Profilbild von Lyca

Lyca

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Lyca ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lyca über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2017

Ein Traum, der sich zum Gegenteil entwickelt

Das geträumte Land
0

Für den hart arbeitenden Kameruner Jende Jonga geht es in Amerika endlich bergauf, er hat seine Frau Neni und seinen kleinen Sohn Liomi bei sich, durch seinen Cousin bekommt er die Stelle als Chauffeur ...

Für den hart arbeitenden Kameruner Jende Jonga geht es in Amerika endlich bergauf, er hat seine Frau Neni und seinen kleinen Sohn Liomi bei sich, durch seinen Cousin bekommt er die Stelle als Chauffeur bei dem erfolgreichen Wallstreet Banker Clark Edwards und sein Anwalt Bubakar ist sehr zuversichtlich, dass sein Asylantrag genehmigt wird. Es könnte also kaum besser laufen, doch schon bald holt die harte Realität auch die Jongas ein. Der Traum von einem besseren Leben für sich und ihren Sohn in New York entwickelt sich langsam zu einem Albtraum. Können sich Jende und Neni dem entgegensetzen?

The American Dream, wer hat das nicht schon das ein oder andere mal gehört? Der Traum, sich durch harte Arbeit eine gute Zukunft sichern zu können, der Traum, dem so viele Migranten erliegen und ihn Wirklichkeit werden lassen möchten. Dadurch, dass die Autorin aus Kamerun stammt und nach Amerika ausgewandert ist, wirkt vieles von dem was sie schreibt glaubhaft und authentisch. Man nimmt es ihr ab und kommt nicht umhin sich zu fragen ob sie oder Menschen, die sie kennt selber die ein oder andere beschriebene Situation erlebt haben. Dieses Buch behandelt ein Thema, das so aktuell wie nie ist und ich finde es gut aus der Sicht von Einwanderern zu lesen, zu erfahren was ihre Beweggründe für das Auswandern ist, was ihre Wünsche sind, ob sie sich integrieren wollen und können und wie sie letztendlich mit der neuen Umgebung klar kommen.
Ich mag den Schreibstil der Autorin, der eher einfach gehalten ist und somit gut zum Roman passt. Sie schafft es in einem ruhigen Ton eine Geschichte voller Gefühl und teilweise auch Überraschungen zu erzählen, eine Geschichte über zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten und bei denen man doch auch Gemeinsamkeiten findet. Der Roman hat mich von der ersten Seite an überzeugt und mich zum Nachdenken gebracht, was vor allem an der Sichtweise der Jongas liegt.
Es ist ziemlich interessant etwas über Limbe, Kamerun zu erfahren, was für Vergleiche zu New York gezogen werden und zu verfolgen wie es Neni und Jende mit ihrem neuen Leben in Amerika ergeht.
Die Charaktere sind sehr facettenreich, so haben wir die ehrgeizige Neni Jonga, die sich um den Haushalt und ihren Jungen kümmert und nebenbei noch arbeitet und studiert, ihr Mann Jende ist der andere Protagonist, der nur das Beste für seine Familie möchte, fast den ganzen Tag arbeitet und auch immer wieder Geld nach Kamerun schicken muss obwohl sie selber nicht so viel haben. Die zwei geben alles und sind voller Hoffnung, die fast greifbar ist. Auf der anderen Seite haben wir den Workaholic Clark Edwards und seine Frau Cindy, die ein Familienmensch ist und dennoch viel zu oft allein gelassen wird. Die Kinder der zwei Ehepaare sind einfach nur wirklich süß.
Auch wenn die Familien sich nicht gleichen, so haben beide mit einigen Problemen zu kämpfen. Die Jongas haben Zukunftsängste und machen sich oft Sorgen um Geld, die Edwards hingegen scheinen alles zu haben und sind dennoch weit davon entfernt glücklich zu sein. Man bekommt durch Jende und Neni nur allzu gut mit was bei den Edwards alles schief läuft. Geld allein macht eben doch nicht glücklich.
Diese Gegenüberstellung der Familien macht einen gewissen Reiz aus und es ist interessant zu verfolgen wie die Erwachsenen mit den Extremsituationen umgehen, die vor ihnen liegen. Ich hätte nie erwartet wie sich alles entwickelt und zu was manche Charaktere überhaupt im Stande sind, zwischenzeitlich hat so manch einer Sympathiepunkte verloren. Und auch wenn ich nicht alle Entscheidungen gut heißen kann und Probleme mit manchen Verhaltensweisen hatte, kann ich vieles nachvollziehen. Es ist sehr nah an der Realität und diese ist bekanntlich nicht immer rosarot.

