit erschafft.
Zu den Charakteren: Den Hauptteil der Perspektive, die in der Gegenwart spielt, begleiten wir Maya. Der Fokus liegt hier eindeutig auf dem vorankommen der fesselnden Handlung und nicht auf der Gefühlswelt der Protagonistin, was ich bei ihren dramatischen Erlebnissen etwas schade finde. Hier möchte ich auch gleich meinen größten Kritikpunkt ansetzen: Mir hat zum völligen Mitfiebern ein nahbarer Charakter mit nachvollziehbaren Emotionen gefehlt. Insgesamt hat der Autor einen multikulturellen, diversen Cast geschaffen, der sehr gut nach Los Angeles, dem Ort des Geschehens, passt. Jeder Charakter hat seine Schwächen und geheimen Laster, wodurch die handelnden Personen absolut lebensecht wirken.
Ich habe lange keinen Krimi mehr gelesen, bei dem ich von Anfang bis Ende nicht den Täter bzw. die Lösung des Falles vorhersagen konnte und der dank überraschender Enthüllungen so gelungen mit dem Leser spielt. Daneben besticht die Handlung durch ihre Aktualität, die sich mit Rassismus und der Ungerechtigkeit des amerikanischen Rechtssystems sowie der Gesellschaft befasst. Das lässt die Geschichte gemeinsam mit dem Fokus auf Egoismus und menschliche Abgründe glaubhaft und realistisch wirken.
Fazit: Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen. Wer mit ernsten Themen gespickte, lange Zeit undurchsichtige, wendungsreiche Justizkrimis mit moralisch grauen Protagonisten mag, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Solide Wohlfühlromanze für zwischendurch

Carry me through the night
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Das Cover ist ansprechend gestaltet, die Details passen zum Inhalt und zu den Protagonisten, während die Farben das Genre eines Liebesromans gelungen aufgreifen.
Zum Inhalt: Bei einem Stipendiaten-Dinner ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet, die Details passen zum Inhalt und zu den Protagonisten, während die Farben das Genre eines Liebesromans gelungen aufgreifen.
Zum Inhalt: Bei einem Stipendiaten-Dinner trifft Autumn auf Ryan. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, wollen es allerdings unverbindlich halten. Doch kann das gelingen?
Der Schreibstil ist angenehm. Für mich war es das zweite Buch der Autorin und auch dieses ließ sich erneut flüssig lesen dank kurzer Kapitel und wechselnder Erzählperspektiven. Gut gefallen hat mir auch die Umsetzung der jeweiligen Atmosphäre, beispielsweise die Strandvibes.
Die Protagonisten sind ganz sympathisch. Ryans gutes Herz und sein vorbildhaftes Verhalten lassen ihn anziehend wirken. Autumn wirkte mir jedoch besonders mit fortschreitender Handlung zu blass und einseitig verbohrt. Mein Highlight waren eindeutig eher die liebenswerten Nebencharaktere wie Amy und Nate, die mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben und das teils blinde Chaos der Protagonisten zu ordnen versuchten.
Das Buch hat stark angefangen. Dann war für mich allerdings irgendwann die Luft raus. Ja, es gibt ein paar überraschende Wendungen. Dennoch hatte ich mir unter dem im Klappentext beworbenen ghosting etwas anderes vorgestellt - so wie die Geschichte dieses Handlungselement wiedergibt, passt das für mich überhaupt nicht zu dem Begriff. Soll heißen: Hier wurden meine Erwartungen enttäuscht. Dann sind da noch die sehr jungen Protagonisten, die sich dementsprechend verhalten und dadurch eine Menge künstliches und für mich unnötiges Drama heraufbeschwören. Letztlich geht es um Familie, Freundschaft und Liebe in Form einer Wohlfühlgeschichte, die für mich aber den gewissen einzigartigen Mehrwert vermissen lässt.
Mein Fazit: Man kann die Geschichte schon lesen, muss aber nicht. Fans von College- und Sportromanzen, die einen Protagonisten mit Potenzial zum Bookboyfriend suchen und nichts gegen etwas Drama einzuwenden haben, könnten diese niedliche Geschichte aber durchaus lieber mögen.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Enttäuschte Erwartungen

