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Veröffentlicht am 26.02.2018

Die Toten in der Marsch

Totenweg
1

Achtzehn Jahre ist es her, seit Frida die Leiche im alten Viehstall am Totenweg gefunden hat. Achtzehn Jahre sind seit Haverkorns Scheitern vergangen, der es in seinen Ermittlungen nicht schaffte, den ...

Achtzehn Jahre ist es her, seit Frida die Leiche im alten Viehstall am Totenweg gefunden hat. Achtzehn Jahre sind seit Haverkorns Scheitern vergangen, der es in seinen Ermittlungen nicht schaffte, den Mörder dingfest zu machen. Den Mörder, den Frida zu kennen glaubt...
Und nun, nach so langer Zeit, gibt es erneut Tote, und auf einmal scheint es, als müsste die Vergangenheit in einem neuen Licht betrachtet werden...

Romy Fölcks Reihenauftakt packt von Anfang an und lässt einen bis zur letzten Seite und darüber hinaus nicht mehr los.
Schon bald gewinnen die Hauptcharaktere ihr Publikum für sich, aus anderen wird man nicht so recht schlau, und dann gibt es noch die, die schon früh ein gewisses Misstrauen erwecken und vor denen man Frida und Bjarne am liebsten warnen würde, auch wenn man manchmal gar nicht mal so genau weiß, warum...
Fölcks flüssliger und wortgewandter, bildreicher Schreibstil, mit dem sie den wilden Charme der Marsch, die allgegenwärtige Düsternis und den schaurigen Duft von Geheimnissen gekonnt einfängt, schlägt die Leser immer weiter in seinen Bann, bis es schwerfällt, das Buch überhaupt noch aus der Hand zu legen.

"Totenweg" ist nicht nur für sich genommen ein spannendes und mitreißendes Buch, sondern auch ein äußerst gelungener Reihenauftakt, der definitiv Lust auf mehr macht!

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  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 07.02.2018

Tausend kalte Tode

Eisige Flut
0

Nachdem sie wochenlang verschwunden war, kehrt Anja endlich zu ihren Eltern nach Hause zurück - zu Eis erstarrt steht sie vor deren Haustür und wartet auf Einlass.
Bei diesem Auftakt zu Nina Ohlandts ...

Nachdem sie wochenlang verschwunden war, kehrt Anja endlich zu ihren Eltern nach Hause zurück - zu Eis erstarrt steht sie vor deren Haustür und wartet auf Einlass.
Bei diesem Auftakt zu Nina Ohlandts "Eisige Flut" läuft es einem kalt den Rücken herunter - und es bleibt obskur und spannend. Immer weitere Leichen tauchen auf, öffentlich inszeniert und mit Eis überzogen. Und während der Mörder sein Tempo langsam steigert, tappt die Polizei im Dunkeln...

Wer skurrile Morde, dynamische Ermittlerteams, etwas kauzige Charaktere und eine große Portion Lokalkolorit liebt, ist bei Nina Ohlandt bestens aufgehoben.
Sie versteht es, das Tempo langsam zu steigern und ihre LeserInnen von Anfang bis Ende nicht mehr freizugeben - und immer wieder trügt der Schein und man steht vor einem neuen Rätsel.
Was also hat es mit den Eisleichen auf sich? Will der Mörder Aufmerksamkeit, sich inszenieren wie ein Künstler? Oder hat er vielleicht doch einen viel persönlicheren Bezug zu den Opfern? Liegt der Grund für die Morde viel tiefer in der Vergangenheit, als zunächst angenommen?
"Eisige Flut" ist ein Muss für alle Fans von Krimis aus dem hohen Norden voller Irrungen und Wirrungen und einer düsteren Vergangenheit.

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  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 24.10.2017

Wenn man seinem eigenen Verstand zu misstrauen beginnt

Die stille Kammer
1

Es ist noch nicht lange her, dass Susan frühzeitig aus der psychiatrischen Abteilung von Oakdale entlassen wurde. In der sie saß, weil sie vor 4 Jahren ihren eigenen Sohn ermordet hatte. Oder etwa doch ...