Ein überaus aktueller Roman über die Einwanderung. Ein Buch, das die afrikanische sowie amerikanische Lebenskultur sehr gut rüber bringt und auch sonst einige weitere Themen miteinbezieht. Eine authentische Geschichte, die einen wahren Blick auf das heutige Amerika bietet und einige schöne Lesestunden verspricht.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Habe mir mehr erhofft

Forever 21
0

Ava ist 21 als sie nach einem Ereignis von einem Fluch belegt wird, sie wird zur Seelenwanderin und hüpft von nun an von einem Körper in den nächsten, durch verschiedene Epochen mit nur einer Aufgabe: ...

Ava ist 21 als sie nach einem Ereignis von einem Fluch belegt wird, sie wird zur Seelenwanderin und hüpft von nun an von einem Körper in den nächsten, durch verschiedene Epochen mit nur einer Aufgabe: sie muss zwei Seelenverwandte zusammenbringen. Und dies auch noch unter Zeitdruck, denn je länger sie braucht, desto mehr höllische Schmerzen empfindet sie. Als sie bei einem ihrer Sprünge auf Kyran trifft wird alles umso komplizierter für sie. Denn wie könnte sie überhaupt mit ihm zusammen sein?

Wenn das mal nicht absolut verlockend klingt oder?
Ich mochte den Beginn, der Schreibstil lässt einen nur so durch die Seiten fliegen und es ist interessant Ava direkt nach einem Sprung in einen neuen Körper zu begleiten. Man ist sofort mitten im Geschehen und kann sich schnell einen Überblick davon verschaffen, was Ava tun muss und wie sie überhaupt weiß welche zwei Menschen sie zusammenbringen muss. Vor allem hat es mich auch zum Lächeln gebracht zu sehen wie sie sich in der neuen Situation zurecht finden muss und wie sie dabei unweigerlich in einige Fettnäpfchen tritt. Ava meckert nicht oder schwimmt in Selbstmitleid, sie tut einfach das wozu sie hergebracht wurde und gibt ihr Bestes um ihre Aufgabe schnell zu erledigen.
Die Grundidee klingt so überaus ansprechend und gerade der Anfang hat mir Freude beim Lesen bereitet, weil mir unter anderem auch die ersten zwei Seelenverwandte gefallen haben. Doch schon bald wird deutlich, dass die Aufgaben ganz schön schnell und problemlos erledigt werden, man keinen größeren Bezug zu den anderen Charakteren aufbauen kann und man einfach nur von einer Geschichte in die nächste hüpft ohne dass es einen wirklich Wert für die Erzählung selbst hat. Es scheint als würde man versuchen das Buch mit Nichtigkeiten zu füllen. Man darf nur kurz in die verschiedenen Epochen eintauchen und wenn mal Probleme auftauchen, werden sie in Rekordzeit durch glückliche Zufälle gelöst. Und von dieser Art von Zufällen gibt es reichlich.
Ein weiteres Problem waren für mich die Protagonisten zu denen ich keine Verbindung aufbauen konnte. Ava war mir teilweise viel zu oberflächlich, ist es wirklich wichtig wie die Frau dessen Körper sie kurzzeitig übernimmt aussieht? Muss man jeden Makel anderer Menschen ansprechen? Irgendwann wurde es einfach zu viel auch wenn sie sich Mühe gibt und nett ist kommt ihre oberflächliche Art immer wieder durch. Hinzu kommt, dass man nicht viel über Ava erfährt, ihre Vergangenheit ist größtenteils ein einziges Fragezeichen. Selbst über den Fluch erfährt man weder von wem er stammt noch weshalb Ava damit belegt wurde. Es bleiben am Ende viel zu viele Fragen unbeantwortet. Und die Sache mit Kyran ist einiges nur nicht romantisch wenn ich ehrlich sein soll. Ich kann die Verbindung nur teilweise verstehen und wenn es nach mir gehen würde, würde zwischen ihnen nichts sein, weil es einfach nicht passt. Wenn sie beieinander sind fühle ich nichts und gerade Kyran konnte ich des öfteren nicht verstehen, die Entscheidungen, die er manchmal trifft sind zum Kopfschütteln.

Trotz allem war es ein unterhaltsames, schnell zu lesendes Buch mit einem ganz fiesen Cliffhanger, der schon etwas die Neugier auf den zweiten Band weckt . Ich würde gerne sehen ob die Autorin aus der wundervollen Idee noch etwas rausholt, der Geschichte und den Charakteren Tiefe verleihen kann und ob ich mich doch noch mit Ava und Kyran anfreunden kann.