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Veröffentlicht am 08.10.2017

Wunderschöne Geschichte

GötterFunke 1. Liebe mich nicht
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Was ein entspannter Sommer für Jess und ihre drei Freunde in den Rockys werden sollte, auf den sie sich schon so gefreut hat, erweist sich schnell als ein unvergessliches und abenteuerliches Erlebnis ...

Was ein entspannter Sommer für Jess und ihre drei Freunde in den Rockys werden sollte, auf den sie sich schon so gefreut hat, erweist sich schnell als ein unvergessliches und abenteuerliches Erlebnis in dem Camp. Sie lernt neue Leute kennen sowie auch Cayden, für den sie Gefühle entwickelt die alles verkomplizieren, weil er sich noch für andere Mädchen interessiert. Sie muss sich in dieser wundervollen Umgebung mit ihren Gefühlen, ihrer besten Freundin und Göttern auseinandersetzen. Bekommt sie das Happy End das sie verdient hätte?

Die Autorin Marah Woolf hat mit diesem ersten Band ihrer neuen Reihe eine absolut wundervolle Geschichte geliefert. Es ist eigentlich unbeschreiblich was dieses Buch für ein Pageturner ist, die Seiten fliegen Dank dem modernen, flüssigen und anschaulichen Schreibstil nur so dahin und ich war einfach traurig als ich tatsächlich am Ende angelangt bin. Schwer vorstellbar nun so lange auf den zweiten Band warten zu müssen.
Bin einfach hin und weg von dieser Geschichte, denn sie beinhaltet alles was ich mir hätte wünschen können. Angefangen bei dem Setting des Sommercamps in der Natur, das ich für den Anfang ziemlich passend fand, weil es wie eine eigene, in sich geschlossene Welt wirkt in der man all die Personen besser kennenlernen darf und die Jugendlichen von ihrem eigentlichen Leben etwas Abstand nehmen und sich auf sich, ihre Freunde und einfach auf diese stressfrei Zeit konzentrieren können.
Die Mischung aus Realität und der griechischen Mythologie, all den Göttersagen ist absolut gelungen. Man lernt die Götter neu kennen, die Autorin verfeinert die Sagen geschickt mit ihren eigenen Ideen sodass etwas Neues, aufregendes entsteht und man manche Götter in einem ganz anderen Licht sieht. Sie wirken menschlicher und haben doch noch ihre Gaben, ich kann es kaum erwarten mehr über sie in den Folgebüchern zu lesen. Es macht ungemein Spaß selbst noch was dazu zu lernen und bei Marah Woolf wirkt es keinesfalls langweilig, eher hätte ich noch ewig weiter darüber lesen können. Wenn man mal etwas vergisst oder nicht mehr ganz mitkommt hilft einem das Glossar am Ende.
Mit Jessica Harper haben wir eine Protagonistin, die mir von Anfang an sympathisch war. Ich mag ihre Art, sie ist klug, liebevoll, sagt was sie denkt und wirkt auch sonst sehr selbstsicher, zumindest wenn es nicht ihr Äußeres betrifft. Klar ist sie nicht perfekt und hat auch ehrlich gesagt kein leichtes Leben aber sie macht das Beste draus, will nicht umsorgt werden und versucht stark zu sein. Ihre beste Freundin Robyn könnte kaum anders sein. Ehrlich gesagt ist sie die einzige mit der ich von Anfang an meine Probleme hatte, unmöglich wie sie sich entwickelt.
Aber ihre und Jess' Differenzen kommen nicht von ungefähr, obwohl Robyn's Freund auch mit auf dem Camp ist ist sie, wie auch schon Jess, sehr an Cayden interessiert. Und da sind wir schon bei unserem Gott Prometheus, der unbedingt sterblich sein möchte, dafür versucht den Wettstreit zu gewinnen und dabei einige Mädchenherzen gebrochen zurücklässt. Sein Zwiespalt ist geradezu greifbar, er ist wirklich liebevoll aber gleichzeitig auch ganz schön sprunghaft. Manchmal fragte ich mich ob er selbst weiß was er eigentlich will. In einem Moment schenkt er Jess seine volle Aufmerksamkeit, in dem nächsten ignoriert er sie einige Zeit lang. Als Leser muss man dieses hin und her mögen und das tu ich, denn die ganze Situation ist für Jess sowie Cayden kompliziert und da ist ihr Verhalten einfach nur verständlich. Ich habe jede Minute genossen in der sie zusammen waren, sie harmonieren sehr gut miteinander und ihre Dialoge sind einfach wunderschön. Aber natürlich sind hier einige Probleme vorprogrammiert und es kann nicht alles mit dem Wettstreit im Vordergrund, von dem Jess nichts weiß, glücklich verlaufen.
Auch die anderen Charaktere, wie beispielsweise Jess' bester Freund Josh, Leah, Apoll oder auch Athene sowie ein paar andere Götter sind wundervoll herausgearbeitet und haben mich des öfteren zum Lächeln gebracht. Die Geschichte ist spannend erzählt, die Charaktere sind einfach traumhaft, das Buch handelt von so vielem wie eben Freundschaft, Liebe, Hoffnung, Eifersucht und einer Gefahr.
Götterfunke bereitet immens viel Spaß und verspricht wundervolle Lesestunden, sodass ich es ohne wenn und aber weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Bedrückender Roman

