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Veröffentlicht am 22.01.2024

Der intime Blick auf eine deutsche Stadt

Unsereins
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Dieser fast 500 Seiten starke Roman spielt während der vorigen Jahrhundertwende im "kleinsten Staat des Deutschen Kaiserreichs", in Lübeck. Auch wenn die Stadt nie bei ihrem Namen genannt wird. Zu dieser ...

Dieser fast 500 Seiten starke Roman spielt während der vorigen Jahrhundertwende im "kleinsten Staat des Deutschen Kaiserreichs", in Lübeck. Auch wenn die Stadt nie bei ihrem Namen genannt wird. Zu dieser Zeit wirkt ein großer Schriftsteller in Lübeck: Thomas Mann. In seinen Romanfiguren bei den Buddenbrooks, meint sich die bürgerliche Familie Lindhorst wiederzuerkennen und fühlt sich schließlich einen latenten Antisemitismus ausgesetzt.

Die Sprache von Inger - Maria Mahlke ist einfach phantastisch detailgetreu, verliert sich aber nicht. Die verschiedenen Figuren breiten ihr Innenleben vor einen aus, ohne das sie viel sagen müssen. Das Buch ist im Präsens geschrieben, was einen das Geschehen sehr intensiv erleben lässt. Sehr gut finde ich, dass am Anfang eine Auflistung der handelnden Figuren erfolgt, so kann man hier immer mal wieder nachschlagen.

Das einzige Manko für mich war, dass ich die Buddenbrooks nicht gelesen habe und mir wahrscheinlich so einige kluge Verbindungen entgangen sind.

Aber auch ohne dem Wissen konnte ich in die bürgerliche Welt um 1900 eintauchen, die sich wie ein Panorama vor einen entfaltet.

Das Buch ist keine einfache Lektüre, aber wenn man sich ganz darauf einlässt, kann es ein richtiges Lesevergnügen werden.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Wo liegt die Wahrheit?

Das Philosophenschiff
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Frau Professor Anouk Perlemann - Jakob, Architektin, lädt zu ihrem 100. Geburtstag einen Schriftsteller ein. Diesen bittet sie, ihr Leben als Roman zu erzählen. Sie wächst in St. Petersburg auf. Mit 14 ...

Frau Professor Anouk Perlemann - Jakob, Architektin, lädt zu ihrem 100. Geburtstag einen Schriftsteller ein. Diesen bittet sie, ihr Leben als Roman zu erzählen. Sie wächst in St. Petersburg auf. Mit 14 Jahren wird sie mit ihren Eltern und anderen Intellektuellen auf Lenins Befehl ins Exil geschickt. Dazu geht sie an Bord eines sogenannten "Philosophenschiffes". Doch das Schiff stoppt auf einmal mitten im Meer und ein unerwarteter Passagier geht an Bord. Lenin selbst.

Das Buch hat sich sehr gut gelesen. Die betagte Dame füttert den Schriftsteller nämlich immer nur mit kleinen Häppchen aus ihrer Lebensgeschichte. So wartet man mit ihm, wie die Geschichte am nächsten Tag wohl weiter geht und dadurch wird ein konstanter Spannungsbogen erzeugt. Die Schrecken, die sie als Mädchen erlebt hat und nun zum ersten Mal jemanden anvertraut, lässt einen schon manchmal den Atem stocken.

"Rückblickend war das große Grauen nur ein Anfang, ein zögerndes Tasten."

Was mich an dem Buch etwas gestört hat war, dass ich irgendwann nicht mehr so ganz wusste, ob man der alten Dame alles wirklich so glauben kann. Aber das war wahrscheinlich auch so beabsichtigt.

"Gesagt werden soll es. Und wenn es keiner glaubt, umso besser."

Im Großen und Ganzen fand ich die Lektüre sehr spannend und teilweise auch erschüttern. Ein klein wenig mehr konnte ich auch mein Geschichtswissen wieder komplettieren.

Eine Leseemfehlung für Freunde von Biografien und Romanen mit historischem Bezug.

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Veröffentlicht am 20.01.2024

Großartig!

Die Gespenster von Demmin
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Larry wächst in der Kleinstadt Demmin auf. Sie kann es kaum erwarten, die Schule abzuschließen und als Kriegsreporterin in die Welt zuziehen. Ihrer Nachbarin steht ein ganz anderer Lebensabschnitt bevor. ...

