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Veröffentlicht am 18.09.2019

Es geht immer weiter...

Laufen
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Die Ich-Erzählerin in diesem Roman hat einen schweren Schicksals-schlag erlitten, sie hat den plötzlichen Verlust ihres Lebensgefährten zu verkraften. In ihrer Trauerbewältigung beschließt sie mit dem ...

Die Ich-Erzählerin in diesem Roman hat einen schweren Schicksals-schlag erlitten, sie hat den plötzlichen Verlust ihres Lebensgefährten zu verkraften. In ihrer Trauerbewältigung beschließt sie mit dem Laufen zu beginnen, ein Vorhaben, das viel Kraft und Durchhalte-vermögen erfordert. "Unterwegs" setzt sie sich mit ihrem bisherigen Leben und der anstehenden Zukunft auseinander und stößt dabei immer wieder auf eine Wand aus Selbstzweifeln und niemals endenden Vorwürfen. Wird sie wieder in ein geregeltes Leben finden können?

Die Autorin Isabel Bogdan hat für ihren letzten Roman "Der Pfau" viel Aufmerksamkeit und positive Resonanz erhalten. Dies ließ mich mit hohen Erwartungen in ihr neues Werk "Laufen" starten, die auch zu keiner Zeit enttäuscht wurden. In ihrem Buch verfolgt sie die Ich-Erzählerin und Hauptprotagonisten auf ihren Weg zurück in ihr eigens Leben. Der Tod ihres Lebensgefährten hat sie völlig aus der Bahn geworfen. Über das Laufen scheint sie sich anfangs selbst bestrafen zu wollen, da sie sich auch selbst eine Schuld an dem Tod eingesteht. Sie kämpft sich von Meilenstein zu Meilenstein und leidet zwischenzeitlich, da sie beim Laufen immer wieder ihre Leistungs-grenze testet. Aber es stellen sich übertragen gesehen auch Erfolge ein und so kommt sie nach und nach ihrem Ziel immer näher. Isabel Bogdan erzählt die Geschichte in einem sehr angenehm zu lesenden Schreibstil und arbeitet in einem ständigen Monolog der Haupt-protagonistin mit sich selbst. Das Laufen stellt dabei aus meiner Sicht ein passendes Szenario für das Buch dar, denn wer einmal gelaufen ist weiß, wieviel Gedanken einem dabei durch den Kopf gehen.

"Laufen" ist für mich ein sehr gelungener Roman, der aus dem Leben gegriffen ist und das Potential hat, Mut zu machen. Mich hat das Buch begeistert, so dass ich es gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Emotionaler Kriminalroman

Rüebliland
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Samanthas Welt gerät von einen auf den anderen Moment völlig aus den Fugen. Sie ist mit ihren Adoptiveltern zum Start in einen gemein-samen Urlaub verabredet und findet die beiden jeweils in einer Blut-lache ...

Samanthas Welt gerät von einen auf den anderen Moment völlig aus den Fugen. Sie ist mit ihren Adoptiveltern zum Start in einen gemein-samen Urlaub verabredet und findet die beiden jeweils in einer Blut-lache liegend tot auf. Der Schock sitzt tief und die Situation eskaliert weiter als eine fremde Frau mit ihr Kontakt aufnimmt und behauptet, sie könnte ihr Schwester sein. Samantha sucht nach den Unterlagen der Adoption, kann sie aber, obwohl ihr Vater in solchen Sachen sehr akribisch und zuverlässig war, nicht mehr finden. Gibt es ein Geheimnis hinter der damaligen Adoption? Hat dies gar zum Tod ihrer Adoptiveltern geführt? Samantha macht sich auf die Suche...