Betrunkene Bäume
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Erich ist über 80 und kann seinen Alltag nicht mehr so bewältigen wie es ihm lieb wäre. Er trauert seiner seiner Unabhängigkeit und seiner Frau nach und findet Zuflucht in seiner Wissenschaft, seiner großen ...

Erich ist über 80 und kann seinen Alltag nicht mehr so bewältigen wie es ihm lieb wäre. Er trauert seiner seiner Unabhängigkeit und seiner Frau nach und findet Zuflucht in seiner Wissenschaft, seiner großen Leidenschaft den Bäumen. Zufälligerweise zieht in die freie Wohnung ihm gegenüber die 17jährige Katharina ein, die von Zuhause weggelaufen ist und ganz alleine versucht über die Runden zu kommen. Schnell entsteht eine Verbindung zwischen ihnen, Erich nimmt ihre Hilfe an und gemeinsam schaffen sie es ihrer Einsamkeit zu entkommen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.

Ada Dorian ist mit ihrem Debütroman eine eher ruhige und unaufgeregte Geschichte gelungen. Die Stimmung während des Lesens ist bedrückend und ich bekam das Gefühl, dass die beiden Protagonisten in ihrer Einsamkeit und Isolation absolut verloren sind. Erich kämpft gegen die Einsamkeit und um seine Selbstständigkeit während Katharina sich verlassen fühlt, der Vater ist in Sibirien, die Mutter hat ihn davon nicht abgehalten und lebt auch sonst ein Leben für sich während Katharina seit Jahren schon zwischen den Stühlen steht und nicht weiß was sie machen soll.
Man weiß nicht wohin der Roman einen entführt, immer wieder werden Rückblenden verwendet um uns Erich's Zeit in Sibirien nahe zu bringen, dem Abschnitt seines Lebens in dem er als Wissenschaftler so viel über Bäume gelernt und sich verliebt hat. Mit der Zeit wird einem immer klarer wieso Erich nie wieder zurück gereist ist. Wieso er in diesem hohen Alter alleine lebt und das hat mich wirklich traurig gemacht. Vom Verhalten her ist er eher still, liebenswürdig und leicht schroff was aber eher mit seinem Umstand zusammenhängt. Sein Körper lässt ihn langsam im Stich und doch versucht er es zu verdrängen, möchte nicht von seiner Tochter in ein Pflegeheim gesteckt werden und will für sich selbst sorgen können. All das ist sehr authentisch dargestellt, man kommt nicht umhin um ihn und auch seine verpasste Chance zu trauern. Seine Liebe zu den Bäumen ist ehrlich gesagt wirklich rührend, das ist so ziemlich die einzige Konstante in seinem Leben.
Es ist kein Buch das einen unglaublich emotional werden lässt, die Emotionen spielen sich eher zwischen den Zeilen ab. Sie sind nicht ganz greifbar und doch versteht man wie es Erich und Katharina ergeht. Katharina war manchmal wirklich sehr blauäugig, sie ist wie eins dieser betrunkenen Bäume, über die Erich erzählt. Vor lauter Kummer und Trotz verlässt sie ihr Zuhause um sich alleine durchzuschlagen was natürlich nicht so einfach ist wie sie es sich gedacht hatte. Durch Erich bekommt sie eine Aufgabe und hat auch die Chance sich auf das Wichtige zu besinnen.
Es wurden in diesem Roman wirklich einige Themen angeschnitten, die nicht ausreichend erzählt wurden und nicht die Tiefgründigkeit erhalten haben, die sie verdient hätten sodass ich als Leser manchmal in der Luft hing. Man bekommt das Gefühl, dass die Autorin noch viel mehr hätte erzählen wollen, ihr aber nicht genug Seiten zur Verfügung standen. Insgesamt hätte ich mir mehr von der Geschichte gewünscht, mehr Treffen zwischen Erich und Katharina, mehr Gespräche, größeren Einblick in die Zeit in Sibirien, die Gefühle, Gedanken und auch etwas mehr Einblick in die Nebencharaktere, denn wie schon erwähnt gibt es die meisten Informationen zwischen den Zeilen zu finden.
Insgesamt jedoch ein Roman der durch seine ruhige Erzählweise und die Thematik überzeugen kann, bei dem aber auch viel Potenzial ungenutzt blieb.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Schockierend und bewegend