Die andere Schwester
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Das Cover ist ansprechend gestaltet, springt durch die Farbgebung sofort ins Auge und passt optisch hervorragend zum ersten Band der Reihe.
Zum Inhalt: Im schwedischen Karlstad wird eine junge Geschäftsfrau ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet, springt durch die Farbgebung sofort ins Auge und passt optisch hervorragend zum ersten Band der Reihe.
Zum Inhalt: Im schwedischen Karlstad wird eine junge Geschäftsfrau ermordet. Der Verdacht fällt schnell auf deren Schwester, da beide ein angespanntes Verhältnis verband. Doch ist die Lösung wirklich so einfach? Gleichzeitig wird John Adderley von seiner Undercover-Vergangenheit eingeholt und muss neben der Aufklärung des Falls auch um sein eigenes Überleben kämpfen.
Der Schreibstil ist nach wie vor großartig. Die Geschichte ließ sich flüssig lesen und teilweise fiel es mir schwer, das Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Das gilt allerdings leider nur für Johns Perspektive. Auch wenn die Perspektivwechsel für einen gelungenen Spannungsaufbau sorgen, musste ich mich doch arg durch Alicias Sicht auf die Dinge quälen. Mit ihr bin ich einfach nicht warmgeworden.
Reden wir damit über die Protagonisten: Eigentlich liebe ich moralisch graue Charaktere und auch Ermittler, die am Rand der Legalität balancieren. Allerdings konnte ich für einen Großteil der Handlung nur den Kopf über die Entscheidungen der Charaktere schütteln und ihnen mit Unverständnis begegnen. Nicht falsch verstehen: Die Handlungen der Charaktere sorgen für solide Krimiunterhaltung, die spannend und abstoßend zugleich ist. Es war einfach nur nicht mein Fall.
John zeigt sich in diesem Band erfüllt von purem Eigennutzen und Alicia nimmt mir viel zu selbstverständlich die rückratlose, unselbstständige Opferrolle ein. Einziger Lichtblick war Johns liebevoller Umgang mit seiner Nichte sowie das Wiedersehen mit Mona, wobei ich mich einen Großteil der Handlung bereits gefragt hatte, wo sie steckt und ob sie einen Auftritt in Band 2 bekommt.
Die Krimihandlung hat stark angefangen, aber für mich ab dem ersten Drittel nachgelassen. Das liegt zum einen am Aufbau der Erzählstrategie, zum anderen an den Charakteren und ihren Entscheidungen. Das mag jetzt oberflächlich klingen, muss aber so bleiben, um Spoiler zu vermeiden.
Ich hatte mir so viel Action und Spannung für Band 2 erhofft. Teilweise habe ich mit Blick auf Johns Vergangenheit auch etwas davon bekommen. Allerdings sehr kurz und gleich zu Beginn der Handlung, die dann zwielichtige und für mich enttäuschende Wege einschlägt. Wer einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat, wird vielleicht ähnlich empfinden. Trotzdem erscheint die Handlung einigermaßen glaubhaft, da letztlich auch im echten Leben nicht immer alles einen Abschluss findet und Menschen aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus zu so einigem fähig sind. Auch die wohl spektakulärste Wendung am einigermaßen runden Handlungsende war für mich leider keine große Überraschung.
Halten wir also fest, dass die Geschichte mich nicht komplett überzeugen konnte, was allerdings stark mit meiner Erwartungshaltung nach der Lektüre des ersten Bandes zusammenhängt. Wer sich weniger Gedanken über die fortschreitende Handlung gemacht hat oder Band 1 gar nicht kennt, kann selbstverständlich ganz anders empfinden. Allerdings ist die Kenntnis des Vorgängerbandes von Vorteil.

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