Ich habe bereits einige Bände aus der schweizerischen Krimi-Reihe aus dem Aargau der Autorin Ina Haller gelesen, und war bei jedem Buch erneut begeistert. Ich bin daher mit großen Erwartungen in die neue Reihe der Autorin gestartet und wurde auch durch die neuen Protagonisten nicht enttäuscht. In ihrer lebendigen und sehr flüssig zu lesenden Schreibweise erzählt Ina Haller die Geschichte um Samantha und ihrer geheimnisvollen Vergangenheit. Die Haupt-Protagonistin wird sehr interessant gezeichnet und kann schon nach wenigen Seiten Sympathiepunkte sammeln. Es macht Spaß, sie auf ihren Recherchen bezüglich der eigenen Herkunft zu begleiten und die Autorin versteht es, hierüber einen Spannungsbogen aufzubauen und diesen bis zu dem für mich überraschenden Finale auf einem hohen Niveau zu halten. Der Leser bekommt im Verlaufe des Buches immer wieder die Gelegenheit eigene Überlegungen bezüglich der Täterschaft und den Tathintergründen anzustellen, was den Lese-Spaß aus meiner Sicht zusätzlich steigert. Emotional berührend thematisiert Ina Haller die indische Sicht auf junge Mädchen und baut dies sehr geschickt in die Geschichte ein, ohne irgendwelche Klischees zu bedienen.

Für mich ist "Rüebliland" ein sehr gelungener Regionalkrimi mit authentisch geschilderten Lokalkolorit aus der Schweiz, der aber auch ein wenig über den Tellerrand hinausschaut und sich damit von den vielen anderen Regionalkrimis positiv abhebt. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Leider ein wenig enttäuschend

Otto
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Otto ist der Patriarch der Familie und als er geschwächt das Krankenhaus verlässt, gibt er seinen beiden Töchtern deutlich zu verstehen, dass sie nun für ihn da zu sein haben. Diese beugen sich ihrem Schicksal ...

Otto ist der Patriarch der Familie und als er geschwächt das Krankenhaus verlässt, gibt er seinen beiden Töchtern deutlich zu verstehen, dass sie nun für ihn da zu sein haben. Diese beugen sich ihrem Schicksal und leben nun fast ausschließlich um ihren nicht ganz einfachen Vater. So werden sie mit ihrer Vergangenheit und aktuellen Herausforderungen konfrontiert, die sie teilweise an die Belastungsgrenze führen.

Der Roman "Otto" von der Autorin Dana von Suffrin wurde als Hommage und zugleich Abrechnung mit einem Mann, in dessen jüdischer Biografie sämtliche Abgründe des 20. Jahrhunderts aufscheinen, angekündigt. Ich war sehr gespannt auf dieses Buch und war doch im Verlauf immer mehr verwirrt, was die Autorin mir hier mitteilen möchte. Aus meiner Sicht handelt es sich um eine Aneinanderreihung skurriler und meist belangloser Anekdoten aus dem Leben einer von Beginn an scheiternden Familie. Einen roten Faden oder einen tieferen Sinn suchte ich leider vergebens, so dass ich niemals mit der Geschichte und den aus meiner Sicht nicht wirklich interessant charakterisierten Protagonisten warm wurde. Das Buch plätscherte vor sich hin und ich war ehrlich gesagt froh, als es dann auch geschafft war. Einen Highlight liefert das Buch aber ab, und das ist der Schreibstil der Autorin, welcher mir ausgesprochen gut gefallen hat. Es ist eigentlich schade, dass der Inhalt diesem Erzähltalent nicht gerecht wird.

Der Roman "Otto" konnte mich insgesamt leider nicht überzeugen und es ist wirklich nur der Erzählkraft der Autorin zu verdanken, dass ich das Buch beendet habe und mit drei von fünf Sternen bewerte. Es bleibt zu hoffen, dass der Autorin mit ihrem nächsten Buch ein größerer Wurf gelingen wird.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Tolle Fortsetzung

Zimmer 19
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Voller Erwartungen blickt das Publikum bei der Eröffnung der Berlinale auf den ersten Filmbeitrag und wird geschockt von einem brutalen Snuff-Film. Das Opfer in diesem Film ist die Tochter des ...


