Absolut mitreißend und emotional!
Weil Wolken weich wie Watte sind“Weil Wolken weich wie Watte sind” war das erste Buch der Autorin, was ich gelesen habe und ich bin wirklich sprachlos. Aber mal von Anfang…
Marie’s Art zu leben kann man eigentlich nur noch als vegetieren ...
“Weil Wolken weich wie Watte sind” war das erste Buch der Autorin, was ich gelesen habe und ich bin wirklich sprachlos. Aber mal von Anfang…
Marie’s Art zu leben kann man eigentlich nur noch als vegetieren beschreiben. Entscheidungen überlässt sie lieber anderen. Innerlich hat sie sich zwangsbedingt komplett aufgegeben, doch als ihr Therapeut ihr verklickert, dass man ihr nicht helfen kann und sie einen neuen Ansatz finden müssen, wird Marie schon ziemlich geschockt. Hopeful ist somit ihre letzte Chance. Eine Blockhütte mit ca. fünf anderen Jugendlichen und einem unkonventionellen Therapieprogramm – wenn man es so nennen kann. Auch Marie wird erstmal aus ihrer Komfortzone geworfen und wie sie mit den Regeln klar kommt….
Ich war aufgrund des so sarkastisch angehauchten Klappentext unglaublich gespannt, was passieren wird und muss gestehen: Es hat mich emotional unglaublich aus den Latschen gehauen.
Marie hat eine meter hohe, sehr dicke Schutzmauer um ihr Inneres gezogen. Ihre Abwehr besteht aus frecher, manchmal sogar beleidigender Ausdrucksweise, großen Sprüchen und einem sehr abweisenden Wesen. Am Anfang fand ich sie einfach nur witzig, wobei man auf diese Art von schwarzem Humor stehen muss. Doch um so weiter ich den Weg in dieser Gruppe mit ihr ging, umso mehr fühlt man diesen immensen Schmerz in ihrer Seele. Diese Dunkelheit, die Besitz von ihr ergreift, wenn es ein besonders schlimmer Tag war und wie sehr sie darunter leidet, gerade von einem Menschen, der ihr Halt sein soll, so unzureichend behandelt zu werden. Und die Autorin hat Recht mit ihrem Zitat, auch wenn das leider noch immer vielen Menschen nicht klar ist.
Zitat:
Am schlimmsten ist es, wenn die Seele wehtut, weil es dagegen keine Schmerzmittel, kein Pflaster oder keine lebensrettende Operation gibt. Nur einen sehr langen Weg der Heilung, der die inneren Wunden immer wieder aufreißen und Blüten lässt. Ich weiß jetzt, dass man auch innerlich verbluten kann. Seelisch verbluten kann. Es dauert länger, es tut weh und man bemerkt es erst, wenn es schon beinahe zu spät ist.
(S. 256)
Die Schreibweise von Katharina Groth hat mich hier absolut mitgerissen. Ich habe dieses Buch förmlich am Stück inhaliert und die ganze Zeit dafür gebetet, dass Marie es schafft die Heldin der Geschichte zu werden. Nicht nur für die 13 – Jährige Kyra, auch für uns Leser. Irgendwie wünscht sich doch jeder ein Happy End für die eigene Geschichte. Die Erkenntnisse, welche die Autorin uns vermittelt, ja die Emotionen und sogar Handlungen der unterschiedlichen Charaktere sind so real, so ergreifend, so dramatisch und doch wieder so kämpferisch. Ich bin immer noch gefangen und vor allem auch beeindruckt.
Wie sie uns die einzelnen Personen näher gebracht hat, uns gezeigt hat, wie krank sich die Gesellschaft auf arme Seelen einschießen kann und ihnen so sehr schadet, dass sie ihr Leben nicht mehr leben wollen … ich finde keine Worte für diese Ausmaße. Aber ich ziehe meinen imaginären Hut für dieses Werk. Es erfordert wirklich viel Recherche und ein Einlassen auf eine geprägte Person, das nicht jeder ab kann. Dieses Buch dann noch so fantastisch flüssig und gewandt zu schreiben ohne jemanden zu Nahe zu treten oder anzugreifen, ist meiner Meinung nach wirklich eine Leistung.
Ich möchte natürlich auch noch kurz die Triggerwarnung erwähnen. “Weil Wolken weich wie Watte sind” ist kein leichtes Buch und kann negative Gefühle herbeiführen, die zu Rückfällen führen können. Lest es also nur, wenn ihr euch sicher seid das zu verkraften.