Epidemie
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Der charismatische Ministerpräsident Johan Svärd hat vor den anstehenden Wahlen mit seiner Gesundheitspartei nur ein Ziel, Schweden soll das schlankste Land Europas werden. Er hat dem Land versprochen, ...

Der charismatische Ministerpräsident Johan Svärd hat vor den anstehenden Wahlen mit seiner Gesundheitspartei nur ein Ziel, Schweden soll das schlankste Land Europas werden. Er hat dem Land versprochen, dass es gesünder und dünner wird und um dieses Versprechen einhalten zu können lässt er nichts unversucht und greift zu immer schlimmeren Maßnahmen. Bald reichen ihm schon die ganzen vorhandenen Auflagen nicht, es muss schneller gehen, die Fettepidemie in seinem Land muss mit allen Mitteln bekämpft werden.

Unglaublich, dass dieser Roman ein Debüt ist, die Autorin hat mich regelrecht sprachlos zurückgelassen. Ein absolutes Lesehighlight und gehört jetzt schon zu meinen Lieblingsbüchern.
Ein Roman, der aus verschiedenen Perspektiven die Grausamkeiten erzählt, die die Gesundheitspartei sich ausdenkt und immer wieder umsetzt ohne, dass irgendjemand etwas dagegen unternimmt. Die Gesellschaft wird manipuliert, es scheint als hätte man sie einer Gehirnwäsche unterzogen, wie die Verrückten feiern sie Johan, ihren gutaussehenden Ministerpräsidenten, der es schafft jeden um den Finger zu wickeln.
Für viele besteht das Leben nur noch aus Kalorienzählen, überall sind Fitnessstudios, es wird nicht davor zurückgeschreckt selbst Normalgewichtigen Diätpräparate zu verabreichen oder gar Baby's und Kinder einer Operation zu unterziehen. Alles für die Gesundheit, wer's glaubt.
Es ist unfassbar wie real der Inhalt wirkt, oftmals musste ich das Buch kurz schließen und durchatmen, weil es so unglaublich menschenverachtend ist was hier dargestellt ist und gerade deswegen kommt man nicht umhin Assoziationen zu der Hitler Zeit oder selbst zu Trump zu ziehen. Kann es wirklich so weit kommen fragt man sich und die Antwort ist eindeutig ja, zuzutrauen wäre es. Das was hier beschrieben wird richtet sich zwar gegen die Übergewichtigen aber man könnte sie ganz leicht durch eine andere diskriminierte Gruppe von Menschen ersetzen. Es zeigt auf wie wichtig es ist nicht allem Gesagten zu vertrauen, dass man nicht einfach jemandem folgen sollte nur weil es der leichtere Weg ist. Lasst nicht andere für euch denken. Keiner sollte aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden nur weil er kinem perfekten Idealbild entspricht.
Die Erzählweise ist brisant, die Autorin beschönigt nichts und dadurch, dass man direkt mitten im Geschehen ist bekommt man einen ziemlich guten Einblick in Schwedens Entwicklung nach nur drei Jahren Amtszeit der Gesundheitspartei. Und wenn man denkt, dass es ja eigentlich kaum schlimmer kommen könnte, geschieht genau das.
Mit diesem Roman habe ich alle Emotionen durchgelebt, ich war mich am aufregen, den Tränen nahe, geschockt und fassungslos und einfach nur von tiefer Trauer ergriffen. Dieses Buch ist aufrüttelnd, meisterhaft geschrieben und behandelt ein brisantes Thema. Ich wünschte mir, dass es so viele Menschen wie nur möglich lesen würden. Es ist keine leichte Kost und dennoch ist die dahinter stehende Message immens wichtig.
Die Charaktere sind unglaublich gut ausgearbeitet und bis auf Svärd habe ich sie alle nur zu gerne begleitet. Im Gegensatz zu anderen Büchern freut man sich hier auf die Perspektivwechsel, weil man dadurch viel mehr mitbekommt, erlebt und es einfach nötig ist um sich ein besseres Bild machen zu können. Einige Charaktere habe ich wirklich ins Herz geschlossen.
Man muss dieses Buch selber lesen um auch nur ansatzweise verstehen zu können wie ich mich beim Lesen gefühlt habe. So realitätsnah und erschütternd, einfach nur unglaublich.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Überragender Roman

Herz auf Eis
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'Fassungslos stehen sie da, außerstande, auch nur ein Wort zu wechseln. Allmählich breitet sich in ihnen das Entsetzen aus: kein Zuhause mehr, weder Nahrung noch Kleider, keine Möglichkeit die Insel zu ...