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Voller Erwartungen blickt das Publikum bei der Eröffnung der Berlinale auf den ersten Filmbeitrag und wird geschockt von einem brutalen Snuff-Film. Das Opfer in diesem Film ist die Tochter des sich im Publikum befindlichen Bürgermeisters. Handelt es sich um eine Fiktion, oder wurde die junge Frau wirklich getötet? Tom Babylon beginnt mit den Ermittlungen und stößt schon beim Vater des vermeintlichen Opfers auf Widerstände. Verheimlicht der Bürger-meister Details aus seiner Vergangenheit, die die Rettung seiner Tochter behindert? Mit den Recherchen wird der Fall immer un-durchsichtiger...

"Zimmer 19" ist der zweite Band um den geradlinigen und sympathischen Ermittler Tom Babylon. Ich bin mit dem Buch als Quereinsteiger in die Reihe gestartet und hatte zu keiner Zeit Verständnisprobleme. Der Autor Marc Raabe erzählt die Geschichte in einem temporeichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der mich schnell in den Bann zog. Der Spannungsbogen wird gleich zu Beginn des Buches mit der spektakulären Szene bei der Eröffnung der Berinale aufgebaut und mit überraschenden Wendungen und spannenden Ermittlungen auf einem aus meiner Sicht sehr hohen Niveau gehalten. Auch die sehr interessant und lebendig charakteri-sierten Hauptprotagonisten tragen zum hohen Unterhaltungswert des Thrillers bei. Marc Raabe entwickelt im Verlauf des Buches eine sehr raffinierte und zugleich komplexe Geschichte, die dem Leser immer wieder die Möglichkeit gibt, eigene Theorien bezüglich Täterschaft und Tathintergründe anzustellen, und dann aber in dem fulminanten Finale doch noch zu überraschen weiß.

"Zimmer 19" ist für mich eine packender und völlig überzeugender Thriller, der sich gerade durch das erzählerische Geschick des Autors und den charismatischen Protagnisten zu einem echten Page-Turner entwickelte. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Ein sehr intensiver Roman

Die Einsamkeit der Seevögel
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Eine namenlose Wissenschaftlerin lässt ihr tägliches Leben hinter sich und begibt sich auf eine Expedition in die Einsamkeit des äußersten Gipfels Norwegens. Kurz vor dieser Reise hat sie ihren Mann und ...

Eine namenlose Wissenschaftlerin lässt ihr tägliches Leben hinter sich und begibt sich auf eine Expedition in die Einsamkeit des äußersten Gipfels Norwegens. Kurz vor dieser Reise hat sie ihren Mann und ihre Tochter verlassen, um mit ihrem Geliebten Jo eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Jo soll sie eigentlich begleiten, wird aber von seiner Verantwortung gegenüber seiner kleinen Tochter Marie zurückgehalten. So verbringt die Wissenschaftlerin ihre Zeit ganz alleine in der Natur und muss sich so ihren Gedanken und ihrer eigenen Person stellen...

"Die Einsamkeit der Seevögel" ist das erste Buch der in Norwegen sehr erfolgreichen Autorin Gohril Gabrielsen, welches in einer deutschen Übersetzung auf den Markt kommt. Sie hat sich in Skandinavien mit der Intensität ihrer Sprache einen Namen gemacht und konnte mit ihren bisherigen fünf Romanen viele Preise ge-winnen. Der Roman handelt in erster Linie von einer Person, die sich unfreiwillig in eine längere Einsamkeit begibt und dabei die Kraft der Natur spürt und sich selber in Frage stellt. Die Autorin spielt hier mit realem Geschehen und Fiktion und es bleibt unklar, was nun in welche Kategorie fällt. Auch das Ende wirkt zunächst unbequem und fordert den Leser auf, sich nochmals mit dem Inhalt auseinander zu setzen, um ein zufriedenstellendes Finale zu finden. Gerade dieser Umstand und die Sprachgewalt der Autorin, der es hervorragend gelingt die faszinierende Natur mit all ihrer Kraft dem Leser vor Augen zu führen, machen das Buch für mich zu einem besonderen.

Ich halte "Die Einsamkeit der Seevögel für lesenswert und empehle das Buch daher sehr gerne weiter. In einigen Passagen hätte ich mir ein wenig mehr Aufklärung gewünscht, so dass ich den Roman mit guten vier von fünf Sternen bewerte.