Ein gutes Debut
Savior in RedDer Klappentext von "Savoir in Red" zeigt einem schon, was auf den Leser zu kommt. Eine junge Frau, die sich nach Rache verzehrt und dabei auf einen Mann trifft, der ganz anders als alle anderen ist, und ...
Der Klappentext von "Savoir in Red" zeigt einem schon, was auf den Leser zu kommt. Eine junge Frau, die sich nach Rache verzehrt und dabei auf einen Mann trifft, der ganz anders als alle anderen ist, und doch habe ich etwas mehr erwartet.
Liv musste erleben, wie schon in jungen Jahren ihre liebsten Menschen zu Tode kamen. Dass das eine 4-Jährige stark prägt ist eine logische Konsequenz. Und doch kann sich die mittlerweile 22 - Jährige nicht so ganz entscheiden. Ihre Faszination für den Feuerwehrmann Mason erschien mir leider nicht immer so authentisch. Ich tat mich zeitweise wirklich schwer, da die erste Hälfte des Buches sich quasi nur damit beschäftigt, ob sie ihn an sich ran lassen kann oder eben nicht. Dazu kommt der Kampf mit den Erinnerungen und ihre momentane Wohnsituation, die wirklich ziemlich heftig ist.
Mason ist ein besonderer Mann. Das wird durch seine Ausstrahlung auch dem Leser sofort klar, da er wirklich ein richtiger Held ist, und so oberflächlich betrachtet mag ich ihn auch echt. Er nimmt einen Platz im Buch ein, bei dem man zur Ruhe kommt und sich wohl fühlt. Mason bringt immer so ein Gefühl von Sicherheit in die Szenen mit. Aber leider kann ich auch so ein oder zwei Handlungen nicht ganz nachvollziehen und es lässt ihn in einem schlechteren Licht da stehen, als er eigentlich verdient hätte.
Und dann sind da diese Reaktionen von Liv auf Männer. Auf der einen Seite verstehe ich sie wirklich, weil es sehr böse, verachtenswerte Menschen sind. Und auf der anderen Seite werden eben alle Männer im Buch wie räudige Tiere dargestellt. Und obwohl sie Mason noch überhaupt nicht kennt, ist er anders für sie?! Es ist ok, dass man in Büchern im Prinzip als Autor ja machen kann, was man möchte, aber da Liv sonst so panisch ist, wirkt sie einfach nicht echt. Es ist schwierig zu erklären ohne euch zu spoilern, daher werde ich nicht mehr dazu sagen. Ich habe mir bloß oft gewünscht, dass man die Reaktionen glaubwürdiger darstellt und nicht so aus der Luft gegriffen träumerisch, was den männlichen Protagonisten angeht und dazu im Gegensatz alle anderen Kerle.
Die Handlung von "Savoir in Red" hat mich nur teilweise überzeugt. Positiv sind die Wendungen, Morde und der Aufbau an und für sich. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, und auch emotional konnte mich Nio Black wirklich erreichen. Also gerade das letzte Drittel ist eine Achterbahn der Gefühle und ich konnte den Schmerz von Livianna wirklich nach empfinden. Genau wie die Bindung zu Mason. Da fühlt man das Knistern und wie sich eine Vertrautheit aufbaut.
Auf der anderen Seite fehlt es aber wirklich noch an Details. Die Familienbande von Liv hätten meiner Meinung nach intensiver aufgeklärt werden können. Ich empfand die Nebendarsteller so blass. Sie wurden nur so angerissen und keiner bekam eine wirkliche Tiefe, bei der man sich hätte mehr unter der Person vorstellen können.
Auch waren die Vorgehensweisen manchmal nicht so richtig durch dacht. Es geht von Details, wie das eine Person Schuhe auszieht und ohne sie in einen Club spaziert bis hin zu fehlenden Erklärungen für eine Situation oder einen Ortswechsel, und das sich die Protagonistin darüber dann nicht einmal wundert. Mir fehlten einfach teilweise die Gedankengänge dahinter oder überhaupt eine Erklärung für eine Tat eines Charakters.
Erzählt wurde die meiste Zeit aus der Sicht von Liv. Dazu kamen noch ein paar Kapiteln aus der Sicht von Mason und ein paar Einblicke in eine dritte Person.
Ich denke, als Debut der Autorin, ist es ein solides Werk, dass sich recht flüssig und angenehm lesen lässt, aber noch Potenzial nach oben hat. An und für sich schreibt Nio Black schon sehr fesselnd und auch leicht. Ihr Wortwahl ist gewandt und abwechslungsreich, so dass Wiederholungen selten vor kommen. Ich habe das Buch schnell durchlesen können.
Hier und da könnte man etwas tiefer in die Personen eindringen um die Taten besser verstehen zu können. Ob Opa, Mörder, Feuerwehrmann oder nur der Mann aus dem Fahrstuhl. Es sind so viele offene Fragen geblieben, bei denen ich mich einfach nach Feinheiten sehne.
Trotz ein paar Längen hat es mich ganz gut unterhalten und ich würde wieder zu einem Buch der Autorin greifen.