'Fassungslos stehen sie da, außerstande, auch nur ein Wort zu wechseln. Allmählich breitet sich in ihnen das Entsetzen aus: kein Zuhause mehr, weder Nahrung noch Kleider, keine Möglichkeit die Insel zu verlassen oder irgendjemand zu erreichen. Sie sind geradezu empört, empfinden ihre Lage als unangemessen.'


Isabelle Autissier hat mich mit 'Herz auf Eis' hellauf begeistert und gleichermaßen nachdenklich zurückgelassen. Man kommt nicht umhin sich zu fragen wie man selber in einer solchen Extremsituation reagieren würde.
Und so finde ich die Art und Weise wie die Autorin die Geschichte gnadenlos ehrlich, authentisch und realistisch erzählt hat sehr gelungen. Es ist ein intensives Leseerlebnis, das mich regelrecht sprachlos gemacht hat. Man bekommt das Gefühl mittendrin zu sein, kann sich dem Sog dieses Romans nicht entziehen und erlebt alles hautnah. Die Beschreibungen kann man geradezu vor sich sehen. Der Schreibstil ist präzise und eindringlich, es wird nicht dramatisiert, beschönigt oder übertrieben, man bekommt einen klaren Blick in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Protagonisten und begibt sich mit ihnen an die Grenzen des menschlichen. An manchen Passagen musste ich kurz durchatmen weil das Erzählte fast schon zu viel war.
Die beiden Protagonisten Louise, die eher zurückhaltend ist und sich mitreißen lässt und Ludovic, der ein absolut aufgeschlossener Typ ist und mehr die Kontrolle übernimmt, kommen schnell an ihre Grenzen. Sie kämpfen gegen den Hunger und miteinander, versuchen den Trieben nicht die Überhand zu lassen und trotz der Rückschläge optimistisch zu bleiben, planen und möchten einen Alltag heraufbeschwören als wären sie Teil der Gesellschaft um ihre Menschlichkeit beizubehalten. In dieser einsamen Gegend kommen sie nicht umhin sich nacheinander zu sehnen, sie möchten nicht der Einsamkeit ausgeliefert sein und versuchen alles um eine Lösung zu finden und ihr Überleben zu sichern.
Ich interessiere mich sehr für Psychologie und so war das Buch in diesem Bereich absolut ansprechend. Man bekommt einen tiefgründigen Einblick darauf wie sich Louise und Ludovic den Herausforderungen stellen, um ihre Liebe bemüht sind, wie sie mit ihrer Situation psychisch umgehen und was dieses Erlebnis aus und mit ihnen macht.
Obwohl es einige extreme Situationen gab habe ich mich nicht getraut Louise und Ludovic zu verurteilen denn wer bin ich schon ihnen sagen zu können wie sie sich zu verhalten haben. Wer bin ich, auf dem Sofa sitzend, das Ganze beurteilen zu können? Es ist das eine darüber zu lesen, selber diese Erfahrung zu machen wünsche ich wahrlich keinem.

Der Roman überrascht oft, man weiß nie was als nächstes passiert und oft hatte ich wirklich Angst gehabt weiter zu lesen, weil ich nicht im geringsten wusste was mich erwartet und ob ich mich dem überhaupt stellen kann. Hat man zu Beginn noch die Hoffnung auf ein Happy End wird die ganze Situation so schnell extrem, dass man sich fragt ob ein glückliches Ende überhaupt in Frage kommen kann. Es ist unvorstellbar was Louise und Ludo durchmachen müssen und so muss jeder für sich erfahren wie es endet.

Ein Buch das zwar aus nur 224 Seiten besteht dafür aber solch eine immense Wirkung auf mich hatte, dass es unvergesslich bleibt. Ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.10.2017

Ein Traum, der sich zum Gegenteil entwickelt

Das geträumte Land
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Für den hart arbeitenden Kameruner Jende Jonga geht es in Amerika endlich bergauf, er hat seine Frau Neni und seinen kleinen Sohn Liomi bei sich, durch seinen Cousin bekommt er die Stelle als Chauffeur ...

