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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2020

Offene Rechnungen

Das kann uns keiner nehmen
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Eigentlich sind der eher introvertierte Hans und der extravagante Tscharlie grundverschiedene Menschen. Der Umstand allerdings, dass sie sich am Kraterrand des Kilimanjaro treffen, macht ein näheres Kennenlernen ...

Eigentlich sind der eher introvertierte Hans und der extravagante Tscharlie grundverschiedene Menschen. Der Umstand allerdings, dass sie sich am Kraterrand des Kilimanjaro treffen, macht ein näheres Kennenlernen erst möglich. Die ersten Auseinandersetzungen verlaufen aber genau so, wie sie zu erwarten waren, die Beiden geraten schnell aneinander, und so ist es doch schon ein wenig verwunderlich, dass sich Hans davon überzeugen lässt, den kranken Hans auf seiner letzten Reise durch Afrika zu begleiten. Eine Reise, die den Beiden die Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit ermöglichen soll...
Die Aussage vom Literaturkritiker Denis Scheck "Matthias Politycki zählt zu den wenigen Autoren, die über eine ganz eigene Sprache, einen unverkennbaren Sound verfügen" hat mich aufmerken lassen. Ich kannte bisher noch kein Buch des Autors und bin mit großer Neugier und einer hohen Erwartungshaltung in sein neues Werk "Das kann uns keiner nehmen" gestartet. Ich hatte zunächst ein wenig Anlaufschwierigkeiten, aber nachdem ich einige Seiten gelesen hatte, konnte mich der bildreiche und atmosphärische Schreibstil des Autors in den Bann ziehen. Es entsteht quasi eine Sogwirkung, die mich das Buch kaum noch aus der Hand legen lassen wollte. Die beiden grundverschiedenen und sehr interessant gezeichneten Hauptprotagonisten finden nach und nach zueinander und schließen in kürzester Zeit eine intensive Freundschaft, von der Beide stark profitieren. So unterstützen sie sich gegenseitig dabei, mit den Problemen ihrer eigenen Vergangenheit ins Reine zu kommen. Der zunächst etwas belanglos wirkende Einstieg wandelt sich im Verlauf des Buches zu einem emotionalen und packenden Roman über das Leben und die Liebe. Sowohl Hans als auch Tscharlies Schicksal haben mich dabei ergriffen und wirken bei mir noch länger nach.
Insgesamt ist "Das kann uns keiner nehmen" aus meiner Sicht ein beeindruckender Roman, der in erster Linie mit seinen spannenden Charakteren und dem Erzähltalent des Autors punktet. Für mich eine Entdeckung, die ich gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Zeit für die Wahrheit

Im Namen der Lüge
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Nach der offiziellen Auflösung im Jahre 1998 ist es sehr still um die RAF geworden, umso erstaunlicher erscheint daher das Gerücht, eine vierte Generation dieser Linksbewegung hätte sich um drei ehemals ...

Nach der offiziellen Auflösung im Jahre 1998 ist es sehr still um die RAF geworden, umso erstaunlicher erscheint daher das Gerücht, eine vierte Generation dieser Linksbewegung hätte sich um drei ehemals radikale Mitglieder gegründet. Dies ruft Melia Khadit, die Leiterin des Referats für Linksextremismus auf den Plan. Über mehrere Informanten erfährt sie, dass es im Untergrund brodelt und so lässt der erste Anschlag auch nicht lange auf sich warten. Melia muss in die obersten Führungsebenen des Landes vordringen und dabei noch ein Auge auf ihre eigene Umgebung haben, denn sie kann scheinbar niemanden vertrauen...
Mit Wolfsspinne hatte mir der Autor Horst Eckert schon gezeigt, wie spannenden und fesselnd ein Polit-Thriller sein kann. So bin ich mit hohen Erwartungen in sein neues Werk gestartet und nach wenigen Seiten war mir bereits klar, dass ich nicht enttäuscht werden würde. Mit seinem enorm temporeichen und hervorragend zu lesenden Schreibstil hat mich Horst Eckert schnell in den Bann gezogen. Er arbeitet dabei mit sehr vielen kurzen Kapiteln, was dem Geschehen noch einmal ein zusätzliches Tempo verleiht. Der Spannungsbogen wird direkt zu Beginn des Buches klassisch aufgebaut und über die packenden Ermittlungsarbeiten sowohl am rechten als auch am linken Rand unserer Gesellschaft auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Die vielen Beteiligten, die häufigen Szenen- bzw. Perspektiv-wechsel und die clever und komplex aufgebaute Geschichte erfordern schon die Konzentration des Lesers, aber gerade dies gibt diesem Polit-Thriller seinen ganz besonderen Charme. Es ist stellenweise schon erschreckend, den korrupten und machtbesessenen Protagonisten im Kampf um die Spitze zu folgen, denn vieles scheint der Realität nicht weit entrückt. In einem fulminanten Finale liefert Horst Eckert noch eine nach-vollziehbare Auflösung, die dieses Buch aus meiner Sicht hervorragend abrundet.
Insgesamt ist dem Autor mit "Im Namen der Lüge" ein brisanter und packender Polit-Thriller gelungen, der den Auftakt einer Reihe um die ein wenig extravagante aber in ihrer Art auch sympathischen Ermittlerin Melia Khadit darstellt. Es bleibt nach diesem Auftakt zu hoffen, dass die Haupt-Protagonistin noch viele Einsätze erhält. Ich empfehle das Buch daher unbedingt weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Eine Marionette der Zeit