Larry wächst in der Kleinstadt Demmin auf. Sie kann es kaum erwarten, die Schule abzuschließen und als Kriegsreporterin in die Welt zuziehen. Ihrer Nachbarin steht ein ganz anderer Lebensabschnitt bevor. Die alte Dame muss ihr Haus ausräumen, denn der Umzug in ein Seniorenheim steht kurz bevor. Beim Ausräumen muss sich sich den Geistern der Vergangenheit stellen, denn ihre Heimatstadt hat eine besonders grausige Vergangenheit. In Demmin kam es am Ende des 2. Weltkrieges zu einem Massensuizid.

Verena Kessler gelingt es ganz wunderbar die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verweben. Das Schicksal der Stadt und ihre Opfer, schweben immer mit der Story mit ohne das es immer extra erwähnt wird. Die Geschichte von Larry wird von ihr selbst aus der Ich-Perspektive erzählt. Auch sie und ihre Familie müssen mit einen Verlust fertig werden. Sie war mir auf jeden Fall sehr sympathisch. Ich bin gerne in ihr Leben mit eingetaucht.

Auch das Schicksal der alten Dame, Frau Dohlberg, ist gekonnt erzählt. Sie hat damals alles hautnah miterlebt. Ihre Figur hat mich auch sehr berührt. Eigentlich hat mich das ganze Buch sehr berührt. Der Ort, die Figuren, die Gegenwart und die Vergangenheit. Alles ist einfach so geschickt verflochten. Für mich ein absolutes Highlight und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Super geschrieben

Liebewesen
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Lio und Max lernen einander kennen und lieben. Sie ziehen zusammen und Lio wird schwanger. Bis hierhin hört sich alles nach einer normalen Liebesgeschichte an, doch so einfach ist es nicht. Lio trägt nämlich ...

Lio und Max lernen einander kennen und lieben. Sie ziehen zusammen und Lio wird schwanger. Bis hierhin hört sich alles nach einer normalen Liebesgeschichte an, doch so einfach ist es nicht. Lio trägt nämlich gleich mehrere unverarbeitete Traumata mit sich rum und Max ist depressiv. Ein Kind kommt für sie nicht in Frage und auch die Beziehung scheint von Anfang an unter keinem guten Stern zu stehen. So wird der Leser zum Voyeur und beobachtet wie diese Beziehung ihrem unausweichlichen Ende entgegen schlittert.

Das Buch ist wirklich sehr gut und realistisch geschrieben. Manchmal tut es sogar weh. Ich hatte einfach nur Mitleid mit Lio. Aber genau das macht dieses Buch auch so stark.

Kein leichter Stoff, aber sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 09.12.2023

Blieb leider etwas hinter der Erwartung

Kajzer
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Menacham Kaiser macht sich auf die Suche nach der Vergangenheit seiner Familie. Da die meisten von ihnen im Holocaust umgekommen sind, wird diese Zeitreise sehr schwierig. Er begibt sich nach Polen. Dort ...

Menacham Kaiser macht sich auf die Suche nach der Vergangenheit seiner Familie. Da die meisten von ihnen im Holocaust umgekommen sind, wird diese Zeitreise sehr schwierig. Er begibt sich nach Polen. Dort besaßen seine Vorfahren ein Mietshaus. Wird er es finden und am Ende sogar Gerechtigkeit erlangen, indem seine Familie das unbekannte Haus zurückbekommt? Bei seiner Reise trifft der Autor auf viele interessante und teilweise skurrile Menschen.

Ich fand den Klappentext wirklich sehr interessant. Leider konnte das Buch dann nicht die Erwartungen erfüllen. Der Anfang war noch ganz spannend, doch irgendwann wusste ich gar nicht mehr, worum es dem Autor eigentlich geht. Er trifft auf polnische Schatzsucher, die in den weiten Wäldern Polens einen Nazi-Goldschatz oder das Bernsteinzimmer suchen. Durch Zufall entdeckt er die Geschichte eines entfernten Verwandten und erzählt diese dann ausführlich. Dann führt er auch noch Gerichtsprozesse, um das Haus zurückzubekommen für seine Familie. Für mich hat sich das jetzt nicht so spannend gelesen. Ich habe mich oft gefragt, warum er das jetzt erzählt. Vielleicht habe ich es auch einfach nur nicht verstanden. Das Buch hat mich leider gar nicht berühren können, was ja bei dem Thema eigentlich ungewöhnlich ist. Schade.

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