Für den hart arbeitenden Kameruner Jende Jonga geht es in Amerika endlich bergauf, er hat seine Frau Neni und seinen kleinen Sohn Liomi bei sich, durch seinen Cousin bekommt er die Stelle als Chauffeur bei dem erfolgreichen Wallstreet Banker Clark Edwards und sein Anwalt Bubakar ist sehr zuversichtlich, dass sein Asylantrag genehmigt wird. Es könnte also kaum besser laufen, doch schon bald holt die harte Realität auch die Jongas ein. Der Traum von einem besseren Leben für sich und ihren Sohn in New York entwickelt sich langsam zu einem Albtraum. Können sich Jende und Neni dem entgegensetzen?

The American Dream, wer hat das nicht schon das ein oder andere mal gehört? Der Traum, sich durch harte Arbeit eine gute Zukunft sichern zu können, der Traum, dem so viele Migranten erliegen und ihn Wirklichkeit werden lassen möchten. Dadurch, dass die Autorin aus Kamerun stammt und nach Amerika ausgewandert ist, wirkt vieles von dem was sie schreibt glaubhaft und authentisch. Man nimmt es ihr ab und kommt nicht umhin sich zu fragen ob sie oder Menschen, die sie kennt selber die ein oder andere beschriebene Situation erlebt haben. Dieses Buch behandelt ein Thema, das so aktuell wie nie ist und ich finde es gut aus der Sicht von Einwanderern zu lesen, zu erfahren was ihre Beweggründe für das Auswandern ist, was ihre Wünsche sind, ob sie sich integrieren wollen und können und wie sie letztendlich mit der neuen Umgebung klar kommen.
Ich mag den Schreibstil der Autorin, der eher einfach gehalten ist und somit gut zum Roman passt. Sie schafft es in einem ruhigen Ton eine Geschichte voller Gefühl und teilweise auch Überraschungen zu erzählen, eine Geschichte über zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten und bei denen man doch auch Gemeinsamkeiten findet. Der Roman hat mich von der ersten Seite an überzeugt und mich zum Nachdenken gebracht, was vor allem an der Sichtweise der Jongas liegt.
Es ist ziemlich interessant etwas über Limbe, Kamerun zu erfahren, was für Vergleiche zu New York gezogen werden und zu verfolgen wie es Neni und Jende mit ihrem neuen Leben in Amerika ergeht.
Die Charaktere sind sehr facettenreich, so haben wir die ehrgeizige Neni Jonga, die sich um den Haushalt und ihren Jungen kümmert und nebenbei noch arbeitet und studiert, ihr Mann Jende ist der andere Protagonist, der nur das Beste für seine Familie möchte, fast den ganzen Tag arbeitet und auch immer wieder Geld nach Kamerun schicken muss obwohl sie selber nicht so viel haben. Die zwei geben alles und sind voller Hoffnung, die fast greifbar ist. Auf der anderen Seite haben wir den Workaholic Clark Edwards und seine Frau Cindy, die ein Familienmensch ist und dennoch viel zu oft allein gelassen wird. Die Kinder der zwei Ehepaare sind einfach nur wirklich süß.
Auch wenn die Familien sich nicht gleichen, so haben beide mit einigen Problemen zu kämpfen. Die Jongas haben Zukunftsängste und machen sich oft Sorgen um Geld, die Edwards hingegen scheinen alles zu haben und sind dennoch weit davon entfernt glücklich zu sein. Man bekommt durch Jende und Neni nur allzu gut mit was bei den Edwards alles schief läuft. Geld allein macht eben doch nicht glücklich.
Diese Gegenüberstellung der Familien macht einen gewissen Reiz aus und es ist interessant zu verfolgen wie die Erwachsenen mit den Extremsituationen umgehen, die vor ihnen liegen. Ich hätte nie erwartet wie sich alles entwickelt und zu was manche Charaktere überhaupt im Stande sind, zwischenzeitlich hat so manch einer Sympathiepunkte verloren. Und auch wenn ich nicht alle Entscheidungen gut heißen kann und Probleme mit manchen Verhaltensweisen hatte, kann ich vieles nachvollziehen. Es ist sehr nah an der Realität und diese ist bekanntlich nicht immer rosarot.

Ein überaus aktueller Roman über die Einwanderung. Ein Buch, das die afrikanische sowie amerikanische Lebenskultur sehr gut rüber bringt und auch sonst einige weitere Themen miteinbezieht. Eine authentische Geschichte, die einen wahren Blick auf das heutige Amerika bietet und einige schöne Lesestunden verspricht.