Es ist noch nicht lange her, dass Susan frühzeitig aus der psychiatrischen Abteilung von Oakdale entlassen wurde. In der sie saß, weil sie vor 4 Jahren ihren eigenen Sohn ermordet hatte. Oder etwa doch nicht? Als eines Tages ein Brief auf ihrer Fußmatte liegt, in dem ein Foto eines kleinen Jungen ist, kommen daran erhebliche Zweifel auf. Denn auf der Rückseite steht der Name ihres Sohnes: Dylan. Und so begibt sich Susan auf die Suche nach der Wahrheit, und sie deckt tiefere Abgründe auf, als sie zu fürchten wagte.

Der Thriller steigt rasant ein und hält diese Spannung und dieses Tempo bis zum Schluss. Dabei springt er zwischen zwei Handlungssträngen: Dem von Susan, ihrer Vergangenheit und Gegenwart, und dem von Jack, der in den 80er Jahren beginnt und in der Gegenwart endet. Bis zum Schluss weiß man nicht, um wen es sich bei Jack handelt, und rätselt eifrig mit, welche Rolle er wohl in Susans Geschichte spielen mag. Und auch sonst gibt es so einige Irrungen und Wirrungen, die den Leser köstlich an der Nase herumführen, bis schließlich in einem spektakulären Höhepunkt alles ans Licht kommt - und das beinahe auch noch zu spät...

"Die stille Kammer" hat alles, was ein Psychothriller braucht - ein großes, ungelöstes Geheimnis in der Vergangenheit und noch mehr Geheimnisse in der Gegenwart, jede Menge Spannung, die einen an den Nägeln kauen und bis tief in die Nacht hinein lesen lässt, Verzweiflung, Angst - aber auch Freundschaft, große Gefühle und ein Happy End. Was will man mehr?

Da fällt es einem dann auch leicht, darüber hinwegzusehen, dass Susan vielleicht etwas zu naiv geraten und der deutsche Titel nicht wirklich passend gewählt ist.

Auf jeden Fall ein Buch, das sich zu lesen lohnt!

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Veröffentlicht am 16.10.2017

Solider Thriller mit gewissen Längen

Sie zu strafen und zu richten
0

Detective Corrigan muss in einem neuen Fall all sein Können unter Beweis stellen: Ein "Rächer des Volkes" entführt MitarbeiterInnen des Finanzsektors und stellt sie auf der Internetplattform "Your View" ...

Detective Corrigan muss in einem neuen Fall all sein Können unter Beweis stellen: Ein "Rächer des Volkes" entführt MitarbeiterInnen des Finanzsektors und stellt sie auf der Internetplattform "Your View" für ihre (angeblichen) Verbrechen während der Bankenkrise, die einige "Normalbürger" vieles gekostet hat, vor "Gericht". Die Jury sind die Zuschauer des Live-Streams, die per Voting entscheiden können, ob sie die Person für schuldig halten oder nicht. Die Strafe ist denkbar drastisch: Wer für schuldig befunden wird, wird getötet. Doch auch die anderen Entführungsopfer kommen nicht gänzlich ungestraft davon...
DI Corrigan steht also mächtig unter Druck, die Chefetage will Ergebnisse sehen, die Politik mischt sich ein, und irgendwie scheinen ihn diesmal seine Fähigkeiten im Stich zu lassen, denn er findet einfach nicht in den Kopf des Mörders hinein...