Der Empfänger
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Josef Klein gelingt die Auswanderung ins gepriesene Amerika, um dort ein neues Leben aufzubauen. Sein Bruder Carl hat aufgrund eines Unfalls, bei dem er ein Auge verliert, weniger Glück und muss in Deutschland ...

Josef Klein gelingt die Auswanderung ins gepriesene Amerika, um dort ein neues Leben aufzubauen. Sein Bruder Carl hat aufgrund eines Unfalls, bei dem er ein Auge verliert, weniger Glück und muss in Deutschland bleiben. Aber in der Phase um den Zweiten Weltkrieg ist das Leben in Amerika auch nicht unbedingt das, was sich Josef darunter vorgestellt hat. Seine Unterkunft ist mehr als bescheiden und völlig unfreiwillig wird er auch noch in Spionage-Tätigkeiten verwickelt, die bei Aufdeckung mit dem Tod bestraft werden. So entfernt sich Josef immer mehr von einem selbstbestimmten Leben...
Ulla Lenze beschreibt in ihrem Roman "Der Empfänger" die brisante Situation eines Deutschen in Amerika während des Zweiten Weltkrieges und bezieht sich dabei auf die Erinnerungen und Aufzeichnungen ihre Großonkels. Sie erzählt die Geschichte in einem etwas nüchternen, aber dadurch auch passenden Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt. Sie entführt uns in die aufgeriebene und völlig ungewisse Atmosphäre der späten dreißiger Jahre, in der gerade die Nazifizierung Deutschland die Welt polarisierte. In dieser Situation versucht der Hauptprotagonist Josef in einer für ihn neuen Welt Fuß zu fassen und gerät dabei unversehens in eine Situation, aus dies es für ihn kein Entrinnen zu geben scheint. Ein wirkliches spannendes Thema welches historisch gut recherchiert erscheint und aufgrund der persönlichen Notizen ihres Großonkels auch durchaus authentisch wirkt. Ein wenig Probleme hatte ich mit dem wenig charismatischen Hauptprotagonisten, welcher fast wehrlos zwischen den Fronten der damaligen Welt hin und her gestoßen wurde. Ich bekam beim Lesen wenig Zugang zu ihm, so dass der Geschichte aus meiner Sicht "die Seele" fehlte und mich nicht wirklich fesseln konnte.
Insgesamt ist "Der Empfänger" für mich ein Roman, welcher sein großes Potential des aufgearbeiteten historischen Hintergrunds nicht ausschöpft, aber durchaus das Erzähltalent der Autorin Ulla Lenze erkennen lässt, so dass ich ihn mit drei von fünf Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Packender Thriller

Wie viele willst du töten
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Die Polizistin Ellery Hathaway hat einen bösen Verdacht. Vor vielen Jahren befand sie sich selbst in der Gewalt eines brutalen Serien-Killers und wurde in letzter Sekunde vom damals noch sehr jungen FBI-Agenten ...

Die Polizistin Ellery Hathaway hat einen bösen Verdacht. Vor vielen Jahren befand sie sich selbst in der Gewalt eines brutalen Serien-Killers und wurde in letzter Sekunde vom damals noch sehr jungen FBI-Agenten Reed Markham gerettet. Nach der Tat nahm Ellery, die damals noch Abigail hieß, einen neuen Namen an um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und die grausame Vergangenheit für immer ruhen zu lassen. In den letzten drei Jahren erhielt sie aber jeweils zu ihrem Geburtstag eine Glückwunschkarte und kurze Zeit später wurde eine Person aus der Gemeinde vermisst. Ellery befürchtet nun, dass diese Taten mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun haben, kann aber mit niemanden darüber reden, außer mit ihrem damaligen Retter Reed Markham...
Die Autorin Joanna Schaffhausen hat mit "Wie viele willst du töten" einen aus meiner Sicht wirklich packenden Thriller geschrieben. Sie erzählt die Geschichte in einem temperamentvollen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der mich schnell an das Buch fesselte. Die immer noch schwer traumatisierte Hauptprotagonistin drückt dem Thriller mit ihrem interessant gezeichneten Charakter den Stempel auf. Sie schwankt zwischen der Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit und der notwendigen Abgeklärtheit einen gefährlichen Serientäter zu stoppen. Geschickt baut Joanna Schaffhausen den Spannungsbogen mit dem ungewissen Hintergrund der drei ungeklärten Vermisstenfälle auf und hält ihn mit den spannenden Ermittlungsarbeiten und überraschenden Wendungen auf einem ständig hohen Niveau. Wie es sich für einen guten Thriller gehört kann das Finale mit einer überraschenden aber nachvollziehbaren Auflösung überzeugen und rundet den guten Thriller für mich gelungen ab.
Insgesamt bescherte mir "Wie viele willst du töten" einige fesselnde Lese-stunden und das Buch entwickelte sich für mich im Verlauf zu einem echten Page-Turner. Ein äußerst gelungenes Thriller-Debüt, welches auf die zwei Fortsetzungen, die bereits in der amerikanischen Heimat der Autorin veröffentlicht wurden, hoffen lässt. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Packender Kriminalroman aus den Zwanzigern

Der rote Judas
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Der ehemalige Polizist Paul Stainer kehrt nach mehreren Jahren Kriegs-Gefangenschaft in seine Heimatstadt Leipzig zurück. Nicht nur, dass sich die grausamen Kriegsgeschehnisse in seinem Kopf festgesetzt ...

Der ehemalige Polizist Paul Stainer kehrt nach mehreren Jahren Kriegs-Gefangenschaft in seine Heimatstadt Leipzig zurück. Nicht nur, dass sich die grausamen Kriegsgeschehnisse in seinem Kopf festgesetzt haben, auch die lang ersehnte Rückkehr zu seiner Frau verläuft alles andere als erfreulich. Da ist es für ihn ein erster Lichtblick, dass er an seine Dienststelle zurückkehren darf und sogar zum Kriminalinspektor befördert wird. Sein erster Einsatz lässt nicht lange auf sich warten und verstrickt ihn auch gleich in komplizierte und vielschichtige Ermittlungsarbeiten in einem prekären Fall...
Der Autor Thomas Ziebula ist bisher eher im Genre Fantasy zu Hause und hat mit "Der rote Judas" seinen ersten Kriminalroman veröffentlicht. Der äußerst bildreiche und lebendige Schreibstil hat mich schnell in die Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts entführt und die Geschehnisse sehr authentisch vor Augen geführt. Der Hauptprotagonist Paul Stainer wird vom Autor interessant und sympathisch gezeichnet. Von schrecklichen Kriegserinnerungen heimgesucht, versucht er sein in Trümmern liegendes Privatleben über seine Arbeit in den Griff zu kriegen. Hier legt der Autor viel Wert auf die Beschreibung des zur damaligen Zeit noch stark vom Krieg geprägten Umfelds und erzeugt so eine passende Atmosphäre, die dem Kriminalroman ihren ganz besonderen Charme verleihen. Auch der Spannungsbogen kommt nicht zu kurz, er wird zu Beginn des Buches über die ersten rätselhaften Todesfälle aufgebaut und über die spannenden Ermittlungsarbeiten auf einem hohen Niveau gehalten.
Insgesamt ist "Der rote Judas" ein aus meiner Sicht äußerst gelungener Kriminalroman, der in einen wohl recherchierten historischen Mantel gehüllt wurde und sich durch das Erzähltalent des Autors von vielen anderen Büchern des Genres unterscheidet. Ich empfehle ihn daher sehr gerne weiter und bewerte ihn mit den vollen fünf von fünf Sternen.

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