Der Thriller startet mit der Hinrichtung des ersten Opfers und damit einem mehr als fulminanten Auftakt, der leider mehr verspricht, als er letztendlich halten kann. Immer wieder hat das Buch mit gewissen Längen zu kämpfen, die leider trotz spannender Passagen hartnäckig zurückkehren, wenn auch gegen Ende etwas weniger. Auch werden teilweise Handlungsstränge und Ansatzpunkte für die Ermittlungen eröffnet, die dann nicht weiterverfolgt werden und ins Leere verlaufen.
Bis auf die wirklich wichtigen Hauptcharaktere sind die einzelnen Akteure leider etwas schwach herausgearbeitet, hier ist viel Potenzial für wirklich griffige unnd spannende Charaktere verschenkt worden.

Aber der Thriller hat auch seine Stärken: Der Schreibstil ist äußerst flüssig und angenehm und das Lesen macht - vor allem in den spannenden Passagen - durchaus Spaß. Die Handlung ist bis auf ein paar kleine Schwächen solide ausgearbeitet und definitiv etwas für Spürnasen: Gegen Ende überrascht das Buch mit einer gelungenen Wendung, doch der Autor streut geschickt immer wieder Hinweise ein, mit deren Hilfe man sich irgendwann ganz gut selbst zusammenreimen kann, wer sich hinter der Maske des Rächers verbirgt - ohne aber zu viel vorwegzunehmen, denn es macht ja auch Spaß, mitzufiebern und herauszufinden, ob man richtig liegt.

Alles in allem wurde hier also zwar Potential verschenkt, ich würde diesen Thriller aber dennoch zumindest als leichte Urlaubslektüre oder etwas in der Art weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 08.07.2017

Rasanter Thriller mit einem Hang zum Phantastischen

Ich bin die Nacht
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Aus eigener Sicht ist Francis Ackerman junior der geborene Serienkiller, und in der Tat scheint er damit nicht falsch zu liegen. Bei seinen Morden hat er eine Eigenheit entwickelt, an der er stets festhält: ...

Aus eigener Sicht ist Francis Ackerman junior der geborene Serienkiller, und in der Tat scheint er damit nicht falsch zu liegen. Bei seinen Morden hat er eine Eigenheit entwickelt, an der er stets festhält: bevor er zuschlägt, zwingt er seine Opfer zu einem grausamen Spiel um ihr Leben, das sie nicht gewinnen können.

"Ich bin die Nacht" ist ein Thriller, der es einem nicht leicht macht, sich ein abschließendes Urteil über ihn zu bilden.
Er ist rasant, gekonnt erzählt und hält seine Spannung bis zum Schluss. Cross hat es geschafft, dass man sowohl mit der Hauptperson Marcus und den Opfern mitfiebert, als auch von Ackerman nicht nur fasziniert ist, sondern auch ihn retten möchte - erst vor seinem grausamen Vater, dann vor sich selbst. Und immer wieder weckt er die Hoffnung, dass Ackermans Opfer vielleicht gewinnen und davonkommen können, nur um sie dann auf grausame Weise wieder zu zerschlagen - meist nicht direkt erzählt, sondern auf Umwegen (z.B. als Meldung in den Nachrichten), was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Und doch, auch Ackerman ist nicht "unfehlbar", er ringt mit seinem Gewissen, und durchlebt die meiner Meinung nach stärkste Charakterentwicklung - eine wirklich gelungene Figur.
Auch Marcus' scheinbar ausweglose Situation fehlt es nicht an Spannung: er kann niemandem trauen, der Feind ist scheinbar überall - eine Verschwörung gigantischen Ausmaßes.
Das Ende weckt bei mir eher gemischte Gefühle. Einerseits ist es tatsächlich mal eine Auflösung der etwas anderen Art, was prinzipiell reizvoll sein kann. Andererseits hätte ich mir doch etwas mehr Realismus und etwas weniger Idealismus gewünscht - die Auflösung wirkt auf mich etwas übertrieben und auch an den Haaren herbeigezogenen.

Dennoch halte ich "Ich bin die Nacht" für ein absolut empfehlenswertes Buch, das einen von der ersten Seite an mitreißt und auch den Rest der Reihe recht vielversprechend aussehen lässt.

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